Donnerstag, 17. November 2022

Umzug: Iberty.de

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Mittwoch, 16. November 2022

22-11-16 RWX


Ich lese ja keine B.Z. Aber ich gehe an Menschen vorbei, die einander erzählen "Ich lese keine B.Z. Aber in einer Überschrift stand, dass es Freitag 20 Zentimeter Schnee geben soll!" 

Seltsam: nachdem ich mal einige Monate für die Technik des Axel-Springer-Verlags gearbeitet habe, denke ich beim Öffnen von Bild.de und bz-berlin.de nicht mehr "Wehe der Schundblätter!" sondern eher "Mal schauen was die Kollegen gerade so treiben." Bzw. "Kolleg:innen", denn intern wird bei Axel Springer gegendert. Rein rational bin ich weiterhin der Meinung, dass die Welt ohne diese Blätter eine bessere wäre. Aber das emotionale Feuer in diese Richtung verschwand komplett.

Im Kranbau herrscht Jahresendrallye. Gestern verschwand der gefallene Kran von Südkreuz, bereits heute wurde in Gänze sein Nachfolger aufgebaut. Dabei konnten wir sehen, wie sich der Kranfall wohl ereignet hatte.




Die Situation ähnlich wie auf dem Foto. Der Ausleger hängt nahe der Kranbasis an zwei Seilen. Diese ziehen ihn empor. Die Hebelkräfte müssen gewaltig sein. Und Rumms, da lag er. Der Zeitdruck allerdings muss auch gewaltig sein. Innerhalb einer Woche einen defekten Kran demontieren, einen neuen Kran auftreiben und aufbauen, erscheint mir im Jahre 2022 auf deutschen Baustellen nicht alltäglich.

Frittierte Pute lässt mir keine Ruhe. Ich entdeckte, dass die erste überlieferte Erwähnung der frittierten Pute aus der The Times-Picayune (der Tageszeitung in New Orleans) stammte. Autorin des 1984 erschienenen Artikels war Dale Curry. Ich dachte, den Namen kenne ich, und schaute im Bücherregal. Siehe da:





Heute überlegte ich drei Minuten lang, ob amerikanische Bettwäsche ein Weihnachtsgeschenk wert wäre. Bis ich ernsthafter über amerikanische und deutsche Bettmaße nachdachte. Ich verwarf den Gedanken so gründlich wie er schnell gekommen war. 

Kollateralleiden: seitdem die Heizung wieder funktioniert, wir wieder 18 Grad in der Küche haben, ist mir zu warm für die Zopfmusterstrickjacke. Dabei hatten wir uns so gut angefreundet. Naja, morgen sitze ich alleine im mobilen Arbeiten. Morgen kann ich die Temperatur auf 12 Grad herunterregeln und mich in die Strickjacke kuscheln.

Dienstag, 15. November 2022

22-11-15 Überprüfen Ihres Lobverlaufs

Sport soll Menschen mit Menschen verbinden, verbindet aber auch Menschen mit Geographie. 

Heutiges Mittagessen mit Kollegen: Ich: Ich kenne die meisten Berliner Außenbezirke daher, dass ich dort einmal Schwimmen war. Kollege: Ich kenne die ganzen Außenbezirke nur, weil ich in meiner Jugend Basketball spielte und dort Auswärtsspiele hatte. 

Ich sehe die Abschlussarbeit vor mir "Das Auswärtsspiel als Einflussfaktor der Stadterkundung (+3 bis 5 Adjektive, die gerade aktuelle Forschungsansätze würdigen)". Ich sehe vor mir einen netten Geographen der mit lauter Jugendmannschaften durch verschiedenste Turnhallen pendelt, die Jugendlichen fragt, was sie von der Gegend mitbekommen.

Der Südkreuz-Kran wurde heute in kleinen Teilen abtransportiert. Soweit es sich rekonstruieren ließ, ergab sich der Kranfall beim Aufbau des Krans; vermutlich als der Ausleger nach oben gezogen werden sollte, um am Hauptkran befestigt zu werden. Der Aufbau fand überhastet statt. Der Abbau wird um so sorgfältiger durchgeführt. Es gibt tagelanges Fensterfernsehprogramm. 

Dieses Jahr ist mir nach Thanksgiving. Ich durchforste bereits Rezepte für Cranberry-Jelly, Grits and Gravy und überlege, ob eine komplette Pute wohl auf einen Grill passt.

Zur Inspiration las ich Turkey in a T-Shirt, and Other Thanksgiving Gimmicks We’ve Tried. Es behandelt das Truthahn-T-Shirt (popularisiert durch Martha Stewart, Käsetuch oder weißes T-Shirt in Butter oder Wein einlegen und beim Backen um den Truthahn wickeln), die Turkey-Talk-Line - eine Telefonnummer, die verzweifelten Köchen sofort Rat gibt, einen Social-Media-Trend von 2018 als frisch ausgezogene Erwachsene ihre Eltern fragten wie lange der Truthahn in die Mikrowelle muss. Und so on. 

Erstaunlich, dass die beiden Gimmicks, die mich reizen, für die mir aber seit Jahren die Verwegenheit fehlt, beide aus dem Cajun-Louisiana-Einfluss stammen. Frittierte Pute (also in Gänze in einen ausreichend großen Topf mit siedendem Öl getaucht, feuerfeste Umgebung empfehlenswert) und Turducken, also TURkey-DUCK-chickEN; ein Huhn in einer Ente in einer Pute.

Heute kochte Madame. 

Frittierte Pute. Bild: Thanksgiving Turkey 2017 von: Christina Telep Lizenz:  Creative Commons Attribution 3.0 Unported 

Tröt, also das Netzwerk Mastodon, nennt das veröffentlichen eines Statements nicht mehr "Tröt", sondern "Veröffentlichen." Ich will nicht sagen, dass das nun Mainstream-Langeweile bedeutet, sofort werbende Unternehmen das Netzwerk überfluten werden, werbende Seelenverkäufer nach Anhängern suchen, und ich-Brand-Bildende nach einer Identität suchen werden. Aber es ist ein Schritt dorthin. Und damit ein Schritt von mir zum schon-wieder-Verlassen des Netzwerks.

Microsoft-Prosa ist die schönste Prosa. Im englischen Original heißt der Satz "Review your praise history."

Montag, 14. November 2022

22-11-14 Kran-Kran (und andere Kräne)

Für den gefallenen Kran vom Südkreuz traf Rettung ein. Ein weiterer Kran, der sich heute den Tag über daran machte, den ersten Kran zu retten. Ein Kran-Kran oder vielleicht auch ein Meta-Kran. Aber bisher ohne großen Erfolg. Der niedergefallene Ausleger wurde zersägt und abtransportiert. Trotz vielerlei Kranereien steht der schiefe Restkran noch genauso schief auf der Baustelle wie letzte Woche auch schon. 

Auf unserem Wohnungshinterhof tauchte ein anderer Kran auf und transportierte Dachbalken auf das Dach gegenüber. Sollte die Baustelle dort ihr aktuelles halsbrecherisches Tempo doch noch vor dem Winter fortsetzen?

Überraschend aber nicht unwillkommen standen heute Morgen Heizungsmonteur und Azubi vor unserer Wohnungstür. Sie trennten den maroden Küchenheizkörper vom Netz. Gastherme und Restheizkörper laufen wieder. Ich sitze hier im T-Shirt bei 19 Grad und denke "boah, ist das heiß". Leider haben wir nun einen tonnenschweren funktionslosen Küchenheizkörper. Der Gesichtsausdruck des Monteurs als wir bestätigten "4. Stock. Altbau. Kein Fahrstuhl", sprach ein deutliches "Hat wer einen Kran?"

Nachzutragen vom Wochenende. Kristof Schreuf ist gestorben. 

Als Mensch-der-in-den-Neunziger-über-Indie-Musik-schrieb, hatte ich zahlreiche Berührungspunkte mit der Hamburger Schule. Es war kompliziert. 

"Kolossale Jugend", Schreufs erste Band und quasi die Mutter aller Hamburger-Schule-Band war mir immer zu weit weg: zeitlich, stilistisch, lebensweltlich. Tocotronic, Blumfeld et al fühlten sich an wie David Garrett, Kolossale Jugend wie Mauricio Kagel. Kolossale Jugend: Immer bewundert, selten gehört.

Dann aber veröffentliche Schreuf doch noch einen Einsame-Insel-Song für mich. "Laufe blau" erschien von der Nachfolgeband "Brüllen." Wie Brüllen durch das ganze Geschepper einen wunderbar leichten Popsong webten, ist große Kunst. Der Satz "Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarettenfabrik" habe ich damals gern und oft zitiert.  

Wem Schreuf nichts sagt, dem empfehle ich den taz-Nachruf: Der Text war seine Party.



Sonntag, 13. November 2022

22-11-13 Die Nebelgrillen zirpen nicht

Nachzutragen habe ich, dass Madame gestern bei Edeka Knollenselleriegate provozierte. Es konnte nur mit Hilfe zweier Verkäuferinnen (davon eine in Zivil) sowie der Person mit dem Stornoschlüssel und dem Preisschild geklärt werden. Es ergab einen Sieg für Madame auf ganzer Linie.

Das Nebelgrillen fiel aus. Zwar schob sich der Nebel gestern Abend vor den Sonnenuntergang, hing Nachts zwischen den Bäumen als würde er in einem Edgar-Wallace-Film mitspielen, aber heute Morgen: Nichts. Nebel weg.

Der graue Tag steigerte sich nun strahlenden Sonnenschein, so dass das Gulasch im Rahmen eines Dutch-Oven-Sonnengrillens zubereitet wurde.

Es gibt immerhin Hoffnung für die Wohnungstemperatur, in der die Heizung weiterhin nicht funktioniert. Wir werden heute Abend dementsprechend spät nach Berlin zurückkehren. Denn im Brandenburger Bungalow steht der holzbetriebene Eichhörnchenofen.

Beim Morgenspaziergang liefen wir an einem Feld mit Herbstraps (=Senf) vorbei, ebenso wie an Hochbeinschafen (=Kraniche, die sehen aus der Entfernung im Stand so aus wie hochgelegte Schafe), wie auch an Flachkranichen (=Schafe). 

Ich verfluchte das Autorenkollektiv meines Java-Skriptes das auch nach dreimaligem Kontrolllesen einfach verworren schreibt - was nicht hilft, wenn man gerade dabei ist, abstrakte Begriffe zu erklären. Womit die Wirtschaftswissenschaftler sich im Skript-Schreiben als sehr viel kompetenter denn die Informatiker erweisen.

Im Podcast lief nebenbei (also beim Kochen, Essen und so): „Alles gesagt“ mit Virologin Melanie Brinkmann.

Beim Lesen deja vu: Ich bin bei „Putins People“ an der Stelle an der Putin gerade 1999 Ministrpräsident geworden ist. Das Regime ist korrupt, das Land ging gerade durch mehrere Wirtschaftskrisen, der Tschetschenienkrieg läuft desaströs. Putin hat das Image eines grauen Appoaratschiks mit kaum messbaren Beliebtheitswerten. Die politische Karriere scheint beendet bevor die richtig begann.  Da explodieren einige Wohnhäuser in Moskau, es folgen wochenlange Luftangriffe, die die Großstadt Grosny zerstören. Putin ist ein Held.

Das liest sich so sehr nach genau denselben Drehbuch wie Luft-und Drohnenangriffe auf Kiew vor ein paar Wochen. Es ist unheimlich. Nur dass die Ukraine im Gegensatz zu tschetschenischen Separatisten über eine funktionierende Luftabwehr verfügt.

Und jetzt Google ich nach vernünftigen Erklärungen zu Java-Klassen und deren Deklaration.

Samstag, 12. November 2022

22-11-12 Viva Las Vegas

„Nebelgrillen? Ist das wie mit den Nebelkrähen? Kommen die auch nur östlich der Elbe vor?“ Am Wochenende scherzt Madame. Dabei hatte ich nur vollkommen sachlich erklärt, dass wir nur Sachen für das Grillen im Nebel in den Garten mitgenommen hatten (Gulasch für den Dutch Oven) und ich deshalb jetzt unmöglich in der Sonne grillen könnte.

Nach dem gestrigen Doppelfeature mit Neu-Berliner F und immer-noch-Münchner R aus Trattoria a muntagnole und Brombeerwein im Leydicke ließen wir es ruhig angehen und fuhren in den Garten. Gestriges Trattoria-Highlight war die Caponata. Einen netten Touch Italianità brachte die Organisationsgruppe des italienischen Filmfestivals am Nachbartisch.

Die Kraniche fliegen wieder zu Hunderten über den Bungalow. Die Violina-Rose blüht prächtig und die Mischung aus Sonnenuntergang und aufziehendem Nebel schlug jede Postkarte.

Danach Postkartenidylle mit brennendem Ofen, Sessel,Buch („Putins People“), Zeitung (FAS) und Podcast („Bis alles gesagt ist“ mit Marina Weisband).

Während ich diese Zeilen schreibe wird die US-Wahl durch die Briefwahlstimmen aus Las Vegas entschieden. Das finde ich poetisch schön.


Freitag, 11. November 2022

22-11-11 public static void()

Prinz Elon Musk küsste den verwunschenen blauen Vogel und verwandelte sich in Liz Truss. Die Explosion eines Unternehmens, das vor drei Wochen noch 44 Millarden Dollar wert gewesen sein soll, ist selbst für das Jahr 2022 spektakulär.

Wer Autounfälle faszinierend findet, für den ist hier der nicht-Paywall-Link zum New-York-Times-Artikel Two Weeks of Chaos: Inside Elon Musk’s Takeover of Twitter. Es fehlt allerdings der aktuelle Lieblingssatz der Zeitung: "Twitter, das gerade einen Großteil seiner Unternehmenskommunikation aufgelöst hat, hat auf unsere Anfragen nicht reagiert." Dafür steht die Anekdote im Artikel wie die Buchhaltung überprüfen musste, ob die Angestellten echte Menschen und keine Bots sind. 



Mir gefällt "die Twitter-Alternative", dieses Tröt, zur Zeit sehr gut. Aber ich glaube, die Nicht-Nerds werden kommen und es auf die Dauer nach ihren Vorstellungen umbauen. Es wird nur eine temporäre Bekanntschaft zwischen mir und Tröt werden. 

Finanzimperien fallen links und rechts  wie Kräne am Südkreuz. 

Der Restkran am Südkreuz steht noch. Wir fragen, uns schon, ob die Bauarbeiter noch arbeiten. Schon zwei Tage ohne Erdbeben. 

Hier im Haus arbeiten die Bauarbeiter noch. Im Treppenhaus tauchte eine Schubkarre auf. Das Hinterhaus hat die Zahl der Flutlichter auf dem Dach erhöht.

Weiterhin allerdings kein Heizungsbauer in Sicht. Gut, dass wir warm eingepackt sind. Nach der Strickjacke haben ich und der betriebsärztliche Augenservice im Rahmen der Untersuchung Bildschirmarbeitsplatz beschlossen, mein Accessoire-Game zu uppen - ich bedarf einer Lesebrille; die sich natürlich ungemein gut mit der Zopfmusterstrickjacke ergänzen wird.

Noch unbelesebrillt hangelte ich mich durch die Fernuni-Einsendeaufgaben "Java für Anfänger", die zu Montag abgabepflichtig sind. Ich habe an der Fernuni noch keine Aufgaben mit derart miserable Ausbeute abgegeben. Aber zum Glück reicht hier 1 von 100 Punkten. Das ist mehr eine "denkt noch an den Kurs"-Kontrolle als eine Wissenskontrolle.

Gestern ein ebenso erfreuliches wie überraschendes Telefonat mit der Vergangenheit über Pentabyte. 

Heute wird kommen: Trattoria a muntagnola. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ein Menu Muntagnola bestellt werden.



Donnerstag, 10. November 2022

22-11-10 Bit Penguin

Das Büro steht noch, so wurde mir aus vertrauenswürdiger Quelle versichert. Ich blieb zu Hause, Ich empfing ein Paket mit Unterhosen, gute Nachrichten von der Fernuni und den internen Newsletter, der einem Herzensprojekt von mir in den letzten Wochen einen kleinen Artikel widmet.

Das Büro steht noch ebenso wie der schiefe Kranstumpf daneben. Außerdem: wenn der Kran fällt, dann vermutlich eher auf die Abteilung Finanzen als auf die IT; ich kann morgen wieder zurück an den Sachsendamm.

Der Schock, dass gestern Nachmittag 15 Meter neben mir ein tonnenschwerer Kranausleger auf die Erde stürzte, sitzt immer noch. Auch mit einem Tag Abstand, krass dass anscheinend wirklich niemand etwas passiert. Wahrscheinlich aber stürzte der Kran, als die Welt sich wieder etwas mehr in die normale Umlaufbahn zurückruckelte.

An einem Tag 

- platzt eine weitere große Krypto-Währungsblase. Die zweitgrößte Handelsbörse für Kryptowährungen FTX, implodiert, offensichtlich unter tatkräftiger Mitwirkung der größten Handelsbörse. 

- zieht Russland sich tatsächlich aus Cherson zurück, gesteht also mindestens intern ein wie sinn- und erfolglos der Angriffskrieg ist. 

- hat "Team Crazy" bei den US-Midterms schlecht und vor allem ohne Vorwärtsperspektive abgeschnitten. 

Die Welt am Abend des 9. Novembers 2022 war ein Stück weit mehr meine Welt als die am Abend des 8. Novembers 2022.

Natürlich sind die USA trotzdem politisch ganz anders als Deutschland. Und alleine der Versuch, das ganze anhand deutscher Verhältnisse zu erklären, ist, wie zu sagen: "Der Grand Canyon ist wie die Loreley, nur größer und trockener." 

Vor allem sind die USA vielfältiger. Auch politisch. Ein Ausdruck dessen entdeckte ich heute im New York Magazine. Dort gibt es seit Jahren einen Abschnitt "Lookbook" - Moderedakteure gehen zu einer Veranstaltung und fotografieren Streetstyle. Jetzt waren sie: 

At a Democratic Socialist Convention. 

Und mein:e Lieblingsdemokratische:r Sozialist:in in New York: "Bit Penguin, Electronics modifier, Bensonhurst."

Das New York Magazine war heute sowieso gut für Überraschungen:

Screenshot des New York Magazins mit Aufmacher "Mathias Döpfner, Part Murdoch, Part Musk"


Ein ausufernd ausführliches Porträt des Axel-Springer-Chefs und Politico-Inhabers Mathias Döpfner aus ungewohnter US-amerikanisch-großstädtischer-progressiv-zentristischer Perspektive.

Dem Porträt entnahm ich, dass Döpfer seinem Buddy Musk zuredete, Twitter zu kaufen. Und seitdem glaube ich, dass das ganze Twitter-Debakel nur eine von VW über Döpfner eingefädelte Intrige ist, um Tesla zu schwächen.

Auf Tröt las ich auch Interessantes. Aber dazu später mehr. Noch bin ich zu sehr damit beschäftigt Pumpkin Pie zu backen und auf Vermieter und/oder Heizungsfirma zu warten. Nachdem der Home-Office-Tag dazu verleitete, die Heizung anzustellen, quittierte die Gastherme unter lautem Getöse innerhalb von 20 Sekunden den Dienst. 

Aktuell 17 Grad. Aber ich bin ja seit gestern wohlgewärmter Zopfmusterstrickjackenträger.

Mittwoch, 9. November 2022

22-11-09 Kranfall zu Südkreuz

Action! Sie hält an die Aktion um mich herum. Nachdem ich schon auf dem Treppenhaus einen Trupp Bauarbeiter:innen traf (Wohnung, zweiter Stock, kein Bezug zum Hinterhaus) und dann beim Regenradeln einen Trupp Jogger, der aussah als wäre er Polizei in Ausbildung, hielt der Rest des Tages sein hohes Tempo durch.

Immerhin, einige Sachen scheinen vollendet zu werden.  Ich konnte mich guten Gewissens am Abend in die neue Strickjacke mit Zopfmuster schmiegen konnte. Über Jahrzehnte hätte ich ja Strickjacken mit Zopfmuster als Rentnerkleidung abgelehnt. Aber alleine, dass ich etwas Jahrzehnte lang machen konnte, zeigt, dass ich im Strick-Zopfmuster-Alter angekommen bin.  

Vorher war aber noch der Action-Moment des Tages. Bei dem wir Glück hatten, dass es keine Toten gab. Ein Kran auf der Baustelle neben dem Büro ist abgebrochen. Der Ausleger fiel zu Boden. Soweit wir erahnen können, war es so ein Mobil-Kran-auf-LKW. Das komplette Gebäude bebte. Der abgestürzte Kran-Teil fiel zum Glück auf leeren Grund. Mit etwas Pech hätte es auch das Dach über uns sein können. Soweit wir sehen konnten war niemand verletzt. Nichts außer dem Kran war kaputt. Wie man aus dem Südteil des Büros sehen kann, steht der Fuß des Krans reichlich schief. Gut, dass ich morgen sowieso von zu Hause arbeiten wollte.



Madame bestellte eine Waschmaschine. 

Heute fand eine US-Wahl statt, die im Wesentlichen sagt "Alles bleibt wie es ist." und auch "dieses 'wie es ist' ist echt kompliziert."

Heute hat Russland angekündigt sich aus Cherson zurückzuziehen, wobei Skepsis angebracht ist, ob es wirklich passiert. 

Ist Jubiläum der Deutschen Revolution (104 Jahre), der Pogromnacht (84 Jahre) und des Mauerfalls (33 Jahre).  

So viel Politik auf einmal kann ich textlich nicht verarbeiten. Als Zopfmusterstrickjackenträger fühle ich mich auch nicht mehr verpflichtet, es zu versuchen. 

Dienstag, 8. November 2022

22-11-08 KM468

Und Action! Spärlich sind die Tage an denen ich noch vor 7 Uhr morgens und vor dem ersten Kaffee bereits die halbe Küche fege - und die halbe Küche staubsauge; die Modellnummer unserer Kaffeemaschine herausfinde, die Zweitkaffeemaschine lokalisiere - und dann auch noch gleich eine Ersatzkanne für das gesprungene Kanne der KM468 bestelle. Und dann Kaffee.

Der Tag behielt diesen Modus bei - die Ereignisse wurden an sich erfreulicher, aber dieses Überraschungsmoment mit neuen Arbeitspaketen blieb erhalten. Wobei es nicht half, dass ich die Existenz eines vormittäglichen Drei-Stunden-Meetings komplett vergessen hatte. Dessen Auftauchen verbesserte den Rest der Tagesplanung nicht. 

Madame testete derweil experimentell, wie viele Oerstedt eine Gurke hat. Das Ergebnis liegt bei nahe Null. Wenn Madame nicht gerade gurkenforscht, lässt sie klarstellen: Keineswegs fuhr sie gestern nach Charlottenburg, um ein Fahrrad aufzupumpen. Sie fuhr zwar nach Charlottenburg - aber keinerlei Fahrräder wurden in ihrer Gegenwart aufgepumpt. Weder in Charlottenburg noch anderswo. 

Die nachmittägliche Dunkelheit erlaubt neue Einblicke. Entgegen meiner Thesen scheinen in der neuen Vattenfall-Deutschland-Zentrale am Bahnhof Berlin-Südkreuz doch Menschen zu arbeiten. Durch die erleuchteten Fenster kann man Veranstaltungen sehen, in denen gut gekleidete Personen Folien an eine Leinwand projizieren und andere zusehen. 

Näher am zu Hause, macht die Hinterhaus-Dach-Baustelle ungeahnte Fortschritte. In der Dunkelheit, mit Baustellen-Flutlichtern, sieht sie beeindruckend aus. Die Frage, ob es sinnvoll ist, ausgerechnet Mitte November Dachbalken und Dach komplett zu entfernen, möchte ich nicht stellen. Die Herren von der Baustelle sollen das Dach über unseren Köpfen bearbeiten wenn sie im Hinterhaus fertig sind. Bis dahin möchte ich an die Kompetenz der Bauarbeiter glauben.

Das Küchenthermometer bleibt bei 16 Grad morgens und abends. Für Euch getestet: Bei strahlendem Sonnenschein lässt sich ein Besprechungsraum mit großen Süd- und Ostfenstern auch ganz ohne energetische Nachhilfe auf 29 Grad bringen. Ich empfehle ihn aktuell Kolleg*innen als büroeigene Wärmestube. Zumal er Unterhaltungswert bietet. Durch seine Fenster lässt sich gelegentlich ein vorbeirauschender Staatsbesuch bewundern. 



(Die Strecke ist eine mögliche Strecke vom Flughafen zum Bundesministerium der Verteidigung. Die Zusammensetzung der Kolonne aus vielen Limousinen und wenigen Kleinbussen spricht für wichtigen Einzelbesuch. Es ist mir bisher noch nicht gelungen, er ergründen wer in dieser Fahrzeugkolonne saß)

Montag, 7. November 2022

22-11-07 Wie riecht Deutschland?

Madame fuhr nach Charlottenburg und ließ Fahrradreifen aufpumpen.

Das Küchenthermometer zeigte heute Morgen 15 Grad, ist aktuell bei 16 Grad. Noch ist das gut aushaltbar. Aber trotz des wärmsten Novembers aller bisherigen Zeiten, ist der Zeitpunkt absehbar, an dem wir die Heizung anschalten werden. (mit kurzem Gedanken an die Menschen weiter östlich in den beschädigten Häusern ohne funktionierende Heizung).

Nachdem sich ein komplettes journalistisches Genre namens "Energiespartipps" bildet, zitierte Madame einen besseren Artikel zum Thema aus dem Guardian. Quintessenz: Heat the Human, not the room. Und seitdem kennt mein Google schöne neue Wörter wie Indoormütze und Schlafmütze. Es freut auch meinen inneren Haushälter, der deutsche-Michel-Mützen als "Investition" verbucht, Heizgas hingegen als "Konsum".

Nebenan in der New York Times fand sich eine Anpreisung für die kürzlich verstorbene Julie Powell - frühe Foodbloggerin, mit dem Projekt alle Rezepte eine Julia-Child-Kochbuchs nachzukochen. Es führte zu einem Blog, einem Buch, Ruhm und einer Fernsehserie "Julie & Julia". 


Nachdem Madame aus Charlottenburg zurückkam, beschloss sie, dass Miesmuscheln nicht so sehr fein sind, sondern auch vergleichsweise nachhaltig. Man muss immerhin nicht das halbe Meer zerstören, um sie zu finden. Da sie von Natur aus in dicht besiedelten Kolonien leben, ist der Anbau auch unkompliziert und Antibiotika-frei. Außerdem konnten wir so schon für das Weihnachtsmenü üben.



Ich brachte vom Istanbul-Supermarket ein Büschel Petersilie mit. Und entdeckte an der Kasse WM-Duftbäume: Deutschland, Polen, Brasilien, Argentinien.. Fast hätte ich die 1,98€ alleine aus Neugier investiert. Dann aber fiel mir ein, dass die normale Insassenzahl unseres Autos >1 beträgt und dieses Experiment vielleicht nicht auf Gegenliebe fällt.

Nun aber sitze ich zu Hause und grüble "Wie riecht wohl Deutschland? Wie Polen?"

Sonntag, 6. November 2022

22-11-06 Zwerchfell mit Schuhbeck

Einige von Euch werden es mitbekommen haben. "Starkoch" Alfons Schuhbeck hat Steuer- und Justizprobleme. Das ist ein Thema für die einschlägige Presse, sendet Schockwellen durch die kulinarische Landschaft ebenso wie durch die Münchner Szene. Damit kann ich leben: was mich allerdings trifft, ist dass im Rahmen der Schuhbeckschen Geschäftsprobleme seine Gewürze zunehmend schwer zu bekommen sind. m

Mein hilft-beim-Grillen-bei-Alles-Gewürz die "Lamm Gewürzzubereitung zum Braten und Grillen" war zwischenzeitlich aus. Nur dank des Geburtstags bin ich wieder versorgt. Und konnte diese Zubereitung gleich bei einem Skirt Steak einsetzen. (Siehe Blogpost nebenan)

Rückblickend würde ich sagen, das Skirt Steak, aka Kronfleisch ist derart aromatisch, dass es keinerlei zusätzlicher Gewürze bedarf. Meine Güte.

Während ich so grillte, flogen die Kranichschwärme über das Haus, die ich schon weiter auf der Route gen Afrika vermutet hatte. Die Sonne schien stark genug, um uns auch Anfang November auf die Terrasse mit sich auf einen strahlen grünen Garten zu locken. Nebenbei bestaunte ich die Strauchrosen, die sich seit dem Frühjahrsrückschnitte von kniehoch hin zu drei Metern emporgeschossen hatten.

Dazu gelesen. Weiterhin "Putins People" (auf deutsch Putins Netz) - eindrucksvoll. Es ist eine Sache abstrakt zu wissen, dass es nach 1990 zu wilden Geldverschiebeaktionen und Machtübernahmen mit der Mafia, dem KGB und der Ex-KPdSU gekommen ist. Es ist etwas ganz anderes, davon detailliert mit Namen, genauem Vorgehen und Zusammenhängen zu lesen. Und zu lesen, wie Russland wurde was es ist.

Matthias Warning. Ex-Stasi-Offizier, Putin-Vertrauter und Nordstream-Lobbyist. Bild: Управляющий директор компании Nord Stream AG Маттиас Варниг von Пресс - служба Президента Российской Федерации Lizenz: Diese Datei stammt von der Webseite des russischen Präsidenten und ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0-Lizenz. Kurz gesagt: Du darfst die Datei vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Bearbeitungen davon anfertigen, solange du www.kremlin.ru als Urheber nennst

Passend dazu, hat der Focus - ausgerechnet der Focus - eine Zusammenarbeit mit dem Economist gestartet. Was mir erlaubt, einen Economist-Artikel auf Deutsch ohne Paywall zu verlinken:  Beitrag unseres Partnerportals „Economist“Russlands Elite erwägt eine Zukunft ohne Putin . 

Während das Institute for the Study of War schon seit Wochen detailfreudig darstellt wie Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sich als neuer starker Mann zu präsentieren versucht, widmet sich der Economist den traditionellen Apparatschiks. Fazit: 

Die Elite [wird] in den nächsten Wochen und Monaten realisieren wird, dass es an ihr liegt, das Regime zu retten - vielleicht sogar ihr eigenes Leben. Bisher hätten die Mitglieder stets auf Putins Fähigkeit zum Erhalt des Regimes (und damit auch ihrer selbst) vertraut.

Mittlerweile würde Ihnen das Vertrauen in Putin fehlen, noch aus der Situation herauszukommen. 

Es gibt also drei Gruppen: Putin, dem eine überzeugend militärische Option fehlt, der auf Durchhalten setzt. Der darauf setzt, dass Kälte, Stromnot und innere Streitigkeiten Ukraine und westliche Partner destabilisieren. Seine Hoffnung ist, dass ihm die Ukraine zum Höhepunkt des Winters hin auf dem Silbertablett serviert wird.

Prigoschin/Kadyrow, die auf Eskalation setzen. Zumindest nach außen. 

Und die Apparatschicks, die das Thema gerne ganz los wären - aber nicht wissen wie und schon gar nicht, wie sie es loswerden ohne als Vaterlandsverräter dazustehen oder aus einem Fenster zu fallen.  

Samstag, 5. November 2022

22-11-05 WMDEDGT

Sieben Uhr. Wir wachen langsam auf und Madame bittet um Anschaltung des Radios. Bis ich mich zum Radio gedreht habe, hat im Deutschlandfunk die Presseschau mit den Kommentaren der Tagespresse begonnen. Ein journalistisches Genre, das mit bis heute erstaunt. "Die Nord-Olper Rundschau findet, dass die iranische Führung.." Warum? Für wen hat eine Relevanz, was die Nord-Olper Rundschau dem iranischen Regime empfehlen würde? Das Regime selber? Gibt es Menschen, denen der Kommentar der Rundschau noch ein Leuchtturm im wilden Wogen des politischen Meinungswesens ist? 

Über diesen Gedanken döse ich davon- Es ist Samstag, wir können dösend und internetlesend bis neun mit Kaffee im Bett bleiben. Gegen Neun treiben bis uns Frühstückshunger und ein vages Gefühl, dass es im Leben noch Anderes geben muss als Dösen-mit-Kaffe, aus dem Bett. Es folgt Frühstück mit Madames weltbestem Sauerteigbrot und diversen Aufschnitten. Der Deutschlandfunk ist inzwischen zum Wochenendjournal mit einem Bericht zur Rammstein Airbase fortgeschritten.

Die Mischung aus Das-doch-nicht-Weihnachtshotel-hat-endlich-die-Anzahlung-zurücküberwiesen und einer versuchenden auf-heute-begrenzt-Aktions-Werbemail eines Anziehzachen-Internetladens verleidet mich zum shoppen. Sie nennen es "Loungewear", ich sage dazu "IT-Fachkleidung."

Da es uns gestern zu kalt und dunkel war, um noch zum Bungalow zu fahren, packen wir langsam. Das Küchenthermometer zeigt 16 Grad, fühlt sich wach und ausgeschlafen wärmer an als die 17 Grad vom Abend vorher. Wir packen ein paar Nahrungsmittel, Unterwäsche und Bücher ein und machen uns auf Richtung Verlorenort.

Ich bitte Madame, ihren Laptop einzupacken. Mein Desktop-PC ist nicht transportabel und mein Laptop so malad, dass er auf Dauerstrom angewiesen ist. Denn heute ist der 5., der Tag von Was-machst-Du-eigentlich den ganzen Tag (WMDEDGT). Und mehr als drei Absätze kann ich auf dem Handy nicht bloggen. I need a Keyboard.

Der neu Lambda-besonnte Subaru fährt besser als seit Wochen. Fast hätte ich die Fahrt sich deutlich verzögert. Eine junge Frau mit Wolfsburger Kennzeichen ist verwirrt durch das Autobahndreieck Berlin-Funkturm. Das kann ich total verstehen. Nicht verstehen kann ich die Fast-Vollbremsung auf dem Mittelstreifen einer dicht befahrenen Stadtautobahn und das plötzlich nach-Rechts-Ziehen über zwei Spuren hinweg im Schritttempo auf die Ausfahrt. Zum Glück finden ich und alle Autofahrer*innen der näheren Umgebung rechtzeitig die Bremse, alle Autos und Insassen bleiben heil. 

Dazu läuft das Deutschlandfunk-Europa-Journal zum "Alltag im Kosovo." Madame liest im weiteren Verlauf der Fahrt vom Beifahrersitz aus die besten Stellen aus dem Guardian vor.

Bei der Ankunft gegen 12 begrüßt uns bereits ein Trupp Kraniche, der auf dem Acker neben der Ortseinfahrt steht. Es scheint die Sonne. Die neu errichtete Bank leuchtet einladend vor dem Haus, nach einer kurzen Gartenrunde lasse ich mich auf der Bank nieder und lese mich durch das Internet. 

Empfehlenswert zum Beispiel der Blog-Reisebericht "Mit Familie im Zug von Turku nach Venedig" in bisher fünf Teilen oder der Read-like-the-Wind-Newsletter der New York Times. Viel mehr Zeitungen und Feuilletons könnten doch auch mal Bücher besprechen, die nicht in den letzten drei Monaten erschienen sind. Madame liest derweil die aus Berlin mitgebrachte Print-Sonntags-FAZ.

Im Hinterkopf arbeitet die durch die Gartenrunde aufgeworfene Frage "Wenn die Wildrose neben der Mirabelle zu groß wird - wohin dann mit ihr?" Aber bisher ohne Antwort. 



Während wir sitzen, lebt das pralle Leben um uns herum. Auf des Nachbarshausdach setzt sich ein Reiher. Eine Vierergruppe Kraniche lässt sich von warmer Luft in Kreisbewegungen über uns nach oben treiben. Auf dem großen Wühlmaushügel vor uns landet eine Libelle. Admirale flattern ums uns herum. Am Ende lässt sich eine herbstermattete Hippiewespe (aka Gallische Feldwespe) auf meinem Arm nieder. 

Gartenbankblick

Der Kaptain schickt eine Signal-Nachricht vom Energiekostendrama. Immerhin: für den September-Strom gibt es eine ganz brauchbare Rückerstattung.

Es kommen die Nachbarn T und N vorbei. Sie sind auf dem zum Angeln und fragen ob wir heute Abend frisch geangelte Forellen haben möchten - aber hallo. Das Abendessen ist gesichert.

Gegen 14.30h ist die Sonne soweit um das Haus gezogen, dass die Bank im Schatten liegt. Die 11 Grad Außentemperatur sind doch etwas frisch zum Sitzen und wir ziehen auf die sonnenbeschienene Terrasse um. Irgendwann packt mich schlechtes Gewissen, dass ich ja nicht den ganzen Tag sitzen und lesen kann. Ich packe die Fernuni-Unterlagen aus und verlege mich aufs Sitzen und lernen.

Es geht: Zins, Zineszins, effektiver Jahreszins, Investitionskostenrechnung et cetera. Wir fragen uns, warum das kein Schulstoff ist. Mathematisch ist das im Vergleich zum Abistoff nun wahrlich kein Hexenwerk - und es hat im Gegensatz zu sich schneidenden Ebenen im dreidimensionalen Raum praktische Relevanz für fast Jeden.  



Um 16 Uhr, wird es dann auch auf der Terrasse zu kalt. Wir ziehen uns in den Bungalow zurück und beschließen erstmals diesen Herbst irgendwo so richtig zu heizen. Ich hole eine Armvoll Holz von hinterm Schuppen, Madame versucht sich am Entzünden des Eichhörnchenofens. Der Ofen kann sich anscheinend auch nicht mehr richtig erinnern, wie das mit dem Heizen funktioniert und leistet Widerstand.

Um mich vom effektiven Jahreszins bei stetiger Verzinsung abzulenken, spiele ich erst mit Duolingo, dann greife ich zu einem Geburtstagsgeschenkbuch "Putins People." Das Buch erschien 2020. Es hilft Vieles in der Welt zu erklären, was im letzten Jahr passiert ist. Ein gutes Geburtstagsgeschenk.



N ist derweil mit einer Forelle und einer Lachsforelle vorbeigekommen. Gegen 18 Uhr beginnt Madame mit der Zubereitung im Backofen. Dazu Schupfnudeln aus dem Kühlschrank und Salbeibutter, in Teilen aus dem Beet. Es schmeckt so fein, wie die Beschreibung vermuten lässt. 

Es knistert der Eichhörnchenofen, ich schwanke zwischen Putin und Zinseszins. Wir beschließen, dass es draußen schon sehr dunkel ist, und die Bettdecken warm und wir umziehen könnten. Vorher holen wir allerdings Schlafsachen/Loungewear/IT-Fachkleidung ins Wohnzimmer in die Nähe des Eichhörnchenofens. Niemand möchte in einen vier Grad kalten Schlafanzug schlüpfen.

Vielleicht mache ich aber auch noch eine Runde HIIT.

Freitag, 4. November 2022

22-11-04 Bruno Mars wurde 1985 geboren, Ed Sheeran 1991

Madame fuhr nach Königs Wusterhausen und managte eine Toilettenschlange. 

Ihr kennt diesen leeren Menschen-in-der-U-Bahn-fahren-zur-Arbeit-Blick? Zumindest aus Funk und Fernsehen? Als zur-Arbeit-radelnder sehe ich ihn ja normalerweise nicht. Aber heute brachte mich der Teamtag ans andere Ende der Stadt und in die Ringbahn. 

Ich stellte fest: wenn jemand ein sorgfältig abgestimmtes Outfit in Sonnengelb trägt (von der Socke bis zum Regenschirm), mit fein abgestimmten Flamingo-Rosa-Akzenten - dann wirkt dieser grau-in-grau-Gesichtsausdruck noch deprimierender als eh schon.  

Teamtag war sowohl persönlich wie auch teamlich sowohl im inhaltlichen wie Teambuilding-Teil sehr erfolgreich. Als Tipp: Schlag-den-Raab-Varianten zum Selberspielen (wie hier: Can you beat me) sind ein echter Gewinner auch für anspruchsvolle Gruppen. Am besten natürlich: Team Rot hat die Konkurrenz pulverisiert! 

Vom Würfeln über das Puzzeln und das Badminton waren wir überragend und bei den ganzen Trivia sowieso - hat halt Team Wikipedia mitgespielt. Nur bei Popstar-Geburtsdaten schwächelten wir kurz. 

Der Subaru hat eine neue Lambda-Sonde. Und da Freitag ist, sind alberne Wortspiele erlaubt gewünscht. Es gibt Lambada:



Donnerstag, 3. November 2022

22-11-03 Unterhalb der Toleranzgrenze

Ist es noch ein Ding, dass Start-Ups ihre Angestellt*innen zwar in Phantasiegeld, Muschelschalen und falschen Hoffnungen bezahlen, Ihnen aber dafür Kickertische, Boulderwände und Tandem-Fallschirmsprünge während der Arbeitszeit bieten? 

Das ist nichts gegen den öffentlichen Dienst. Heute musste ich meine Schulung zum Brandschutzhelfer verschieben, weil an dem Tag schon Grippeimpfung und Augenuntersuchung für Bildschirmarbeitsplätze (ehemals G-37-Untersuchung) anliegen. Leben am Limit!

Grippeschutzimpfung (Symbolbild)

Nicht alles ist schlecht an den Zeiten. So habe ich eine Unzahl neuer sozialer Kontakte gewonnen - zu Mitarbeiter*innen im Kundendienst diverser Energieanbieter. Heute: Ich gebe den Gaszählerstand ein. Da es ja warm war, und sowieso, haben wir letzten Monat nicht geheizt sondern nur mit Gas gekocht. Leider glaubt unser Gasversorger für Berlin das nicht "Eintrag nicht akzeptiert. Eintrag unterhalb der Toleranzgrenze." 

Die Küche ist der temperaturstabilste Raum der Wohnung. Das Thermometer dort zeigt akut, ohne jede Heizung, 17 Grad an, und ich überlege erstmals einen etwas dickeren Pullover rauszusuchen.

Heute lernte ich: Vinaigrette ist nicht nur eine Salatsauce aus Essig und Öl und gleichzeitig ein russischer Rote-Beete-Salat mit Mayonnaise sondern auch noch - in der Schreibweise Vinagrete -  eine brasilianischer Tomatensalatbeilage


Bild: Skydive Miami, von Norcal21jg, Lizenz: Public Domain

Mittwoch, 2. November 2022

22-11-02 southpark@wikis.world

Die Auto-Unpässlichkeit von Montag hat mittlerweile einen Namen und einen voraussichtlichen Preis bekommen. Sie heißt "Lambda-Sonde", und wenn Madame und ich die einschlägige Fachliteratur richtig interpretieren, könnten die lambda-sonden'schen Unwohlheiten auch die ein oder andere Rummuckelei des Subarus in den letzten Wochen erklären. Wir warten auf das Ersatzteil und sind gespannt.

 

Alte und neue Lambdasonde (2009). Bild: New vs old oxygen sensors von: dave_7 from Lethbridge, Canada Lizenz:   Creative Commons Attribution 2.0 Generic

Die Unzufriedenheit mit Social-Media-Konzernen dauert nun schon länger an und so gab es mittlerweile viele hunderte versuchte Alternativen zu deren Plattformen. Auf diversen dieser Alternativen habe ich mich in den 2010ern angemeldet, nur um mich dann innerhalb von Tagen nach Abflauen des Hypes sehr allein zu fühlen. Mein Gefühl, als die "Twitter-Alternative" Mastodon um die Ecke kam, war ein klares "Och, nö, nicht noch eine scheiternde Alternative." 

Irgendwann ließ ich, ganz ohne Mastodon-Account, Twitter erst brach liegen und löschte dann später den kompletten Twitter-Account. Eine meiner besten Entscheidungen der letzten Jahre. Nun kaufte der Bro-Prophet Elon Musk Twitter, viele Menschen suchten spontan das Weite und priesen Mastodon an. Ich ließ mich mitreißen und bin dort unter southpark@wikis.world zu finden.

Frau Herzsprung veröffentlichte nebenan einen guten Text zum neuen Twitter-Geschäftsmodell und einen noch besseren, warum man das als Privatperson mit Kurznachrichtendiensten einfach bleiben lassen sollte.

Post von diversen Autoversicherungen. Entweder wir müssen im Januar 1200 Euro zahlen. Oder wir bekommen 700 Euro. Oder irgendwas dazwischen. Es bleibt spannend. 

Falls ihr ein Weihnachtsgeschenk für einen Tech-Nerd mit Ästhetikgefühl sucht: Das Buch "Open Circuits". Hatte Kollege C heute in seiner ganzen gedruckten Pracht dabei - und das ist schon sehr schön.

Gerade wiedergefunden: Mein höchster (oder niedrigster, je nachdem) Punkt auf Twitter.


Dienstag, 1. November 2022

[Blogpost nebenan]: Maisziegel

Abstrakt gesprochen finde das Backen ich extrem töfte: Man bringt drei Zutaten zusammen, die in Zusammensetzung etwas komplett anderes ergeben als die drei vorher. Dann setze man es Hitze aus und es entsteht etwas noch anderes.

Die Back-Grundidee behagt mir sehr: einen Prozess gut auf den Weg bringen und dann läuft er unaufhaltsam wie von selber.

Praktisch mag ich süßes Backwerk so la-la. Was nicht-süßes Backwerk angeht werde ich schon mit dem weltbesten Brot bebacken. Ich habe also wenig Anlass, meine Vorliebe umzusetzen. Dementsprechend gemischt sind die Erlebnisse wenn ich versuche.

Zum Beispiel beim Brasilianischen Maiskuchen für die Kulinarische Weltreise. Details und Fotos unter  Low-n-slow: Bolo de fubá, Maiskuchen-Samba

Montag, 31. Oktober 2022

22-10-31 Die Chemnitz, nicht der Chemnitz

Zschopau ist nicht nur eine Stadt, sondern auch ein Fluss. Das lernten wir von einer Autobahntafel als wir die Zschopau überquerten. Chemnitz ist nicht nur eine Stadt sondern auch ein Fluss. Dies lernten wir bei der Lektüre des örtlichen Stadtplans.

Da Stadtpläne bekanntermaßen Namen ohne Artikel schreiben blieb die Frage im Hintergrund: Der Chemitz oder die Chemnitz blieb also im Hinterkopf. Bis wir heute im Stadtbad Chemnitz waren - das in den 87 Jahren seiner Geschichte leider mehrfach von der nahe gelegenen Chemnitz überflutet wurde. Worauf eine Geschichtstafel im Bad hinwies.

Eine Geschichtstafel war mehr als verdient. Denn hier warf  sich Chemnitz in den Claim "Stadt der Moderne". Geplant und begonnen als Palast der Neuen Sachlichkeit 1929/1930, fertig gestellt 1935 als größtes und modernstes Bad Europas, ist das Bad eine komplette Wucht. Mich gleichzeitig erinnernd an das Hygienemuseum Dresden (Außen), das Stadtbad Mitte und den Bahnhof Roma Termini (innen). Natürlich mit 50-Meter-Bahn. Mehr als beeindruckend ein Ergebnis der 2010er/2020er, der Umkleide-Sanitärbereich, der mit Abstand der luxuriösestes solcher Bereich war, den ich je in einem kommunalen Bad erlebte. Und während wir so schwärmten entdeckten wir noch ein Becken mit 25-Meter-Bahnen. Holla, die Waldfee. Ich dachte ich hätte schon viel an deutscher Schwimmbadlandschaft gesehen. 


Nachmittags dann das gleich emotionale Erlebnis (Holla die Waldfee) in komplett anderem Ambiente: auf verschlungenen Wegen mit Umplanungen begaben wir uns zum "Jagdschloss Augustusburg", das ungefähr genauso wie ein normales Jagdschloss wirkt wie das Pentagon wirkt wie ein normales Verwaltungsgebäude. Nur dass Augustusburg deutlich pittoresker ist, und eine bessere Aussicht hat. Der Name "Krone des Erzgebirges" erschließt sich sofort, wenn man dort ist - was neben uns noch viele hundert sächsische Touristen waren. Immerhin war in Sachsen Feiertag.

Leider zickte das Auto auf dem Weg durch das Chemnitzer Umland. Es fing sich schnell wieder, sorgte bei mir aber für den Rest des Nachmittags zu einer latenten Grundgenervtheit, die ich nur mühsam in den Griff bekam. Erst als uns auffiel, dass anders als im uns umgebenden Sachsen ja in Berlin ein normaler Werktag ist, wir einfach so die Autowerkstatt anrufen können, verbesserte sich das auch wieder.

Zum Abschluss möchte ich festhalten, dass ich heute im 50s Ville Diner/Motel die besten Hotelpancakes aller Zeiten hatte. 




Sonntag, 30. Oktober 2022

22-10-30 Hier wird nackig geduscht

Chemnitz bewirbt sich selbst als „Stadt der Moderne“. Die letzten Tage gab sich die Stadt größte Mühe diesen Claim einzulösen.

Gestern Abend das Theater im „Spinnbau“, ehemals Gebäude der VEB Spinnereimaschinenbau - see me impressed.

Heute Morgen das sächsische Industriemuseum mit DKW, Astra Rechenmaschinen, VEB Elrema (Elektrische Rechenmaschinen) und natürlich jeder Menge Textilverarbeitung. Chemnitz war ja einst das sächsische Manchester. 

Mir kam wieder das Bewusstsein wie stark der Bruch in den 1990ern war - 150 Jahre Tüftel- und Produktiondtradition, in drei Jahren komplett verschwunden. Erzähl einem Schwaben, dass es 2025 kein Daimler mehr gibt, kein Porsche und kein Bosch - und was dann wohl gesellschaftlich-politisch in BaWü los wäre.

Wir hinterließen auf jeden Fall einen kleinen Obulus zur Stärkung der örtlichen Industriekultur durch einen Großeinkauf im Museumsshop.

Nachmittags einer der Gründe für den Chemnitz-Besuch: die Schwimmhalle am Südring. DDR-Typenbau Typ C - der Typ als die DDR klassische Moderne im Schwimmbad baute und neben Berlin nur in Chemnitz zu finden.

Hier traf Madame in der Dusche eine resolute Großmutter und ein badehosen-auszieh-unwilliges Enkelkind - bis die Großmutter klarstellte: „Hier wird nackig geduscht!“

Abends: Burger im großsrtigen 50s Ville Diner, danach Metropolis-Kino („1000 Zeilen Lüge“). Jetzt folgt noch ein mitgebrachtes „Chemnitzer Kulturbier“ und die Erdnüsse aus der Minibar.

Samstag, 29. Oktober 2022

22-10-29 Das sächsische Delhi

Wir sitzen in der Straßenbahn vom 50s Ville Motel in die Chemnitzer Innenstadt. Drei Inder steigen am Museum zu. „Exzentrische Urlaubswahl wenn man von einem anderen Kontinent anreist“, denke ich noch. 

An der nächsten Haltestelle steigen die drei aus und drei neue Inder*innen steigen zu. In der Innenstadt angekommen, verlassen die drei die Bahn und zwei indische Gruppen mit insgesamt fünf Personen steigen zu. 

Ich bin überrascht. Kurzes Googeln ergibt: Aufgrund seiner großen indischen Community hat Chemnitz den Beinamen „das sächsische Delhi“

Überhaupt: in der gesamten Innenstadt ein sicht-/hörbarer Migrationshintergrundsanreil wie ich ihn noch nie in einer Stadt mit DDR-Hintergrund erlebt habe.

Mir gefällt das sehr.

Heute Abend: Leonhard-Cohen-Abend im Schauspielhaus. „The Silent“

Freitag, 28. Oktober 2022

22-10-28 Quarkkeulchen am Nazistand

"Kurznachrichtendienst" ist ein Wort bei dem ich spontan an das Berlin der 1920er denke, Jungen mit Schiebermützen und Megaphon, die die neuesten Schlagzeilen aus aller Welt über die Plätze rufen. Da gäbe es den preußisch offiziellen Kurznachrichtendienst, den Berliner-Express-Kurznachrichtendienst, den Volks-Bildungs-Kurznachrichtendienst und so weiter. Schön wäre es gewesen. Aber wenn der Deutschlandfunk vom "Kurznachrichtendienst" redet, meint er natürlich Twitter. Die Plattform, die heute von Elon Musik gekauft wurde. Da wächst zusammen was zusammen gehört. Und ich bin wieder froh, meinen Account dort schon vor längerem gekündigt zu haben.

Der Umzug dieses Blogs auf Iberty.de (dann hoffentlich wieder mit funktionierendem RSS-Feed) geht in kleinen Schritten voran. Seit heute hat die Seite ein SSL-Zertifikat. Immerhin, aktuell kosten uns Zertifikate in anderem Zusammenhang deutlich zu viele Nerven.

Madame und ich trafen uns am Bahnhof Südkreuz. Ich in der Mittagspause, sie auf dem Rückweg von den sachsen-anhaltinischen Jungerwachsenen. Das war sehr schön und sollte wiederholt werden.

Sie beobachtet interessiert, wie diese Jungerwachsenen langsam von höflicher Verbindlichkeit in die Bildung sozialer Gemeinschaften übergehen. Es verspricht weiter spannend zu werden. 

Madame hatte auf dem Weg keine Quarkkeulchen am vielleicht-man-weiß-es-nicht-so-genau-will-jetzt-aber-auch-nicht-Tattoos-im-Detail-lesen-Nazistand gekauft.

Dank Vinted bin ich auf den Winter vorbereitet. Heute erreichte mich die wetterfeste Jacke mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis aller Zeiten. Die Fernuni möchte von mir einige Zeilen dazu ob und wie der Mathe-Brückenkurs sinnvoll war. Sehr sinnvoll: Leider fehlt mir die Energie das geordnet aufzuschreiben, weil ich ja alle Feierabendenergie zum Lernen benötige.. Catch 22. 


Bild: Montreal Twestival 2009 Cupcakes von: Clever Cupcakes from Montreal, Canada Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic

Donnerstag, 27. Oktober 2022

22-10-27 Iberty.de

Es reicht! Langsam bin ich vom Reich des Bösen, Google als Betreiber von Blogspot - genervt genug, dass ich begonnen habe, ernsthaft den Umzug dieses Blog auf ein selbst gehostetes Wordpress-Blog vorzubereiten. 

Aber noch dauert es. Noch kann ich hier schreiben, dass mir träumte, ein dürrer blonder Bekannter von mir wollte sich 1500 Euro in Bar leihen, um in einer Galerie/Kunstladen ein Exemplar der hässlichsten Fischart der Welt zu kaufen. (Sah sehr schwarz aus und hatte Cthulu-mäßige Ausstülpungen an der Rückenflosse.) Denn der Bekannte wollte aus dem Fisch und Tomatensaft Gin brennen. 

Allerdings schlief er beim Kauf ein. Mehrere Exemplare dieser Fische lagen in einer Auslage mit Geschenkpapieren / abstrakten Drucken und der Bekannte legte sich dazu. Der Galerist/Verkäufer beschimpfte ihn und den Fisch, bis er die 1500 Euro bei meinem Bekannten sah. Dann wurde er superfreundlich wird. Leider wachte dann nicht nur mein unbekannter Bekannter auf, sondern auch ich, so dass ich nicht zu Ende träumte nicht vom Gin berichten kann.

Inspiriert von diesen geträumten Reichtümern beschloss ich, etwas für das eigene reale Portemonnaie zu tun und wechselte die KfZ-Versicherung. Ich glaube ich habe dieses Jahr nie oder nur selten etwas getan, was einen derart guten Stundenlohn erbrachte. Der noch günstigere angebotete "Telematik-Tarif" allerdings stieß in diesem Haushalt auf entschieden empörte Ablehnung.

Lesen der täglichen Berichte vom Institute for the Study of War, bringt mir beispielsweise etwas mehr Orientierung in Weltlagen aber keinerlei Geld. Und immer mehr bringt es mir das Gefühl dort eine Art Westfernsehen zu verfolgen, dass von Protagonisten beider Seiten im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gelesen wird. 

Die westliche Seite ist klar: jede Onlinezeitung, die etwas auf sich hält zitiert die Tagesberichte mehr oder weniger offen. Aber mein Eindruck ist immer mehr, dass auch Teile des russischen Establishments die Seite lesen, um einen realistischen Eindruck über die Kriegslage zu erhalten. Der wurde jetzt bestätigt, indem Jewgeni Prigoschin, Betreiber der Wagner-Gruppe und "kleiner Putin" explizit etwas dementierte, was in diesen Berichten stand. Und ich bin sicher, dass Prigoschin das westliche Publikum komplett egal ist, und er nur an die russischen Leser denkt.

Madame redete von Schalke 04. Die Berliner Bäder verlängern die ungeheizte Öffnungszeit des Prinzenbads bis in den November hinein und ich sage Yeah!

Und damit es hier auf eine schöne Note endet: I am what I am.


Mittwoch, 26. Oktober 2022

22-10-26 Jaywalking = Als Fußgänger die Straße überqueren

I'm a sissy. Da hatte ich groß angekündigt, heute Morgen endlich mal ins noch offene Prinzenbad zu gehen, um die lang andauernde Freibadsaison zu feiern: und dann dachte ich um 6:20h "Ist ja schon sehr dunkel und kalt da draußen. Mimimi.". Gar nicht zu kalt zum Schwimmen, aber zu kalt um durch halb Berlin zu radeln, dann zu schwimmen und dann keine Chance zum Aufwärmen zu haben sondern gleich wieder durch halb Berlin radeln müssen. 

Das Karma hat es gehört und mich morgen zu einem anderen Schwimmbadtrip verdonnert. 

Bei den BBB erklomm ich zwischenzeitlich einen wichtigen Karriereschritt und bin nun Brandschutzhelfer. Der ehemalige Leiterbeauftragte wurde zusammen mit der Ableitungs-Leiter abgeschafft, aber den Brandschutzhelfer gibt es noch. Sie köderten mich mit dem Versprechen, dass mir jemand einen Feuerwehrhut besorgt. Gibt es Einleger für das Auto mit der Aufschrift "Brandschutzhelfer im Einsatz?" 

Madame nahm an einer guten Schulung zu Technik teil, die sie nicht nutzen kann. Ich reservierte Weihnachtsmittagsmahlplätze im Kleinen Sand.

Vor vier Tagen noch in Iberty, heute schon in der Bildzeitung: In Schweden werden Radarkamera-Kameras geklaut. 

Ich lernte Neues aus dem Land of the Free. Was dem Deutschen sein Schwarzfahren, ist dem Amerikaner, das Jaywalking - unvorsichtiges Spazierengehen, z.B. Überqueren einer Straße jenseits von Ampeln und Zebrastreifen. Das ist in fast allen Bundesstaaten strafbar und wird dann wiederum natürlich vor allem im Autofahrerparadies Kalifornien durchgesetzt. Die Kriminalisierung des zu-Fuß-Gehens: Respekt. Ähnlich wie beim Schwarzfahren sind die Betroffenen fast ausschließlich arme Schweine, gerne Obdachlose und andere, denen ein paar Tausend Dollar Bußgeld das Leben noch schwerer machen als zuvor. Ich staunte. Aber lange Vorrede: Kalifornien will dieses bizarre Verbrechen abschaffen: Jaywalking is decriminalized in California under a new law. Dann gibt es mit dem Schwarzfahren auch Hoffnung.

Apropos Dekriminialisierung: Hasch wird legal und niemand interessiert's. Dass ich das noch erleben darf.


Bild: Title: Deputy Mayor Henry Scagnoli (seated at right) and unidentified men with jaywalking sign Creator: City of Boston Date: circa 1960-1968 Source: Mayor John F. Collins records, Collection #0244.001 File name: 244001_0150 Rights: Copyright City of Boston
Citation: Mayor John F. Collins records, Collection #0244.001, 
Author: City of Boston Archives, Boston, City of Boston Archives from West Roxbury, United States
This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Dienstag, 25. Oktober 2022

22-10-25 Für Keyboard-Shortcuts in Microsoft Teams, drücken sie "Strg" + "."

Madame entdeckte eine Retter-Tüte beim Discounter und zauberte daraus mit Hilfe des Crockys eine perfekte Sugo. Ich entdeckte schlechten Journalismus, der meine Fragen - "Woher kommt das Gemüse in der Rettertüte? Wie rechnet sich das für Lidl? Wer ist die Zielgruppe?" - nicht beanwortete, aber pflichtschuldigst referierte welche Twitter-Achtelprominente sich zum Thema echauffiert hätten.  

Zweimal Post vom Energieversorger (einmal Strom / Dithmarschen, einmal Gas / Berlin) und beides war keine schlechte Nachricht. Das ich das noch erleben darf. Unsere Küche hält sich dank des wärmsten Oktobers aller bisherigen Zeiten immer noch bei 18 Grad ohne eine eingeschaltete Heizung.


Leider scheint die allgemeine Lage nicht besser zu werden. Nachdem das Institute for the Study of War schon vor ein paar Tagen schrieb, dass nichts darauf hindeute, dass Putin einen ehrenwahrenden Rückzug aus dem Krieg vorbereiten will, schildern sie nun die Avancen aus dem Kreml zum Thema Verhandlungen: 

These observations raise the possibility that hints from insiders of a Kremlin readiness to engage in serious negotiations may not reflect Putin’s own views or any decisions he has taken but may instead be part of efforts by those who have lost the internal argument with him to persuade the West and Ukraine to offer concessions in hopes of bringing him around to their point of view.

Was ja leider dazu passt, dass die Siegen-und-Sterben-Maulhelden derzeit eher in Russland befördert und aufgewertet werden.


Wenn Berlin versucht, wie die USA zu wirken:



Montag, 24. Oktober 2022

22-10-24 To do - Todo - Di düdel dö

Vorgestern träumte mir, dass ich nach Feierabend mit dem Flugzeug in ein kleines englisches Bergdorf geflogen bin (die Seltsamkeit, dass kleine englische Bergdörfer internationale Flughäfen haben, fiel mir selbst im Traum auf) und musste dann mit Bus und Zug über Stratford-upon-Avon, Salisbury und London Heathrow zurück nach Berlin, damit ich rechtzeitig ins Bett komme. 

In der Realität war ich heute froh, nach Feierabend noch zum Baumarkt zu kommen und dann rechtzeitig vor dem Schlafengehen wieder zu Hause zu sein. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass das Regal mit Klebstoff von einem Ende des Baumarkts unvermutet an das andere Ende gezogen ist und ich das Gelände dreimal komplett durchkreuze. (die Ex-Abteilung hatte natürlich noch nie von einem Klebstoffregal gehört.) 

Also falls ihr jemals im Bauhaus Alboinstraße/Berlin-Schöneberg die Klebstoffauswahl sucht: Sie ist nicht mehr hinten bei den Farben und Tapeten sondern direkt neben den Kassen.

Das Haus um unsere Wohnung herum steckt voller Überraschungen. So lernte Madame eine Nachbarin kennen, deren Katzenfutterbestellung eigentlich nach Flensburg sollte, aus nicht-nachvollziehbaren Gründen aber bei uns landete. Was der Katze in Flensburg halt wenig nutzt. Und nach langer Zeit tauchte auch der Vermieter wieder einmal auf. 

 Der Wetterdienst hatte gestern anscheinend einen schlechten Tag. Frau Anjesagt bloggte:

Ich glaube, dem Deutschen Wetterdienst ist langweilig, deshalb verschickt er sinnlos Sturmwarnungen.
Heute kam schon wieder eine:
Dabei war hier heute ganz wunderbares Herbstwetter bei nahezu Windstille.


Hui, war das ein Sturm letzte Nacht! Ich hatte das so gar nicht auf dem Radar, es gab keinerlei Wetterwarnung, die ich mitbekommen hätte

Bei Frau Brüllen gibt es gleich noch praktische Lebenshilfe zum Thema "Was tun wenn das Medikament nicht so will ich wie."

Eine gute Nachricht habe ich zu überbringen: Am 24. Oktober nimmt die Traglufthalle im Kombibad Seestraße in Wedding wieder ihren Betrieb auf. Während der Berliner Herbstferien haben zudem die Bäder Stadtbäder Spandau Nord, Wilmersdorf II und Tempelhof sowie die Schwimmhallen Buch, Kaulsdorf, Baumschulenweg und Allendeviertel länger geöffnet.

Montagsmittagspause ist Gasometer-Mittagspause:




Sonntag, 23. Oktober 2022

22-10-23 Mit dem Finger im Mantel statt einer Puff'n

 "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank"

(Bertolt Brecht)

Ehrlich gesagt, das Wort "Gründung" wäre zu groß für unser heutiges Lochbuddeln, mit Rasengittersteinen und Kies verfüllen und wieder mit Erde auffüllen. Aber es bildete immerhin das Fundament auf dem nun eine neue Bank steht. Ich bin Bankdirektor und Bankbesitzer.


Natürlich erfolgte die Einweihung dieses Rotweinbänkle/ dieser Milchbank gleich darauf mit Kaffee und Buch - endlich entspannt die Nachbarn im Auge behalten. Und auch an dieser Stelle noch einmal an Dank für Organisation und Bezahlung dieses Geburtstagsgeschenks. Ich nehme es als Zeichen guten Glück, dass mein zwischenzeitlich arg gequetschter Finger (Rasengitterstein), sich nicht schwarz-blau verfärbte sondern immer noch so aussieht wie heute Morgen.

Auch das Kranich- und Gänseschwarmbeobachten funktionierte ganz hervorragend.

Auch auf der Bank gelesen. Erst berichtete der Oranienburger Generalanzeiger in seiner Printausgabe von der neuen (alten) Bahnstrecke zwischen Guben und Zielona Góra, die irgendwann in ferner Zukunft an die alte Bahnstrecke Leipzig-Posen anknüpfen soll. Dann stieß ich in der New York Times auf einen Artikel über Jon Worth, der der selbstgestellten Aufgabe nachgeht: Warum ist grenzüberschreitendes Bahnfahren in Europa so schwierig?: ‘Always Annoying’: Hassles of Cross-Border Trains Hamper E.U.’s Green Ambitions

Als ein Mensch, der grenzüberschreitendes Bahnfahren extrem großartig findet - und das Buchen grenzüberschreitender Bahnfahren extrem nervig, hat Jon Worth natürlich all' meine Sympathie und meine innere Unterstützung. 

Vielleicht fahren wir nächsten Ostern nach Prag oder Warschau. Das sind von Berlin immerhin erreichbare Ziele mit dem Zug. Während ich mich so durch das Internet las, pflanzte Madame Astern und Gaura. 

Und da ich seit Tagen einen Ohrwurm habe, sollt ihr natürlich an diesem Teilhaben:



Samstag, 22. Oktober 2022

22-10-22 Hummeln würden Katzenminze kaufen

In unserem Garten stehen Pflanzen, die Bienenweide im Namen tragen. Und es gibt Pflanzen, die sich als Insektenmagnet eignen: Lungenkraut, Lavendel, Disteln zum Beispiel. Fast unübertroffen: die eigentlich nur geduldete, keineswegs geförderte Goldrute, die im Hochsommer umgeben ist von einer Schwebfliegenwolke. Aber um ungeschlagensten von allen sind die Katzenminzen; auf diesen laben sich von Frühjahr bis Spätherbst, vom Sonnenaufgang bis in die Dämmerung Bienen, Wespen, Schmetterlinge und vor allem Hummeln. Eine Wucht.

Als uns der Weg heute nach Potsdam zu Förster-Stauden führte, landeten folgerichtig auch Katzenminzen im Wagen; neben Sedum, Astern, Lavendel und der Pflanze, die Gaura heißt (und nicht etwa Glauca). Die Hummeln freuten sich ob unserer Ankunft.

Die Abreise von Kranichrn und Gänden vermeldete ich letzte Wiche zu früh: was für gigantische Schwärme flogen über das Haus.

Die Gartenarbeit wurde unterbrochen für das Unterschreiben von Trauerkarten. Gleich zwei Mitglieder der Siedlung starben in den letzten Tagen. Bei beiden nicht komplett überraschend aber trotzdem ein Verlust.

Seit heute bin ich Bankdirektor und Madame begann mit dem Ausheben einer Grube.

Freitag, 21. Oktober 2022

22-10-21 Verschenke Strandfigur

In Schweden werden seit Wochen Kameras aus ländlichen Verkehrsblitzern geklaut. Offensichtlich handelt es sich um eine organisierte und professionell durchgeführte Aktion; die gesamte Technik bis auf die Kameras bleibt liegen. Nur diese verschwinden des Nachts von Landstraßen. Bisher sind 160 Exemplare verschwunden, von denen jedes 22.000 Euro in der Wiederbeschaffung kostet. Und da die Zeiten sind, wie sie sind, gehört zu den Verdächtigen das sanktionsleidende russische Militär, das Hochleistungsoptiken benötigt.

Weniger um Diebstahl als mehr um Betrug geht es bei Laura. Wenn Sie diese Website sehen würden, würden sie vermuten, dass sie ein Abo für 50 Euro im Monat abschließen?

 


(Teile des Textes: "Hallo ich bin die Laura ... Warum ich mein Buch verschenke...In der momentanen Lage sitzt jeder nur noch Zuhause, man kann kaum etwas unternehmen und allgemein ist die Stimmung die ganze Zeit bedrückt... Viele Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze, Schulen sind zu und nicht wenige versinken gerade in dieser Zeit in Depressionen. Ich kann zwar nicht viel tun, aber ich kann dir zumindest ein kleines Geschenk machen, damit die Zeit für dich nicht so schlimm ist.")

Wir brachten heute längere Zeit damit zu, zu ergründen, wohin die monatliche Paypal-Abbuchung geht und wo sie herkommt. Weitere Zahlungen sind gestoppt. Oder lohnt es jetzt den Aufwand von Laura, die laut Impressum in Dubai sitzt(!), das ehemalige Geld zurückzuholen? Die Person, die es betrifft, und die ich nicht nennen werde, neigt dazu, die Kosten der Geschichte als Lehrgeld abzuschreiben.

Wie das System funktioniert: Das "kostenlose" Buch macht eine kleine Portogebühr von 80 Cent notwendig; für die werden die Interessierten aufgefordert den Anbieter meine-strandfigur.com mit Paypal zu verknüpfen. Und ich bin sicher, irgendwo wird in irgendwelchen Mails in Zeile 70 des Kleingedruckten stehen, dass es nicht nur ein E-Book gibt sondern auch ein kleines Abo. Und dann hoffen Laura und weitere beteiligte Hallodris, dass es die Abbuchung möglichst lange unbemerkt bleibt.

Apropos Hallodris: der Ex-Asbestplatten-Innenhof sind besser aus als seit Monaten. Okay, die weiße Ledercouch ist immer noch da und auch der ein oder andere Müllstapel. Aber verglichen mit Asbestbergen, Farbrestbergen, einem Dutzend Stahlträgern ist es vergleichsweise harmlos.

Noch erfreulicher: Kollege W kam nach diversen Leiden wieder zurück und hatte gleich einen guten Buchtipp für mich dabei. Madame und ich dürfen morgen länger als bis 5 Uhr morgens schlafen. Madame war auf dem Markt. Ich stellte fest, dass die Stimmungsprobleme zwischen mir und Java (der Programmiersprache) vermutlich zu einem größeren Teil auf Stimmungsproblemen zwischen mir und dem Editor ecplipse beruhen. Das wird sich abstellen lassen.



Donnerstag, 20. Oktober 2022

22-10-20 Dear, oh Dear

Die professionelle Zahnreinigungskraft fragte mich, ob ich eine elektrische Zahnbürste nutze. "Nein, ich nehme Dentabs. Das verträgt sich nicht mit elektrischen Zahnbürsten." Sie: "???" Ich: "Das ist Zahnreinigungstabletten." Sie: "Und Sie haben mal gegoogelt oder so ob das seriös ist???" Ich:  "Habe ich." Leider durfte ich nach dem Zahnarzt nicht essen und davor erschien mir Döner wenig geschickt. Aber es gibt einige neue vegane Dönerbuden aus dem Weg zwischen mir und Praxis. 

Eine britische Premierministerin trat zurück, und ich möchte hier nur den Hinweis loswerden, dass der Guardian seit Tagen nicht mehr weiß wohin mit der ganzen Berichterstattung - und keine Paywall hat. 

In Großbritannien scheiterte der Versuch ein Thatcher-Cosplay aufzuführen, folgend allerdings der neurechten Schule konsequenter Realitätsverweigerung. Irgendwann macht die reale Realität auf sich aufmerksam. Und dann wird es schmerzhaft.

Die Paywall für Euch Durchlässig gemacht: das bizarre Leben der Birgit Müller aus Hannover, aka Baroness Birgit Thyssen-Bornemisza, die seit sechs Monaten nach einem Schlaganfall in New York im Krankenhaus liegt, weil niemand weiß wohin mit ihr. New York Times: The Mysterious Patient in Room 23: The Hermit Baroness.

Beim Kaptain rief jemand an, der ihre Kontonummer haben wollte, denn sie habe bei einem amazon-Preisausschreiben gewonnen. Der Kaptain verweigerte die Kooperation; und wenn sie sich schon Phantasiepreise ausdenken, sollten dabei doch wenigstens mehr als 500 Euro herauskommen. Das reicht ja nicht mal für das was der Gas-Grundversorger mehr haben will. 

Mittwoch, 19. Oktober 2022

22-10-19 AöR

Vor einem Jahr turnte ich als Angestellter der deutschen Dependance eines britischen Unternehmens durch Krakau, um im Auftrag eines deutschen Kunden unser Projekt an die polnische Dependance eines indischen Unternehmens zu übergeben. Hätte ich mir selber gesagt, was ich ein Jahr später machen würde, hätte ich mir selbst einen Vogel gezeigt. Die Inder vermisse ich. Also "unsere" Inder als wir das Projekt noch hatten - mit den Nachfolgeindern hatte ich wenig zu tun. 

Vor neun Jahren waren Madame und ich in Schloss Beuggen. Deshalb bestellten wir heute indisches Essen; Spinat Dal und Butter Chicken. 

Mittagspausengespräch: Mäuse von Apple taugen nix. 


Dienstag, 18. Oktober 2022

22-10-18 Die immerwährende Querdenker-Demo

Alle paar Wochen fahre ich Dienstagabend durch die Schloßstraße in Berlin-Steglitz. Zu anderen Zeiten bin ich dort nie. Jeden Dienstagabend findet in der Schloßstraße eine Mini-Querdenker-Demo statt. Oder aus meiner Perspektive: seit einigen Jahren demonstriert eine handvoll Menschen ununterbrochen gegen Corona-Maßnahmen.

Etwa fünf bis 50 Menschen stehen auf dem Mittelstreifen der Straße und halten Poster für den Autoverkehr hoch. Diese bemängeln "Impfzwang", "Freiheitsverlust" und "Pharmalobby." Die Demonstrierenden sind überraschend homogen: Steglitzer Bürgertum zwischen 45 und 65 Jahren. Die Themen sind überraschend konsistent: anders als andere Querdenker blieben sie dem Thema Corona treu. Was angesichts des who-cares-about-Corona-Sommers 2022 dieses Jahr eher wie historisches Re-Enactment wirkte als wie eine echte Demo. "Weißt Du noch damals - Corona?"

Bis auf heute: ein einsamer Mensch hatte ein "Deutschland aus der NATO - NATO aus Deutschland"-Plakat in der Hand. Was angesichts der Demo drumherum so wirkte als würde das NATO-Hauptquartier Coronaimpfungen durchführen.

Während ich also Transpis gegen die Pharmalobby las, versuchte Madame einer Apothekerin ein Erkältungs-Medikament abzukaufen. Die Apothekerin wollte nicht. Erst, weil das Mittel nicht pflanzlich nicht. Dann, weil es ein preiswerteres Generikum gibt (also im Prinzip, nur halt jetzt in der Apotheke nicht). Erst auf den Hinweis hin, dass die Apothekerin direkt vor einem ganzen Meter Ausstellfläche mit genau diesem Medikament steht, veranlasste sie zum Verkauf. 

In der Schloßstraße geriet ich in eine Buchhandlung. Ich sah einen Roman mit einer Schwimmerin auf dem Cover und musste schmökern. Auf Seite 2 ein Hinweis "Dieses Werk enthält Schilderungen sexueller und psychischer Gewalttaten." und wie schon damals bei den "Parental advisory - Explicit content"-Aufklebern fragte ich mich, ob es eher Warnung oder Anpreisung ist. Mir klang das ganze Buch auf jeden Fall zu anstrengend.

Weniger anstrengend, aber auch interessant. Neues von Insel. Heise.de war auf Helgoland und hat sich erkundigt, wie der neue Dreiklang aus Tourismus, Forschung und Offshore-Windkraft funktioniert und was zur Wasserstoff-Gewinnung geplant ist: Helgoland, die Offshore-Industrie und der grüne Wasserstoff.

Montag, 17. Oktober 2022

22-10-17 Kleiner Sand

Madame musste nur wenig reden.

Das Jacobs Restaurant in Hamburg hatte zwei Sterne und liegt in einem fünf-Sterne-Hotel. Aus Kitchen Impossible lernte ich, dass dort eine großartigsten Saucen Deutschlands gekocht wird. Köche arbeiten in Jacobs Restaurant. Sie machen sich danach selbstständig und übernehmen im Umland von ihren Eltern ein "Sportlerheim " - das Zeitzeugen zu Folge genau so war wie es hieß. Vielleicht essen wir dort zu Weihnachten. Und wenn das Lokal etwa die Mitte zwischen zwei Sternen und Sportlerheim trifft, werden wir sehr zufrieden sein. 

Ich traf unseren neuen Kooperations-Azubi; leider ich war zu sehr damit beschäftigt, meine verschiedenen Phasen der Abwesenheit innerlich aufzuarbeiten, um mich mit ihm zu beschäftigen. Aber ich war von ihm sehr angetan.

Anneke erlebte in zwei Wochen mehr als andere in zwei Monaten. Daneben reflektiert sie über Habitusänderungen und trauert der aufgelösten Band Mashrou Leila - dem Sound des arabischen Frühlings - nach.