Zwei intensive aber auch anstrengende Wochen fordern langsam ihren Tribut. Ich wanke gegen 6:15-Uhr durch die Küche, denke an die Übernachtungsgästin direkt im Zimmer daneben und denke "Normalerweise mahle ich den Kaffee in solchen Situationen am Abend vorher." Wäre ich gestern Abend halt noch geistig anwesend gewesen..
Aber ohne Kaffee aufzustehen bedeutet noch mehr schwanken, da muss sie jetzt durch. Ein kurzes Dröhnen hallt durch die Wohnung, draußen heult ein Hund aber die Schwiegercousine schläft friedlich weiter. Ich drehe die üblichen Runden, Madame steht auf, trinkt mit mir zusammen Kaffee während ich Toast auftoaste. Sie wird nachher mit Aufbackbrötchen und Gästin frühstücken.
Um 7:45 laufe ich auf den Hinterhof, schließe das Fahrrad los, befreie es aus seiner Einkesselung durch andere Fahrräder und fahre unter strahlend blauem Himmel zur Arbeit.
Nicht die Arbeit. Aber gegenüber. |
Nach einer kurzen Abfahrt ins Parkhaus finde ich einen freien Fahrradständer. Die Elektrotüren zwischen Parkhaus und Fahrstühlen machen das, was sie jeden Morgen machen: sie piepen wie ein Rauchmelder ohne Batterie.
Einchecken, mich an der Bürodeko erfreuen.
Ich grüße die Kollegen und die Tastatur, die mysteriöserweise seit einer Woche bei uns auf einem Schrank liegt und die sich nicht entsorgen lässt. Ich werde sie Wilfried nennen. Die Hoffnung auf einen entspannten, erholsamem Tag zerschlägt sich schnell. Probleme stürzen gleich auf mehreren Fronten auf unser Team ein und wir sind den Tag über mit Notreparaturen beschäftigt.
Nebenbei erfahre ich, wieso W berufliches Interesse an Öltanklagern hat.
Ich drehe eine kurze Mittagsrunde durch den Supermarkt, finde gelbes Gold (den ewig vergriffenen Senf aus B) und kaufe einen Ayran und ein Sandwich zum Mittagessen. Das findet im Freien statt während ich Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz betrachte und mit dem Kaptain telefoniere. Sie erzählt News von den Untermietern.
Mein Plan, in Ruhe konzeptuell zu arbeiten, hat sich komplett zerschlagen und mir fehlt auch jegliche Energie. Zwei intensive aber auch anstrengende Wochen fordern langsam ihren Tribut. Ich wollte nach Hause laufen, beschließe nach 100 Metern, das mir das zu anstrengend ist und fahre doch Rad.
Zu Hause lege ich mich kurz hin, erinnere mich an nichts und werde 90 Minuten später von Madame geweckt, die nach Hause kommt.
Husten, Schnupfen, Heiserkeit veranlassen mich zum Coronatest, aber der zweite Strich erscheint nicht.
Das Internet verrät mir, es gibt einen Pop-Up-Club auf dem Tempelhofer Flugfeld, auf dem in zwei Wochen der ganz unfassbar großartige Knarf Rellöm spielen wird.
Der Spontankartenkauf wird von der geplanten-Büchern-zum-Lernen-Bestellung aufgehalten. Für eins von beiden reicht das Geld nur und ich werde alt und humorlos.
Im Internet lerne ich: wenn man hartgekochte Eier lang genug kocht, entwickeln sie von selber eine Maillard-Reaktion.
Im Internet lerne ich: die Chip-Krise treibt die Hersteller von Hundewaschmaschinen in die Krise.
Madame kommt von der Marktschwärmerei nach Hause. Sie hat einen einzufrierenden und später-zu-grillenden Hauptstadttilapia mitgebracht sowie schnell zu verarbeitenden Blumenkohl.
Außerdem erinnert sie mich daran, dass heute der fünfte ist, also der Tag von WMDEDGT (Was-machst-du-eigentlich-den-ganzen-Tag. der Blogaktion, die bei Frau Brüllen näher erläutert ist)
Ich taufe die Ratatouille in Blatatouille um, mache mich ans Gemüseschneiden.
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