Schwimmnudeln sind ein schönes Hochzeitsgeschenk. Sehr empfehlenswert sind diese, insbesondere wenn man mit dem ÖPNV zur Hochzeit fährt. Findet diese auch noch in Hamburg statt, wo jeder sich selbst für einen kleinen Snob hält: es gibt wenig schöneres als im vollen Hochzeitsbesuchsornat mit blauen und gelben Plastiknudeln die Hochbahn zu nutzen.
Der sogenannte Mike-Krüger-Blick auf die Alster-Schwimmhalle.
Und so war diese Fahrt von Madame, mir und der Schwimmnudel zum Hamburger Museum der Arbeit, eine unserer denkwürdigeren S-Bahn-Fahrten. An der Nudel hingen Gutscheine für das Hamburger Bäderland. Dieses betreibt eine Schwimmoper namens Alsterschwimmhalle. Und ich war dort. Und bloggte darüber nebenan auf Poolhopping: Alster-Schwimmhalle Hamburg. Schwieriger Futurismus.
Ihr kennt das: das Veröffentlichen eines Schwimmbad-Quartetts bringt vieles Erwartetes und auch vieles Unerwartetes mit sich. Da wäre zum Beispiel das wochenlange Verfluchen des eigenen DTP-Programms, weil es einfach nicht so will wie ich. Oder die Entdeckung, dass ein tonnenschweres Paket mit Quartetten aus Gründen bei einem Paketshop in Kreuzberg etwa 8 Kilometer entfernt der eigenen Wohnung gelandet ist.
Aber es gab natürlich auch anderes, weniger anstrengendes. Die ganzen Besuche in Schwimmbädern natürlich. Die verschiedenen Menschen und Journalisten, die ich kennenlernte und ganz besonders all' die Schwimmbadbegeisterten. Nicht zuletzt der Kontakt zu vielen Buchhandlungen. Fragt mich, inzwischen kann ich in ziemlich jedem Berliner Bezirk eine handvoll empfehlenswerter Buchhandlungen nennen.
Zum Beispiel in Lichtenrade, am südlichsten Südzipfel Berlins, die Lichtenrader Bücherstube. Einst vor langer Zeit musste ich am Bahnhof Lichtenrade Zeit totschlagen. Samstag Nachmittag in Lichtenrade ist eher tot als schlagen. Aber die Bücherstube blieb mir in positiver Erinnerung. Selbst nur aus dem Schaufenster sah es nach liebevollem Einzelhandel aus.
Leider ist Lichtenrade von meiner Wohnung noch weiter entfernt als der dammiche Kreuzberger Paketshop damals. Und so blieb es mir nur, ab und an ein Quartett in einen Umschlag zu stecken und zu denken: "Schöne Reise, du wirst es gut haben."
Lutz Röhrig war reisefreudiger als ich, und ist zu Öffnungszeiten bis nach Lichtenrade gekommen. Er porträtierte lesenswert die Bücherstube.
Ansonsten: es wird Frühling. Junge Herren im T-Shirt mit Man-Bun gehen abends um 19 Uhr auf dem Fußweg, nur um eine so dastehende Ampel plötzlich anzubrüllen: "Ey, Bitch. Was willst du, Mann???"
Einst in Leizipg wohnte ich über einem Pizzabringdienst. Er im Erdgeschoss, ich im vierten Stock des Altbaus. Es fühlte sich immer ebenso dekadent wie luxuriös an, unten anzurufen, damit mir jemand die Pizza hochträgt. Meistens siegte die Scham über die Faulheit und ich holte sie mir. Spannender war der China-Lieferdienst, bei dem anscheinend der Chef persönlich, im Hemd und Mercedes kam, um die Chinapfanne für 4 Euro auszuliefern.
Niemals hätte ich damals geahnt, dass all diese Menschen durch orange Radfahrer mit unförmigen Kästen im Dienste des globalen Monopolkapitalismus ersetzt werden würden. Auch ihr Repertoire ändert sich: Chop Suey, ein Standard auch noch in den 2000ern, wird immer seltener. Zum Glück können wir selber kochen. Ich testete und bloggte nebenan darüber: Chop Suey – vom Chinarestaurant in die Küche
Wie eine Forelle im Rhein zu schwimmen, dabei auf das Basler Münster zu sehen. Ein Wunsch von mir seit langem, dem derzeit allerdings noch diverse klimatische, logistische und pandemische Gründe entgegenstehen. Immerhin ist es möglich im Rhein zu schwimmen.