Sommerbad Humboldthain bei 30 Grad: dat is Wedding, wa, wie er lebt. Das pure Leben - geordnet, betont und ermöglicht durch die perfekte Anlage des Sommerbads Humboldthain.
Sommerbad Humboldthain, 20 Grad: was für eine Tristesse.
Jedes Freibad hat seine 30-Grad-Geschichte und seine 20-Grad-Geschichte. Selten aber klaffen sie so weit auseinander wie hier im Gesundbrunnen.
Aber der Reihe nach.
Berlin-Gesundbrunnen. Der Stadtteil, in dem ich aus der S-Bahn steige, und schon sehe ich kleine Mädchen in Adiletten, an der Leine eine Kreuzung aus Husky und Rottweiler, die dem Mädchen bis etwas über den Bauchnabel reicht. Das ist Gesundbrunnen, der Teil von Wedding, der sich starke Mühe gibt, jedem Wedding-Klischee zu entsprechen.
Das Sommerbad selbst liegt im Humboldthain: einem ehemaligen botanischen Park, der dann Flakbunker wurde, dann Trümmerberg, dann Volkspark und mittlerweile so eine Art verwilderter Wald mit Graffiti, Schildern und Müll ist.
Das Sommerbad entstand im Übergang der Phasen "Trümmerberg" und "Volkspark" anfang der 1950er. Es liegt in einer Landschaft, die ganz geschickt mit den Niveau-Unterschieden der Gegend spielt. Die Planer orientierten sich offenbar am 30-Jahre-älteren
Sommerbad am Insulaner: die Aufteilung und das Raumgefühl der beiden Bäder ähneln sich.
Bekannte Elemente aus dem - gleichzeitig mit dem Bad am Humboldthain vom selben Architekten gestalteten -
Sommerbad Wilmersdorf erkenne ich auch: Die Hecken, das prachtvolle Blumenbeet am Eingang, die weite und luftige Gestaltung der Liegewiesen.
Und dann kamen die Achtziger: und ich weiß nicht, wen sie mit der Planung beauftragt haben und wie oft sie zwischendurch die Bauplanung wechselten. Ich bin verwirrt. Aber das waren die Gestalter anscheinend auch.