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Sonntag, 18. März 2018

Uri Buri in Akko, heute in Kitchen Impossible

Akko, eine Stadt in der Bucht von Haifa. Unser Blick fällt im Herbst 2017 auf ihren Hafen am östlichen Mittelmeer. Ein junger bärtiger Mann mit Stirnband stellte uns gerade einen Heringssalat vor die Nase. Madame fragt „War Kitchen Impossible schon hier?“. Ich „Nein, aber sie sollten hier drehen.“ Manchmal schon hielten wir uns in Restaurants auf, von denen wir dachten, sie wären eine geeignete Location für die Fernsehsendung. Dies war das einzige Mal, das wir uns wirklich wunderten, warum sie hier noch nicht drehten.

Am Ende des Roten Pfeils liegt Uri Buri,


Kein halbes Jahr später hat uns die Fernsehsendung erhört. Die Kitchen-Impossible-Folge vom 18. März wird in Akko spielen – und in Akko kann es nur ein Restaurant geben: Uri Buri.


Blick auf den Hafen.


Kitchen Impossible


Kitchen Impossible ist – neben the Great British Menu – die beste Kochsendung der Welt.
Zwei Köche fordern sich in der Sendung gegenseitig heraus, an einem Ort in der Welt ein Gericht nachzukochen, nachdem sie dieses Gericht nur einmal probiert haben.  Die herausgeforderten Köche gehören zu den besten Köchen, die im deutschsprachigen Raum herumlaufen. Die Aufgaben sind so gewählt, dass auch diese Köche an ihre Grenze kommen. Für den Zuschauer bedeutet das: Jede Menge emotionales Drama. Es bedeutet auch herausfordernde, spannende Küche aus einer Nah-Perspektive zu sehen. Reverese engineering spezieller, weltweit einmaliger, Rezepte und dazu ein echtes How-To wie diese funktionieren.


Die Restaurants


Die Restaurants, in denen die Herausforderungen bewältigt werden müssen, haben meist dieses Besondere, das den Koch herausfordert. Fast langweilig sind die Drei-Sterne-Lokalitäten, weil sie oft in ihrer Gleichartigkeit berechenbar sind.

Spannender sind in der Aufgabenstellung beispielsweise der Saumagen, den schon Helmut Kohl aß, Dr. Shakshukas Shakshuka, Südtiroler Knödel, ein hausgemachtes Gericht mit selbstgeangelten Meeralgen etc. Gute Restaurants für die Sendung zeichnen sich dadurch aus, dass sie kulinarisch spannend sind, es zu Restaurant und Gericht eine Geschichte zu erzählen gibt und das ganze am besten auch noch fotogen und ferhsehgeeignet ist. Willkommen in Akko. Willkommen bei Uri Buri.


Uri Buri


Uri Buri liegt am Hafen von Akko. Akko ist eine sehr alte Stadt in der Bucht von Haifa, die insbesondere aufgrund ihrer riesigen Kreuzfahrerfestung zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Hier treffen Mittelmeer-Felslandschaften und eine schon fast bilderbuchgemäße arabische Altstadt auf diese Kreuzfahrerfestung, die alles was ich je in Europa in Burgen sah, weit in den Schatten stellte.

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Uri Buri in seinem Restaurant. Bild: Akko von: Christina Garofalo Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Uri Buri, das Restaurant, ist benannt nach Uri Buri, dem Koch. Dieser ist mittlerweile Anfang 70, ein Althippie und Schulabbrecher. Geboren wurde er in der Nähe in Nahariya. Einst war er ein junger Mann, der einst mit dem VW Bus durch Europa und dann durch Afghanistan und Indien tourte, dann in einer WG in Hamburg lebte. Irgendwann entschäfte er auch Bomben für die Vereinten Nationen.

Schließlich eröffnete Uri Buri 1997 in Akko ein Restaurant, das nach Meinung Vieler zum besten Fischrestaurant Israels wurde. Und dann eröffnete er auch noch ein Luxushotel in Akko – dessen Personal zu gleichen Teilen aus jüdischen und palästinensischen Jugendlichen besteht, denen er hier eine Ausbildung gibt. Um das Essen adäquat zu beschreiben, fehlen mir die Worte.


Zwei Stadtrundgänge


Dabei war unser Weg zum Uri Buri nicht einfach. Wir hatten bei der Kanone außerhalb der Stadtmauer Akkos geparkt, waren dann mittels einer Festungsbesichtigung und durch die unübersichtliche Altstadt im Zick-Zack zum Hafen geschlendert. Schließlich standen wir vor dem recht kleinen, für diese Gegend sehr sachlich-nüchtern aussehenden Haus und überlegten: Sollen wir wirklich reingehen? Oder sollen wir nicht?

Akko: der Kreisverkehr mit Kanone


Ist es für Tag zwei des Urlaubs nicht zu exorbitant gleich das „beste Fischrestaurant Israels“ zu besuchen, wie unser Reiseführer versprach? Aber wann, wenn nicht jetzt? Die Frage wurde uns abgenommen, ein Blick auf die Uhr lehrte, dass die Parkuhr demnächst ablief, uns nie m Leben genug Zeit für eine Mahlzeit lassen würde – also erstmal eilten wir diretissima zurück zur Kanone.

Akko. In der Festung.


Der zweite Versuch. Diesmal liefen wir am Stadtrand entlang. In der Al-Jazza-Moschee, der zweitgrößten Moschee Israels, sahen wir, wie der Muezzin mittelgelangweilt wirkend aber melodisch den Gebetsruf in sein Handy sang. Dann blieben wir im Museum in der Mauer hängen – eine Art Heimatmuseum, das in den Katakomben der Stadtmauer untergebracht ist, und letztlich schauten wir viel zu lange und intensiv auf das Meer mit dem Argaman Beach.


Blick auf das Mittelmeer.

Bis wir wieder vor Uri Buri standen, uns immer noch nicht sicher waren, ob wir nun hineingehen wollten oder nicht, war die Parkuhr schon wieder abgelaufen, Bis wir dann das dritte Mal zu der Kanone am Parkplatz zurückgelangt waren, einigten wir immerhin, dass es galt, diese eine Gelegenheit zu ergreifen. Wir nahem den Miet-Toyota, fuhren außen an der Altstadt entlang und fanden einen Parkplatz im Hafen quasi gegenüber dem Restaurant. Jetzt aber.


Im Uri Buri


Wir waren naiv gewesen. Das Restaurant war zwar leer, aber wir waren früh. Wir gingen hinein, sagten, wir wollen essen. Es folgte Haareraufen beim Personal, rätselnde Blicke, zwei kritische Blicke in das Buch – und letztlich fanden sie dann noch einen freien Zweiertisch. Wir bekamen eine Karte, versuchten von dieser zu bestellen – und hatten nicht mit dem Kellner David gerechnet.



Der schlug vor, doch lieber je die halbe Portion zu nehmen, um mehr verschiedene Gerichte zu testen. Er bemerkte dann noch, dass eine Vorspeise und eine der anvisierten Hauptspeisen beide Joghurtsauce hätten und ob wir nicht lieber noch eine andere Sauce hätte und er würde was vorschlagen. Es sei auch kein Problem zu einem der ausgesuchten Gerichte einfach eine andere Sauce zu machen, die dann insgesamt besser zur Vorspeise passte.

Letztlich trafen wir die glückliche Entscheidung, uns einfach in die Hände von David und seinen Kollegen zu begeben, und ließen uns mehr oder weniger überraschen – welch Festmahl
.
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Theke / Empang mit Blick in die Küche. Bild: Akko von: Christina Garofalo Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Nun weiß ich nicht mehr genau was ich gegessen habe. Insgesamt waren es sieben oder acht verschiedene Gerichte, die wir am Tisch hin- und hertauschten. Zumal die Benennung von Speisefischen an sich schon ein schweres Thema ist. Wenn es dann noch über das hebräische und das englisch geht, ist schon gar nicht mehr klar, was genau auf dem Teller lag(*).

Ich erinnere mich an die Joghurtsauce, Ceviche mit Kapern, Makrelen, ich glaube, wir hatten "Baramundi" - was auch immer da ist - dann eine Art „Garnelencapuccino“ (also Meeresfrüchtesuppe im Glas) und auch diesen Heringssalat: der so intensiv und doch subtil schmeckte wie noch nie ein Heringssalat, den ich je hatte und doch irgendwie wie der Idealtyp des Heringssalats an sich.

Es war ein Traum. Diese Mischung aus toller Lage, mit dem besten Fischessen, das ich je im Leben hatte, einer umwerfenden Herzlichkeit von allen Anwesenden und dieser Neugier und Lust auf Entdeckungen, die man überall spüren konnte – was für ein Mahl.



Die Welt bemerkt es


Und auch wenn das deutsche Fernsehen mit Kitchen Impossible bis zum März 2018 brauchte, um Uri Buri zu entdecken – wenn ein Restaurant schon im Baedecker als bestes Fischrestaurant des Landes angepriesen wird - waren andere vor uns dort.

Am schönsten ist es ja, wenn Menschen wirklich dort sind und essen und dieselben Erfahrungen machen wie wir selber: dieses großartige Essen und dazu noch die Begeisterung und Herzlichkeit der Anwesenden: wie auch hier bei „Der Deutsche Kibbuz“

NPR, das öffentliche Radio der USA, war da.

Der Bayerische Rundfunk war auch schon da, wenn auch „nur“ mit seiner jüdischen Spartensendung.

Der Tagesspiegel kam auch nicht darum herum seinen Essen-in-Israel-Artikel mit Dr. Shakshuka beginnen und mit Uri Buri enden zu lassen. Eigentlich war es ja ein Essen-in-Tel-Aviv-Artikel, aber Uri Buri musste anscheinend mit hinein,

Das ausführlichste Porträt, das ich auf deutsch fand, brachte die Jüdische Allgemeine: Der Herr der Fische.

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Da das Restaurant anscheinend keine Website hat, hier fand ich eine Speisekarte: Menu for Uri Buri und hier eine im Original-Design.

Kitchen Impossible begleitete es uns ja auf der Israel-Reise. So auch bei Dr. Shakshuka in Jaffa.

In Akko hingegen kann man nicht nur dem Muezzin zuschauen und Fisch essen gehen, sondern auch im Mittelmeer schwimmen: Schwimmen Israel. Argaman Beach

Alle Iberty-Blogposts zum Thema Essen und/oder Fernsehen sind gelistet unter: Kultur in Iberty! Eine Übersicht. 

Anmerkungen



(*) Als Beispiel sei hier nur Uri Buris Name selbst genannt. Bürgerlich heißt er Uri Jeremias, das Buri ist ein Künstlername, der im Hebräischen einen Fisch bezeichnet. Aber welchen? Englische Quellen geben „Mullet“ an – was ein so dehnbarer Begriff ist, dass im Deutschen wiederum ein halbes Dutzend verschiedener Fischer als Übersetzung für Mullet in Frage kommen.

Ein deutscher Artikel über Uri Buri übersetzt es mit "Meeräsche" - immer noch eine Gattung mit 80 Arten, von der mir keiner als der eine Speisefisch bekannt wäre. Vielleicht ist es die Großkopfmeeräsche (Mugil cephalus)? Die nun laut hebräischer Wikipedia קיפון בורי heißt, was ich als "???? Buri" interpretieren würde. 

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