Zeitweise erleichterte uns das Wasser vom Himmel das Setzen von Sträuchern – musste man diese doch nicht mehr angießen, sondern traf in 15 Zentimeter Tiefe direkt auf das stehende Grundwasser. Selbst die Wühlmaus kroch aus ihren überfluteten unterirdischen Gängen, baute sich eine kleine Plattform aus herumliegendem Holz und verbrachte einige Wochen im Sommer damit, auf ihrem Floß durch die niedrigeren Teile des Gartens zu Paddeln.
Ein Thema, mit dem Madame und ich uns diesen Sommer also gar nicht beschäftigten, war Bewässerung. Ich glaube, der einzige Gedanke, den wir in diese Richtung entwickelten, war die Sorge, wie wir die Regentonnen so gegen die Strömung sichern können, dass sie nicht in Nachbars Garten treiben,
Aber nun ist Winter. Es ist immer noch nass. Auf dem Weg zum Subaru muss man schon wieder Gummistiefel anziehen. Aber im Winter wundert mich das nicht. Da gehört das so und ich bevorzuge doch die Nässe gegenüber den 20-Zentimeter-Eisplatten, die wir hier auch schon erlebten.
Nach dem Winter kommt Sommer. Der Winter beschert uns zum Abschluss doch noch einige sonnige, regenfreie Tage. Spätestens mit dem bald einsetzenden Frühling wartet die Rückkehr der Brandenburger Semitrockensteppe.
Der Winter, die Zeit, in der die Gartenkalender raten den Zaun kritisch zu betrachten oder den Schnittlauch anzutreiben oder auch Kataloge zu wälzen. Die Zeit im warmen und trockenen zu sitzen, am Whiskey zu süffeln, zu denken und zu planen: Vielleicht sollten wir doch einen Gartenschlauch anschaffen.
Wir brauchen einen Gartenschlauch
Wir brauchen einen Gartenschlauch. Der Neuigkeitswert des Gießkannenschleppens erschöpft sich. Vor allem bekommen mit der Gießkannen-Methode immer nur einige ausgewählte Pflanzen etwas Wasser.
Wenn die Dual-Gießkannenmethode nicht ausreicht. |
Einigen Pflanzen scheint die manuelle Bewässerung zu wenig Wasser zu liefen. Die reichliche Himbeerernte in diesem Wasserjahr beispielsweise sandte ein Zeichen. „Hallo, hier ist die Himbeere! Ich hätte gerne mehr Wasser als ich hier normalerweise bekomme!“ Also steht die Überlegung im Raum, Regentonnen und Gießkannen durch einen Schlauch zu ergänzen.
Erster Gedanke. Dann gehen wir halt in den Baumarkt und nehmen dort den Schlauch mit, den sie haben. Für unseren Alltagsgebrauch sollte das reichen. Leider planten die Herren Obi, Bauhaus und insbesondere Hornbach anders.
Oh mei. Da gibt es ja so einiges: bunte Farben, verschiedene Systeme, verschiedene Längen und verschiedene Dicken. Wir waren gartenschlauchüberfordert. So unfassbar preiswert, um auf gut Glück etwas einzupacken, sah das Angebot nicht aus. Also steht doch etwas investigative Vorarbeit vor dem Schlauchkauf.
Die erste Nachschlageadresse, Wikipedia, erweist sich bei solch praktischen Fragen fast erwartungsgemäß als komplett nutzlos. Wikipedia leitet mich auf allgemeine physikalische Erwägungen zum Thema Schlauch, nicht ohne Verweis auf Rubber-hose cryptoanalysis (auch deutsch auch Rubberhose), weiß sonst aber nichts.
Unterschiede
Fernab von Wikipedia, bei lebensnäheren Quellen, gewinne ich dann doch einige Erkenntnisse. Bei genauerer Betrachtung scheinen sich die Schläuche vor allem in drei Aspekten zu unterscheiden: Durchmesser (1/2 Zoll = 13 Millimeter oder 3/4 Zoll = 19 Millimeter), Länge (Standard: 25 Meter oder 50 Meter) und dem verwendeten System.
Selbst die Schnecken flüchteten nach oben ins Trockene. |
Daneben existiert dieser seltsame Flexi-Schlauch, der gerade in ist. Es handelt sich um eine Art blähbaren Stoff, der im trockenen Zustand kurz und handlich ist, sich aber in nassem Zustand streckt und verspricht auch die hintersten Blumen zu erreichen.
Praktischerweise hat der Kaptain den Flexi-Schlauch schon in ihrem eigenen Garten getestet und uns an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Nachdem sie 2016 extrem enthusiastisch war, benutzte sie 2017 plötzlich wieder einen normalen Schlauch. Sie erwähnte den Flexi-Schlauch nie wieder. Auch ein Zeichen,
Welches System?
Heute kauft man keine Gartengeräte mehr, sondern man lässt sich in eine lebenslange Verbindung mit einem Systemhersteller ein. Ein wenig verkauft man seine Seele, dafür verspricht der Hersteller, Schaufeln an Schläuche koppeln zu können, Rasenmäher mit der Bedienung der Harke zu steuern und natürlich mittlerweile eine die Unkrautrupf-App für iOS und Android. Ein einfacher Gartengerätekauf entwickelt sich so potenziell zum Deal auf Lebenszeit.
Immerhin. Das erste Mal seit Jahren hat sich die Erdkröte wieder gezeigt. |
Dabei gibt es vor allem ein System: Gardena und Gardena und Gardena. Die Vielfalt der Gardena-Ansteckmöglichkeiten erinnert mich mittlerweile an das Zubehör an Spielzeugsystemen, wahlweise auch an die Grauen Männer und deren unerschöpflicher Vorrat an Extra-Spielsachen aus dem Buch Momo.
Gardena bietet auf jeden Fall emotionale Vorteile, weil Madame und ich beide schon als Kinder die auffallende orange Spritze - damals wohl der einzige Vorsatz den es gab - am orange-grauen Schlauch in der Hand hatten und uns daran erinnern können.
Der Hornbach, der Default-Baumarkt in der Nähe hat das noch das eigene System "For-q" und hat auch noch GEKA Karasto im Programm. For_q wirbt damit "kompatibel zu allen bestehenden Systeme zu sein, was heißt, es passt an Gardena".
Recht systemlos, zumindest in Deutschland, scheinen die Schläuche von "Garden Profi" und Rehau aus der Schweiz.
Material?
Unser erster Plan sah vor, halt einen „üblichen“ Schlauch zu kaufen. Wenn wir bei der Materialwahl beim „Üblichen“ blieben, hieße dies vermutlich PVC. Das PVC ist wegen der Chemie und der Weichmacher kein Material bei dem der moderne Käufer in Freudenschreie ausbricht. Aber es ist nicht nur üblich, sondern nahezu alternativlos. Die einzige angebotene Alternative wäre Gummi.
Aber Gummi wiegt Tonnen und ist heutzutage gar nicht mehr so einfach zu finden.
Auch die Schlangen flüchteten lieber auf die trockene Straße. |
Detaillierter betrachtet, ist PVC nicht einfach PVC. So besteht ein Gartenschlauch aus mehr als nur einer Lage Plastik. Ein guter Schlauch besteht aus mindestens drei verschiedene Lagen: hartes Material außen, damit der Schlauch auch Sonne und das Ziehen über Kanten übersteht; glattes Material innen, um dem Wasser wenig Widerstand zu bieten und eine Gewebeschicht in der Mitte, die verhindert, dass Knicke und Knoten dauerhaft im Schlauch bleiben. Die Gewebeschicht zieht den Schlauch auch nach Verknickung und Verknotung den Schlauch wieder in seine ursprüngliche Form zurück.
Bessere Schläuche haben in dieser Gewebeschicht ein Kreuzgewebe. Die besten Schläuche sind Trikotschläuche mit gestrickter Gewebeeinlage. Schlechte Schläuche verzichten auf das Gewebe ganz. Dabei gilt leider die Faustformel: Je dicker der Schlauch ist und je mehr er wiegt, desto besser sind das Innengewebe und die Materialien.
Länge?
Die übliche, also die am weitesten verbreitete Schlauchlänge, sind 25 Meter. Aber diese 25 Meter reichen bei uns nicht vom Wasser bis ans Ende des Grundstücks. Soweit so einfach erstmal. Aber 50 Meter Schlauch benötigt mehr Lagerplatz. Zudem muss das Wasser halt erstmal 50 Meter überwinden, auch wenn es um die Rose neben dem Wasserhahn geht - und der Druck lässt nach.
Da nun die Himbeeren weitestentfernt vom Wasserhahn stehen, können wir uns mit 25 Metern nun auf halber Strecke auf den Rasen stellen, versuchen den Schlauch schräg nach oben zu richten und mit der Fontäne dann die Himbeeren treffen, den Nachbarn und seine Katze jedoch verfehlen. Oder wir fügen uns in den Erwerb von 50 Metern Schlauch.
Oder wir hören auf den Tipp, zwei 25-Meter-Schläuche je nach Bedarf mit Gelenk zu trennen und zu verbinden. Die lassen sich besser lagern und für das Gießen der Nicht-Himbeeren können wir mit dem geringeren Druckverlust auf 25 Metern rechnen.
Nachdem die Frage halbwegs geklärt ist, wie lang der Schlauch sein sollte, ergibt sich folgerichtig das Problem: wie dick darf es sein.
Durchmesser?
Viel hilft viel? Normal und am weitesten verbreitet ist für den Standardfall - mit dem Schlauch in der Hand zum Baum laufen - der Halbzöller, der dafür auch generell als ausreichend angesehen wird.
Dennoch:
Für einen größeren Durchmesser spricht der höhere Wasserdruck, der ankommt. Wasser verliert im Schlauch besonders an den Wänden des Schlauches Druck. Je dünner der Schlauch, desto größer ist die Wandfläche im Verhältnis zum transportierten Wasser. So verliert im Vergleich ein dünner Schlauch etwa 2,5 Bar Wasserdruck auf 50 Meter, ein dicker verliert hingegen nur 0,5 Bar.
Insbesondere wenn man den Schlauch aus der Regenwassertonne befüllt und dann noch weitere Strecken überwinden muss, kommt nichts mehr an. Außerdem spart der dicke Schlauch natürlich Zeit. Denn es kommt mehr Wasser pro Sekunde. Das spräche für einen Dreiviertelzöller.
Und dann gibt es auch noch die Ein-Zoll-Schläuche für die Landwirtschaft. Aber bei aller Agrar- und Traktorbegeisterung meinerseits: das wäre Overkill.
Der Tipp
Allerdings bekamen wir auch noch den Tipp, zwei 25-Meter-Schläuche aneinander zu hängen und dann den ersten dicker und den zweiten dünner zu nehmen.
Farbe
Noch gar nicht entschieden haben wir uns für eine Farbe. Nur zwei Grundregeln stellten wir fest: Von durchsichtigen Schläuchen ist abzuraten. Pflanzen lieben Sonnenlicht, Algen im Schlauch lieben Sonnenlicht, dass durch den Schlauch fällt. Auch von grünen Schläuchen ist abzuraten: viel zu schnell brettert man mal kurz mit dem Rasenmäher oder dem Spaten über den vergessenen Schlauch, den man im Gras nicht sieht. Signalfarben rulen.
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Tiere, die ja den Regenweltuntergang mögen und das amphibische Schätzen, sind die in der Gegend im Rhinluch rastendenden Kraniche.
Zu uns verschlägt es sonst eher trockenliebene Arten wie die Große Holzbiene.
Und bewässert wird unter anderem Der kleine Apfel James Grieve.
Alle Posts zum Eiszeitland und unseren Garten, liegen unter Kleintierzoo.
Alle Posts zu Kultur und Alltagskultur im weitesten Sinne unter Kultur in Iberty! Eine Übersicht.
Zum Schluss
Die Sendung mit der Maus über die Gartenschlauchproduktion.
Danke, hat Spass gemacht zu lesen und jetzt weiss ich die Dicke..Gruss Alice
AntwortenLöschenGern geschehen. Und danke für den Dank :-)
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