Die Berliner Bäder und ihre Eintrittspreise. Was beim ersten Anschauen harmlos beginnt, entwickelt sich bereits beim zweiten Hinsehen zur Tüftelaufgabe. Die Zahl der Zuschläge, Sonderzeiten, Mehrfachkarten und anderer Mehrfachkarten hält den Schwimmer nicht nur körperlich sondern auch geistig beweglich. Aber etwas ändert sich. Vielleicht verbessert es sich sogar.
Wie ich dem Schwimm-Blog entnahm, wollen die Berliner Bäder zum 1. Februar 2018 ihre Tarifstruktur umstellen. Die Ankündigung mit den neuen Tarifen soll am 23. Januar erscheinen, die Ankündigung der Ankündigung immerhin wird mittlerweile in ausgewählten Bädern ausgehängt
Die einschlägige Website mit den Preisen weist heute noch nicht darauf hin, dass sich etwas ändert. Aber etwas wird passieren. Es wird höchste Zeit noch einmal auf die bestehenden Tarife in ihrer derzeitigen Form zu Blicken. Denn spätestens drei Monate nach ihrer Veröffentlichung werden sie digital vergessen sein.
Es ist alles ganz einfach
Es beginnt eigentlich ganz einfach: es gibt einen Haupttarif für Schwimmer. Dieser beträgt 5,50€. Er hilft bei der allgemeinen Orientierung, wieviel ein Berliner Badbesuch kostet,
Dann wird es etwas irritierend. Neben diesem Haupttarif gibt es auch einen Basistarif. Dieser beträgt nur 3,50€. Er gilt in Hallenbädern, einschließlich der "Erlebnisbäder" Schöneberg, Lankwitz und Kreuzberg zu ausgewählten Zeiten, nicht aber in Freibädern.
Es existiert auch ein weiterer Tarif für 3,50 Euro. Dabei handelt es sich um den Kurzzeittarif. Dieser gilt auch zu bestimmten Zeiten, allerdings nur bei einem kurzen Besuch von nicht mehr als 65 Minuten. Anders als der Basistarif existiert der Kurzzeittarif NICHT in den Freizeitbädern (Schöneberg et al). Dafür allerdings kommt der Kurzzeittarif in den Freibädern zur Anwendung.
3,50 Euro beträgt ebenso der ermäßigte Haupttarif, während der ermäßigte Basistarif 2 Euro beträgt Beim Kurzzeittarif allerdings gibt es keine Ermäßigung. Der Kurzzeittarif beträgt immer 3,50 Euro. Die Ermäßigung können grob gesagt Kinder, Schüler, Studenten, Empfänger von Sozialleistungen und Inhaber des "Berlinpasses", der auch Sozialbedürftigkeit anzeigt, in Anspruch nehmen.
Die Tarife gelten zu verschiedenen Tageszeiten, wobei entscheidend die Uhrzeit ist, zu der man das Bad betritt.
Kurzzeit: Der Tarif gilt bis 8 Uhr morgens und nach 20 Uhr abends, vorausgesetzt der Badbesuch dauert insgesamt nicht länger als eine Stunde fünf Minuten. Er gilt nur Montag bis Freitag.
Haupttarif: Der Tarif gilt zwischen 8 Uhr morgens und 10 Uhr morgens und nach 15 Uhr bis 20 Uhr. Oder vor 8 und nach 20 Uhr, wenn der Besuch länger als 65 Minuten dauert.
Basistarif: zwischen 10 Uhr und 15 Uhr.
Es ergibt sich
(*) Montag bis Freitag. Nicht in Erlebnisbädern. So der Besuch nicht länger als 65 Minuten dauert. Sonst 5,50€.
(**) Montag bis Freitag. Nicht in Freibädern. Sonst 5,50€ beziehungsweise 3,50€ ermäßigt.
Keine Gewähr natürlich. Ich bin nicht die Berliner Bäder Betriebe.
Zuschläge
Ist die Sache soweit klar, kommen noch die Zuschläge hinzu. So ein Zuschlag kann 2 Euro für ein sogenanntes erlebnisorientiertes Bad betragen. Dies gilt aber erst ab 10 Uhr. Außer am Wochenende, da gilt der Zuschlag bereits ab Öffnung des Bades - derzeit ist das in allen drei Bädern ab 8 Uhr.
Kurzzeittarife nun wiederum gibt es in diesen Bädern gar nicht. Alle drei Bäder öffnen erst um 8 Uhr.
Freizeitorientierte Bäder sind Schöneberg (Rutsche, Außenbecken), Lankwitz (Rutsche, Whirlpools), Kreuzberg (Wellenbecken).
Ein anderer Zuschlag gilt für Warmbäder (über 30 Grad Wassertemperatur im Hallenbad oder über 27 Grad im Freibad): 1,50 Euro. Neukölln zum Beispiel verlangt diesen und ich glaube auch die Alte Halle in Charlottenburg. Dieser Zuschlag gilt bereits vor 10 Uhr ab Öffnung des Bades auch an Wochentagen.
Für Zuschläge gibt es keine Ermäßigungen. Auch sozialbedürftige Kinder zahlen hier den vollen Zuschlag.
Es ergibt sich
(*) Montag bis Freitag. So der Besuch nicht länger als 65 Minuten dauert. Sonst 5,50 Euro beziehungsweise 7,00 Euro oder 7,50 Euro beziehungsweise das ermäßigte Äquivalent.
(**) Montag bis Freitag. Nicht in Freibädern. Sonst 5,50 Euro beziehungsweise 7,00 Euro oder 7,50 Euro beziehungsweise das ermäßigte Äquivalent.
(***) Montag bis Freitag. Sonst 7,50 Euro.
Keine Gewähr natürlich. Ich bin nicht die Berliner Bäder Betriebe.
Familienkarte
Beim Besuch durch mehrere Personen kommen schnell erkleckliche Summen zusammen. Ein Besuch nach der Schule mit einem Erwachsenen und zwei Kindern erzeugt so Kosten von 12,50 Euro (Normalbad) beziehungsweise 20,50 Euro (mit Rutsche) plus eventueller Pommes oder Kaffee oder Föhngebühren.
Deshalb haben die Berliner Bäder die Familienkarte etabliert. Diese kostet 11,50 Euro und ist immerhin für zwei Erwachsene und fünf Kinder gleichzeitig gültig. Aber, so einfach wird das nicht, eventuelle Zuschläge kosten extra. Und zwar pro Person.
Im Extremfall kostet also der Besuch im Normalbad für zwei Erwachsene und fünf Kinder 11,50 Euro. Sollten diese ein Bad mit Rutsche aufsuchen wollen, werden es 25,50 Euro.
Um es am Beispiel zu zeigen, hier die Eintrittspreise Konstellation ein Erwachsener (nicht-ermäßigt), zwei Kinder gelten also die Preise:
(*) Montag bis Freitag. So der Besuch nicht länger als 65 Minuten dauert.
(**) Montag bis Freitag.
(1) Erwerb einzelner Karten pro Person.
(2) Familienkarte plus evtl. Zuschläge
Keine Gewähr natürlich. Ich bin nicht die Berliner Bäder Betriebe.
Sammelkarten
Um weiter zu sparen, zumindest manchmal, gibt es Sammelkarten. Diese gibt es in der Form von Zehner- oder Zwanziger-Karten. Manchmal auch mit der Option zusätzlicher Besuche. Allerdings gibt es diese Karten nur jeweils für einen Tarif. Es existiert also eine 10er- und 20er-Karte für den Kurzzeittarif, eine für den Basistarif und dann auch noch für die Freizeitorientierten Bäder.
Die Ersparnisse fallen sehr unterschiedlich aus. So kostet die 10er-Karte für den Kurzzeittarif oder den Basistarif 35 Euro anstelle von 10 x 3,50 Euro. Die Ersparnis beträgt also null Prozent. Anders sieht es aus bei den Karten für den Haupttarif. Hier existieren 10+1 Karten oder 20+3 Karten. Man bezahlt also im Voraus den Preis für 10 oder 20 Besuche, darf die Bäder dann 11- oder 23-mal besuchen.
Zu berücksichtigen ist, dass viele Arten des Besuchs entweder 3,50€ oder 5,50€ kosten. Dieses ergibt sich aber aus verschiedenen Tarifen. Die Normalbad-Haupttarifkarte kann nicht einfach so eingesetzt werden kann für ein Freizeitbad zu Basistarifzeiten, auch wenn beides 5,50 Euro (Vollzahler) kostet.
Wie es sich damit verhält, ob Basistarif-Mehrfachkarten auch zum Kurzzeittarif eingesetzt werden können, weiß ich nicht.
Gerade dies ist misslich. Als Besucher mit nicht nur einem besuchten Bad zu einer Zeit in der Woche – und angesichts der Berliner Bäder Öffnungszeiten ist es fast unmöglich nur ein Bad zu besuchen – braucht man mehrere Karten oder muss rechnen.
Im günstigsten Fall bringen diese Karten also eine Verbilligung eines einfachen Besuches auf 6,52 Euro statt 7,50 Euro (4,78 Euro statt 5,50 Euro ermäßigt) im freizeitorientierten Bad oder auf 4,78 Euro statt 5,50 Euro (3,04 Euro statt 3,50 Euro ermäßigt) in Normalbädern. Mehrfachkarten für Warmwasserbäder existieren nicht. Hier gilt die Mehrfachkarte für das Normalbad plus Warmwasserschlug. Also zahlt der Besucher in Warmwasserbädern 6,28 Euro (4,78 Euro plus 1,50 Euro Zuschlag) statt 7,00 Euro. (4,54 Euro statt 5,00 Euro ermäßigt).
Um die Lage wieder übersichtlich zu halten, hier wieder das Beispiel ein Erwachsener (nicht-ermäßigt) mit zwei Kindern. Sie alle haben 20+3-Karten für den Haupttarif.
(*) Montag bis Freitag. So der Besuch nicht länger als 65 Minuten dauert.
(**) Montag bis Freitag.
(1) Erwerb einzelner Karten pro Person.
(2) Familienkarte plus evtl. Zuschläge
(3) So die 20+3-Karte / Normalbad im Warmwasserbad genutzt werden kann. Der Zuschlag kommt dann noch extra.
Keine Gewähr natürlich. Ich bin nicht die Berliner Bäder Betriebe.
Das Beispiel geht auch noch zugunsten der Mehrfachkarte aus, wenn ein oder zwei Kinder keine Mehrfachkarte haben und normal bezahlen müssen. Anders sieht es aus, wenn der Erwachsene keine Mehrfachkarte hat. Oder natürlich, wenn der eine Mehrfachkarten für den Basistarif, ein anderer aber jene für den Haupttarif hat.
Guthabenkarte
Eine Karte, die in vielen anderen Städten angeboten wird, nicht aber in Berlin ist die Guthabenkarte, auf die man einfach einen bestimmten Geldbetrag bucht und der Automat zieht einfach den günstigsmöglichen Eintrittspreis ab. Ebenso wie Kassenautomaten ist dies bei den Berliner Bädern noch Zukunftsmusik.
Premiumkarte
Einfacher wird es mit der Premiumkarte. Diese Karte berechtigt für alles und kostet für zwölf Monate 588 Euro (bzw. 348 Euro). Zahlt man den ganzen Preis komplett beim Erwerb der Karte, entstehen nur Kosten von 539,00 Euro beziehungsweise ermäßigt 319,00 Euro.
An der Berechnung ob sich bei meinem Besuchsrhythmus der Erwerb einer Premiumkarte lohnt, bin ich bereits mehrfach elendig gescheitert. Ich vermute, dass dem nicht so ist, bin mir aber nicht sicher. Zumal ich eigentlich noch den Bequemlichkeitsfaktor veranschlage, nicht jedes Mal überlegen zu müssen, welcher Preis gerade gilt.
Einfache Aufgaben
Um die Anwendung der Tarifstruktur für die Praxis durchzurechnen, bietet es sich an, einfache Aufgaben zu beantworten, die sich jedem Schwimmbadbesucher stellen. Als Bearbeitungshilfe sei hier noch einmal der Link auf die komplette Tarifsatzung gegeben.
- Sie wollen mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern vormittags ins Schwimmbad: welche Karten brauchen Sie am Montag und welche am Sonntag?
- Sie haben zwei Kinder, die 20+3 Karten für den Haupttarif besitzen. Diese möchten ins Schwimmbad. Sollten Sie besser vor oder nach 15 Uhr kommen?
Aufgaben für Fortgeschrittene
- Sie wohnen in der Nähe eines Sternebades, gehen aber lieber normal schwimmen. Dabei gehen sie zweimal im Monat zum Frühschwimmen, dreimal vor 15 Uhr und dreimal nach 15 Uhr. Welche Mehrfachkarte ist die beste?
- Wie oft dürfen Sie sich irren und aus Versehen ihre 20+3-Mehrfachkarte zur falschen Zeit (Basistarif) durch den Kartenscanner ziehen, damit der Erwerb der ganzen Karte ein Verlustgeschäft war?
- Wie sieht das bei erlebnisorientierten Bädern aus?
- Wenn Sie dreimal die Woche schwimmen gehen? Wie viele Prozent der Besuche müssen Sie ins Sternebad damit die Premiumkarte lohnt?
- Wie ändert sich die Gleichung, wenn sie zwei Wochen Urlaub haben und zwei Wochen wegen Erkältung lieber Trockensport betreiben?
- Ganz Fortgeschrittene können nun noch versuchen, die vier Saunaklassen von A bis D mit jeweils verschiedenen Preisen in die Gleichungen einzubauen.
Weiterlesen
Alle Iberty-Schimmbadposts befinden sich unter: Schwimmbäder nah und fern: Rückblick und Ausblick.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen