Woltersdorf: einst Durchgangsstation für Kalksteine, dann Berliner Villengegend, dann Blockbuster-Filmkulisse, dann DDR-Kleinstadt. Heute eine Mischung aus Brandenburger Handwerk, einer großen freikirchlichen Szene (die auch das Krankenhaus und ein großes Seminarzentrum betreibt) und wieder Berliner Ausflugsziel.
Von Interesse für den Ausflügler ist die Eignung als Ausflugsziel. Maßgeblich tragen zu diesem Punkt die „Schleuse Woltersdorf“ bei, sowie drei Seen: der Bauersee, der Flakensee und der Kalksee.
Der Bauersee scheint ein See seiner selbst, ohne größeren Zufluss und Abfluss und rundherum von Privatgrundstücken umgeben. Flakensee und Kalksee sind durch die Schleuse Woltersdorf verbunden und im weiteren Verlauf auch an Spree, Dahme und die ganzen Berliner Gewässer angeschlossen. Die Seen sind ein beliebter Ort für Bootsfahrer und Wassersportler, beide Seen haben Badestellen.
Typische Hausnummergestaltung in Woltersdorf |
Dabei ist der näher an der Spree gelegene Flakensee bei den Bootsfahrern beliebter, ist er doch übers Wasser ohne Schleusendurchfahrt erreichbar. Dort liegen diverse Lokale, eine Strandpromenade zum Wandeln und lange öffentliche Wege am Wasser. Die nächstgelegene Möglichkeit zum Baden im Flakensee – wenn auch keine offizielle Badestelle – ist nur wenige Minuten von der Schleuse entfernt. Die etwas weiter entfernte offizielle Badestelle hat einen Kiosk, liegt neben einem Campingplatz und ist vergleichsweise gut erschlossen.Der Kalksee liegt dort verborgener.
Seenlandschaft vom Kalksteintagebau bis hin zu den Berliner Gewässern. Das Wasser fließt hier von Norden nach Süden. Open Street Map © OpenStreetMap contributors, made available under the terms of the Open Database License (ODbL). |
Große Teile des Wasserrands sind von Privatgrundstücken umgeben, Wald und Sandstraßen bestimmen das Bild. Von der Schleuse aus sind es bis zur Badestelle 20 Minuten Fußmarsch bei strammem Tempo, diese liegt verborgen hinter diversen Kurven und Einmündungen.
Der Kalksee ist benannt nach den Kalksteinbrüchen in der Nachbargemeinde Rüdersdorf. Um genau zu sein, gehört der See selbst sogar zu Rüdersdorf, die Badestelle liegt allerdings noch in Woltersdorf. Ungewöhnlich im Sand-Lehm-Eiszeitland für Brandenburg versorgten die Rüdersdorfer Kalksteinbrüche Berlin mit Kalkstein. Der Kalkstein wiederum musste erstmal von Rüdersdorf nach Berlin – und voilà, da kam der See ins Spiel.
Später litt der See dann. Weder nahe gelegene Rieselfelder noch intensive Fischzucht flussaufwärts taten der Wasserqualität gut. Beides ging mittlerweile in die Geschichte ein. Heute liegt der See inmitten der reliefreichen Landschaft und Woltersdorf ist wieder dort, wo es schon vor dem Zweiten Weltkrieg war: ein malerisch gelegenes Ausflugsziel für Berliner.
Gelände
Die Badestelle liegt inmitten der Wohnbebauung. Drumherum sind Sandstraßen, ein Schild warnt Autofahrer „Langsam fahren. Bei Trockenheit Staubentwicklung.“ Die Gärten sind gut eingewachsen und offensichtlich lange am Platz, die Grundstücke sind groß. Auch wenn das hier nahe an Berlin am schönen See ist: neureiche Neubauten sind selten. Das wirkt wie eine Gartensiedlung im besten Sinne.
Obere Wiese und Weg nach unten. Rechts am Wasser: der Ein-Mensch-Einstieg |
Die Badestelle liegt etwas versteckt. Erst ein kleiner Parkplatz, rechts ein verlassenes Grundstück. Eine Wiese (vielleicht ein paar hundert Quadratmeter), dann eine Treppe eine Etage nach unten, eine zweite Wiese. Umgeben ist das Ganze von alten Bäumen von denen einige auch auf der Wiese direkt stehen.
Untere Wiese |
Viel Grün, wenige alte Steine, die verbaut wurden, einiges an Holz. Hier hat sich mal jemand Mühe gegeben ohne zu großen Aufwand betreiben zu wollen. Die Anlage ist älter und eingewachsen, aber offensichtlich gepflegt. Der einzige Rest, den die letzte Party hinterlassen hatte, war die Lagerfeuerstelle – Müll sah ich keinen.
Ein „Haupteingang“ ins Wasser mit ein wenig Sandstrand. Weiter rechts, vor die Kommendem aus dem Ort etwas näher, eine Art Nebeneingang. Ein Gang durch das Schilf, nicht viel breiter als eine Person. Mit Bank.
Der Haupteingang ins Wasser mit etwas Sandstrand. Auf der Bank saß ein totes Krebsuntier. Es wirkte fast wie so eine Steindeko, nur dass es offensichtlich vor kurzem noch ein echtes Tier gewesen war. Am nächsten Tag war es dann verschwunden.
Open Street Map © OpenStreetMap contributors, made available under the terms of the Open Database License (ODbL). |
An der Wiese sah ich zwei Dixi-Klos, die ich aber nicht näher in Augenschein nahm.
See
So wünscht man sich den Einstieg. Sehr klares Wasser, fester Sand unter den Füßen, wenige Pflanzen und auch diese sind gut zu sehen. Das Gefälle selbst ist weder zu flach noch zu steil, sondern führt einen zügig ohne überraschendes Durchsacken ins tiefere Wasser.
Die größere Badestelle |
Kaltes, klares Wasser. Wobei: so kalt war es gar nicht, nach der ersten Gewöhnung, schwamm es sich sehr angenehm. Ungewohnt: ich spürte keine Strömung oder Stellen, an denen es mal etwas kühler mal etwas wärmer wurde. Das blieb sich gleich. Die Wellen waren da, aber beide Tage flach.
Die Sicht weit (ein langer, recht großer See), der Himmel spektakulär. Die – für Berliner Verhältnisse hohen – Hügel bilden einen gelungenen Hintergrund zum See.
Die Badestelle selbst liegt in einer kleinen Bucht. Um aus dieser herauszukommen, muss man schon ein Stückchen schwimmen. In der Bucht selbst: diverse Bootsanleger, die offensichtlich zu Grundstücken gehören, diverse Boote – weder ganz klein noch ganz groß – eine Spielplatzrutsche, die direkt vom Bootsanleger in den See reicht und einige Gartengrenzen. Regelmäßig in der Ferne flogen Flugzeuge im Anflug nach Schönefeld über den See.
Am Einstieg bei allen Versuchen Schulen kleinster Fische, die auseinander stoben als ich kam. Einmal in der Nähe schwamm ein Haubentaucher. Die zwei Schwäne waren zum Glück noch ein gutes Stück entfernt und blieben dort auch. Später kamen sie dann näher, flogen kurz über dem
Strand flach über das Wasser, aber die zu dieser Zeit noch badenden Einheimischen ließen sich nicht stören.
Am Horizont fuhren Ausflugsboote und Freizeitschiffe, diese aber so weit entfernt, dass nicht mal ihr Wellenschlag merklich am See war.
Die Badestelle liegt in einer kleinen Bucht, in der Bucht Drumherum. Bootsanleger. Im September so mittelvoll, mittelgroße Motorboote, einzelne Seegrundstücke sind erkennbar.
Publikum
Es war ein Wochenende Ende September. Das Wetter durchwachsen bei 15 bis 20 Grad, mal schien die Sonne, mal regnete es ein wenig. Aber der See war durchaus beliebt. Vom Land aus sah ich an diversen Stellen Schwimmer. Als ich selbst an der Badestelle war, kamen Menschen – meist mit dem Rad – entstiegen ihrer Kleidung – das ist keine als solche ausgewiesene FKK-Badestelle, scheint aber gerne als solche benutzt – und schwammen in den See hinein. Zu dieser Jahreszeit eher ältere Menschen, die kamen, schwammen und wieder gingen.
Eindrucksvoll: die Frau, die anscheinend nicht barfuß auf der Wiese stehen wollte und sich deshalb auf der Bank stehend umzog. Oder wie es zuerst wirkte: das steht eine nackte Frau auf einem Podest und dreht sich um sich selbst.
Auch eindrucksvoll: das Fahrrad, das dort stand. Die Wiese menschenleer. Auf den zweiten Blick eine zurückgelassene Tasche. Ein Blick auf den See: nichts. Es regnet gerade. Ich habe keine Lust, bei Regen wieder an Land zu kommen, warte das ganze lesend ab. Nach etwa 45 Minuten: ein Mann im See nähert sich langsam schwimmend der Badestelle. Eine Stunde, mindestens, außer Sichtweite schwimmen: Respekt.
Gastronomie
Nichts. Richtung Flakensee liegen diverse Restaurants.
Fazit
Ein traumschöner See. Klares Wasser. Eine ruhige Badestelle, belebt genug um nicht unheimlich zu wirken und ruhig genug um Platz und keine Störungen zu haben. Schöne Natur, ein schöner Ausblick. Selbst Schiffe und Flugzeuge waren weit genug entfernt, um malerisch zu wirken, nicht zu stören. Es war nahezu perfekt.
Weiterleisen
Die gesammelten Iberty-Schwimmbadposts liegen unter Schwimmbäder nah und fern: Rückblick und Ausblick.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen