Donnerstag, 28. September 2017

Schwimmbäder nah und fern: Kalksee, Woltersdorf, Brandenburg

Schwimmbäder sind schön. Eine deutsche Errungenschaft besteht darin, das Land flächendeckend mit Schwimmbädern überzogen zu haben.  Aber es gibt nicht nur gebaute Schwimmbäder. Auch Seen, Flüsse und Meere bieten sich zum Schwimmen an. Glücklicherweise gibt es wieder genug Gewässer, die sauber genug zum Schwimmen sind, oft sogar über ausgewiesene Badestellen verfügen. Seen mit unterschiedlich warmem und kaltem Wasser, Wellenschlag, Vögeln, direkt an der offenen Natur, in den Elementen auch diese lohnt es zu Beschwimmen. Heute: der Kalksee in Woltersdorf, Landkreis Oder-Spree, im Südosten von Berlin.

Woltersdorf: einst Durchgangsstation für Kalksteine, dann Berliner Villengegend, dann Blockbuster-Filmkulisse, dann DDR-Kleinstadt.  Heute eine Mischung aus Brandenburger Handwerk, einer großen freikirchlichen Szene (die auch das Krankenhaus und ein großes Seminarzentrum betreibt) und wieder Berliner Ausflugsziel.




Von Interesse für den Ausflügler ist die Eignung als Ausflugsziel. Maßgeblich tragen zu diesem Punkt die „Schleuse Woltersdorf“ bei, sowie drei Seen: der Bauersee, der Flakensee und der Kalksee.

Der Bauersee scheint ein See seiner selbst, ohne größeren Zufluss und Abfluss und rundherum von Privatgrundstücken umgeben. Flakensee und Kalksee sind durch die Schleuse Woltersdorf verbunden und im weiteren Verlauf auch an Spree, Dahme und die ganzen Berliner Gewässer angeschlossen.  Die Seen sind ein beliebter Ort für Bootsfahrer und Wassersportler, beide Seen haben Badestellen.

Typische Hausnummergestaltung in Woltersdorf


Dabei ist der näher an der Spree gelegene  Flakensee  bei den Bootsfahrern beliebter, ist er doch übers Wasser ohne Schleusendurchfahrt erreichbar. Dort liegen diverse Lokale, eine Strandpromenade zum Wandeln und lange öffentliche Wege am Wasser. Die nächstgelegene Möglichkeit zum Baden im Flakensee – wenn auch keine offizielle Badestelle – ist nur wenige Minuten von der Schleuse entfernt. Die etwas weiter entfernte offizielle Badestelle hat einen Kiosk, liegt neben einem Campingplatz und ist vergleichsweise gut erschlossen.Der Kalksee liegt dort verborgener.

Freitag, 22. September 2017

Kleinstadt-Antifa, 1994

Lebensverändernde Momente suchen sich unerwartete Orte. Zum Beispiel wird man Antifaschist nahe des Mississippi-Rivers, nicht unweit von Elvis Presleys Anwesen „Graceland“; bei 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, während man eingeklemmt in eine Stuhl-Tisch-Kombination noch kurz vorher einen Werbespot für Mountain Dew gesehen hat.

Hückeswagen - Islandstraße 48 ies
Bild: Hückeswagen - Islandstraße 48 ies 
Von: Frank Vincentz 
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Dienstag, 19. September 2017

Freibad Wesselburen. Schwimmen in Dithmarschen.

Dies ist ein besonderes Bad. Ist dieses doch das einzige Bad, für das ich je eine Jahreskarte besaß (ich glaube damals kostete sie 60 Euro) und das auch mein ehemaliges lokalpolitisches Engagement über viele Jahre begleitete.



Wesselburen ist eine Kleinstadt mit einer schwierigen Finanzlage. Das Freibad kostet. Über viele Jahre hinweg drehte sich die örtliche Finanzdiskussion immer wieder darum, ob die Stadt sich dieses Bad überhaupt noch leisten könne. Zum Glück: Wesselburen konnte. Ich bin zwar aus der Lokalpolitik in Wesselburen raus, aber anscheinend scheint der Kelch der baldigen Schließung auch vorerst am Bad vorübergegangen zu sein.

Denn dieses Bad ist schön; schon fast ein Klischee. Ein Bad in einer Kleinstadt (etwa 3.000 Einwohner) an der Nordsee. Nah liegen Ferienziele wie Büsum oder St. Peter-Ording (Dünentherme) mit entsprechenden Bädern für Touristen. Aber Wesselburen liegt die entscheidenden drei Kilometer zu weit weg vom Meer.

Eher verirren sich Touristen aus Büsum mal bei einem Tagesausflug in das Kleinstädtchen, als dass sie dauerhaft hier bleiben. Da helfen auch Kohlosseum (Kohl + Museum) samt „Krautwerkstatt“, ein pittoresker Marktplatz mit eindrücklicher Kirche und die „Wesselburener Sommerabende“ nicht wirklich weiter. Der Ort ist schnucklig und schön, hat sich seitdem ich nicht mehr da bin, auch deutlich gemacht, aber ein Tourismuszentrum ist Wesselburen nicht.


Bad von oben, Foto: Freibad Wesselburen

Was die Wesselburener Vermieter unglücklich macht, bringt dem Freibadnutzer Glück: hier ist noch Platz für ein echtes kommunales Freibad wie es im Buche steht. Das Bad liegt ein wenig außerhalb des eigentlichen Stadtgebiets am Rande der Felder. Daneben in Richtung Stadt die Schule, auf der anderen Seite des Bades liegt ein Indoorspielplatz, der in seinem vorherigen Leben eine Tennishalle war. Knapp daneben liegen eine große Halle, um Wohnwagen überwintern zu lassen, ein Campingplatz und ein ehemaliges Restaurant.

Montag, 11. September 2017

Stories and Places: Bloggeschichten von nah und fern.

Der Gast, der zu spät zu einer Party kommt, kann ein Held sein. Erst fiel sein Fehlen gar nicht auf, dann erstes Getuschel, ob er denn tatsächlich eingeladen wurde. Ja, die Einladung ging raus. Seine Abwesenheit entwickelt sich vom Nebengespräch zum Haupttopos der Diskussion: wo ist er hin? Hat er was anderes zu tun? Passierte ihm etwas?

Anwesende Partygäste erinnern an andere glorreiche Partyzeiten mit ihm. Und dann plötzlich: ein Klingeln, undeutliche Stimmen durch die Gegensprechanlage. Sollte er? Tatsächlich! Endlich da! Großes Bohei! Überwunden alle Unbilden des Weges! Jetzt kann die Party starten.

Stories and Places. Die Weltkarte.


Allerdings sollte der Gast sich grob an der angekündigten Zeit orientieren und auch eingeladen sein. Eins, zwei Stunden reicht zum Heldentum. Später, wenn die Party schon abflaut, dann wird er bestenfalls angepflaumt. Sollte der Gast gar erst am nächsten Tag kommen, steht er inmitten der Reste - mit Glück darf der zu späte Gast noch mit Abwaschen.

So ähnlich geht es mir gerade. Nur dass ich nie eingeladen wurde. Und ich kam nicht einen Tag zu spät zu Stories and Places, sondern vier Jahre.

Dienstag, 5. September 2017

Sommerbad am Insulaner. Schwimmen im Freibad Südend-Bad.

So Berlin wie nur geht. Das Sommerbad am Insulaner, ehemals Südend-Bad, ist durch seine Entstehung in den 1920ern alt, traditionsreich, im Park gelegen, mit einer bewegten Geschichte und heute der proletarische Bruder des Prinzenbades. In keinem anderen Bad der Stadt habe ich so sehr den Eindruck, einen Querschnitt der gesamten Berliner Bevölkerung zu treffen.

Das Bad war, das erste öffentliche(*) Sommerbad der Stadt. Erstmals in Berlin lag ein öffentliches Bad im Freien, aber nicht an einem See oder Fluss, sondern eine von Fließgewässern unabhängige Wasserversorgung hatte. Eigentlich traditionsreicher und von der Anlage her schöner, kommt es mir immer wie der arme Bruder des herausgeputzten Prinzenbades vor.


Eingang zum Sommerbad am Insulaner. Die Gestaltung in den 50ern ist zu erkennen.
Es sieht klein und unscheinbar aus. Aber dann kommt einiges. Und großartige Schrifttype.



Entstanden ist das Bad im Insulaner im Rahmen der Lebensreform. Ursprünglich errichtete der „Verein für Gesundheitspflege und Naturheilkunde“ ein reines Licht- und Luftbad – ein Wort das durch die Nazis verschwand, aber im Prinzip dazu dienen sollte, arme Großstadtbewohner aus den stickigen Hinterhöfen ihrer Mietskasernen auf Wiesen an die Sonne und an die frische Luft zubringen.

Als fortgeschrittene Variante des Licht- und Luftbads entwickelte sich das  Freibad. In den 1920ern gab es zwar zahlreiche Fluss- und Seebäder, Bäder ohne direkte Anbindung an ein Gewässer waren aber revolutionär.