Dienstag, 13. Juni 2017

Schwimmbad Hemmingstedt. Schwimmen im Freibad an der Nordsee.

Ein Bad, dass ich einfach mag. Das Freibad in Hemmingstedt ist weder schwimmerisch besonders spektakulär noch hat es großartige Liegewiesen, Beachvolleyballfelder, 50-Meter-Becken oder sonst etwas herausragendes. Aber es ist eines dieser kommunalen Schwimmbädern bei denen ich von vorne bis hinten den Eindruck habe, dass alles stimmt. Die Anlage ist schön gestaltet, die Kabinen/Duschen sind für ein Freibad im Top-Zustand, die Leute - sowohl Besucher wie Angestellte -  verhalten sich ausnehmend nett und das Wasser ist warm genug um nicht zu bibbern. Kommunale Schwimmbäder wie ich sie mir wünsche.


Hemmingstedt liegt in Dithmarschen, nicht unweit der Badeorte Büsum und Sankt Peter Ording. Die Nordsee ist nah, aber dank Watt, Modder, Ebbe und Flut und Strömungen nur sehr eingeschränkt beschwimmbar.


Dafür scheint in Dithmarscen im Sommer oft sie Sonne – öfter und länger als im großen Teil Restdeutschlands – und allgemein ist die Gegend perfekt, um im Sommer draußen zu sein.

Das Bad entstand 1976 – im goldenen Jahrzehnt des deutschen Schwimmbadbaus - wirkt dabei durchgehend gepflegt, ansprechend und nahezu neuwertig. Anders als viele andere Bäder der Gegend war es meines Wissens nach auch noch nie von der Schließung bedroht.

Denn – und das unterscheidet Hemmingstedt und das Bad von den Kleinstädtchen der Gegend - in Hemmingstedt liegt eine große Erdölraffinerie, die Nordseeöl verarbeitet. Das verhilft der Gemeinde zum einen zu vergleichsweise üppigen Steuereinnahmen, zum anderen verhlft es ihr zur Abwärme mit der das Freibad geheizt wird.

So wird das Wasser in  Hemmingstedt immer zwei, drei, vier Grad wärmer geheizt als anderen Bäder nder Gegend, die Wassertemperatur bewegt sich eher in den oberen zwanzig Grad als in den unteren. Beworben wird es gar als "wärmstens Freibad Schleswig-Holsteins" mit Wassertemperaturen von 28 bis 30 Grad. Ich hatte den Eindruck es war dieses Jahr etwas kälter, aber meine beiden diesjährigen Besuche lagen auch im Mai kurz nach Saisoneröffnung,

Gelände


Gelegen in einer kleinen Geest-Hügellandschaft, liegen die Becken und Gebäude in einem kleinen Tälchen, sind umfasst von leichten Anhöhen und drumherum ist auf zwei Seiten Wald. Das wirkt alles sehr kuschelig und da es an einer Seite heruntergeht, auch nicht eingesperrt.  Eine große Liegewiese existiert nicht, dafür ist die Landschaft tatsächlich zu hügelig/steil, aber mehrere kleinere Bereiche sind vorhandenn, um das Handtuch auszubreiten.

Was man nich sieht, Vom Parkplatz zum Eingang geht es einige Meter bergab vom Schwimmbecken zum Nichtschwimmbecken ist dann wieder eine Böschung. Auch nicht zu sehen: die vielen Bäume. Open Street Map © OpenStreetMap contributors, made available under the terms of the Open Database License (ODbL).
Ansonsten sehr klassisch: ein Gebäuderiegel, in dem sich Café/Eingang/Umkleiden/Duschen befinden. Dahinter die Schwimmbecken, das Nichtschwimmerbecken liegt noch einige Meter weiter unten hinter dem Schwimmbecken.

Direkt neben dem Schwimmbad verläuft die Bahnstrecke Hamburg-Sylt, so dass auch Trainspotter hier auf ihre Kosten kommen.


Umkleiden / Duschen


Oh wunder. Ein Freibad mit einem echten Duschtrakt. Eine kleine Sammelumkleide in der sich dann noch vier Einzelkabinen befinden. Diese wurde aber konsequent nicht genutzt. Schrankschlüssel gibt es für zwei Euro, Schlüssel für Wertschließfächer „an der Kasse fragen“.






Generell scheint das hier aber alles kein Problem zu sein mit dem gegenseitigen Vertrauen. Ein Schild muss extra ermahnen die Sachen in die Spinde zu legen, damit die Bänke in der Kabine nicht schon vormittags von liegengelassenen Sachen belegt sind. Die Duschen, klein, sehr sauber, sehr gut in Ordnung in einem netten und in keinerlei Hinsicht auffälliigen Design in grau/blau und grün/gelb.

Alles in allem wie das Schwimmbad maximal unprätentios und so gut in Ordnung gehalten, dass ich mich zwischendurch fragte, ob ich ausversehen in Baden-Württemberg gelandet bin.

Schwimmbecken


Das Schwimmerbecken hat sechs Bahnen, ist um die zwei Meter tief, daneben liegt ein Sprungbecken mit Fünf-Meter-Brett. Hinter einem kleinen Abhang dann das Nichtschwimmerbecken. Das Schwimmbecken war nicht geleint. Trotzdem klappte es gut, dass sich die sportlichen Schwimmer eher auf die Bahnen 1 und 2 und die Badenden sich eher auf die Bahnen 5 und 6 verteilten. Für ein Dithmarscher Freibad war das Wasser auch Mitte Mai schon recht warm - irgendwo zwischen 25 und 28 Grad würde ich schätzen.

Das Becken ist weder gekachelt noch aus Metall, sondern mit einer Art hellblauer Folie überzogen. Das Wasser selbst ausnehmend klar und frei von allen Verunreinigungen – angesichts dessen wie viele Bäume unmittelbar in der Nähe stehen, verlangt das schon ein wenig Arbeit.
Sympathiepunkte gibt es dafür, dass sowohl die Zahlen auf den Startblöcken wie auch die Meterangaben auf den Sprungbrettern („1“, „3“, „5“) offensichtlich handgemalt sind.


Publikum


Einheimische. Ist halt Dorf und die Touristen schauen ja lieber auf die Nordsee und wandern Watt. Man kennt sich und man merkt auch, dass man mich nicht kennt. Ich bin ja nur Teilzeitdithmarscher und der Kaptain wohnt auch noch vier Dörfer weiter nördlich.

Aber trotzdem sind sie alle nett. Die Sportler tragen Badekappen von TuRaMeldorf, ein Teen ruft nach „Pabba“, der pflichtschuldigst angeschwommen kommt, andere Teens führen ihre neonorangen Mini-Tankinis aus. Mittelalte Frauen schwimmen mir ein einem Tempo auf und davon, als würden sie den halben Sommer hier verbringen.

Rentner sitzen derweil auf der Terrasse, trinken Kaffee und kleine Kinder diskutieren ob sie vom dreier springen wollen oder nicht. Schon fast erschreckend idyllisch das alles zusammen.


Gastronomie


Eine kleine Terrasse neben den Schwimmbecken, zwei Verkaufsstände, einer für Süßes und einer für Kaffee/Eis/warmes. Der Espresso war gut. Ich hatte tatsächlch das allererste Spaghetti-Eis, das im Jahr 2017 in diesem Schwimmbad zubereitet wurde. War optisch noch nicht ganz perfekt, aber dafür bekam ich es umsonst und geschmeckt hat es auch.





Fazit


Ein Schwimmbad wie aus dem Bilderbuch. Klein. Übersichtlich, nett, gepflegt und dank Bahnstrecke nebenan und Raffinerieturm etwas weiter weg doch auch noch offensichtlich Teil dieser Welt.

Und weiter


Alle Iberty-Schwimmbadposts sind unter Schwimmbäder nah und fern: Rückblick und Ausblick

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Vielen Dank für diesen tollen und ausführlichen Bericht und das Feedback! Unser Schwimmbad ist uns schon eine Herzensangelegenheit...
Viele Grüße nach Berlin,

Catharina Jessen

(Mitglied Sport- und Jugendausschuss Hemmingstedt)

dirk franke hat gesagt…

Liebe Frau Jessen,

ja, das merkt man. Irgendwie kommt es doch immer rüber, wenn Menschen an ihrem Bad liegt und sie sich darum sorgen. Beste Grüße nach Dithmarschen!

Anonym hat gesagt…

Danke!