Donnerstag, 25. Mai 2017

Badeseen beim Ländchen Glien

Es war letztes Jahr im Herbst. Die Sonnenstunden schwanden dahin, Nebel zog auf und mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich es kaum geschafft hatte, die örtlichen Brandenburger Seen aufzusuchen: Zu viele Badestellen, zu wenig Zeit. Neben den Ausflügen zum Plötzensee gab es nur ein paar Besuche am Kremmener See und ein kurzer wenig erbaulicher Dip in der Havel. Kleinigkeiten. Soviel fehlte noch.

Als alter Wikipedianer begann ich an den dunkler und kälter werdenden Abenden das ganze systematisch anzugehen und erstellte eine Liste. Die lag in den Tiefen der Festplatte. Nun aber, da ich die Mauersegler über dem Nachbarhaus kreischen höre, auf der Straße Menschen in Flip-Flops durch die Gegend laufen und mein persönliches Saison-Anbaden schon mehrere Wochen her ist, wird es Zeit die Liste wieder herauszuholen.


See full screen

Ausgangsort für die Seensuche ist das Ländchen Glien, eine Lehmplatte zwischen Havel und Rhin, gelegen nordwestlich von Berlin irgendwo zwischen Oranienburg, Hennigsdorf und Neuruppin. Dort ist Brandenburg, In Brandenburg gibt es Seen. Dies sind die potenziell beschwimmbaren Seen in der Nähe:



Mühlensee, Oberkrämer




Das Ländchen selbst ist eine Lehmplatte, die sich über die ganzen Berlin-nahen Urstromtäler erhebt und als solches ist das Ländchen seenarm. Der einzige nennenswerte See im Glien selbst ist der Mühlensee in Oberkrämer. Der See verdankt seine Entstehung nicht etwa einer Mühle, sondrern dem Obstanbau. Das dortige Bächlein wurde mal in den 1970ern als Stausee gebaut um die Bewässerung der Obstfelder zu gewährleisten und hat sich mittlerweile zum Naturschutzgebiet gemausert. Baden ist möglich, aber nicht empfehlenswert, Angeln soll besser sein.

Kremmener See, Kremmen


Entfernung vom Mühlensee: 10 Kilometer / 17 Minuten



Der einzige See auf der Liste, den ich bereits mehrfach besuchte. Siehe auch die Iberty-Beschreibung.

Bernsteinsee, Velten


Größe 10 Hektar.
Entfernung vom Mühlensee: 12 Kilometer / 23 Minuten

Da ist der Bernsteinsee in Velten. In Velten hat man früher Ton abgebaut und dies an den Abhängen des Havel-Urstromtals. Ein größerer Teil der Gemeinde liegt noch auf der beschriebenen Lehmplatte des Gliens, ein Teil von Velten liegt ein gutes Stück niedriger im Haveltal. Der Bernsteinsee gehört aber nicht zur Havel sondern verdankt wie der Mühlensee auch seine Existenz der DDR der 1970er. Der Bernsteinsee verdankt seine Existenz der Autobahn A24.

Aus diesem Loch, dass dann der See werden sollte, kam der Aushub für den Bau der A24. Der mittlerweile bestehende See ist überregional bekannt für Spaß und Freude, Lokale, Imbisse, Sport, Reitmöglichkeiten, Ballonfahrten, FKK.

Baden ist möglich. Laut Die Welt „Seit die Wasserskianlage am See in Betrieb ist, hat sich auch die Wasserqualität verbessert. Dafür sorgt der Sauerstoff, den die Skifahrer ins Wasser pflügen.“ Ebenfalls laut Die Welt gehört er zu Brandenburgs schönsten Badeseen. An dem 300 Meter langen Strand gibt es „die größte Beachsport-Anlage Brandenburgs“. Dabei sind die Nutzungen voneianander getrennt: Schwimmen ist im Süden, FKK im Osten und Beachsport und Wasserskianlage teilen sich Norden und Westen.

Angesichts seiner Entstehungsgeschichte wenig überraschend liegt der See nahe der Autobahn und ist dementsprechend einfach zu erreichen. Mittlerweile gibt es auch Übernachtungsbungalows. Das Spaßbad unter den Badeseen.

Germendorfer See, Oranienburg


Größe: 9,9 Hektar
Entfernung vom Mühlensee: 9 Kilometer / 15 Minuten

Auch der Germendorfer See kann sich über mangelnden Publikumsverkehr nicht beschweren. Liegt er doch inmitten des Freizeitparks Germendorf, wo es Spielplätze, lebensgroße Dinosauriermodelle,  Fahrgeschäfte, einen Kleintierzoo und ähnliches gibt. Hier toben Bär und Dinosaurier, Germendorf ist ein echtes Nachwende-Familien-Spielparadies geworden, in das gefühlt halb Brandenburg schon die kleinen Kinder ausgfeührt hat. Germendorf ist ein Ortsteil/Vorort von Oranienburg, See und Park liegen direkt an der Hauptstraße nach Oranienburg hinein.

Der Zugang zum See ist angeblich möglich ohne den Park besuchen zu müssen. Bei unserem einzigen kurzen Aufenthalt dort haben wir den Zugang aber nicht gefunden. Der Erfahrungswert vom Vorbeifahren sagt auf jeden Fall, dass der Park-Platzplatz am Wochenende voll ist. Die Chancen stehen also hoch, auch am See andere Menschen zu treffen. Der Strand ist mit 600 Meter Länge eher üppig.

Wie der Bernsteinsee ist auch der Germendorfer See hier ein künstlicher See. Wie der Bernsteinsee ist es auch ein Baggersee, wie dieser durch den Autobahnbau der A24 entstanden. Dabei ist der gesamte Freizetpark eine ehemals autobahnverursachte Kiesgrube, der nun der ehemalige Kiesgrubenbesitzer, dank der Gewinne des Kiesgrubenabbaus ein fröhlicheres Nachleben spendiert hat.

Dabei entstand der See aus mehreren kleineren Baggerseen, die erst in der Freizeitparkisierung miteinander verbunden wurden. Die Kiesgrube hat nach dem Autobahnbau noch bis 2000 überlebt, seit 2002 entsteht dort ein Freizeitpark, der sich anscheinend stets wachsender Begeisterung erfreut.

Nymphensee, Brieselang


Größe: 15 Hektar
Entfernung vom Mühlensee. 22 Kilometer / 23 Minuten

Der Nymphensee ist der einzige See der Liste, der im Landkreis Havelland liegt. Was natürlich nicht bedeutet, dass er zur Havel gehört - es ist mal wieder ein Baggersee. Wie die anderen Baggerseen der Gegend auch verdankt er seine Existenz der Autobahn - dieses mal aber verdankt er sie dem Berliner Ring, der in den 1930ern entstand. Der See ist also doppelt so alt wie Bernsteinsee oder Germendorfer See. Wie die meisten Baggerseen ist er klar - es kommt ja kein Dreck durch Zuflüsse von Außen, sondern er speist sich aus dem Grundwasser. Laut Land Brandenburg handelt es sich gar um den "klarsten See im Landkreis Havelland." Knapp unter der Wasseroberfläche sind noch die ehemaligen Wälle erkennbar, die den See beim Abbagern in verschiedene Teile unterteilten.

Mit 500 MeternStrand, Gastronomie und einer "Tauchbasis" ist es auch einer der besser erschlossenen und auf Publikumsverkehr eingerichteten Seen. Das Südufer hingegen ist rein naturschutzlich genutzt, darf ebenso wie die beiden kleineren Inseln im See nicht betreten werden.

Ruppiner See, Neuruppin


Größe: 806 Hektar
Entfernung vom Mühlensee: 36 Kilometer / 41 Minuten

Bild: Ruppiner See, Seebadeanstalt Von: Brunhilde Schäfer Lizenz: Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“


Endlich mal ein richtiger See. Der Ruppinner See mit seinen zahlreichen Badestellen ist nicht nur deutlich größer als die vorhergenannten See, sondern auch deutlich älter.

Der See wird durch den Fluss Rhin gespeist, liegt Neuruppin doch inmitten des Rhinluchs, der dann irgendwann in die Havel fließt. Dabei wurde auch der Rhin wie quasi ganz Brandenburg so gründlich durch Wasserbauer umgestaltet, dass inmitten der ganzen Rhinkanäle alle den Überblick verloren haben, was nun der eigentliche Fluss ist, was ein Kanal, wo es mal ursprünglich floss und zum Teil ist selbst die originale Fließrichtung nicht mehr festzustellen. Auf jeden Fall fließen aus dem See heraus mehrere Gewässer, die Rhin heißen und dann früher oder später mal in der Havel landen. Wobei der Ruppiner See und Neuruppin glaube überregional sowieso bekannter sind als der Rhin. .

Die vom Glien aus nächstgelegene Badestelle liegt in Wustrau am Schloss.

Am Rande: mit 14 Kilometer Länge ist der Ruppiner See der längste See Brandenburgs. Wobei etwas Willkür dazugehört, an der Havel zu beschließen was ein See ist und wo der eine aufhört und der nächste Anfängt.

Die Gegend wurde insbesondere zu DDR-Zeiten intensiv landwirtschaftlich genutzt: „Anfang der 1 990er Jahre lagen die sommerlichen Sichttiefen im Mittel  unter 1 m, das Tiefenwasser  war im Sommer völlig sauerstofffrei,  und die Unterwasservegetation war verarmt und besiedelte  den Grund  nur noch bis etwa 4m Wassertiefe.  Im Wesentlichen durch Sanierung von Abwassereinleitungen  hat sich der Zustand  inzwischen gebessert,  muß  aber immer noch als nur mäßig bewertet werden“

Bützsee, Fehrbellin


Größe: 221 Hektar
Entfernung vom Mühlensee: 41 Kilometer / 39 Minuten

Der Bützsee ist fast noch ein Teil des Ruppiner Sees. Dort wo sich der Ruppiner See am Südufer verjüngt, ganz kurz ein Bach wird und sich dann wieder soweit ausdehnt, dass es selbst für eine Insel ind er Mitte reicht, liegt der Bützsee. Technisch/Luftlinie ist er ein Stückchen näher am Ländchen Glien, was durch die komplizierter Anreise aber ausgeglichen wird.

Der Bützsee gehört zum selben Gewässersystem wie der Ruppiner See, in irgendeiner Variante fließt hier also der Rhin oder einer seiner Kanäle durch. Ob man in diesem flachen See - nicht tiefer als vier Meter - Baden kann? Ich weiß es nicht. Eine offizielle Badestelle finde ich nicht. Aber das heißt erstmal wenig. Es gibt zahlreiche Infoseiten zum Paddeln auf dem See oder zum Laufen um den See herum. Sonst aber nur die Info, dass die Ufer "sehr naturbelassen sind." Ob dort schwimmen geht und sinnvoll ist?

Wahrscheinlich sollte ich einfach mal vorbeifahren wenn ich am Ruppiner See bin.

Lehnitzsee, Oranienburg


Größe: 84 Hektar
Entfernung vom Ländchen Glien:
Badestelle Rüdesheimer Straße  29 Kilometer / 29 Minuten
Badestelle Hirschfeld  31 Kilomter / 29 Minuten



Und jetzt kommen wir tatsächlich mal fast zur Havel selbst. Der Lehnitzsee  ein kleines Stück östlich der Oranienburger Innenstadt war/ist einst Erholungsgebiet für schicke Berliner und auch heute noch bietet das Ufer eine erstaunliche Ansammlung von Villen mit schicken Seegrundstücken. Die Hauptbadestelle liegt am Westufer des Sees.

Ursprünglich war der See größer, aber natürlich konnten die Brandenburger Wasserbauer und Gewässerumgestalter auch diesen See nicht in Ruhe lassen. Durch die direkte Anbindung an Oder-Havel-Kanal Anfang des 20. Jahrhunderts an das Flusssystem der Havel verlor der See deutlich an Fläche, da das Wasser schneller abfloss. Andererseits stieg der Wasserdurchsatz, so dass sich der See tendenziell von einem stehenden zu einem fließenden Gewässer wandelte.

Der See liegt im Prinzip an der Havel, wird aber nicht durch diese direkt gespeist, sondern durch den Oder-Havel-Kanal und die Bäke. Die Lage an der Havel und als Teil einer Bundeswasserstraße bedeutet aber auch, dass man sich hier den See mit Seglern und Motorbooten und anderen Wasserbenutzern teilen muss.

Die Badestellen liegen zum einen an der Westseite, der Stadtseite und ihre Lage wird angenehmerweise durch das Eiscafé angegeben (ehemals „Dietrich“, heute „LuBea“). Das ganze ist an der Rüdesheimer Straße.

An der Ostseite des Sees, nahe des Dörfchens Lehnitz, liegt der Weiße Strand. Der Strand ist hier 200 Meter lang

Großer Plötzsee, Neuendorf/ Löwenberger Land


Größe: 5,93 Hektar
Entfernung vom Mühlensee: 20 Kilometer/ 31 Minuten

Der Große Plötzsee in Neuendorf im Löwenberger Land. Wie der Berliner Plötzensee auch ist der kleine "Große" Bruder nach der Karpfenart benannt. Also war der See auf jeden Fall mal irgendwann fischreich. Heute setzt der Angelverein Aal und Karpfen aus, von allein kommen dann noch Hechte und Barsche hinzu.

Hauptattraktion des See ist mittlerweile der kleine Waldcampingplatz und der Kiosk auf der Badewiese in der Wiese. Der See liegt am Übergang der etwas höhere gelegenen Lehmplatten, die es auch im Löwenberger Land gibt zur Havelniederung, gehört aber nicht zur Havel. Gespeist wird der Plötzsee aus dem Plötzgraben. Den See umgibt Wald, hinter dem Wald liegt dann zum Teil Neuendorf. Das Ufer ist,  mit Ausnahme der freigehaltenen Badestelle, fast ausschließlich mit Schilf bewachsen.

Der Strand ist übersichtlich kurz, die Märkische Allgemeine weiß zu berichten, dass die meisten Camper schon seit 1980 auf dem Campingplatz urlauben. „Familiär“ könnte man es wohl nett nennen, was sich dort abspielt, vielleicht auch „Waldidyll für Alteingesessene.“

Länge des Strandes 10 Meter.

Nebem der Großen Plötze liegt auch die Kleine Plötze und der Dreetzsee, der nun deutlich größer als Große und Kleine Plötze zusammen, aber anscheinend nur von Anglern nicht aber von Schwimmern genutzt werden kann.

NiederNeuenDorfer See, Hennigsdorf


Größe: 42 Hektar
Entfernung vom Mühlensee: 20 Kilometer/ 28 Minuten

Der See liegt am Alten Strom, Hennigsdorf. Der Niederneuendorfer See ist ein echter Havelsee. Ich habe jetzt dreimal versucht zu verstehen, welcher Havelarm und Kanal nun wo etwas mit dem See zu tun hat, bin aber gescheitert. Einzig habe ich verstanden, dass der Nordteil des Sees nicht im Hauptstrom der Havel liegt und quasi keinen Ausgang hat, dementsprechend ruhig und dann auch gleich naturgeschützt ist. Ansonsten ist das hier eher ein breiter Flussarm als ein See mit Nutzung als Bundeswasserstraße - und dementsprechend Verkehr, vermutlich sehr schicken Seegrundstücken irgendwo am Ufer mit Sandstrand, Kiosk etc

EU-Badestelle Bürgerablage


Entferung vom Mühlensee:  23 Kilometer / 34 Minuten

Eigentlich ist die EU-Badestelle Bürgerablage zu weit weg vom Ländchen um noch in die Liste zu kommen, sie liegt auch schon in Berlin und nicht in Brandenburg und ein echter See ist hier auch nicht. Aber der Name ist so schön. An der Havel liegt die Badestelle am Westufer, die Landesgrenze zu Brandenburg kann mensch vom Wasser aus sehen.  Die Badestelle liegt inmitten eines vielfach naturgeschützten Gebiets, sollte also dementsprechend ruhig sein.

Die Industrieanlagen am Niederneuendorfer See sind vermutlich noch in Sichtweite und bieten ein wenig Panorama. An der Badestelle selbst ist überwiegend Sandstrand. Mit Wasserrrettungsstation, Imbiss, Toilettencontainer, Parkplatz und Hundeverbot.

Auch wenn das Land Berlin die ausgezeichnete Wasserqualität lobt, so gilt auch „Aufgrund der Nährstoffgehalte kann es in der Badesaison durch erhöhtes Kieselalgenaufkommen (bräunliche Trübung) zu Sichttiefen von weniger als einem Meter kommen. Das führt zu einer eingeschränkten Wasserrettung.“

Ihren Namen verdankt die Badestelle der Tatsache, dass hier früher die Bürger ihre Holzstämme ablagern und zur weiteren Verschiffung ins Wasser legen konnten. Und als historische Erkenntnis: dort wo heute die Badestelle ist, gab es seltsame Grenz-Sonderregelungen Westberlin/DDR, die den Zugang zu Westberliner Kleingärten über DDR-Gebiet erlaubten. Aber diese Geschichte soll ein andernmal erzählt werden.

Wassersuppe


Und weil es so schön ist. Richtung Westen kommt ja lange Zeit nur Lehm und damit keine Seen. Aber wenn etwas kommt, dann liegt der See beim Dorf Wassersuppe gleich hinter Kotzen.

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