Montag, 19. September 2016

Wünsche an ein neues Berliner Bad

Berlin baut zwei neue Bäder und die Berliner Bäder fragen:  

Berlin baut neue Bäder. Das Abgeordnetenhaus unterstützt mit Mitteln aus dem SIWA-Fonds für die Infrastruktur der wachsenden Stadt den Bau der Bäder in Mariendorf und Pankow. Dafür sind Ihre Ideen gefragt.
Schreiben Sie uns, was Sie sich für die neuen Bäder wünschen. Was sollen sie bieten? Welche Ausstattung sollen sie haben?  Gerne können Sie uns auch einfach den Namen des Bades nennen, das Ihnen in einer anderen Stadt besonders gut gefallen hat. Wir freuen uns auf Ihre Hinweise.



Stadtbad wilmersdorf 30.03.2014 16-40-41

Die Bäder haben die Frage recht gut versteckt auf der Homepage und in Kniehöhe in diversen Bädern angebracht, aber vielleicht findet sich ja jemand, der antwortet. Bei diesen Verfahren der Bürgerbeteiligung ist es immer etwas fraglich, ob etwas ankommt, ob nicht alle grundlegenden Entscheidungen schon lange gefallen sind und ob das je jemand durchlesen wird.




Andererseits: je mehr Menschen sich beteiligen, desto schwerer ist es, das Ergebnis zu ignorieren und desto mehr haben auch die internen Befürworter einer Beteiligung in der Hand, um damit in die sicher stattfindenden internen Auseinandersetzungen zu gehen.

Deshalb antworte ich doch gerne:


Liebe Berliner Bäder,

mein erster und stärkster Wunsch an ein Berliner Bad, hat nicht viel mit dem Bau eines oder mehrerer Bäder, den Gebäuden oder den Features zu tun, sondern mit dem Betrieb eines Bades: offen sollte ein Bad sein. Möglichst zuverlässig und möglichst abends.

Wenn es eine Abwägung gibt, die entscheidet ob ein Bad eine bessere Ausstattung haben sollte oder ob das Bad einfacher offen zu halten ist –  ein offenes funktionales Bad ist drölfzig millionen mal besser als ein geschlossenes Bad mit Spaßbereich und Sonderausstattung.

Ansonsten hätte ich gerne ein Bad, das mindestens so liebevoll umsorgt und gepflegt ist wie das Hallenbad Lörrach oder das Naturbad Riehen.

Mit einem Kassensystem, das die Benutzung von Wertkarten erlaubt, wie es mittlerweile jede Provinzstadt außerhalb Berlins problemlos hinbekommt. Für ein simples und funktionales System reicht da schon der Blick in die Nachbarschaft, zum Beispiel zum Stadtbad Hennigsdorf.

Verglichen damit ist der Bau, seine Ausstattung und Gestaltung egal.

Trotzdem möchte ich die Fragestellung nicht vollkommen ignorieren, sondern hätte auch einige Wünsche an einen Bau.

Ich möchte ein Bad, das dasselbe Gefühl von offener Weite und Unter-dem-Himmel-sein vermittelt wir das Stadtbad Wilmersdorf I. Eine hohe Decke ist dafür wichtig und ganz viel Licht.

Mit einer 50-Meter-Bahn wie beispielsweise in den diversen Kombibädern. Unter anderem ist diese auch im abzureissenden Kombibad Mariendorf. Wenn dort die 50-Meter-Bahn wegfiele, wäre das ein herber Verlust.

Mit Seele. Wie in der Finckensteinallee, dem Stadtbad Mitte oder dem Sommerbad Wilmersdorf oder dem Sommerbad am Insulaner. Oder, um von einem Neubau zu reden: mit so viel Seele und Stil wie das bereits erwähnte Naturbad Riehen.

Wo ich Riehen erwähne: superschick wäre eine Naturwasseraufbereitung: selten schwamm ich in so angenehmen Wasser. Und, um beim Träumen zu bleiben: wenn Sie mal die Cassiopeia-Thermen in Badenweiler anschauen würden: insbesondere den ganzen Kassen- Schrank- Duschbereich. So sieht zeitgemäßer Luxus aus.

Auch in Riehen: die Duschen und Umkleiden: ein Erlebnis. Und die ganze Nähe zum Detail. Wenn ich eine Exkursion zu Badgestaltung vorschlagen dürfte, dann nach Riehen – vielleicht noch mit Abstechern in Wilmersdorf und in der Finckensteinallee.

Nicht wie in Schöneberg. Das Bad, das auch an anderer Stelle abschreckend wirkt. Was nutzen schicke Glaskabinen wenn deren Schließmechanismus eigentlich nie ordentlich funktioniert? Was ein Solebecken,  wenn es mitten in der Berliner Innenstadt nicht mehr als sechs Leute es auf einmal benutzen können und das Becken immer wieder gesperrt ist, weil das Wasser kippt. Selbst Oranienburg hat ein funktionierendes ausreichend großes Solebecken hinbekommen, oder, noch deutlicher, die Dithmarscher Wasserwelten in Heide, Schleswig-Holstein.

Immerhin ist die Namensgebung in Schöneberg gelungen. Hans Rosenthal mit seiner Geschichte ist ein würdiger Namensgeber. Helene Lewissohn wäre ein guter Name für das Bad in Mariendorf.

Die Dithmarscher Wasserwelten haben übrigens auch – eingeschränkt auch Oranienburg – Außenbereiche zum Hallenbad, die für mehr als acht Personen gleichzeitig nutzbar sind. Insbesondere abschauenswert sind hier die Dithmarscher, in deren Außenbecken kann man sogar ernstlich schwimmen.

Aber letztlich ist die Ausgestaltung des Neubaus weniger wichtig als der Betrieb. Offen sollte es sein; ausreichend stressfest um auch Berliner in größeren Mengen zu ertragen. Robust genug, um nicht andauernd Bereiche schließen zu müssen. Mit genug Personal und Etat, um Kabinen zu reparieren, oft genug zu Grundreinigen und damit entspannte Mitarbeiter auch den Gästen mehe Spaß vermitteln.

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