Das Bad entstand in den 1960ern, nach dem Bau in Wilmersdorf und
vor dem Bau Lankwitz und bildet sichtbar den Missing Link zwischen diesen. Nicht mehr ganz
so frei geschwungen wie Wilmersdorf, aber auch noch nicht so
quadratisch-praktisch-düster wie Lankwitz.
Das Bad steht inmitten ausgedehnter
Grünanlagen am Rande des Francke(!)-Parks. In der Nachbarschaft befinden
sich ebenfalls halb im Park eingebettet eine Bibliothek, eine Turnhalle,
Schulen und das Rathaus. Das Bad steht für sich allein, zurückgesetzt von der
Straße, und bietet einen eindrucksvollen Anblick.
Leider wird es diesen Anblick wohl nicht mehr allzu lange bilden. Die Berliner Bäder planen einen Neubau in Mariendorf, die ganze Gegend um Rathaus und Park in Tempelhof soll neu bebaut werden, und der Abriss dieses Bades ist mehr oder weniger beschlossene Sache. Ob es in Tempelhof einen Ersatz geben wird? Offiziell ist noch nichts. Aber wo soll er herkommen in diesen Zeiten? Deshalb lohnt es erst recht, das Bad noch zu besuchen, so lange es geht.
Leider wird es diesen Anblick wohl nicht mehr allzu lange bilden. Die Berliner Bäder planen einen Neubau in Mariendorf, die ganze Gegend um Rathaus und Park in Tempelhof soll neu bebaut werden, und der Abriss dieses Bades ist mehr oder weniger beschlossene Sache. Ob es in Tempelhof einen Ersatz geben wird? Offiziell ist noch nichts. Aber wo soll er herkommen in diesen Zeiten? Deshalb lohnt es erst recht, das Bad noch zu besuchen, so lange es geht.
Möglich ist das für die gemeine Öffentlichkeit nur am frühen Morgen. Dann glänzt es immerhin besonders. Seine starke Seite, diese gelbe Wand, glänzt insbesondere zur Zeit des Sonnenaufgangs – und das
ist nun wieder das Tragische, dies ist auch die einzige Zeit, zu der der normale
Schwimmer das Bad sehen wird, weil es nach 8.00 oder 8.30 morgens der
Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich ist. Danach dürfen sich dann Schule und
Vereine das Schwimmbad teilen. Update Herbst 2017: Mittlerweile schließt das Bad für die Öffentlichkeit um 7:45h.
Gebäude
Quadratisch. Oder um genau zu sein: mehrere Quadrate und
Rechtecke auf der Wiese. Ein flaches Eingangsgebäude, flache Kabinengänge und
zwischen Eingang und Halle liegt ein kleiner begrünter Innenhof – im
Normalbetrieb leider geschlossen. Der Eingangsbereich verströmt noch so ein bräunliches
60er-Jahre-Flair und „funktional“ ist eine treffende Beschreibung. Am Eingang händigt einem die freundliche Kassenkraft den Schlüssel für den Schrank aus. Wertschließfächer gibt es theoretisch
auch, da diese aber abgeschlossen sind und es keine Schlüssel gibt, sind sie
eher nicht zur Benutzung vorgesehen.
Duschen, Umkleiden usw.
Weiß, kachelig. Eigentlich wirkt es weniger labyrinthig als die
Kombibäder. Ich bin in Tempelhof aber schon öfter planlos durch die Gegend geirrt
als in jedem anderen Bad. Die Kabinen groß, aus Beton nehme ich mal an, und mit
Kacheln verkleidet. Leider mit einem eher ungeschickten Klapp-Schließ-Mechanismus, bei dem die Bank die Türen verriegelt. Oder anders gesagt: wenn man die Türen öffnen oder schließen will, kann man währenddessen keine Tasche oder anderes auf der Bank ablegen.
Die Schränke: ein eher übliches Spind-Modell.
Die Schränke: ein eher übliches Spind-Modell.
Den Schlüssel
für den Schrank bekommt mensch beim Reingehen an der Kasse und muss ihn dort am
Ende auch wieder abgeben. Was natürlich dazu führte, dass ich bei jedem Besuch
den Schlüssel aus drömmeliger Gewohnheit im Schloss stecken ließ und erstmal
wieder zurück laufen musste.
In den Duschen fehlt das obligatorische „Dusche
nackt!“-Schild, dafür hängt neben der
Tür zur Dusche ein viel spektakuläres Schild „Wenn Warnlicht leuchtet nicht
betreten – thermische Desinfektion!“. Das Warnlicht hängt dort natürlich auch.
Die Duschen setzen so ein wenig das Labyrinthkonzept fort. Für die Herren stehen, soweit ich sie fand, zwei Duschräume zur Verfügung und quasi jede einzelne Dusche ist etwas
anders eingewandet oder auch nicht-eingewandet.
Sobald man dann die doch sehr weißen und kacheligen Duschen
verlässt, steht man plötzlich in einem Gang aus Gelb! Zweimal um die Kurve und
es folgt die Schwimmhalle - an deren Längsende die Mutter aller gelben Wände
steht.
Schwimmhalle
Ein Schwimmerbecken, 25 Meter, 6 Bahnen mit Drei-Meter-Brett
und ein Nichtschwimmerbecken. Das
Nichtschwimmerbecken liegt inmitten einer Art Schwimmbadhöhle mit niedrigen
Decken, direkt hinter der Dusche. Am Nichtschwimmerbecken vorbei geht es zum eigentlichen Becken vorbei
an der Karawane der Schwimmnudeln - einem guten halben Dutzend abgeschlossener Gitterwagen diversester Vereine
und Schulen in denen jeweils Schwimmnudeln, Bälle, und anderes Wassergerät
lagern.
Das Schwimmerbecken selbst folgt in einer großen Halle (Hohe
Fenster! Hohe Decke!). Neben der gelben Wand sind auch die Kacheln im Becken selbst in einem
wunderbaren dunkelpastellblau gestaltet. Zusammen mit dem Sonnenaufgangslicht,
das ich jetzt bei jedem Besuch dort erlebte:Farbschock de Luxe.
Das Becken ist
im Eingangsbereich nur knapp hüfttief, im hinteren Bereich dann tief genug für
ein Drei-Meter-Brett. Wiesbadener Rinne - also das alte Modell bei dem die Rinne deutlich unter dem Schwimmbadboden liegt. Hat diverse Nachteile, aber langsam werde ich nostalgisch dafür.
Der Übergang zwischen hinteren und vorderen Bereich ist steil und abrupt. Auch wenn es mich verstört, wenn ich beim Schwimmen mit der Hand den Beckenboden berühren kann, so hat doch dieses Zuschwimmen direkt auf den Abgrund einen kleinen Hauch von Spannung und Abenteuer. Auch ein Sondereffekt des flachen Bodens: Männer, die auf einem Bein hüpfend gymnastische Übungen im Wasser machen und um die ich dann herumschwimmen durfte.
Der Übergang zwischen hinteren und vorderen Bereich ist steil und abrupt. Auch wenn es mich verstört, wenn ich beim Schwimmen mit der Hand den Beckenboden berühren kann, so hat doch dieses Zuschwimmen direkt auf den Abgrund einen kleinen Hauch von Spannung und Abenteuer. Auch ein Sondereffekt des flachen Bodens: Männer, die auf einem Bein hüpfend gymnastische Übungen im Wasser machen und um die ich dann herumschwimmen durfte.
Publikum
Menschen, die vor 6 Uhr aufstehen, um Schwimmen zu gehen. Man
kennt sich. Schon mit verschiedenen Fertigkeitsstufen und sportlichem Ehrgeiz,
aber die Menschen dort wollen schwimmen und nicht mit anderen Sachen die
Zeit vertüddeln. Dabei größtenteils entspannt, altersmäßig durchaus gemischt und
nett. Den einzigen Zoff erlebte ich beim ungefähr siebten Besuch, als ein Rentnerpaar im gemächlichen Tempo gleich drei Bahnen auf einmal einnahm und alle "Schnellschwimmer" - nach ihrer Definition ungefähr 90% der Anwesenden auf die eine abgeleinte Bahn schicken wollten. Bei mehreren weiteren Besuchen wartete bereits ein hibbelige Schulklasse im Eingangsbereich. Auch ein
spannendes Erlebnis im Halbschlaf.
Gastronomie
"Pool-Pizza". Hat um 7 noch nicht geöffnet.
Preise/Öffnungszeiten
3,50 € Berliner Frühschwimmtarif, was anderes geht ja nicht.
(Öffnungszeiten 2016) Di, Mi, Fr: 6.30-8.00, Do 6.30-8.30h
Wobei
bei den Berliner Bädern die Regelung gilt, dass man eine Stunde vor
Betriebsschluss nicht mehr in das Bad kommt und eine halbe Stunde vorher
aus dem Wasser muss. Und, wie mir die BBB auf Nachfrage bestätigten,
das gilt auch für das Frühschwimmen. Also tatsächlich: Ankommen im
Normalfall zwischen 6.30h und 7.00h, donnerstags reicht 7.30h. Schwimmen
dann zwischen 6.30h und 7.30h – vorausgesetzt man sprintet bereits in
Badeklamotten vom Eingang quer durch die Umkleide bis ins Becken ohne Zeit mit
Umziehen oder Duschen zu verlieren.
Sonstiges
Berliner Bäder werden ja gerne umgangssprachlich nach den angrenzenden Straßen benannt: das Prinzenbad in der Prinzenstraße, das Baerwaldbad in der Baerwaldstraße, das Leonorenbad in der Leonorenstraße etc.. da das Tempelhofer Bad ja quasi im Francke-Park liegt, sollte man es doch Francke-Bad nennen.
Seit 2017 wohnt im Gebäude übrigens noch eine Spezialpraxis für Spastik- und Bewegungstörungen.
Seit 2017 wohnt im Gebäude übrigens noch eine Spezialpraxis für Spastik- und Bewegungstörungen.
Fazit
Was soll ich sagen. Das Francke-Bad mit schönem Becken, der Nichtschwimmerhöhle, dem besten Gelb Berlins und einer Dusche mit Warnblinklicht. Schade, dass es so schwer ist, dort überhaupt hinzukommen.
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