Und am Ankogelweg steht ein Bad mit Park, und mit was für einem.
Das heutige Bad ist Teil des 1975 eröffneten Kombibads Mariendorf und besteht auf einem Hallenbad (siehe Iberty-Post zum Kombibad Mariendorf / Halle) und dem Freibad. Zum Freibad gehört ein Landschaftspark, der sich als Liegeweise tarnt, und diverse Becken.
Die Berliner Bäder Betriebe haben sich große Mühe gegeben, das Bad geschickt zu verstecken. Eigentlich ist es ganz einfach: man fahre vom Mehringdamm aus nach Süden. Dann fahre man weiter nach Süden und wenn man das Gefühl hat, Berlin schon verlassen zu haben, fahre man noch ein Stück nach Süden. Irgendwo etwas abseits der Straße hinter diversen Mehrfamilienhäusern liegt das Bad.
Obwohl ich bereits einige Male mit Bus und Auto am Mariendorfer Bad war, habe ich bei jedem Besuchsversuch mit dem Fahrrad echte Probleme auch nur den Eingangsbereich des Bades zu finden und drehe gerne noch die ein oder andere Schleife durch die angrenzen Wohngebiete. Die Schilder sind spärlich und zeigen auch eher so vage grob in die Richtung, in der das Bad liegen könnte. Aber damit teilt das Bad so ein wenig das Schicksal Mariendorfs: niemand findet Mariendorf.
Gelände
Mann, ist das groß mann. Das ist keine Freibadwiese, das ist ein ausgewachsener Park. Und er ist schön. Aber wie das Bad selbst in Mariendorf, versteckt sich auch der Park im Bad: der Eingang des Bades mit einem kleinen Häuschen, verkleidet mit Kieselwaschbeton, ist maximal unbeeindruckend.
Direkt dahinter - wie soll ich es höflich sagen - ein recht schmaler Gang, rechts eine anämische Hecke und so eine Art Bast-Sichtschutz, links das Waschbetongebäude des Hallenbads,
Update 2018: die Gastronomie hat seit dem Ursprungspost einen neuen Pächter. Dieser ist anscheinend derselbe, der schon den Snackpoint im Sommerbad Wilmersdorf betreibt. Die entsprechenden Außenanlagen haben sich optisch deutlich verbessert.
Um die Ecke gebogen, gelangt man auf das eigentliche Gelände. Das Becken ist theoretisch direkt hinter dem Eingang, aber durch Bäume und Büsche verborgen, sodass es nur zu hören und nicht zu sehen ist. Das bleibt so: Sofern man nicht im Becken ist, kann man es im ganzen Bad nur hören, aber niemals sehen.
Der Weg über die Wiese beginnt. Die ist wie gesagt groß, hat das Format von größerer Wiesen im Tiergarten oder im Gleisdreieck-Park, hat zum Ende hin leichte und geschmackvolle Niveauunterschiede und ist ansonsten in lockerem Abstand von älteren Bäumen bewachsen. Selbst ohne Bad läge hier eine sehr gute Parkwiese. Sonst stand noch ein – nur bei strahlendem Sonnenschein offenes – Trampolin herum.
Umkleiden etc.
Anscheinend haben die Berliner Bäder das Ziel, das in jedem Bad die Konstellation aus abschließbaren Schränken und Wertschließfächern anders gestaltet ist. Im Sommerbad Wilmersdorf beispielsweise liegen die Wertschließfächer hinter dem Eingang im Schwimmbad, den Schlüssel gibt es gegen einen Euro Pfand, während man für die altersschwachen Schränke ein eigenes Schloss mitbringen kann.
Im Hallenbad Wilmersdorf liegen die Wertschießfächer im Foyer vor dem Drehkreuz. In den Hallen der Westberliner Kombibäder liegen sie in den Hallen im Foyer hinter dem Drehkreuz. Im Stadtbad Schöneberg liegen Sie in der Halle. In Mariendorf nun wiederum liegen die Wert-Schließfächer vor dem Drehkreuz (etwas blöd, um an sein Schließfach zu gelangen muss man das Bad verlassen), und man benötigt mitgebrachte Vorhängeschlösser für diese. Dafür nehmen die Schränke Münzpfand und wirken immerhin etwas solider als im Sommerbad Wilmersdorf.
Zu den Kabinen ist es ein langer Weg. Die Kabinen sind in wenig beeindruckenden Gebäudchen mit Kieselwaschbeton untergebracht. Aber dann: abschließbare heile (!) Schränke in gutem (!!) Zustand. Kabinen in denen das Mobiliar weitgehend komplett ist. Und die erste Berliner Freibaddusche, ich freiwillig benutzt habe, ohne langsam rückwärts wieder den Duschraum zu verlassen. Es war überraschend. Aber die Dusche wirkte schon fast einladend.
Schwimmen
Ein Becken für Schwimmer (50 Meter! 8 Bahnen, keine davon irgendwie abgetrennt) und ein großes Becken für Nichtschwimmer. Das Schwimmbad hatte einen kleinen warzenartigen Fortsatz an dem ein Drei-Meter-Brett stand, irgendwo (nicht im Schwimmbecken!) endete auch die Wasserrutsche. Die Becken gewinnen keine Designpreise, sind aber funktional.
An sich finde ich die optische Trennung Wiese/Becken eher bedauerlich. Den Schwimmern entgeht so der Blick in den Park, der Rest des Bades ist optisch von seinem Zentrum abgeschnitten - aber immerhin entstand so recht überzeugend die Illusion an einem Teich im Wald zu schwimmen.
Originell, dass die Planen zur Abdeckung des Beckens auf großen Rollen direkt an einem Ende des Beckens angebracht sind. Immerhin kann einem aus der Richtung dann niemand ins Kreuz springen. Gerade bei heißer Sonne liegt unter den Planen auch ein recht angenehmer Schattenplatz.
Schon fast possierlich sind die fünf oder sechs Strandkörbe neben dem Becken. Vielleicht kann man sie mieten? Bei strahlender Sonne jedenfalls war einer belegt und die anderen gegen Nutzung gesichert, bei schlechterem Wetter waren sie alle zu.
Publikum
Wo kommen sie alle her? Selbst an einem wettertechnisch durchwachsenen Tag, war es überraschend voll. Bei etwas mehr Sonne – aber noch unter 30 Grad - wurde es langsam schwer, auch nur Platz zum Schwimmen zu finden.
Nun ist Mariendorf gefühlt der Stadtteil mit der höchsten Rollatordichte Westberlins und das setzt sich dann im Bad auch fort. Geschwader älterer Damen in Viererformation schwammen natürlich auch durch das Becken. Aber insgesamt ist der Altersschnitt der Freibadbesucher fast immer jünger als im Hallenbad und letztlich war das auch hier so.
Gastronomie
Das Poseidon, dass die Gastronomie bei meinem ersten Besuch betrieb, gibt es nicht mehr. Stattdessen hängen hier nun die Farben des "Snackpoints", der bereits im Sommerbad Olympiastadion und Sommerbad Wilmersdorf die Menschen verköstigt. Bisher versorgen mich die Snackpoint-Betreiber am zuverlässigsten mit guter Wurst und guten Pommes und gutem Kaffee. Ihr Auftauchen in Mariendorf ist ein Gewinn.
Sonstiges
Die Dame um die 80(?), mein Format aber kleiner, sehr blond, eine Sonnenbrille von der Größe eines Topflappens, schwamm im Toter-Käfer-Stil (Brust-Rückwärts)und vor ihr huppelte so ein rosa hohler Tüddel. Sah in etwa so aus, wie der Griff, an dem man ziehen muss, um die Flugzeug-Rettungsweste aufzublasen. War es ein Accessoire des Schwimmanzugs? Die Rettungsweste? Das Behältnis für den 50-Euro-Schein? Oder die Asche des toten Dackels? Groß! Und nur in Mariendorf.
Auch Mariendorf: ich sichtete die originalen Blümchen-Badekappen. Juche!
Preise/Öffnungszeiten
5,50 Berliner Normalpreis. Öffnungszeiten: Ja, was weiß ich!? Die Berliner Bäder haben mit mich mit ihren Freibadöffnungen derart verwirrt, dass ich kapituliere. Aber das Schwimm-Blog kennt sich mit den Zeiten aus.
Fazit
Hinter den sieben Häusern, der Trabrennbahn, den vielen Tankstellen und der 80er-Revival-Minieinkaufszone planschen überraschend viele Menschen in einer Mischung aus Park und Teich im Wald. Funktional und sinnig, unprätentiös, in vielerlei Hinsicht gut versteckt - aber fast perfekt, wenn es darum ginge einen normalen, entspannten Freibadbesuch zu genießen.
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Neben dem Sommerbad Mariendorf, dem anderen Bad im Stadtteil, liegt ebenfalls im Berliner Südwesten das Sommerbad am Insulaner.
Wer im Winter kommt, kann im Gelände bleiben, muss dann allerdings in die Halle des Kombibads Mariendorf.
Alle Iberty-Schwimmbadposts liegen unter: Schwimmbäder nah und fern - Rückblick und Ausblick.
Und wieder einmal treffend und schön beschrieben.
AntwortenLöschenSelbst wenn das Bad nicht genannt worden wäre, ich hätte es sofort erkannt. Sie waren (fast) alle da. Die Stammschw...gäste.
Geöffnet ist das Bad von 7 - 19 Uhr bei schönem Wetter bis 18.09.
Liebe Grüße
schwimm-blog-berlin
Danke sehr. Und die Sache, dass ich bei der Veortung Deines Wohnzimmers mal wieder die beiden Bäder verwechselt habe, ist mittlerweile auch geändert.
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