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Dienstag, 14. Juni 2016

Schwimmbäder nah und fern: Einige Nachträge

Bei meinen diversen Schwimmbadposts sind ja einige Fragen offen geblieben. Teils habe ich die im Text gestellt, teils habe ich sie mir auch nur gedacht.

Nun bin ich seit einiger Zeit Besitzer des praktischen Büchleins Bäderbau in Berlin. Architektonische Wasserwelten von 1800 bis heute. Einerseits kann ich das Buch natürlich nur empfehlen. Faszinierende Geschichten, noch faszinierende Fotos, Hintergrundinformationen und Wissen über jede Menge Bäder deren Existenz ich nicht einmal erahnte (Admiralsbad! Blub! Viele viele Fluss- und Seebadeanstalten). Zum anderen beantwortet das Büchlein aber auch einige Fragen.

Bundesarchiv Bild 183-Z0318-028, Berlin, SEZ, Wasserkaskaden
Bäder, die ich leider nicht mehr besuchen kann. Das SEZ in Friedrichshain. Immerhin ausführlich gewürdigt im Buch. Bild: Bundesarchiv, Bild 183-Z0318-028 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0


Beim Stadtbad Schöneberg fragten wir uns, was aus den Wannenbädern wurde. Das weiß ich immer noch nicht. Aber immerhin ist jetzt gesichert, dass sie existierten. Die Wannen befanden sich in den Obergeschossen des straßenzugewandten Kopfbaus hin, während im Erdgeschoss des Kopfbaus die Angestellten des Bades wohnten. Außerdem erfuhr ich, dass auch in Schöneberg die großartige, großartige Konstruktion eines Glasdachs geplant worden war, die dann Budgetkürzungen zum Opfer fiel. Schufte! Gebaut wurde das Bad übrigens mit extrem knappen Budget um den dringenden Bedarf in Schöneberg abzuhelfen und die Nutzung war für nicht mehr als 20 Jahre geplant. Dafür allerdings hat sich das Bad gut gehalten.

Zum Stadtbad Mitte ist mir bei aller Begeisterung entgangen wie revolutionär es damals war. Es handelte sich um die größe überdachte Schwimmhalle Europas. Die 50-Meter-Bahnen in der Halle waren eine absolute Novität. Auch dass Frauen und Männer im selben Becken badeten war 1930 revolutionärer als es aus dem Jahr 2016 betrachtet aussieht. Schade allerdings, dass der ehemals auf dem Dach seinede Ostseestrand - zum Liegen und Sonnen - den Zeiten zum Opfer gefallen ist.

Das Stadtbad Wilmersdorf, das ich ja besonders liebe, weil es sich schon immer halb wie ein Freibad anfühlt, ist tatsächlich so geplant. Der Architekt schrieb damals unter anderem von einem "überdeckten Teich.. der eben nicht als Halle fühlbar wird, nicht als Innenraum, sondern nur noch überdachendes Zelt." Ziel erreicht würde ich sagen. Geschätzt hatte ich seine Bauzeit in die 1950er, tatsächlich wurde es 1961 eröffnet. Wobei in dem Buch ein Foto des Bades von 1963 ist, das noch eine Glaswand mehr zeigt als heute vorhanden ist. So ist das mit den Büchern. Sie beantworten Fragen und werfen neu auf: was wurde aus der Glaswand?

Das Stadtbad Lankwitz, von mir auf die 1960er geschätzt, stammte von 1967 bis 1970. Irgendwie fällt es selbst diesem Buch schwer, etwas interessantes zum Bad zu sagen, außer, dass es ungewöhnlich quadratisch ist.

Die diversen Kombibäder (Mariendorf, Seestraße, Gropiusstadt und noch diverse andere, die ich bisher nicht live gesehen habe) gehen auf einen standardisierten Typus der Firma Ibaco aus Velbert zurück, die diese Bäder quer über Berlin abwarf. Das Bad in Mariendorf war das letzte einer Fünfer-Serie. Das Bad in der Seestraße kam dann als Nachzügler einige Jahre später, ist ja auch optisch verändert und sollte ursprünglich auch ein Wellenbad haben.

Ich staune: die mittlerweile halb zugebauten Mosaiken in der Weddinger Seestraße, die mir nach dem Kunst-Leistungskurs des örtlichen Gymnasiums aussahen, kamen von einem Künstler mit Wikipedia-Artikel.Aber vielleicht lag es auch nur an der Zeit: die überraschende Erkenntnis, dass die naive Kunst aus dem VHS-Kurs damals für teuer Geld renommierter Künstler eingekauft wurde, traf mich mittlerweile nicht nur in Schwimmbädern, sondern auch in Unigebäuden, öffentlichen Plätzen und anderen öffentlichen Orten. Und fast immer lag die Zeit ihrer Entstehung zwischen 1980 und 1985.

Soviel zu den Berliner Bädern. Mir ist auch aufgefallen, wieviele Bäder ich noch nicht kenne und bei wievielen davon die absurde Öffnungszeitenpolitik der Berliner Bäderbetriebe sich auch jegliche Mühe gibt, mir einen Besuch zu verwehren.

Aber noch ein Nachtrag außerhalb Berlins. Diesmal nicht aus dem Buch. Zum mir ja eigentlich sympathischen Turm Center Oranienburg. Im Schwimmbad hingen bis vor kurzem 40 Überwachungskameras "Sieben Jahre lang wurden der Eingangsbereich, Wasserrutschen, die Sammelumkleide, das Sole- und das Sportbecken sowie Kellerräume, die nur für Mitarbeiter zugänglich sind, per Kameras kontrolliert." schreibt die MOZ. Örgs.

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