Sucht man Alte Äpfel im Biomarkt, wird es noch schwieriger. Die im Biomarkt verkauften Sorten sind fast durchgehend moderne Hochleistungssorten, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie resistent gegen Alles sind. Gerne liegen im Biohandel Züchtungen aus der Spätphase des Realsozialismus. Verständlich ist dieses Setzen auf die hochgezüchtete Sorte aus Anbietersicht. Wenn man im Anbau keine Giftmittel benutzen will, empfiehlt sich der unbesiegbare Apfel aus Hochleistungszucht.
Aber so sind die Äpfel des Biomarkts das echte Gegenteil von "Alten" Sorten. Die älteste Sorte, die man für gewöhnlich im Handel bekommen kann, ist der Golden Delicious aus dem späten 19. Jahrhundert - für viele vermutlich eher der Inbegriff eines Industrieapfels. Von seiner Herkunft und Geschichte her ist Golden Delicious eigentlich ein Paradebeispiel für eine "Alte Sorte"
Die als "alt" bezeichneten Sorten sind quasi alle im Rahmen der landwirtschaftlichen Industrialisierung entstanden, sind von spezialisierten Betrieben gezüchtet worden, um in einer industriellen Umgebung zu funktionieren. "Traditionelle Sorten" sind so alt und traditionell wie Aspirin, elektrisches Licht oder das Telefon. Da aber gerade keine Apfelzeit ist, muss der ausführliche Rant über die alten Äpfel erstmal warten.
Keine Äpfel
Zur Zeit laufe ich ja eher an Getreidefeldern vorbei. Deshalb will ich ein paar Worte über Roggen verlieren. Um genau zu sein: über Champagnerrogen. In Berlin ist der Champagnerroggen leichter zu bekommen als alte Äpfel, verbacken in Brotform wird der Champagnerroggen unter anderem vom weltbesten Bäcker Brandenburgs oder dem Märkischen Landbrot, dem Bäcker der Berliner Bio-Company.
Auch Champagnerroggen ist eine traditionelle Sorte. 2005 hat der Brandenburger Bäcker Plentz noch Preise dafür bekommen, dass er die seltene Sorte vor dem Aussterben rettet, heute wird Champagnerroggen von Biobäckern, Slowfood und ähnlichen an jeder Ecke angeboten.