Schwimmbäder: die Dithmarscher Wasserwelten, Heide
Das seltsame Gefühl beim Osteressen inmitten einer fröhlichen und lachenden Runde plötzlich erste-Hand-Erfahrungen von der Fahrt nach Lampedusa zu hören
Umgang mit Trollen in 5 Schritten
Zwei Tage alte Lämmer auf dem Arm
Ein Lob des Slow Fox
Michael Pollans A Place of my own lesen inmitten eines kleinen Holzhauses
Die AfD aus trolltheoretischer Perspektive
Die Wikipediahistorische Bedeutung des Cafe Bilderbuchs in Schöneberg
How to make Injera
Kluge Worte zu Let's Dance
Der Rant über die Preisgestaltung der Berliner Bäder
Die Dithmarscher Landeszeitung und die Zukunft des Journalismus
Das Koog Cafe und die Zukunft des Tourismus
Hyperlokales am Beispiel Dithmarschen und Wedding
Fucked Up parts in Wikipedia
Italienische Lehnworte im Eriträischen (und dass "das Eriträische" natürlich nicht "das Eriträische" ist)
Lehmboden
So what did we wrong in Wikipedia in 2004?
Mapping Wikipedia
Eine kleine Kulturgeschichte des Rasenmähers.
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Und das ist jetzt nur eins von drei Blogs, auf denen ich gerade halbwegs regelmäßig schreibe, nicht gerechnet Wikipedia, diverse andere Sachen und zwei größere Sachen. Wie war das noch mit Schlafen?
Eine Fahrt durch einen langenTunnel. Weite Felder, Sand, Kräne - eine Baustelle mit Stau. Eine leere Straße durch Industriebauten. Gefühltes Ende der Welt, vage Erinnerungen an nächtliches Verfahren inmitten sachsen-anhaltinischer Chemiekombinate steigen auf. Eine Kurve: eine Hauptstraße, Dönerbuden, afrikanische Imbisse, Jugendliche in Jogginghosen, türkische Lebensmittelgeschäfte, Karstadt, Menschenmengen auf der Straße, Ein-Euro-Shops, Leben pur. Welcome to the wonderful Wedding.
Seit einigen Wochen beschäftige ich mich ja intensiv mit dem WikiWedding, dem Versuch mehr Wedding in die Wikipedia zu bringen. Wenn ich mich dann mal mit Weddingern unterhalte, ist einer der ersten Punkte des Gespräches: „Ach, du kommst gar nicht aus dem Wedding?“ Nun treibt mich ja bei allem was ich in Wikipedia mache, die Wissbegier Neues zu lernen, Unbekanntes zu erkunden und mein inneres Bild der Welt bunter, weiter und vielfältiger zu machen. Aber warum nun ein Ortsteil ohne große, bekannte Attraktionen? Ein Ortsteil bei dem ich knapp eine Stunde rechne, nur um von zu Hause aus überhaupt vor Ort zu sein?
Es waren für mich diese Autofahrten von den bürgerlich-schicken Teilen Berlins (sei es nun Schöneberg, Wilmersdorf oder Kreuzberg) durch gefühltes ländliches Sachsen-Anhalt hinein in das pralle Leben, die WikiWedding zum Leben erweckten. Der Stadtteil hinter den sieben Bergen, ein wenig ein verwunschenes Traumland,; oft genannt aber weitgehend unbekannt. Der Ortsteil von dem selbst die meisten Berliner kaum mehr wissen als dass es existiert und dass er irgendwie anders ist.
Dabei ist das Traumland Wedding gewöhnungsbedürftig. Die Schießereien und regelrechten Exekutionen, die eine News-Suche nach dem Wedding liefert, sind eher alptraumhaft. Das auffallende Engagement diversester sozialer Initiativen wirkt auf den ersten Blick gut, auf den zweiten Blick fragt man sich, warum die sozialen Initiativen alle hier einen geeigneten Standort sehen. Andererseits: Parks, Grünanlagen, Friedhöfe. Mit der Panke schon fast ein richtiger Fluss. Riesige Wohnanlagen aus der Zeit, als Wohnen die Menschheit noch besser machen sollte: Licht, Sonne, Liebe und Sozialismus.
Fabrikgebäude aus der Zeit als Fabriken noch nach etwas aussehen sollten und ein Statement abgeben. Eine Straße, deren Händler im Stadtplanerdeutsch „kleinteilig migrantisch und mit wenig Kapital“ benannt werden, was für mich aber vor allem heißt: lebendig, innovativ und mit Herzblut. Berliner Direktheit auf der Straße. Spezialgeschäfte für Darts, Carrerbahnen, Tanzbedarf und Regenschirme; den niedrigen Mieten sei Dank.
Ein riesiger Abenteuerspielplatz und Gänsegehege direkt neben dem Rathaus. Hundert Jahre Architektur gewordene Versuche, die Gegend vor sich selbst zu retten. Schulen alt und neu. Ein großer Schwimmbadkomplex. Kirchen. Ein ganzes Diakonissenstift inmitten der Ein-Euro-Shops. Ein atheistisches Obdachlosenheim aus dem frühen 20. Jahrhundert, heute eine Künstlerkolonie kurz vor dem Einsturz.
Alles hinter dem Ring. Hinter der Spree, der Grenze in Berlin, die den Süden – wo alle wohnen - vom Norden trennt, den niemand kennt. Ein Land der Träume und Alpträume. Halb vergessen durch die Berliner. Mehr ein Name, vielleicht noch ein Symbol, weniger ein echter Stadtteil. Dieses gilt es zu erkunden.
Und wer mitmachen möchte: Mittwoch ist das nächste Treffen. Beginn zwischen 19 und 20 Uhr im Nachbarschaftsladen Buttmannstraße 16.
Zufälle gibt es. Am Wochenende sind wir noch auf der Berliner Museumsinsel und lesen dort umfangreiche Würdigungen über James Simon. Der Mäzen, der den Berliner Museen nicht nur die Nofretete schenkte, sondern diese Museen auch darüber hinaus förderte. Tags darauf bin ich dann schon wieder an einem Ort Simonschen Wirkens; stiftete Simon doch auch das erste Berliner Volksbad und bekam deswegen auch im Stadtbad Mitte seine angemessene Gedenktafel. Heute wird es historisch.
Auf ihre Art sind alle Berliner Schwimmbäder historisch. Neu und aktuell wirkt keines. Eher kann die geneigte Schwimmerin wählen, ob sie lieber eine Zeitreise in die 1930er (Sommerbad am Olympiastadion), die 1950er (Sommerbad Wilmersdorf) oder in die 1970er (Hallenbad Mariendorf) antreten möchte. Für multihistorisch interessierte bietet sich das Stadtbad Schöneberg an, das die 1920er antäuscht, nur um dann in den späten 1990ern zu landen.
Selbst in dieser Sammlung der Aus-der-Zeit-gefallenen Bäder Berlins sticht das Stadtbad Mitte heraus. Es ist doppelplushistorisch. Das Bad steht dort, wo 1880 das erste Berliner Volksbad überhaupt gebaut wurde - 1880 noch Becken, sondern ausschließlich mit Duschen und Wannenbändern. Das aktuelle Gebäude mit 50-Meter-Becken stammt von 1930.
Samstagabend: unsere übliche Diskussion. Wir könnten ins Turm-Bad nach Oranienburg. Vom Garten verschwitzt, vom Spatenschwingen durchgeknetet könnten wir im Sole-Außenbecken abhängen. Oder wir könnten im Sportbecken einige erfrischende Bahnen ziehen. Aber es ist teuer. Und wir müssten nass eine rutschige Treppe hinunter- und hinaufsteigen. Meistens belassen wir es bei der Benutzung der Gartendusche oder einen Kurzausflug zum Kremmener See. Aber wenn es schon dunkel wird, der Abend abkühlt und der zu schaufelnde Lehm widerspenstig war, fahren wir doch in die Kreisstadt.
Das Erlebnisbad ist Teil eines gewaltigen Komplexes. Zur TURM ErlebnisCity gehören eine Mehrzweckhalle "MBS Arena", eine weitere Mehrzweckhalle, eine Kletterwand, ein Fitnessstudio, Kegel- und Bowlingbahnen und mehrere Kneipen und Cafés.
Ich finde wenige Informationen zum Komplex. Angesichts der Wuchtigkeit der Anlage ist das erstaunlich. Hier steht vermutlich das größte und teuerste öffentliche Gebäude Oranienburgs. Die Info-Armut ist das noch erstaunlicher. In der Arena spielen vor größeren Zuschauermengen Drittligateams Handball und Volleyball. Aber selbst einen öffentlichen Terminkalender für die Halle fand ich nicht.
Nach Jahren des Rätselns fand ich heraus, dass der Turm, nach dem die Anlage benannt ist, der unspektakuläre aber wenigstens nahegelegene ehemalige Schlauchturm auf dem Schwimmbad-Parkplatz ist. Daneben erfuhr ich, dass Turm in Eigenschreibweise T.U.R.M. lautet: Anfangs noch "übersetzt" als Traum Urlaub Riesen Möglichkeiten. Aber das war selbst den Oranienburgern schnell zu peinlich.
TURM-ErlebnisCity. Der Eingangsbereich.
Das Bad gehört zur Generation der Spaßbäder, die westdeutsche Investoren Anfang der 1990er ostdeutschen Kleinstädten aufschwatzten und die heute Gemeinden mal mehr oder weniger erfreuen. Ich kann nach meinen Besuchen sagen: Mich macht dieses Bad glücklich. Den Besucherzahlen nach zu urteilen bin ich nicht der einzige.
Skandal beim Jubiläumsknorke Das legendäre erste Hermannstraßenknorke ging gar nicht durch die Hermannstraße! Die Wikipedia-Geschichte muss neu geschrieben werden! Einer der Hauptautoren des legendären Hermannstraßen-Artikels sagt, dass die Straße eigentlich recht langweilig sei! Ist da ein Löschantrag fällig? Skandalöse Offenbarungen kommen zusammen, wenn sich einfach nur neun Menschen für einen netten Stadtspaziergang treffen.
Aber von Anfang an. "Knorke" - wie hier schon mehrfach geschrieben - ist eine nette informelle Veranstaltungsreihe, bei der sich Wikipedianer und Wikipedianerinnen unregelmäßig treffen, um bekannte und vor allem unbekanntere Berliner Gegenden abzulaufen, anzuschauen, zu erkunden und zu erforschen. Das allererste dieser Knorkes fand vor 10 Jahren statt und ging durch die Hermannstraße - so die Legende. Das Knorke war ein wichtiger Beitrag zum Entstehung des Hermannstraßen-Artikeln. Zu einer Zeit, zu der es heftig umstritten war, ob überhaupt Artikel zu Straßen in Wikipedia stehen sollten, schlug der Hermannstraßen-Artikel eine diskursive Bresche: man kann nicht nur Artikel über Straßen schreiben, sondern man kann sogar sehr gute und interessante Artikel über eine Straße schreiben. Dieses erste Knorke legte Grundlagen für die spätere Wikipedia.
Wie es sich für ein kleines Jubiläum gehört, wollten wir der Ursprünge gedenken und noch einmal - wie damals im Dezember 2005 - die Hermannstraße in Neukölln entlanglaufen.
Hallo, Neukölln!
Nachdem Krankheit und Wetter in letzter Sekunde fünf der neun angekündigten Teilnehmenden am Erscheinen gehindert hatte, trafen wir letzten vier uns im kräftigen Nieselregen/schwächelnden Starkregen vor der Tür des Handwerkerstübchens. Über den KNORKisten hing die große Hertha-Fahne, denn sonntag war Spieltag und das Handwerkerstübchen überträgt. Ein Knorkist fehlte unentschuldigt. Aber nachdem er auch nach dem akademischen Viertelstündchen nicht auftauchte, begann Veteran Lienhard mit einführenden Worten über Rollbergsiedlung, Hermannstraße und Schillerkiez und dem Ur-Knorke 2005.
Dann ging es - wie es die historische Tradition will - entlang der Allerstraße durch den Schillerkiez Richtung Tempelhof. So richtig aufgehübscht sieht die Gegend entgegen aller Gerüchte auch 10 Jahre später noch nicht aus. Immerhin kamen wir - neben Futschi-Sonderangeboten, Eckkneipen und vielen Anarchie-A's auch an dem ein oder anderen Streetwearstore, der ein oder anderen Kitesurfschule und einem "Korean Soul Food" mit "Pop Up Kitchen" vorbei.
Damals ging der Weg Richtung Flughafen, diesmal ging es Richtung Tempelhofer Park. Trotz Schließung des Flughafens und Eröffnung des Parks in den letzten zehn Jahren hat allerdings die Genezarethkirche an der Schillerpromenade bis heute ihre Turmspitze nicht zurückerhalten, die ihr einst der landenden Flugzeuge wegen gekappt wurde.
Weiter nach Süden auf dem Parkgelände. Erinnerungen wurden wach. Damals bei der WM 2006 als die Nacht durch bis morgens zum acht die
Privatjets der Fußballgranden starteten und landetetn, Flugzeuge am
Küchenfenster. Flugzeuge sichtbar aus der Badewanne. Und die diversen Volksbegehren.
Nach der Besichtigung von "Gebäude 113" und der Frage wo sich hier wohl die anderen 112 Gebäude verstecken, ging die Route bis zum Werner-Seelenbinder-Sportpark. Dort konnten wir nicht nur aus der Ferne ein Eishockeyspiel beobachten, sondern uns standen - im Gegensatz zum Dezember 2005 - auch die Tore des Sportgeländes offen. So konnten wir Werner Seelenbinder in seiner ziemlich unprätentiösen und gut versteckten Gedenkstätte einen Besuch abstatten. Nachdem wir die kurze, ruhmlose Fußball-Bundesligazeit von Tasmania Neukölln gewürdigt hatten, ging es wieder Richtung Hermannstraße.
Durch die Warthestraße wandelten wir, immer noch im Regen, - entlang eines 80er(?)-Jahre Spielplatzes und künstlerisch verschönter Grünfläche - durch eine ruhige, tendenziell ganz nett wirkende Wohngegend. An der Hermannstraße waren dann diverse Friedhöfe. Der 2005 aufgesuchte Gedenkstein für die Zwangsarbeiter-der-evangelischen-und-katholischen-Kirchengemeinden-im-Zweiten-Weltkrieg ist mittlerweile zwei Friedhöfe die Straße weiter hoch gezogen. Ergänzt wird der Gedenkstein durch einen vermutlich informativen - sonntags aber geschlossenen - Infopavillon. Nicht versetzt wurden die Flutlichter für die Anflugschneise zum Tempelhof-Airport mitten durch den Kirchhof V der Jerusalems- und Neuen Kirche - fast noch eigentümlicher als der abgesäbelte Kirchturm aus dem Schillerkiez.
Kunst in Kreisform. Knorkisten bewundern.
Da der Regen immer noch regnete, verzogen wir uns nach etwa 20 Metern auf der Hermannstraße in ein recht nettes und schickes Cafe (bestimmt nach 2005 eröffnet) zu Bagel, Milchkaffee und Bananenkuchen, um aus dem anwesenden Zeitzeugen die schriftlich nicht mehr dokumentierte damalige Route herauszubekommen. Und siehe da: "Weiter ging es nicht". Hier war es dann zu Ende. Er meinte noch: Die Straße ist ja auch recht langweilig, da gibt es nichts zu sehen. Der Ex-Knorkist verabschiedete sich also hier, die anderen gingen noch ein Stück die Hermannstraße hinauf. Letzlich waren allerdings durch den Regen so ausgelaugt, dass die erste Chance nutzten, in den nächsten Bus direkt nach Hause zu springen. Und damit war dies bereits der zweite Hermannstraßen-Knorke, der die Hermannstraße weitgehend ignorierte.
Soviel zum legendären Ur-KNORKE an der Hermannstraße! Es hat nie stattgefunden! Die Wikipedia-Geschichte muss neu geschrieben werden. Der Artikel gelöscht. Immerhin war es ein schöner, kleiner Schillerkiez-KNORKE mit Wikipedia-historischen Anwandlunge. Wir sehen uns da wieder 2025!