Dienstag, 20. Oktober 2015

Jämmerliche Wutnickel laufen im Kreis. Ein Jahr #Pegida.

Manche scheinen ihre Lebenserfüllung darin gefunden zu haben, im Kreise zu laufen. Ein Jahr Pegida und sie laufen immer noch. An sich ist das nicht so überraschend - wer sich mal ein anspruchsloses wöchentliches Hobby zugelegt hat, kann das lange durchhalten. Überraschend und erklärungsbedürftig ist aber die weiterhin starke Beteiligung, die zumindest in Dresden auch Menschen hinter dem Ofen hervorlockt, die eigentlich anderes zu tun haben sollten.

Die ganzen Gida-Teilnehmer außerhalb der Dresdener Veranstaltungen sind deutschnationale Aktivisten bis Neonazis mit politisch verfestigtem Weltbild. Diese Aktivisten agieren in innerhalb einer geschlossenen Ideologie mit einem größeren Ziel; da ergeben Demonstrationen innerhalb dieses Weltbilds einen Sinn. Gleiches gilt für die Gida-Organisatoren. Wenn jemand innerhalb einer festgefügten Ideologie agiert, erscheint in diesem Zusammenhang vieles logisch, was auf Außenstehende befremdlich wirkt. Die innere Logik der Rechtsextremen kann ich glaube ich gut genug nachempfinden, um mir zumindest vage vorstellen zu können, wie und warum die Gida-Organisierer handeln und was man eventuell dagegen machen könnte.

Was mir tatsächlich kaum begreiflich sind, sind gerade in Dresden die mehr oder weniger normalen Menschen, die sonst unpolitisch sind und ausgerechnet Pegida für die eine sinnvolle Gelegenheit halten, um sich ausnahmsweise politisch zu engagieren. Ausgehend davon, dass diese Menschen ein mehr oder minder normales Leben führen, opfern die ihre Zeit ausgerechnet für Veranstaltungen die selbst massenhaft Ausrufezeichen in die Lande setzen mit "Geh hier weg! Das ist kein guter Ort! Hier ist der Ort des aggressiven Wahns!; einer Veranstaltung bei der als Mensch mit einem Mindestmaß an zumutbarer Sozialisation schreiend wegrennen möchte?

Nicht ohne eine gewisse Faszination schaue ich da ja zu: Verkehrsunfallvoyeurismus im Reimkultur. Dass ist mir alles so fremd und unverständlich und nicht-nachvollziehbar wie Menschen so sein können und ticken.

Warum tun die sich das an?


Ein Versuch zu verstehen.

 

Dienstag, 6. Oktober 2015

Ramos Gin Fizz - für die Enzyklopädie

Das erste mal in der Geschichte der Menschheit trafen sich Wikipedia-interessierte Menschen, um gemeinsam und im Austausch die Cocktail-Artikel in der Online-Enzyklopädie zu verbessern. Erkenntnisse. des Tages: viele neue Teilnehmer; die Cocktail--Interessierten waren unfassbar freundlich; echte Nerds lassen sich auch von einem Raum voller frei-Alkoholika nicht von der Tätigkeit abhalten; ein guter Cocktail ist schon was besonderes. 

Wiki Loves Cocktails logo symbol

Cocktails in der Wikipedia


Was mich an der Wikipedia fasziniert, ist die unglaubliche Vielfältigkeit der Themen und Perspektiven. Was ich sehr schätze, ist, dass dort jedes Thema vom Pizzakarton bis zur UNO-Vollversammlung ernst genommen wird. Die Wikipedia hat den Anspruch hat über alles fair, ausgewogen und mit Hintergrund zu informieren. Dazu gehören auch Nischenthemen wie Cocktails: (fast) jeder trinkt sie, aber die wenigsten kommen über gesundes oder auch seltsames Halbwissen hinaus. Um so dankbarer bin ich dem Benutzer:Mangomix, der sich seit Jahren den Cocktailartikeln annimmt, und versucht diese auf ein lesbares Niveau zu heben. Artikel wie beispielsweise der Old Fashioned sind Mangomix mittlerweile großes Kino. Er schreibt aber nicht nur selbst, sondern hat im Laufe der Zeit ein Projekt in der Wikipedia zu diesem Thema gegründet, dessen erstes Treffen Ende September in Hamburg stattfand: sich über Cocktails austauschen, Cocktails so fotografieren wie sie aussehen sollen und potenziellen Neuautoren Wikipedia vermitteln. Klang spannend, sinnvoll und lecker: also nichts wie hin.

Bildrechte und Tequila


15-09-26-RalfR-WLC-0137
Royal Bermuda Yacht Club Bild: Ralf Roletschek [FAL], via Wikimedia Commons

Also abends nach der Arbeit in den Zug gefallen und nach Hamburg gefahren. Die Ankunft in der Stadt war irritierend: auf dem Fußweg vom Hauptbahnhof zum Wikipedia-Kontor-Hamburg sind mir mehrfach betrunkene Menschen in Dirndl und/oder Lederhosen entgegengekommen - liebe Bayern, ihr wisst dass der Rest der Menschheit bald nur noch an Saufen denkt, wenn er eine Lederhose sieht?