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Montag, 6. Juli 2015

Europa und die Öffentlichkeit

Bemerkung am Rande: ich habe ja einmal vor einiger Zeit Politik studiert. Und mein damaliger Magistervater war zwar prinzipiell enthusiastischer Europäer, lehnte aber die EG/EU recht rabiat als undemokratisch ab. Um ein komplexes Argument kurz zu machen: Sein Haupteinwand war: Demokratie funktioniert nur, wenn es eine gemeinsame Öffentlichkeit und damit einen gemeinsamen Diskurs gibt. Europäische Öffentlichkeit gab es aber damals nur sehr elitär, vor allem unter Politkern, Politikwissenschaftlern und gut gemeinten Europa-Magazinen auf Programmplätzen auf denen sie keiner wahrnahm. Der Öffentlichkeit selbat war alles paneuropäische, die Politik und die Wirtschaft der Nachbarländer schnurzegal.

Kann es sein, dass ausgerechnet Griechenland tatsächlich das erste mal ist, dass es wirklich eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit zu einem Thema gibt? Kann es also sein, dass ausgerechnet Griechenland und die Diskussion darum der erste Schritt zu einer tatsächlichen europäischen Demokratie ist?




Mutton bustin at puyallup fair
Europa und das Schaf.  
Bild: Mutton bustin at puyallup fair By Emergency Brake from Your mom's house (mutton bustin') CC BY 2.0

2 Kommentare:

  1. https://euobserver.com/political/127975: “If there’s one good thing to say about these insult-laden times, it’s that we’re seeing the birth of a European public space. [...] It’s been developing in slow, awkward lurches. Like when people in other corners of the EU realised that Slovakia was actually a member state and that it didn’t want to contribute to the 2010 Greek bailout. [...] Greek politicians can no longer address their own people only, they are de-facto speaking to the whole of Europe and beyond. [...] The European public space is more or less here. But politicians are being careless with it.”

    Problem: Die unterschiedlichen nationalen Medienöffentlichkeiten behandeln zwar dieselben Themen, framen sie aber unterschiedlich und stark national eingefärbt. M.E. also: Nein, noch nicht. Wir brauchen fundamental andere Medien, die gerade aber immerhin auch entstehen, z. B. gerade Politico Europe.

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  2. Naja, es gab im damaligen Kerneuropa (Benelux, FR, D, I etc.) schon mehr Europäisches Miteinander. Schüler- und Studentenaustausch, gelebte Städtepartnerschaften uvm.

    Leider ist die aktuelle Griechenland-Berichterstattung keine echte Europäische Öffentlichkeit. Die Berichterstattung unterscheidet sich stark zwischen z.B. UK, FR und D - ebenso findet kein Austausch statt. Der Quoten-Grieche bei Jauch und anderen Pseudo-Polittalks ist auch eher das Eingeständnis einer von den Mainstream-Medien nicht bewusst gepflegten Europäischen Öffentlichkeit.

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