Vor ein paar Tagen hatte ich mich ja schon einmal mit Pegida hier befasst und der Frage "was ist das? was wollen sie? wo wollen sie hin? und was wird das alles?" Während außerhalb Sachsens ja fast nur echte Nazis zu den Demos gehen, ist/war die Zusammensetzung in Dresden deutlich heterogener von Nazi-Hools bis hin zu gesellschaft etablierten Unsympathen, die sonst immer nur im Keller grummeln. Ohne mich jetzt allzuviel wiederholen zu wollen, zeichnete sich Pegida dadurch aus:
* die Heterogenität drückte sich in einer bizarren Spannbreite an Forderungen und Einstellungen zwischen Systemwechsel sofort bis zu "Polizeireform 2020 überarbeiten" aus, die in sich höchst widersprüchlich und sehr irritierend waren.
* Teilneher und Redner zeichen sich dadurch aus, schlecht bis gar nicht in eine offene pluralistische Gesellschaft integriert zu sein und massive Probleme mit allem zu haben was "anders" ist. Man könnte fast von einer Provinzsächsichen Parallelgesellschaft zum Rest Deutschlands reden.
* eine hohe Grundaggressivität
* die dezidierte Ablehnung von Politik. Weder war Pegida bereit auch nur zu Verstehen wie Politik in einer repräsentativen Demokratie eigentlich funktioniert, noch waren sie bereits irgendwie konkret zu werden oder was zu machen.
Und die große Frage war: man kann ja nicht immer nur im Kreis laufen? Was dann?
Durch die sehr dezidierte Ablehnung jeglicher Politik und das Ziel "alles sofort" erreichen zu wollen, hat sich Pegida jeglicher Handlungsoptionen beraubt. Das "wir werden immer größer bis MILLIONEN auf der Straße stehen" hat irgendwie nicht geklappt und zuletzt wurden es selbst in Sachsen weniger. Immer nur im Kreise laufen ohne dass was passiert, ist halt nur begrenzte Zeit erhellend, der Reiz des Neuen ist weg und die Neugier der Medien auch bei weitem nicht mehr so groß wie am Anfang. Was also nun? Immer weiter im Kreise laufen bis alle schwindlig werden? Doch Politik machen? Oder einfach weiter eskalieren in der Hoffnung, dass noch etwas passiert?
Abgesehen von Gemeinschaftsgefühl und Feelgood musste man tatsächlich mal inhaltlich werden und was passiert: es fällt auseinander. Der eine Teil möchte jetzt doch Politik machen und seriös werden - da Pegidas ganzer Impuls aber darin besteht, Politik an sich als "Volksverrat" zu empfindenm wird das wohl eine Veranstaltung unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Der andere Teil scheint zu eskalieren. Auf der Seite scheinen die Nazis aus Leipzig gerade die Rest-Pegidisten aus Dresden assimilieren zu wollen. Die Leipziger sind nun politisch leider deutlich weniger naiv und wissen auch, wie man eine extremistische Bewegung über Jahre am Laufen hält. Die freuen sich, dass sich gerade mal weit in gesellschaftliche Lager hineinreichen dürfen, die ihnen verschlossen sind, und wollen die bundesweite Aufmerksamkeit nutzen, um neue Themen zu lancierne. Außerdem wollen die ja schon seit Jahren in der Mitte der Gesellschaft ankomen. Die Frage ist jetzt: schaffen sie das?
Bei den Leipzigern, ihrem Personal und ihren öffentlichen Forderungen kann man eigentlich auch bei größter Naivität nicht mehr glauben. dass die nicht rechtsextrem sind. Wer da von "besorgten Bürgern" spricht ist entweder unfassbar naiv oder er lügt. Da sind die Nazi-Hools keine Gruppe, die man - aus welchen Gründen auch immer akzeptiert - sondern konstituierender Teil der Demo und Teil der Organisation.
Langfristig wird das da landen, wo Nazis in Sachsen immer landen: in irgendwelchen Fußballstadien und auf irgendwelchen Dörfern, das Leben für "Andere" verderbernd aber von der Gesellschaft an sich weitgehend ignoriert. Nur ist die Frage: wie lange dauert es? Was passiert dahin? Gelingt es ihnen, noch Menscen abzugreifen? Und wie gehen die Infights weiter?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen