Auch nach vielen Jahren der Gewöhnung empfinde ich solche Ereignisse in meinem Inneren immer noch als zutiefst absurd. Echte große Institutionen beschäftigen sich mit viel Aufwand mit meinem komischen Hobbyprojekt. In diesem Falle: das OLG München. Es verbot Schleichwerbung in der Wikipedia. Das Urteil des OLGs im Besonderen betrifft nur Weihrauchpräparate (was auch sonst...). Es gibt aber natürlich auch eine Richtung vor für Minzpräparate, Gingsengpräparate, Aloe-Vera-Präparate, Autos, Waschmaschinen und Burger. Was es genau für die Aloe-Vera-Präparate bedeutet, weiß noch niemand, deshalb gibt es unter anderem hier, oder hier oder auch hier. Eine recht spannende Debatte.
Meine Meinung als Wikipedianer ist ja eigentlich klar: Schleichwerbung raus aus Wikipedia! Buuh! Keiner will Euch! *Eierwerf* Aber: wie in der Debatte klar wird, sind die Grenzen fließend was denn nun Schleichwerbung ist, wo die Korrektur von Fakten anfängt und ob Notwehr gegen die bereits erlaubte Schleichwerbung des Gegners erlaubt ist. Denn hätte der Weihrauchpräparatmensch es geschickter angestellt, hätte man ihm nie nachweisen können, dass er es war, der editierte.
Deshalb gibt es Schleichwerbung und manipulierte Beiträge schon jetzt in großer Anzahl in Wikipedia. Und mir deucht, auch dieses Urteil wird daran nichts ändern, außer dass willkürlich immer mal wieder einer der weniger geschickten Schleichwerber einen Prozess am Hals hat.
Das Problem ist komplex, aber mal spontan in die Gegend gedacht: wie wäre es in Unternehmensartikeln mit einem Abschnitt, den das Unternehmen selbst gestalten darf, kann und soll? Dieser Abschnitt wäre dann ordnungsgemäß als Werbung gekennzeichnet, es ließen sich durch Wikipedia formale Vorgaben machen (keine Bilder; keine Adjektive. etc.). Die Unternehmen wären glücklich und liefen nicht in Rechtsprobleme. Die Wikipedianer wären vielleicht glücklich, weil das etwas den Druck vom Restartikel nähme.
Und die Lesenden? Wenn ich mir die Text ansehe, die jetzt von PR-Unternehmen in WP gekippt werden, dann wird es die Lesenden nicht stören. Die werden das inhaltlose Geschwurbel einfach ignorieren.
2 Kommentare:
Ja, ich bin in der letzten Zeit öfter auf Artikel gestoßen, bei denen ich den Gedanken hatte: Na, du willst mir doch nicht die die Welt erklären, sondern deinen Laden / Produkt / Dienstleistung bewerben.
Fällt aber auf, weil distanzlos geschrieben und glatt, wie PR-Texte nun mal sind. Das reguliert sich dann, wenn die Texte ergänzt werden, weil Läden/ Waren/Dienstleistungen dann doch nicht so sind wie beschrieben.
Ist leider nur ärgerlich, weil diese Texte mehr und mehr bestimmte Suchergebnisse zusch...
Da würde ich mal mit einem klaren Jein antworten. Die Frage in solchen Fällen ist letztlich immer: wer hat wieviel Ausdauer? Und ein überzeugter Wikipedianer gegen einen Geschäftsführer, der mal ab und an in WP kuckt, ist ein faires Duell. Aber sobald eine professionelle PR-Abteilung den Wikipedia-Artikel ernstnimmt, sieht es düster aus. Oft genug hat die Abteilung dann mehr Ausdauer und Zugriff auf umfangreiches Quellenmaterial, das ihre wilden Thesen doch irgendwie stützt.
Und ich finde es schade: ich möchte in Wikipedia ja eigentlich andere und umfassendere Infos lesen als auf der Homepage einer beliebigen Burgerbraterei.
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