Mail, gerade an die Mailingliste von Wikimedia Deutschland geschickt:
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Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des Vereins,
heute trete ich aus dem Präsidium von Wikimedia Deutschland zurück. Das ist
ein Schritt, der mich einerseits traurig stimmt, andererseits aber auch
froh macht. Denn ich ergreife diesen Schritt nicht, weil ich frustriert von
Wikimedia Deutschland wäre, mich alles annervt und ich hinschmeiße. Eher im
Gegenteil: ich will mehr machen.
Das Präsidium von Wikimedia Deutschland ist seit der letzten
Satzungsänderung in einer Umbruchphase. Vom Alltagsgeschäft ist es zu recht
und sinnvollerweise enthoben. Idealerweise sollte jetzt gedacht und
überlegt werden, wie der Verein in fünf Jahren sein soll. Das ist eine
ehrenvolle und notwendige Aufgabe. Aber sie ist, wie gesagt, enthoben.
An sich mag ich das. Ich denke etwas Langzeitüberlegung und –planung ist
etwas, das die Wikimedia-Bewegung und all ihre Organisationen und
Institutionen durchaus gebrauchen können. Aber schwierig wird es für mich,
wenn diese Tätigkeit einer aktiven tagesaktuellen Tätigkeit entgegensteht.
Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Ausgehend von einigen Gesprächen und
einem spontanen Workshop auf der Wikicon schwebt mir ein größeres Projekt
zum Thema vor. Wir hatten auf der Wikicon lange Gespräche darüber, wie wir
mit Werbenden umgehen, die in Wikipedia schreiben? Wie, mit Werbenden, die
sich an die Regeln halten und trotzdem keine guten Artikel schreiben? Wie
diese sich von offiziell unterstützten GLAM-Accounts unterscheiden? Wo die
Grenze zwischen Beratung und Lohnschreiben liegt. Hier gibt es noch viele
ungeklärte Fragen und viele Akteure, die nicht miteinander kommunizieren.
Um hier ein sinnvolles Projekt umsetzen verlangt es größere Mittel und
größeren Einsatz meinerseits. Dieses Projekt nun wiederum würde ich beim
Community-Projekt-Budget beantragen. Damit es in den nächsten Monaten
starten kann, muss ich das jetzt tun. Als Präsidiumsmitglied darf ich das
nicht.
Die Entscheidung, die ich zu treffen hatte, war ob jetzt noch zwei Monate
bis November in mich gehe und die Zukunft des Vereins visioniere. Oder ob
sie sobald wie möglich die Gelegenheit habe, in diese Zukunft einzugreifen
und sie zu gestalten.
Ich freue mich darauf, die Mitglieder, meine Ex-Co-Präsiden und die
Mitarbeiter bei der Geschäftsstelle bei allen möglichen und einigen
unmöglichen Gelegenheiten weiter zu sehen, und blicke hoffnungsvoll in die
Zukunft.
freiwissentliche Grüße,
Dein gutes Recht und ich wünsch dir viel Erfolg dabei, trotzdem find ich so ein Verhalten nicht so toll. Wenn man sich in eine Funktion wählen lässt, sollte man sich vorher gut überlegen, ob man sie die gesamte Amtszeit über ausfüllen kann und will, und es dann auch durchziehen. Zwischendurch abzuspringen finde ich nicht fair gegenüber den Wählern und den Kollegen. Aber vielleicht sehe ich das nur etwas zu altmodisch.
AntwortenLöschenNö, ich bin darüber ja selbst ziemlich unglücklich. Wenn es nur um die Abwägung gegangen wäre, wo ich wohl besser wirken kann, hätte ich an der Rücktrittsentscheidung nicht herumüberlegt. Die Überlegung ging vor allem um den Rücktritt selber.
AntwortenLöschenDen finde ich auch immer noch nicht optimal - aber sonst hätte es mich beim derzeitigen Tempo des CPB-Ausschusses viele Monate des Nichtstuns gekostet. Und zumindest die Kollegen haben mir da auch eher zu- als abgesprochen.
Hi Dirk. Vielleicht wäre es noch ganz schön, wenn du dieses Posting auch noch auf dem Vereinsblog veröffentlichst? Die Mailingliste es OK, aber doch recht abgeschlossen, sowas sollte man bei einem Verein von mittlerweile dieser Größe durchaus offener publizieren.
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