Aufmerksame Leser des Supermarktblogs oder anderer Fachlektüre oder von Berliner Werbeplakaten werden es mitbekommen haben: Der zu Rewe gehörende Discounter Penny renoviert, baut um, wird schöner und heller. Sagt er.
Da diese Renovierung netterweise auch in der Nachbarschaft stattfand, nutzt ich die Gelegenheit zum Investigativeinkauf im neuen, schönen und renovierten Penny.
Gut war:
* Subjektiv mehr Platz, mehr Übersicht, mehr Chancen an den Einkaufswagen zu kommen etc.
* Alles wirkte wertiger.
* Das kann allerdings daran liegen, dass der neue Penny noch nicht so gründlich eingewohnt ist, wie es der alte war.
* Inbsesondere das Gemüse wirkte für Penny-Verhältnisse frisch und einladend.
* Die Auswahl scheint vergrößert, dafür sind die Aktionsflächen mit willkürlich gesammelten Lebensmittel seltsamer Art deutlich geschrumpft.
Nicht so gut war:
* Die Anordnung ist immer noch eher bizarr. Warum Bier am Eingang, Wein aber am Ausgang steht, erschließt sich mir nicht, und ist beim Suchen kontraintuitiv.
* Auch wie das Scheibenreinigerregal zwischen Süßwaren und Ostersüßwaren geriet, verstand ich jetzt so nicht.
* Besonders überdenkenswert scheint mir das Abenteuerfeature. Nicht jeder mag es, wenn neben dem Weinregal plötzlich Deckenplatten auf die Erde niedergehen, und einen Meter neben dem Kunden einschlagen.
Mittwoch, 29. Februar 2012
Montag, 27. Februar 2012
Das Präsidiale an sich
Meine erste Kolumne im Wikimedium - tote-Baum-Zeitschrift von Wikimedia Deutschland - in Rohfassung: Das Präsidiale an sich.
Wenn jemand korrigieren möchte: it's a wiki! Wenn jemand eine Bildidee har: Bitte melde Dich!
Wenn jemand korrigieren möchte: it's a wiki! Wenn jemand eine Bildidee har: Bitte melde Dich!
Hinweis
Ja, meine Handynummer ist öffentlich. Und ja, ich kann im Zweifel auch nachts um drei aus dem Tiefschlaf geweckt, zitables und ausführliches zur Wikipedia von mir geben.
Aber: wenn ihr mit unterdrückter Nummer, ohne einen Namen zu nennen (auch auf Nachfrage nicht), nach Mitternacht anruft, um mal so über die schönen Bilder in Wikipedia zu reden - dann könnte ich zwar ausführlich antworten, nur mag ich vermutlich nicht länger mit Euch palavern. Immerhin hat die Tatsache eines sächsischen Einschlags in der Sprache keinerlei Auswirkungen auf meine Antwortbereitschaft.
Aber: wenn ihr mit unterdrückter Nummer, ohne einen Namen zu nennen (auch auf Nachfrage nicht), nach Mitternacht anruft, um mal so über die schönen Bilder in Wikipedia zu reden - dann könnte ich zwar ausführlich antworten, nur mag ich vermutlich nicht länger mit Euch palavern. Immerhin hat die Tatsache eines sächsischen Einschlags in der Sprache keinerlei Auswirkungen auf meine Antwortbereitschaft.
Das Wissen ist schon frei (Freies Wissen I)
Vor ein paar Tagen hatte ich einen Gedanken, und stellte den als Frage der Woche in Iberty. Und wie es sich für eine gute Frage gehört. sie hat weitere Fragen aufgeworfen. Nicht zuletzt: "Wie? Ich dachte Du bist Wikimedia-Gründungsmitglied?!?" Nein, ich trat Ende 2004 nachts um drei halb betrunken auf dem 21C3 bei Wikimedia Deutschland ein, weil mir Mathias Schindler ein Eintrittsformular untermogelte. Aber gedanklich und ideell war ich natürlich schon bei der Gründung dabei, und habe diese inhaltlich unterstützt; und ich hätte vermutlich auch nichts großartig etwas gemacht, als die Leute bei der Gründungsveranstaltung. Deshalb war meine Frage von vor ein paar Tagen auch so halb rhetorisch. Natürlich weiß ich, was die Gründungsmitglieder bewegte, und was sie ungefähr dachten. Trotzdem halte ich meine Frage aufrecht. Aber dafür muss ich vielleicht etwas weiter ausholen.
Wikipedia und ich: 2002
Also ich habe meine Magisterarbeit über die Entstehung der EG-Richtlinie 2001/29/EG ("Urheberrecht in der Informationsgesellschaft") geschrieben, und meine Diss beschäftigt sich mit der Theorie des Geistiges Eigentums. Ich würde also schon behaupten, dass ich mich mit Theorie und Auswirkungen des Urheberrechts halbwegs auskenne, und ich mich dafür interessiere. Das erste mal hörte ich von Wikipedia über eine Fußnote in Volker Grassmucks Buch "Freie Software" von 2002. Das wollte jemand Linux aber mit Text! Wow! So etwas braucht die Menschheit. Bis ich mich dann wirklich bei Wikipedia anmeldete, dauerte es noch anderthalb Jahre, aber die Vision war diesselbe. Das, was Linux für Software war - oder besser: das was Linux für Software der Vision nach werden sollte - sollte Wikipedia für Texte werden. Das Paradebeispiel für Freie Inhalte mit einer freien Lizenz. Wiki war mir egal, Enzyklopädie war mir so semi-egal, es war die Freie-Wissens-Vision, die zählte.
Wikpedia und ich: 2004
Nachdem ich mich dann habe davon überzeugen lassen, dass Wikipedia tatsächlich nutzbare Inhalte produzieren kann, meldete ich mich dann an. Es dauerte nur wenig, um mich von Wikis zu überzeugen, um Diderot für einen Befreier der Menschheit zu halten. Auch war ich davob überzeugt, dass die pseudoenzyklopädische Sortierung (ein Artikel pro Thema, Themen selbst möglichst klar und einfach abgrenzbar), eine gute Methode sind, um Wissen zu ordnen. Die damals verwendete GFDL-Lizenz machte bei strenger Auslegung zwar jede Nachnutzung weitgehend unmöglich, und ehrlich gesagt, fand sich auch keine nichtkommerzielle oder gar kommerzielle Nachnutzung der Inhalte: aber hey, es war die Vision Freies Wissen, die zählte!
[Zwischenbemerkung: um die Argumentation halbwegs simpel zu halten, werde ich im weiteren Bilder ignorieren, und Wikipedia ausschließlich als Text behandeln. Bei Bildern ist das alles ganz anders, und noch schlimmer.]
Immer noch keine Nachnutzung
Über die Jahre entwickelte sich Wikipedia dann prima, das Wissen sammelte sich, die Leute lasen Wikipedia, formulierten sie für ihre Referate um. nutzten die Informationen für Zeitungsartikel, Doktorarbeiten, Ausstellungen, anderen Wikipedias, ihre Homepages, Romane, Postkarten, Versuche, ihre Freundin zu beeindrucken. Es dürfte kaum eine Form menschlicher Kommunikation geben, der bei der mittlerweile noch niemand auf Wikipedia-Wissen zurückgegriffen hat. Der Plan, freies Wissen in die Welt zu setzen, hat wunderbar funktioniert. Leider ist eine Form bisher gescheitert: lizenzkonforme Nachnutzung der originalen Wikipedia-Texte. Fast jeder Versuch, wirklich ganze Texte zu nehmen, ist entweder weitgehend gescheitert - wie die diversen Wikipedia-Bücher - ist ein Versuch, den die Menschheit nicht wirklich braucht [Internetspiegel einer bestens erreichbaren Internet-Seite], oder ist eigentlich Betrug, in dem Leuten schlechte Bücher verkauft werden, die ausschließlich Texte aus Wikipedia enthalten. Eine konstruktive, kreative Form, Wikipedia-Texte weiterzunutzen, existiert meines Wissens nicht. Was die ersten Jahre auch wie Zufall oder noch nicht ausgereifte Entwicklung hätte sein können, erscheint bei weiterer Überlegung durch Wikipedia und das Urheberrecht bedingt:
Das Wissen ist schon frei
Zumindest was Texte angeht, kommt die Free-Software-Bewegung etwa 200 Jahre zu spät. Das Wissen in Texten ist schon frei. Oder, um es im deutsch des deutschen Urheberrechts zu sagen: Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen. Der Satz wiederum verweist auf die etwa 200 Jahre alte Unterscheidung zwischen Inhalt und Form, nach der die Form eine persönliche geistige Schöpfung ist, der Inhalt (bei Sachtexten wie Wikipedia: das Wissen), aber nicht schutzfähig ist. Anders gesagt: er ist frei. Und die Arbeit, den zu befreien, hat uns netterweise die echte Aufklärung abgenommen. Nur deshalb konnte Wikipedia überhaupt so schnell wachsen - indem es andere Texte umformulierte, und deren bereits freien Inhalte nahm. Deshalb auch nutzen hunderte Millionen Menschen frei Wikipedia-Inhalte, ändern die Form, und können ganz unbelastet von allen Lizenzdebatten von Wikipedia profitieren. [Wie gesagt, bei Bildern ist das komplett anders, weil man Form und Inhalt nicht trennen kann..] Und genau deshalb braucht auch niemand die freie Textlizenz von Wikipedia, weil das Projekt selbst durch seine Regeln versucht, jede individuelle Form und persönliche geistige Schöpfung zu verhindern.
Trotzdem befreite Wikipedia
Wenn aber die Befreiungsleistung der Wikipedia nicht darin liegt, schon freie Inhalte unter eine kompliziert zu benutzende Lizenz zu stellen, warum funktioniert Wissensbefreiung durch Wikipedia trotzdem so großartig? Wie kann Wikipedia Wissen befreien, dass dem Urheberrecht zufolge schon frei ist? Warum kann Wikipedia Wissen in die Welt setzen, ohne dass die Menschheit sich mit den Fallstricken der CC-BY-SA 3.0 auseinandersetzen muss? Weil das Wissen zwar frei war, aber es war auch unzugänglich. Wissen lag in einsamen ungelesenen BÜchern in verstaubten Bibliotheken; Wissen war im Fachjargon formuliert, und der Erwerb desselben verlangte theoretische Erkenntnis. Wissen fand sich in alten Zeitungen, die in Archiven vor sich hinstaubten, und verschiedene fachliche Betrachtungsweisen eines Themas fanden nie zueinander. Weil Wikipedia weltweit per Knopfdruck und weitgehend barrierefrei abzurufen ist; weil es in eine Form gegossen ist, die kein Spezialwissen verlangt, um sie zu verstehen; weil das Wissen auf eine Art und Weise organisiert ist, die jeder Nachvollziehen kann; und weil Wikipedia Wissen aus allen Ecken und Wissensbereichen sammelt, und zugänglich macht. Das sind erstaunliche Befreiungsleistungen - nur haben sie gar nichts mit der Lizenz zu tun, unter der das ganze steht.
Wikimedia und die Lizenzen
Nun wurde der Verein Wikimedia Deutschland gegründet, als die Entwicklung von Wikipedia, ihre Stärken und Schwächen, noch nicht so klar und deutlich waren. Der Verein wurde zu einem größeren Teil von Menschen wie mir gegründet, die Freies Wissen und Virale Lizenz immer mit dem selben Atemgedankenzug dachten, und die sich nicht wirklich vorstellen konnten, dass Freies Wissen - was Text angeht - unabhängig von der Lizenz ist. Deshalb auch fährt der Verein auch weiterhin oft eine relativ urheberrechtliche Engführung, was freies Wissen angeht. Freies Wissen = freie Lizenz. Freie Lizenz = freies Wissen. Beziehungsweise: was schon (lizenz-)frei ist, muss nicht weiter befreit werden.
Wissen zugänglich machen, und sammeln. Hojaho.
Wir haben allerdings mittlerweile eigentlich soviel Erfahrung, dass Offenheit, Teilhabe, Zugänglichkeit und Nachvollziehbarkeit soviel mehr dazu beigetragen haben, Wissen zu befreien, als ausgerechnet die reichlich unbeachte herumliegende Lizenz. Warum versteifen wir uns so sehr auf diese Lizenz? Warum ist nicht Nachvollziehbar und Offenheit Grundbedingung alles Handels, und die Lizenz nur ein Nice-to-have. Warum fördern wir nicht viel mehr Methoden Wissen zusammenzutragen, als nur diejenigen, die sich textgenau übernehmen lassen? Warum konzentrieren wir Lobbying auf Urheberrecht? Und nicht darauf, Veröffentlichungspflichten durchzusetzen, und bereits existierende Veröffentlichungen einfacher zugänglich zu machen? Wikipedia lehrte uns viele Wege, Wissen zu befreien, und der Menschheit zugänglich zu macen. Warum versteifen wir uns viel zu oft, auf den einen Weg namens Urheberrecht, der immer nur disfunktional endete? Freie Lizenzen allein machen noch kein Freies Wissen, Freies Wissen kann auch unter unfreien Lizenzen existieren.
Wikipedia und ich: 2002
Also ich habe meine Magisterarbeit über die Entstehung der EG-Richtlinie 2001/29/EG ("Urheberrecht in der Informationsgesellschaft") geschrieben, und meine Diss beschäftigt sich mit der Theorie des Geistiges Eigentums. Ich würde also schon behaupten, dass ich mich mit Theorie und Auswirkungen des Urheberrechts halbwegs auskenne, und ich mich dafür interessiere. Das erste mal hörte ich von Wikipedia über eine Fußnote in Volker Grassmucks Buch "Freie Software" von 2002. Das wollte jemand Linux aber mit Text! Wow! So etwas braucht die Menschheit. Bis ich mich dann wirklich bei Wikipedia anmeldete, dauerte es noch anderthalb Jahre, aber die Vision war diesselbe. Das, was Linux für Software war - oder besser: das was Linux für Software der Vision nach werden sollte - sollte Wikipedia für Texte werden. Das Paradebeispiel für Freie Inhalte mit einer freien Lizenz. Wiki war mir egal, Enzyklopädie war mir so semi-egal, es war die Freie-Wissens-Vision, die zählte.
Wikpedia und ich: 2004
Nachdem ich mich dann habe davon überzeugen lassen, dass Wikipedia tatsächlich nutzbare Inhalte produzieren kann, meldete ich mich dann an. Es dauerte nur wenig, um mich von Wikis zu überzeugen, um Diderot für einen Befreier der Menschheit zu halten. Auch war ich davob überzeugt, dass die pseudoenzyklopädische Sortierung (ein Artikel pro Thema, Themen selbst möglichst klar und einfach abgrenzbar), eine gute Methode sind, um Wissen zu ordnen. Die damals verwendete GFDL-Lizenz machte bei strenger Auslegung zwar jede Nachnutzung weitgehend unmöglich, und ehrlich gesagt, fand sich auch keine nichtkommerzielle oder gar kommerzielle Nachnutzung der Inhalte: aber hey, es war die Vision Freies Wissen, die zählte!
[Zwischenbemerkung: um die Argumentation halbwegs simpel zu halten, werde ich im weiteren Bilder ignorieren, und Wikipedia ausschließlich als Text behandeln. Bei Bildern ist das alles ganz anders, und noch schlimmer.]
Immer noch keine Nachnutzung
Über die Jahre entwickelte sich Wikipedia dann prima, das Wissen sammelte sich, die Leute lasen Wikipedia, formulierten sie für ihre Referate um. nutzten die Informationen für Zeitungsartikel, Doktorarbeiten, Ausstellungen, anderen Wikipedias, ihre Homepages, Romane, Postkarten, Versuche, ihre Freundin zu beeindrucken. Es dürfte kaum eine Form menschlicher Kommunikation geben, der bei der mittlerweile noch niemand auf Wikipedia-Wissen zurückgegriffen hat. Der Plan, freies Wissen in die Welt zu setzen, hat wunderbar funktioniert. Leider ist eine Form bisher gescheitert: lizenzkonforme Nachnutzung der originalen Wikipedia-Texte. Fast jeder Versuch, wirklich ganze Texte zu nehmen, ist entweder weitgehend gescheitert - wie die diversen Wikipedia-Bücher - ist ein Versuch, den die Menschheit nicht wirklich braucht [Internetspiegel einer bestens erreichbaren Internet-Seite], oder ist eigentlich Betrug, in dem Leuten schlechte Bücher verkauft werden, die ausschließlich Texte aus Wikipedia enthalten. Eine konstruktive, kreative Form, Wikipedia-Texte weiterzunutzen, existiert meines Wissens nicht. Was die ersten Jahre auch wie Zufall oder noch nicht ausgereifte Entwicklung hätte sein können, erscheint bei weiterer Überlegung durch Wikipedia und das Urheberrecht bedingt:
Das Wissen ist schon frei
Zumindest was Texte angeht, kommt die Free-Software-Bewegung etwa 200 Jahre zu spät. Das Wissen in Texten ist schon frei. Oder, um es im deutsch des deutschen Urheberrechts zu sagen: Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen. Der Satz wiederum verweist auf die etwa 200 Jahre alte Unterscheidung zwischen Inhalt und Form, nach der die Form eine persönliche geistige Schöpfung ist, der Inhalt (bei Sachtexten wie Wikipedia: das Wissen), aber nicht schutzfähig ist. Anders gesagt: er ist frei. Und die Arbeit, den zu befreien, hat uns netterweise die echte Aufklärung abgenommen. Nur deshalb konnte Wikipedia überhaupt so schnell wachsen - indem es andere Texte umformulierte, und deren bereits freien Inhalte nahm. Deshalb auch nutzen hunderte Millionen Menschen frei Wikipedia-Inhalte, ändern die Form, und können ganz unbelastet von allen Lizenzdebatten von Wikipedia profitieren. [Wie gesagt, bei Bildern ist das komplett anders, weil man Form und Inhalt nicht trennen kann..] Und genau deshalb braucht auch niemand die freie Textlizenz von Wikipedia, weil das Projekt selbst durch seine Regeln versucht, jede individuelle Form und persönliche geistige Schöpfung zu verhindern.
Trotzdem befreite Wikipedia
Wenn aber die Befreiungsleistung der Wikipedia nicht darin liegt, schon freie Inhalte unter eine kompliziert zu benutzende Lizenz zu stellen, warum funktioniert Wissensbefreiung durch Wikipedia trotzdem so großartig? Wie kann Wikipedia Wissen befreien, dass dem Urheberrecht zufolge schon frei ist? Warum kann Wikipedia Wissen in die Welt setzen, ohne dass die Menschheit sich mit den Fallstricken der CC-BY-SA 3.0 auseinandersetzen muss? Weil das Wissen zwar frei war, aber es war auch unzugänglich. Wissen lag in einsamen ungelesenen BÜchern in verstaubten Bibliotheken; Wissen war im Fachjargon formuliert, und der Erwerb desselben verlangte theoretische Erkenntnis. Wissen fand sich in alten Zeitungen, die in Archiven vor sich hinstaubten, und verschiedene fachliche Betrachtungsweisen eines Themas fanden nie zueinander. Weil Wikipedia weltweit per Knopfdruck und weitgehend barrierefrei abzurufen ist; weil es in eine Form gegossen ist, die kein Spezialwissen verlangt, um sie zu verstehen; weil das Wissen auf eine Art und Weise organisiert ist, die jeder Nachvollziehen kann; und weil Wikipedia Wissen aus allen Ecken und Wissensbereichen sammelt, und zugänglich macht. Das sind erstaunliche Befreiungsleistungen - nur haben sie gar nichts mit der Lizenz zu tun, unter der das ganze steht.
Wikimedia und die Lizenzen
Nun wurde der Verein Wikimedia Deutschland gegründet, als die Entwicklung von Wikipedia, ihre Stärken und Schwächen, noch nicht so klar und deutlich waren. Der Verein wurde zu einem größeren Teil von Menschen wie mir gegründet, die Freies Wissen und Virale Lizenz immer mit dem selben Atemgedankenzug dachten, und die sich nicht wirklich vorstellen konnten, dass Freies Wissen - was Text angeht - unabhängig von der Lizenz ist. Deshalb auch fährt der Verein auch weiterhin oft eine relativ urheberrechtliche Engführung, was freies Wissen angeht. Freies Wissen = freie Lizenz. Freie Lizenz = freies Wissen. Beziehungsweise: was schon (lizenz-)frei ist, muss nicht weiter befreit werden.
Wissen zugänglich machen, und sammeln. Hojaho.
Wir haben allerdings mittlerweile eigentlich soviel Erfahrung, dass Offenheit, Teilhabe, Zugänglichkeit und Nachvollziehbarkeit soviel mehr dazu beigetragen haben, Wissen zu befreien, als ausgerechnet die reichlich unbeachte herumliegende Lizenz. Warum versteifen wir uns so sehr auf diese Lizenz? Warum ist nicht Nachvollziehbar und Offenheit Grundbedingung alles Handels, und die Lizenz nur ein Nice-to-have. Warum fördern wir nicht viel mehr Methoden Wissen zusammenzutragen, als nur diejenigen, die sich textgenau übernehmen lassen? Warum konzentrieren wir Lobbying auf Urheberrecht? Und nicht darauf, Veröffentlichungspflichten durchzusetzen, und bereits existierende Veröffentlichungen einfacher zugänglich zu machen? Wikipedia lehrte uns viele Wege, Wissen zu befreien, und der Menschheit zugänglich zu macen. Warum versteifen wir uns viel zu oft, auf den einen Weg namens Urheberrecht, der immer nur disfunktional endete? Freie Lizenzen allein machen noch kein Freies Wissen, Freies Wissen kann auch unter unfreien Lizenzen existieren.
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Wikipedia
Freitag, 24. Februar 2012
Traktorfreitag: Dehnfalte
Diese Welt, und das was sie hervorbringt, erstaunen mich jeden Tag wieder. Den Superchill-House-Dub-Traktorranzen mit Dehnfalte. Für die Jungs auch mit Glitter.
Donnerstag, 23. Februar 2012
Europeana -> Wikipedia
"we have added another new feature to the Europeana portal — ‘Cite on Wikipedia’. Thanks to this update, it is now easier for Wikipedia editors to reference and link to Europeana items from Wikipedia articles."
Europeana Blog: New Feature: Cite on Wikipedia
Montag, 20. Februar 2012
Die WMDE-Frage für die Woche
Warum ist Wikimedia Deutschland eigentlich ein Verein für Freies Wissen, und keiner für freie kollaborative Zusammenarbeit im Netz?
Wikis und freier Zugang im Netz haben mit dem Erfolg der Wikipedia sehr viel zu tun. Die Wikipedia-Nachnutzung durch freien Lizenzen zur Nachnutzung aber eher wenig. Warum haben die Gründungseltern beschlossen, sich auf den schlechter laufenden Teil des Erfolgsrezepts zu konzentrieren?
Wikis und freier Zugang im Netz haben mit dem Erfolg der Wikipedia sehr viel zu tun. Die Wikipedia-Nachnutzung durch freien Lizenzen zur Nachnutzung aber eher wenig. Warum haben die Gründungseltern beschlossen, sich auf den schlechter laufenden Teil des Erfolgsrezepts zu konzentrieren?
For brown: I blame Walter Moers
Wichtige Erkenntnis des Wochenendes: während Bücher in roten Schutzumschlägen fast immer ausnehmend klein sind, haben braune Bücher überraschend oft Überformate.
Große rote Bücher gehen eher in die breite, große blaue Bücher dagegen eher in die Höhe.
Große rote Bücher gehen eher in die breite, große blaue Bücher dagegen eher in die Höhe.
Sonntag, 19. Februar 2012
Long read für das Wochenende: Gewohnheiten und Data Mining
Gefunden dank M. Sch.: die New York Times über Gewohnheiten, Data Mining, gezielte Werbung, Konsumentenbeeinflussung und den “pregnancy prediction” score. Oder "wie weiß Target, dass eine Frau schwanger ist, bevor ihre Verwandtschaft es weiß."
Langer Text, mal faszinierend, mal beunruhigend, mal fast bekannt - und ein guter Grund, auch weiter mit Bargeld zu bezahlen.
Charles Duhigg: How Companies Learn Your Secrets
Langer Text, mal faszinierend, mal beunruhigend, mal fast bekannt - und ein guter Grund, auch weiter mit Bargeld zu bezahlen.
Charles Duhigg: How Companies Learn Your Secrets
Donnerstag, 16. Februar 2012
Der Signpost hat einen guten Tag..
.. und fasst vergleichsweise lesefreundlich die ganze Diskussion um Chapters/Foundation und Fundraising zusammen; Fundraising proposals spark a furore among the chapters
Die ebenfalls lesenwerte deutsche Zusammenfassung der Zusammenfassung gibt es bei der Wikipedia-Woche
Und weder dem Signpost noch der Wikimedia-Woche, sondern dem Kurier, entnehme ich, dass es einen virtuellen Frauenstammtisch in Wikipedia gibt.
Die ebenfalls lesenwerte deutsche Zusammenfassung der Zusammenfassung gibt es bei der Wikipedia-Woche
Und weder dem Signpost noch der Wikimedia-Woche, sondern dem Kurier, entnehme ich, dass es einen virtuellen Frauenstammtisch in Wikipedia gibt.
Dienstag, 14. Februar 2012
Darummagichberlin (XXXXVII)
Weil ich am hellichten Nachmittag auf der Toilette der Staatsbibliothek gutgekleidete Mittfünziger treffe, die sich gerade die Zähne putzen.
Montag, 13. Februar 2012
Jetzt ist die Krise auch bei mir angekommen
EU Krise @EU_Krise is now following you (@southgeist) [on Twitter].
Frohen Montag noch. Und geht öfter in die Oper.
Frohen Montag noch. Und geht öfter in die Oper.
Freitag, 10. Februar 2012
Bei WMDE (und WMAT) gibt es Bücher. Echt so. Einfach so.,
Lieber Dirk Franke,
vielen Dank für deine Anfrage! Wir freuen uns, sie mit einer Zusage beantworten zu können. Das Werk [Pevsner: London 1: The City of London] haben wir heute bestellt und es sollte dich in den nächsten Tagen per DHL erreichen. Die Rechnung dagegen wird direkt an Wikimedia Deutschland e.V. verschickt.
Wikipedia Literaturstipendium
Donnerstag, 9. Februar 2012
Neues vom WMF-Fundraising
Der ein oder andere mag es mitbekommen haben, die Wikimedia-Foundation, insbesondere die Geschäftsführung, hatte ein paar Ideen zum Fundraising. Die ließen sich auf die vergleichsweise einfache Formel bringen: die Foundation sammelt das Geld, und verteilt es dann nach Foundation-eigenen-Kriterien auf die Chapter. Zumindest die Chapter, die bisher selber erfolgreich Geld gesammet haben, wie zum Beispiel WMDE, waren darüber nicht glücklich.
Große Auseinandersetzung und Tohuwabohu.
Jetzt gibt es eine Board-Resolution der WMF, die doch eine deutliche Wendung bringt. Per Mailingliste:
If and when payment processing is done by chapters
Das scheint mir ein deutlicher Unterschied dazu, dass die Foundation auf jeden Fall alles macht, und entspricht weitgehend dem derzeitigen Status Quo.
Deutlich mysteriöser:
The board wants to create a volunteer-driven body to make recommendations for funding for movement-wide initiatives (Working title: Funds Dissemination Committee, FDC). ... #the FDC will be a diverse body of people from across our movement (which may include paid staff)
Klingt ein bisschen wie das Community-Projekt-Budget mit weiterem Fokus. Und in Anbetracht der Tatsache, dass die SF-Geschäftsstelle bisher diese Gelder verteilte, auch keine wirklich gute Nachricht für das Büro dort.
Große Auseinandersetzung und Tohuwabohu.
Jetzt gibt es eine Board-Resolution der WMF, die doch eine deutliche Wendung bringt. Per Mailingliste:
If and when payment processing is done by chapters
Das scheint mir ein deutlicher Unterschied dazu, dass die Foundation auf jeden Fall alles macht, und entspricht weitgehend dem derzeitigen Status Quo.
Deutlich mysteriöser:
The board wants to create a volunteer-driven body to make recommendations for funding for movement-wide initiatives (Working title: Funds Dissemination Committee, FDC). ... #the FDC will be a diverse body of people from across our movement (which may include paid staff)
Klingt ein bisschen wie das Community-Projekt-Budget mit weiterem Fokus. Und in Anbetracht der Tatsache, dass die SF-Geschäftsstelle bisher diese Gelder verteilte, auch keine wirklich gute Nachricht für das Büro dort.
Der Enzyklopädist
Als er dann vom Tisch aufstand, mied er meinen Blick und sagte, als müsste er eine schändliche Sünde beichten, die er am liebsten vergessen hätte: Wir gehen nach Istanbul zurück, wenn ich mit der Enzyklopädie fertig bin, denn verglichen mit dem, was ich hier leiste, ist das, was diese Dummköpfe in Istanbul Politik nennen, nichts anderes als unerhebliches Alltagsgewäsch, ich mache hier etwas viel Bedeutsameres und Wichtigeres, ich erfülle eine Aufgabe, die noch in hunderten von Jahren ihre Wirkung tun wird; diese Arbeit darf ich nicht im Stich lassen, Fatma, und deswegen gehe ich auch jetzt gleich wieder rauf, sagte Selahattin, und tatsächlich ging er gleich wieder hinauf, und so lange, bis er den Tod entdeckte und sich nach dieser Entdeckung vier Monate lang, bis ihm das Blut in den Mund schoss und er starb, schrieb er noch dreißig Jahre lang an dieser widerwärtigen Enzyklopädie.
Orhan Pamuk: Das Stille Haus
Mittwoch, 8. Februar 2012
Montag, 6. Februar 2012
Paid editing at Wikimania?
Dear Wikimania program commitee,
in case somebody reads this blog: please give this panel discussion a place in the program. It's about a core conflict Wikipedia will endure in the coming years.
http://wikimania2012.wikimedia.org/wiki/Submissions/Paid_Editors
in case somebody reads this blog: please give this panel discussion a place in the program. It's about a core conflict Wikipedia will endure in the coming years.
http://wikimania2012.wikimedia.org/wiki/Submissions/Paid_Editors
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wikimania 2012,
Wikipedia
Halleluja Berlin
M: "Lennart, was willst Du denn für Joghurt? Actimel Himbeere?"
L: "Ich will Actimel Himbeere!!!!"
M: "Man sagt nicht 'ich will'. Das heißt 'Ich möchte'"
L: "Ich will Actimel Himbeere!!!!"
M: "Man sagt nicht 'ich will'. Das heißt 'Ich möchte'"
Samstag, 4. Februar 2012
Guten Morgen, Deutschland
Goodbye London. Vier Welterbestätten in fünf Tagen, mehrere Minuten allein mit der Dame mit dem Hermelin. Candlemas in Westminster Abbey, Tropical Extravaganza, Pontoon Dock, der geheime Knot Garden, Shaw Library, die "Ritterschlagung" einer Schulklasse, indisches Essen, englisches Fernsehen, und italienische Touristen.
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