"Haben wir Probleme?" fragte ich am 9. Dezember die Wikipedia-Community. Dabei bezog ich mich insbesondere auf die immer wieder diskutierten Themen des Autorenschwunds und der schiefen Geschlechterverteilung im Projekt, vulgo Gender-Gap. Und die Wikipedianer antworteten. Und wie.
134 Wikipedianer haben auf die Frage zum Autorenschwund geantwortet, 131 auf die Frage zum Gender-Gap, 6 Wikipedianer fanden die Umfrage doof, und 67 haben auch noch andere Probleme aufgeworfen. Bei aller Bescheidenheit: ich finde so eine Beteiligung gigantisch. Und was mich genauso freut: zu persönlichen Anwürfen ist es trotz der emotionalen Themen kaum gekommen. Allerdings war der Tonfall bei der Gender-Diskussion wesentlich aggressiver als in der Autorenschwund-Diskussion.
Die Umfrage ist natürlich keineswegs repräsentativ, sondern beruht nur auf den Antworten derjenigen, die motiviert genug waren, an so einer Umfrage teilzunehmen. Immerhin sind das auch im Zweifel diejenigen, die sich an der Lösung oder Verschärfung eines Problems beteiligen.
Was spannender war: fast alle an-der-Umfrage-Teilnehmenden haben ihr Votum ausführlich begründet. Da kann so ein kleiner Blogpost natürlich nur ganz am Rande wiedergeben, was dort alles steht.
Ich empfehle das Lesen sämtlicher Beiträge.
Insgesamt würde ich bei beiden Themen behaupten, dass etwa die Hälfte der Community Autorenschwund und Gender-Gap als Probleme sieht - aber die Community hält beide Probleme nicht für so dringend, oder behebungsbedürftig wie andere Probleme.
Dabei bestehen Unterschiede zwischen der Einschätzung des Autorenschwunds und des Gender-Gaps. Während beim Autorenschwund durchaus strittig ist, ob er überhaupt existiert, ist das beim Gender-Gap weitgehend unbestritten. Da ist eher unklar, ob das wirklich ein Problem ist. Wobei mein Eindruck ist, dass beim Thema Geschlecht eher Leute emotional involviert sind, und man mit besonders geschicktem oder ungeschicktem Vorgehen, leicht eine Eskalationsspirale in Gang setzen kann.
Autorenschwund
Zahlen zum Thema Autorenschwund. Mit großer Vorsicht zu genießen: neben dem schon erwähnten Problem der Selbstselektion, sind während der Umfrage neue Antwortmöglichkeiten hinzugekommen, und das ganze war keine bindende Abstimmung. Aber ich halte sie trotzdem für nützlich, um die ungefähre Gemütslage der sehr aktiven Community darzustellen:
Es gibt keinen Autorenschwund/wir wissen nicht, ob es welchen gibt: 35
Es gibt Autorenschwund, und das ist normal/egal/unvermeidlich/hat Vor- und Nachteile: 37
Autorenschwund ist ein kleines Problem: 34
Autorenschwund ist ein großes Problem: 25
Inhaltlich würde ich zum Thema Autoren und Accounts einmal vier Hauptargumentationen nennen: (a) die Zahl der Autoren bleibt tatsächlich gleich - da gibt es Statistiken, die die These stützen, und Statistiken, die sie widerlegen, (b) aufgrund dessen, dass vieles bereits geschrieben ist, ist es unvermeidlich, dass die Autoren weniger werden (c) es werden insgesamt weniger Beitragende, aber das hat auch Vorteile (besserer Umgangston, bessere durchschnittliche Artikelarbeit, mehr Ruhe und Sorgfalt), (d) problematisch ist weniger, dass die Zahl sinkt, sondern dass nur ein verschwindend geringer Teil der Menschheit seine Sichtweise in Wikipedia einbringt, und (e) der mögliche Autorenschwund ist schlimm, vor allem aufgrund seiner Ursache, des Arbeitsklimas.
Einige der spannenderen Diskussionsbeiträge aus dem Themenkomplex Autorenschwund:
Wenn man sich die Grafik mit den seit mehr als einem Jahr aktiven Mitarbeitern ansieht, dann ist der Anteil der langfristigen Mitarbeiter unter allen jemals aktiven Mitarbeitern seit 2007 stabil bei 17.5%. Das ist nicht nur kein Schwund, sondern das ist der größte Erfolg der Mitarbeitermotivation, den es in einem freiwilligen Projekt je gegeben hat! Nach der 100-10-1-Regel wären nämlich 10% der höchste zu erwartende Wert, aber die de-Wikipedia schafft es jetzt schon seit 2007 konstant eine Rate von 17,5% aller Mitarbeiter langfristig zu halten.- h-stt
- PM3
Ich denke, die Phase des Nettoschwunds bei den guten Autoren haben wir hinter uns. Wer die Zustände hier (Umgangston, Halbwissen-Trollerei etc.) nicht erträgt, ist längst weg. Die weniger guten "Autoren" sind egal.
Ich schreibe eh' hauptsächlich für mich ;-)- Amga
Eigentlich sind alle Alternativen nicht richtig: Es gibt keinen Autorenschwund, aber es gibt nicht den der Bedeutung der Wikipedia angemessenen Zuwachs. Und das ist in erster Linie eine Frage des Klimas. Wobei Klima nicht heißt: Die Wikipedia ist ein angenehmer Platz für eine Chat- und Selbstdarstell-Social-Community, sondern: die Wikipedia ist ein angenehmer Platz für Leute, die konstruktiv arbeiten wollen. Alle anderen haben hier zurecht nichts verloren.- Magiers
Wikipedia deckt weiterhin nur einen winzigen Bruchteil menschlichen Wissens ab. BTW: Dass es weniger Artikel zu schreiben gibt, weil ja alle Links schon "eingebläut" wären verkennt, wie miserabel der Großteil der sich dahinter versteckenden Artikel tatsächlich ist. Ein paar Mal "zufälliger Artikel" anklicken sollte genügen, um das zu demonstrieren.- sebmol
Je weniger Autoren (und darunter subsumiere ich nicht jeden Bearbeiter hier, sondern jene, die inhaltlich was beitragen können - und die werden zumindest relativ weniger), desto weniger Pluralität, ergo weniger Ausgewogenheit, ergo weniger enzyklopädische Zuverlässigkeit. Und wenn das noch unser Ziel ist, dann ist diese Entwicklung natürlich furchtbar (wenngleich hier sicher immer noch bei weitem mehr Pluralität herrscht als bei Redaktionszirkeln herkömmlicher Lexika). In Teilbereichen ist das Projekt bereits in hegemonialen Meinungen erstarrt (in wieweit das unvermeidbar oder sogar erwünscht ist sei mal dahingestellt). In NW-Themen mag das akzeptiert sein, in geistes- und sozialwissenschaftlichen Themenfeldern ist das ein riesiges Problem. Dass WP bereits jetzt nichts anderes ist als der kollektive POV einer kleinen Gesellschaftsgruppe (90% Männer, gebildet, unter 30, - gelinde gesagt - dem Internet aufgeschlossen, technikaffin), hab ich schonmal irgendwo geschrieben und ist ein weiterer Aspekt des Problems. Die soziale Komponente dieser Entwicklung will ich gar nicht erst thematisieren.- Mo4jolo
Dass Autoren verloren gehen (Examen, neue Freundin, endlich wieder ein Job...) ist unvermeidlich; problematisch ist eher, dass es umso schwieriger wird, in die WP neu einzusteigen, je mehr gute Artikel bereits existieren: Weil man spontan, aus eigenem Wissenshintergrund, immer weniger dazu beitragen kann (und darf: alles muss inzwischen belegt werden). Hier müsste gegengesteuert werden. [...]- Gerbil
ein blick auf meine beo, die letzten änderungen oder auch die löschkandidaten zeigt mir, dass sich hier seit einiger zeit, etwa seit einem jahr, deutlich weniger tut, als noch vor etwa 2 oder 3 jahren. die neue übersichtlichkeit führt dazu, dass ich es hier wieder deutlich angenehmener, geradezu gemütlich finde, eher so wie in den guten alten zeiten (tm) als das projekt noch neu war. so weit zu den vorteilen. ich bin mir jedoch des nachteils deutlich bewusst, dass hier wesentlich vielfältigere beiträge notwendig wären, damit am ende sowas wie enzyklopädie und vor allem NPOV rauskommen kann. andererseits sehe ich deutlich, dass nur ein bestimmtes subset der gesamten menschheit sich für sowas wie artikelschreiben überhaupt eignen und begeistern kann. d.h. auch wenn wir jetzt viele neue autoren gewinnen würden, würden wir vermutlich more of the same gewinnen und nicht eine neue vielfalt. am ende bin ich ratlos.- poupou
Gender-Gap
Die Zahlen, mit den bekannten Vorbehalten, zum Thema viele Männer/wenig Frauen:
Gender-Gap ist egal/normal/unvermeidlich: 62
Gender-Gap ist ein kleines Problem: 39
Gender-Gap ist ein großes Problem: 27
Beim Thema Frauen besteht immerhin Einigkeit, dass deren Anteil weder dem der Bevölkerung noch dem der Internetnutzer, oder dem der akademisch gebildetene in diesem Land entspricht. Da gibt es dann aber auch eine große Vielfalt an Reaktionen. Ein großer Teil sagt, dass es egal ist, wer einen Artikel schreibt, da es keinen Unterschied macht. Andere wünschen sich Frauen zur Verbesserung des Betriebsklimas. Wiederum andere sehen thematische Lücken, oder eine schiefe Gewichtung in den vorhandenen Artikeln. Und schließlich gibt es noch den Anteil derjenigen, die die Geschlecterlücke nur als Teilkomplex eines größeren Problems sehen: eigentlich gibt es einen weiße-Männer-mit-Universitätsabschluß-Gap. Diese Gruppe ist weit überrepräsentiert, alle anderen fehlen.
Auch hier mal ein paar typische Diskussionsbeiträge:
Das ist völlig egal, Hauptsache, es werden gute, wissenschaftlich fundierte Artikel geschrieben, egal, ob von Frauen oder Männern. Darstellung von wissenschaftlichen Sachverhalten sollte nichts mit "political correctness" zu http://www.blogger.com/img/blank.giftun haben- Korrekturen
- Haselburg-Müller
Das sind höchstens Bauchgefühle wie auch das allgemein schlechte Diskussionsklima. Wir können natürlich wie in der Gesellschaft auch für alles mögliche eine Quote einführen, werden damit aber genau gar nichts verbessern, sondern noch mehr Sand ins Getriebe streuen. Zielführender wäre vielleicht eine Art "Freundlichkeitsoffensive" oder kleine Aufmerksamkeiten für besonders konstruktive Benutzer als Ansporn. Wäre das allgemeine Diskussionsklima freundlicher und weniger hormonbelastet, kämen auch die weiblichen Benutzer von alleine.
Es ist mir egal, ob hinter einem Beitrag ein Mann oder eine Frau steht. Die ganze Diskussion – auch und insbesondere außerhalb der Wikipedia (Stichwort: Frauenquote) – hängt mir zum Halse raus.- Forevermore
Ein paar Frauen mehr täten dem Klima sicher gut, wenn das Prinzip der Wikipedia Frauen aber offensichtlich weniger anspricht (küchenpsychologische Vermutungen über das Warum erspare ich mir...) muss man das aber hinnehmen.- Studmult
ich glaube nicht, dass die Enzyklopädie dramatisch Schaden daran nimmt, aber ich denke wie beim Autorenschwund haben wir ein soziales Problem wie wir miteinander umgehen. Ich denke, dass der Geschlechterunterschied sowohl eine Auswirkung auf das Klima im Projekt hat als auch durch das schlechte Klima mit-verursacht wird.- Manuel Schneider
[Es ist ein Problem, w]eil das heißt dass ein Potential nicht ausgeschöpft wird.- Svíčková
Meines Erachtens hat der geringe Frauenanteil nicht "nur" Auswirkungen auf den Umgangston bei WP, sondern auch auf die Artikelarbeit. Da es Studienrichtungen und Berufe gibt, die vor allem von Frauen gewählt werden, wirkt sich deren Mangel zwangsläufig auch auf den Artikelbestand zu dem Thema und dessen Qualität aus. Beispiel Pädagogik: ca. 84 Prozent der Grundschullehrer sind Frauen [2]. Da überrascht es nicht, dass moderne Grundschulkonzepte wie Lesen durch Schreiben oder Jahrgangsübergreifendes Lernen hier keinen eigenen Artikel haben, sondern nur am Rande erwähnt werden. Ein anderes Problemfeld ist der geringe Anteil an Frauenbiografien bei WP, der sicherlich nicht ausschliesslich darauf begründet ist, dass es über Frauen weniger zu sagen gibt durch ihre rechtliche und bildungsbezogene Benachteiligung in den vergangenen Jahrhunderten, sondern auch an der mangelnden Motivation der Autoren, das wenige aus den vorhandenen Quellen herauszuziehen. Die Auswahl, über welches Thema man einen Artikel schreibt und welche Fakten man in ihm unterbringt, hat immer auch etwas mit dem persönlichen Hintergrund zu tun, demzufolge auch mit dem Geschlecht.- Berita
Leider fehlt häufig das Problembewusstsein.- Anima
Weitere Probleme:
Bei den anderen Problemen kommt häufig die Nennung zum Betriebsklima. Knapp die Hälfte der Beitragenden beklagt den schlechten Umgangston. Auch sehr häufig kommen Löschdiskussionen und Relevanzkriterien zur Sprache, wobei Leute sie sowohl zu hart als auch zu lasch finden. Daneben uralte Technik, mangelnde Funktionalität bei Updates, Verein und Foundation, und schlechte Struktur, falsch/zu viele Regeln. Um ein paar Ausschnitte zu geben:
Unnötig scharfer Ton gegenüber Neulingen ohne gleichzeitige aktive Hilfsangebote vertreiben Neuautoren (und zwar egal welchen Geschlechtes). Beleidigend formulierte LA's oder "Halts Maul und geh spielen" Diskbeiträge müssen schärfer sanktioniert werden- Kero
neue artikel im benutzerraum fertig zu erstellen finde ich nicht sehr "wiki", da könnte man sich durchaus was einfaches überlegen. ausserdem "vermittelalterlicht" die technik. es gibt keine geeignete software um lehrinhalte zu erstellen, videoupload ist schwierig, kein rating von bildern nach kategorien, keine persönlichen notizzettel die man aufs wiki "kleben" kann (elektronisch natürlich), als "tag" bzw kategorie für einen persönlich oder eine private gruppe. auch technik für einfachere wartung fehlt m.e. etwas.- ThurnerRupert
Eins? Hunderte. Wo soll man anfangen? Mal in Stichpunkten: Benutzeroberfläche, Interaktionsmodell, Prozessunterstützung, Umgangston, Vielfältigkeit, Nachnutzung, Lizenzfragen, Nutzungskompetenz, Offline-Verbreitung, Wartungsanfälligkeit, Produktivität, Finanzierungsmodell, sprachenübergreifende Zusammenarbeit, Selbstverwaltung der Community sind die ersten, die mir einfallen.- sebmol
Es gibt unzählige Verbesserungspotentiale (ums positiv zu sehen) - für mich sind allerdings die drei Vereine die Hauptbaustelle. Die Relation von Vereinsmitgliedern zu Wikipedia-Autoren ist ein schlechter Witz, jeder der drei Vereine kocht sein eigenes Süppchen (Projekte, Vereinswiki(!), etc.) und das Spannungsfeld zwischen hauptberuflichen Vereinsangestellten und ehrenamtlichen Autoren sorgt ständig für Streiterein. Dadurch geht viel Potential verloren, was ich sehr schade finde.- Braveheart
Wie #7 sehe ich eines der Hauptprobleme darin, dass nicht alle erfolgreichen motivationsfördernden Mechanismen der Wikipedia der Anfangsphase in der jetzigen und kommenden Phase geeignet scheinen. Es geht jetzt weniger darum, Neues zu schaffen, sondern darum, die Aktualität und die Qualität des Bestehenden sicherzustellen. Statt dessen besteht eine Tendenz, in immer detailliertere Nischen vorzudringen ohne jedes Gespür, ob das alles von einer endlichen Anzahl Mitarbeiter je aktuell gehalten werden kann. Viele der anderen Probleme sehe ich auch, aber dieses scheint mir am meisten unterschätzt zu werden.- Cactus26
Mehreres: 1. Der Umgangston. Besonders die Tatsache (sehe ich so), dass man sich als "verdienter Mitarbeiter" fast ungestraft einen schlechteren Umgangston leisten kann als andere. 2. Vergraulen von Neulingen durch zu wenig Geduld mit ihnen. (Ja, auch Neulinge sollten sich Mühe geben. Sie müssen aber nicht alles von Anfang an richtig machen!) 3. Artikelbesitzertum. 4. Der Glaube, neue Artikel müssten von Anfang an nahezu perfekt sein. (Hängt mit Punkt 2 zusammen.) 5. Der Glaube, die de:WP müsse morgen fertig sein. 6. Fehlender Abstand zur eigenen WP-Arbeit, daraus folgende Verbissenheit. Einer der Gründe für Punkt 1-5?- UKoch
Wir wollen vor allem bessere Artikel? Dann wäre es schön, wenn sich mal wieder etwas mehr Leute am Review beteiligen würden und Artikel, die dort vorgestellt werdent, kritisch unter die Lupe nehmen mit dem Ziel, die Artikel zu verbessern. Beispiel gefällig? Bitte mal ins Review Erdwissenschaften schauen und sich angucken, wieviel dort bislang zu den Artikeln Südbrookmerland und Moormerland beigetragen worden ist (Antwort: null!) und seit wieviel Monaten (!) kein neuer Kommentar mehr zu Friedeburg oder Bunde kam (dreieinhalb bzw. drei!). Natürlich kann man auch ohne Input von außen Artikel verbessern, aber für gewöhnlich ist ein Blick von außen ganz hilfreich. Selbst in der KALP nimmt die Zahl der Wikipedianer ab, die sich an Diskussionen beteiligen. Dabei war dies noch vor wenigen Jahren sozusagen die "Anlaufstelle für den letzten Feinschliff". So jedenfalls habe ich die KALP immer verstanden, und damit stehe ich nicht ganz allein. Schade, sehr schade. LG in die Runde und ein Dank an die Initiatoren dieser Seite, war 'ne gute Idee!- Frisia Orientalis
Ich stimme dem Standpunkt Qualität vor Quantität unbedingt zu. Meine englischsprachigen Arbeitskollegen lachen mich immer aus wenn ich sage das ich in der Wiki arbeite ...da steht doch nur Schrott drin... Meine deutschsprachigen Kollegen sagen das nicht. Höchstens ...für sowas hab ich keine Zeit. Wenn ich in der englischen Wiki mir die Qualität mancher Artikel und ihren Stub-Wahn ansehe will ich erst gar nicht anfangen zu arbeiten. Doch viel schlimmer ist, dass viele andere Wikis den Blödsinn einfach abschreiben. Wenn ich hier einen Artikel eröffne vergehen mit unter keine 10 min bevor der erste anfängt meine Rechtschreibfehler zu verbessern (manche kennen mich wohl schon). Schreib ich auf Englisch – passiert mitunter gar nichts (und mein Englisch ist bestimmt schlechter als mein Deutsch). Versteht mich nicht falsch. In der englischen Wiki sind wirklich viele tolle Artikel - aber man sollte auf jeden Fall nach anderen Quellen suchen und vielleicht mal auf Goofle Earth kucken ob das überhaupt sein kann. Ich denke unser Weg ist nicht sooo schlecht. Auch der Umgang hier ist in meinen Themenbereichen OK. Es gibt nur einen dem ich hier aus dem Weg gehe. Und das Thema Neulinge – Ich bin jetzt fast 4 Jahre dabei und kenne noch immer nicht alle Spielregeln. Aber ich werde immer wieder überwiegend freundlich darauf aufmerksam gemacht. Wir arbeiten an einem sehr komplexen Thema. Es geht zwar nicht ohne Regeln, aber schreiben und schreiben lassen.- Peter in s
Und zuletzt:
Die Qualität der Artikel selbst scheint mindestens so oft Lob zu kriegen (oft auch im Verhältnis zur englischen Wikipedia), wie sie kritisiert wird.
Bei den sonstigen Themen wird der Umgangston sehr oft genannt, wobei sowohl Neulinge als auch althergebrachte Autoren dessen Opfer sind. Die bereits außerhalb der Wikipedia bekannten Relevanzkriterien tauchen ebenso als Problem auf, wie schlechte Autoren, die sich nicht an die Wikipedia-internen Vorgaben halten. Wobei die Vorgaben auch ein Problem sind: Starrheit, mangelnde Experimentierfreude, Regelwahn etc. ist ein regelmäßig wiederkehrender Kritikpunkt. Und vor allem: der Umgangston. Und der Umgang miteinander.
Was um so spannender ist, weil ein besserer Umgangston sicher auch etwas zur Motiviation von Neu- und Altautoren beitragen würde - und ich die küchenpsychologische These vertreten würde, dass ein besserer Umgangston den Gender-Gap eher verkleinerte als vergrößerte.
Und ganz zuletzt: die Antworten bei der Umfrage sind deutlich spannender, als sich in einem Blogpost wiedergeben lässt. Umfrageantworten lesen lohnt.
5 Kommentare:
Sehr schöne Lämmerfotos. Mir ist aber vollkommen unklar, weshalb die da drin sind, vielleicht zur präventiven Deeskalation? Ich finde weisse-Männer-mit-Universitätsabschluss-Gap trifft es ganz gut. Immerhin musste ich mir auch schon so Sachen in Wikipedia anhören wie "Arbeiter wollen keine Bildung". Ich bin aber immer noch sauer, dass Moehre meint (in der Umfrage), dass Frauen nur über Schuhe schreiben. Wenns so weitergeht, vielleicht schaffen Zalando, Sex in the city et al das ja noch, dass wir wirklich nur noch über Schuhe schreiben. Bis dahin nutze ich Schuhe lieber um drin herumzulatschen, oder sie auf jemanden zu werfen. Ich bin auch immer noch sauer, weil alle Nase lang jemand im IRC meint, er müsse irgendwelchen sexuellen Scheiss schreiben. Die weissen Männer mit Universitätsabschluss scheinen auch noch einen Notstand in gewisser Hinsicht zu erleiden.
Lämmer sind ein "Running Gag" in den Beiträgen von Southpark. Nicht nach einem tieferen Sinn suchen ;)
Vielleicht können wir den Mode-Notstand der Wikipedia beheben, und gleichzeitig den Bahnhofskonflikt lösen, wenn Autoren erst einen Schuh-Artikel schreiben müssten, bevor sie einen Bahnhof schreiben dürften.
Oder wie jemand sagte: wenn Männer mehr Artikel über Schuhe wollen, dann sollen sie sie halt schreiben.
Tja, die Männer müssen sie tatsächlich selbst schreiben. Ich habe übrigens schon vor 6 Jahren einen Preis ausgesetzt für einen guten Artikel "Mode", den gibt's bis heute nicht. Und ein Portal gibt's auch nicht.
Beweis: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Auftragsarbeiten&diff=prev&oldid=8764558
Wobei Mode als Begriff so abstrakt ist, dass ein lesenswerter Artikel heftige philosophische Herausforderungen stellt, und einen danach jeder anmacht, weil es natürlich auch ganz anders ginge.
Aber das nicht-vorhandene Portal: das hat selbst mich schwer überrascht.
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