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Freitag, 27. Januar 2012
Traktorfreitag: Ipswich Town
Ich bin ein klassischer Schönwetterfussballfan. Wenn ich aktiv bin, komme ich zweimal im Jahr zur Hertha in das Olympiastadium, und weiß meistens vage wo Hertha in der Tabelle steht. Dank diverser Umzüge in meinem Leben, habe ich zudem eine erkleckliche Anzahl Zweit- und Drittclubs angesammelt, für die mein Herz schlägt. Das sind Chemie Leipzig, Eintracht Frankfurt, Hannover 96, Kickers Offenbach, Blau-Weiß Wesselburen, Rot-Weiss Erfurt, Hansa Rostock etc. Nur fehlte mir als anglophilem Menschen bisher ein englischer Club in der Clubs meines Herzens.
Die großen erfolgreichen Vereine wie Manchester United, Arsenal London, oder Chelsea London sind komplett unakzeptabel. Da kann ich gleich Fan von Cerberus Capital Management Group werden. Das sich als alternativ und anders anbietende West Ham United ist so eine Art englisches Sankt Pauli. Da kann ich auch gleich nach Prenzlberg ziehen, all mein Geld in eine Espressomaschine anlegen, und Dreadlocks tragen. Millwall, das Anti-West-Ham: da könnte ich auch gleich nach Friedrichshain ziehen, vegetarisch werden, und mich wundern, dass das in 10 Jahren genauso ist, wie Prenzlberg heute.
So also irrte ich fussballerisch heimatlos durch das holde Albion. Bis ich eines Tages beim schmöckern in fremden Wikipedias auf einen Eintrag stieß: Ipswich Town Football Club (play /ˈɪpswɪtʃ ˈtaʊn/; also known as Ipswich, The Blues, Town, or The Tractor Boys) are an English professional football team based in Ipswich, Suffolk. Das stand wirklich Tractor Boys! Mein Club!
Ich habe (k)einen Eintrag bei Wikipedia - Session zur re:publica
Sofern die re:publicaner es auch wollen, dürft ihr mich auf re:publica 12 bei folgender Session erleben:
Es gibt Menschen, die haben einen eigenen Wikipedia-Eintrag - und sie sind darüber unglücklich. Es gibt Menschen, die haben keinen eigenen Wikipedia-Eintrag - und auch sie sind darüber unglücklich. Beide Gruppen sind in der Lage, ihren Problemen mit Wikipedia abzuhelfen. Sie wissen oft nur nicht, wie sie vorgehen sollen. Der Vortrag wird Betroffenen, Neugierigen, und Wikipediahassern auf kurzweilige Art und Weise erläutern, wie das Opfer eines Artikels sich wehren kann.
Der Vortrag wird die Kriterien darlegen, nach denen Wikipedia Themen aufnimmt. Er wird dabei die Relevanzkriterien streifen, und in einer kleinen Exkursion die schönsten Formulierungen aus den Relevanzkriterien rezitieren. Dazu aber wird der Vortragende erläutern, warum die Relevanzkriterien nicht wichtig sind, und wonach Wikipedianer und Wikipedianerinnen in Wahrheit über Relevanz entscheiden. Er wird darlegen, wie man sich als potentielles Objekt eines Artikels interessant macht – oder eben nicht.
Der vorhandene Artikel in der Wikipedia kann sich allerdings als echtes Problem erweisen: Das beschriebene Objekt erleidet einen massiven Kontrollverlust über sein öffentliches Bild. Das kann positive sein: Nicht Jede und Jeder ist wirklich die beste Darstellerin ihrer selbst.
Die Folgen eines Wikipedia-Eintrags können aber auch negativ sein. Es mag sein, dass der Wikipedia-Eintrag falsch gewichtet ist oder veraltete Informationen enthält. Es kann aber auch zu echten Fehlern kommen, im schlimmsten Fall mit rufschädigenden Wirkungen. Erfahrungsgemäß können Versuche der Beschriebenen, ihren Eintrag zu korrigieren, die Lage eskalieren.
Der Vortrag wird einen Überblick über Konfliktlösungsmechanismen auf verschiedenen Eskalationsstufen geben, und Hilfestellungen vermitteln, Er wird erläutern in welchen Fällen ein Eingreifen lohnt, und in welchen nicht. Und er wird reichlich Gelegenheit bieten, über Sinn und Unsinn von Relevanz, anonyme Autoren, und Selbstbestimmung über Informationen zu diskutieren.
Es gibt Menschen, die haben einen eigenen Wikipedia-Eintrag - und sie sind darüber unglücklich. Es gibt Menschen, die haben keinen eigenen Wikipedia-Eintrag - und auch sie sind darüber unglücklich. Beide Gruppen sind in der Lage, ihren Problemen mit Wikipedia abzuhelfen. Sie wissen oft nur nicht, wie sie vorgehen sollen. Der Vortrag wird Betroffenen, Neugierigen, und Wikipediahassern auf kurzweilige Art und Weise erläutern, wie das Opfer eines Artikels sich wehren kann.
Der Vortrag wird die Kriterien darlegen, nach denen Wikipedia Themen aufnimmt. Er wird dabei die Relevanzkriterien streifen, und in einer kleinen Exkursion die schönsten Formulierungen aus den Relevanzkriterien rezitieren. Dazu aber wird der Vortragende erläutern, warum die Relevanzkriterien nicht wichtig sind, und wonach Wikipedianer und Wikipedianerinnen in Wahrheit über Relevanz entscheiden. Er wird darlegen, wie man sich als potentielles Objekt eines Artikels interessant macht – oder eben nicht.
Der vorhandene Artikel in der Wikipedia kann sich allerdings als echtes Problem erweisen: Das beschriebene Objekt erleidet einen massiven Kontrollverlust über sein öffentliches Bild. Das kann positive sein: Nicht Jede und Jeder ist wirklich die beste Darstellerin ihrer selbst.
Die Folgen eines Wikipedia-Eintrags können aber auch negativ sein. Es mag sein, dass der Wikipedia-Eintrag falsch gewichtet ist oder veraltete Informationen enthält. Es kann aber auch zu echten Fehlern kommen, im schlimmsten Fall mit rufschädigenden Wirkungen. Erfahrungsgemäß können Versuche der Beschriebenen, ihren Eintrag zu korrigieren, die Lage eskalieren.
Der Vortrag wird einen Überblick über Konfliktlösungsmechanismen auf verschiedenen Eskalationsstufen geben, und Hilfestellungen vermitteln, Er wird erläutern in welchen Fällen ein Eingreifen lohnt, und in welchen nicht. Und er wird reichlich Gelegenheit bieten, über Sinn und Unsinn von Relevanz, anonyme Autoren, und Selbstbestimmung über Informationen zu diskutieren.
Donnerstag, 26. Januar 2012
Ein MdP packt aus. #wmde
Alles halb so dramatisch. Kein MdP packt aus. Martin Rulsch aka derHexer ist ein Mitpräsidiumskollege von mir. Und er hat seinen ersten Erlebnisbericht als Mitglied des Wikimedia-Deutschland-Präsidiums geschrieben. Das ist sehr lobenswert. Fast genauso gut: Er hat mir erlaubt, ihn mit diversen Langzitaten zu verlinken.
http://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2012-January/005995.html
Martins Bericht im WMDE-Forum (Anmeldung immer noch erforderlich)
[Erste Sitzung]:
[Erstes Telefonat]
[Erstes mal in der Geschäftsstelle]
[Erste Klausur]
http://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2012-January/005995.html
Martins Bericht im WMDE-Forum (Anmeldung immer noch erforderlich)
[Erste Sitzung]:
Etwas unglücklich war nur, dass so viele neue Mitglieder im Präsidium über die Bestellung des Vorstands mitzuentscheiden hatten, auch wenn sie dies nicht wie der uns vorangegangene Vorstand mit vorbereitet hatten. Zum abschließenden Gespräch von Sue Gardner, das wir unter Streichung der Mittagspause rechtzeitig erreichen konnten, wurde schon viel gesagt. Beim anschließenden late-lunch-early-dinner mit Sue hatte ich leider nur die Gelegenheit, mit Maryana etwas ausführlicher zu reden, dafür konnte ich die Heimfahrt mit ein paar Kollegen zum Austausch nutzen.
[Erstes Telefonat]
als nächster Punkt wäre allerdings eine kurzfristige rund einstündige „Telefonkonferenz“ im Ressort Wikimedia International, also mit Delphine und Sebastian M. Anlass war vorrangig die anstehende Wahl der Chapterkandidaten für das Board of Trustees der Wikimedia Foundation. Wir diskutierten mögliche Kandidaten, zurzeit wird aber noch über den Moderator des Prozederes abgestimmt. Dies war auch eines der größeren Themen auf den Mailinglisten chapters und internal-l; insgesamt befindet sich zurzeit in meinem Ordner „WMDE-Präsidium“ rund 720 E-Mails, die ich gelesen habe – hinzu kommen ein paar dutzend eher private E-Mails mit Bezug zum Präsidium.
[Erstes mal in der Geschäftsstelle]
Dies war sehr erhellend, nicht nur um die Arbeitsabläufe in der Geschäftsstelle besser zu verstehen, sondern auch, um Ideen für meine Arbeit in den Ressorts zu gewinnen. Das anschließende Teammeeting war ebenfalls sehr informativ und in entspannter, netter Atmosphäre – schließlich konnte ich mich noch mit Pavel, vor allem über das neue Projekt WikiData, unterhalten, bevor der rund fünfstündige Besuch beendet war.
[Erste Klausur]
dadurch hatten wir aber in Kauf zu nehmen, dass die inhaltlichen Themen teils auf das Mittagessen, teils nur komprimiert behandelt werden konnten. In künftigen Klausuren und Sitzungen ist ein solches Teambuilding vorerst natürlich nicht mehr in dieser Intensität vonnöten. Trotz einiger, erwartungsgemäßer Meinungsverschiedenheiten in dem einen oder anderen Punkt verlief das Treffen doch, wie von mir auch gewünscht, größtenteils harmonisch und produktiv – von früh am Morgen bis spät in die Nacht hinein. Nervenkitzel war dann mehr, das Verkehrsmittel zurück nach Berlin trotz Freischaufelns von 20 bis 30 cm Neuschnee innerhalb eines Tages doch noch zu erreichen.
Mittwoch, 25. Januar 2012
Not all is happy on Global South
Spannende Mail eines Brasilianers über die Wikimedia Foundation in seinem Land. Er ist nicht glücklich: Waste of money, Wikipediacentrism. - Brazil
*Imagine a world in which every single human being can freely share in the sum of all knowledge. That's our commitment.
I'll keep imagining, and having to push myself very hard to see this world.
That will never be reached by Wikipedia alone.Especially in Brazil.
If it were to promote Wikipedia as a site, it would be best to hire a company,
not a Foundation, if that way selected, do things as a Foundation.
Sorry for my English, I'm tired and I didn't review.
Montag, 23. Januar 2012
Sonntag, 22. Januar 2012
FAS kaufen! Oder zumindest am Kiosk reinlesen!
Titelseite, untere Hälfte. Die Satire Ciao, navigatore. Es ist selten, dass ich schon vor dem ersten Kaffee so lachen muss.
Ansonsten sind in der Zeitung zwei Wikipedia-SOPA-Blackout-Artikel. Ist es nicht großartig? Wikipedia ist im gesellschaftlichen Diskurs angenommen. Und das, ohne, dass man großartig etwas dafür hätte machen müssen.
Ansonsten sind in der Zeitung zwei Wikipedia-SOPA-Blackout-Artikel. Ist es nicht großartig? Wikipedia ist im gesellschaftlichen Diskurs angenommen. Und das, ohne, dass man großartig etwas dafür hätte machen müssen.
Samstag, 21. Januar 2012
White Bag Movement, and how the German community planned to fork - ideas for Wikimania talks 2012
Comments? Ideas? Wishes? Here are some ideas for possible talks by me at the Wikimania 2012.
Please feel free to comment. Auch gerne auf deutsch :-)
The Wikipedia church of the Holy Sepulchre - Decision making in Wikipedia.
White Bag Movement, and how the German community planned to fork. (including some comments about the place of Vulvas in German culture)
Oh! Please read me! - How to be nice to Wikipedians in case you don't have money.
Don't ask what you can do for your chapter. Ask what your chapter can do for you. - How to be nice to Wikipedians in case you have money; a surprisingly difficult task.
Disappearing authors and non-existing readers. Wikipedia as communication without communicating subjects.
Update: The talk one that made it to the conference was White Bag Movement, and how the German community planned to fork. (including some comments about the place of Vulvas in German culture)
Please feel free to comment. Auch gerne auf deutsch :-)
The Wikipedia church of the Holy Sepulchre - Decision making in Wikipedia.
White Bag Movement, and how the German community planned to fork. (including some comments about the place of Vulvas in German culture)
Oh! Please read me! - How to be nice to Wikipedians in case you don't have money.
Don't ask what you can do for your chapter. Ask what your chapter can do for you. - How to be nice to Wikipedians in case you have money; a surprisingly difficult task.
Disappearing authors and non-existing readers. Wikipedia as communication without communicating subjects.
Update: The talk one that made it to the conference was White Bag Movement, and how the German community planned to fork. (including some comments about the place of Vulvas in German culture)
Freitag, 20. Januar 2012
Der Wikipedianer an sich (2012)
Ich führte heute morgen einige Gespräche, wer die aktuelle Wikipedia-Community ist. Deshalb folgt jetzt - natürlich voller Klischees, Vereinfachungen und Übertreibungen - der Steckbrief des Wikipedianers an sich..
.. hätte gerne ein handgeschnitztes Eichenholzregal mit tausenden von Büchern
.. mag authentische, handgemachte Musik
.. hat sämtliche deutsche Duden bis 1996 im Regal
.. akzeptiert Computer als Arbeitsmittel, wäre aber glücklicher wenn sie irgendwie mit Papier wären
.. weiß was richtig ist, und diskutiert das durch, bis einer heult
.. lässt sich nichts sagen. Schon gar nicht von dir.
.. behandelt Museen und Büchereien voller Ehrfurcht.
.. weiß wo arte auf der Fernbedienung ist (sofern er einen Fernseher hat).
.. empfindet Fernsehen aber eigentlich als zu neumodisch.
.. hat seit mindestens zehn Jahren dieselbe Frisur.
.. hält farbfrohe Kleidung für ein sicheres Zeichen höchster Unseriösität.
.. hasst Dummschwätzer und Windbeutel.
.. meint, dass seine Arbeit wichtiger ist als seine Person.
.. empfindet Smalltalk als überflüssigen Tanderadei.
.. hat vermutlich ein enzyklopädisches Wissen der Sportstatistik...
.. oder eine Modelleisenbahn.
.. würde auch in Discos gehen. Sofern diese Bücherregale an den Wänden hätten. Und nicht so laut wären.
.. hat Recht.
.. hätte gerne ein handgeschnitztes Eichenholzregal mit tausenden von Büchern
.. mag authentische, handgemachte Musik
.. hat sämtliche deutsche Duden bis 1996 im Regal
.. akzeptiert Computer als Arbeitsmittel, wäre aber glücklicher wenn sie irgendwie mit Papier wären
.. weiß was richtig ist, und diskutiert das durch, bis einer heult
.. lässt sich nichts sagen. Schon gar nicht von dir.
.. behandelt Museen und Büchereien voller Ehrfurcht.
.. weiß wo arte auf der Fernbedienung ist (sofern er einen Fernseher hat).
.. empfindet Fernsehen aber eigentlich als zu neumodisch.
.. hat seit mindestens zehn Jahren dieselbe Frisur.
.. hält farbfrohe Kleidung für ein sicheres Zeichen höchster Unseriösität.
.. hasst Dummschwätzer und Windbeutel.
.. meint, dass seine Arbeit wichtiger ist als seine Person.
.. empfindet Smalltalk als überflüssigen Tanderadei.
.. hat vermutlich ein enzyklopädisches Wissen der Sportstatistik...
.. oder eine Modelleisenbahn.
.. würde auch in Discos gehen. Sofern diese Bücherregale an den Wänden hätten. Und nicht so laut wären.
.. hat Recht.
Donnerstag, 19. Januar 2012
Kleine Wikipedia-SOPA-Presseschau
Wenn es noch Zweifel gab, dass Wikipedia politisch wirkt und wirken kann, sollten diese seit gestern ausgeräumt sein. Der Wikipedia-Blackout ist eindrucksvoller Erfolg: Topmeldung in fast allen englischsprachigen Medien, Hauptseite bei den den deutschen. Wow. Dutzende US-Senatoren ändern plötzlich öffentlich ihre Meinung. Hoffen wir, dass Wikimedia den Schwung aus der Episode gut nutzen kann, und Urheberrecht weiter auf die politische Agenda bringt. Zu den lesenswerteren Artikel zum Thema gehören:
Standard: kleine Zusammenfassung dessen was passierte: Die politischen Auswirkungen des SOPA-Protests Längerer Überblick von gestern in der Zeit: Ein schwarzer Tag für die Befürworter von Netzsperren
Ein wunderbare Hommage der New York Times an Wikipedia. “Imagine a world without free knowledge.” I just did and I didn’t like it, now can I have my Wikipedia back?" How I’m Surviving (or Trying to) Without Wikipedia at My Fingertips
Standard: kleine Zusammenfassung dessen was passierte: Die politischen Auswirkungen des SOPA-Protests Längerer Überblick von gestern in der Zeit: Ein schwarzer Tag für die Befürworter von Netzsperren
Ein wunderbare Hommage der New York Times an Wikipedia. “Imagine a world without free knowledge.” I just did and I didn’t like it, now can I have my Wikipedia back?" How I’m Surviving (or Trying to) Without Wikipedia at My Fingertips
Dienstag, 17. Januar 2012
Vorletztes Wochenende präsidierte ich #wmde
Schnee, bunte Kärtchen, kontroverse Diskussionen, Menschen, die mindestens so spannend waren wie erwartet, Schnee, noch mehr Schnee, ein Flipchart, und fröhliche Spiele. Das präsidiale Reisen startete spannend. Hier sind eher die persönlichen Eindrücke meiner Klausur als Wikimedia-Deutschland-Präsidiumsmitglied
Der Berg
Die Klausur fand im Hanns-Seidel-Tagungshaus im Wildbad Kreuth statt. Während die Bundestagsgruppe der CSU noch morgens abreiste, kamen wir nachmittags an. Kreuth liegt ungefähr so weit weg von München wie Itzehoe von Hamburg, war aber eine andere Welt. Und Kreuth erwies sich als pittoresker denn Itzehoe. Insbesondere die letzten 500 Meter den Berg hinauf nach Kreuth hatten es in sich. Wenn man oben angekommen war, wollte man nicht mehr herunter. Zumal – wer verlässt schon gerne die eigene Klosterzelle, wenn Franz Josef Strauß gütig über einen lächelt.
Andererseits war das mit dem rauf- und runterkommen nicht so einfach. Mit Schneeketten war das fahren auf den Berg möglich, ohne Schneeketten nur manchmal. Ich hörte von tapferen Präsiden, die ihre Koffer noch den Berg hinauf getragen haben. Dafür haben ich dann mit Delphine und Anja nach zwei Tagen auf dem Parkplatz meinen Peugeot eine knappe halbe Stunde lang ausgraben müssen. Der Scheepflugtraktor ist soweit nicht gekommen, dieses Auto wieder auszugraben.
Auch sonst funktionierte die Abschließung der Klausur gegenüber der Welt: Internet gab es nur über den einzigen Telekom-Hotspot. Das Handynetz funktionierte gleich gar nicht. Im Talkessel sah und hörte man nichts von der weiten Welt. Selbst zum Fernsehen hätte man in den einen Fernsehraum im Hause gehen müssen.
Teambuilding
Teambuilding stand auf der Tagesordnung, und machte mich misstrauisch. Mein letzter Versuch an einem professionell gecoachten Teambuilding teilzunehmen, endete darin, dass wir alle linksherum um eine brennende Kerze gingen, und uns gegenseitig sagten, wie toll wir sind.
Und natürlich befürchtete ich die obligatorische Wollknäuelübung, bei der wir am Ende alle verwickelt sind, und überrascht tun, wie vernetzt das ist. Aber okay, es ist meine erste WMDE-Klausur, ich lasse mich überraschen, und atme tieeeeef durch. Tiefenentspannt beschloss ich, dass ich alles auf mich zukommen lasse und alles mit mir machen lassen würde - selbst Kerzen und Wollknäuel.
Kerzen gab es keine, und das Wollknäuel entpuppte sich als Haken mit Bändern zum Bauklötze stapeln. Ich nahm schon an Schlimmeren teil, würde aber trotzdem die Behauptung aufrechterhalten, dass gemeinsames Schneemannbauen genauso teambildnerisch gewesen wäre, und dabei deutlich mehr Spaß gemacht hätte.
Die langweiligen organisatorischen Teile
Was ist Kompass 2020, wo kommt er her, und wie sollte man ihn ändern? Was sind Ressorts? Wer macht was? Wer will in welches Ressort? Wie oft finden Telefonkonferenzen statt? Wie findet man „seine“ Mitarbeiter in der Geschäftsstelle? Etc.
Die genaue Ressortverteilung findet man im Forum, wobei die Ressorts ihre Aufgaben und Möglichkeiten an sich eher noch vage beschrieben sind, und durchaus etwas konkrete Ausgestaltung vertragen können.
Meine Ressorts sind mittlerweile Lobbying (aka Politik), Freiwilligenförderung, Organisationsentwickelung, und Vereinskommunikation. Außerdem bin ich noch in den AGs Visionen und Mitgliederversammlung gelandet. Das bedeutet im Umkehrschluss: erst einmal nichts zu tun habe ich mit Finanzen, Fundraising, und PR, vermittle aber natürlich gerne Kontakt.
Communityentwicklung:
Ausgehend von einer Umfrage in der Wikipedia haben wir kontrovers diskutiert, inwieweit WMDE Probleme lösen kann, die nach Meinung der Community nicht dringlich sind, oder auch gar nicht bestehen. Oder auch: inwieweit WMDE diese Probleme überhaupt lösen sollte. Sicher kein Thema, mit dem man bei einem Mittagessen zu einem abschließenden Ergebnis kommt.
Lizenzen für Fotos
Um es mal so zu sagen: es wurde kontrovers diskutiert.
SMARTe Ziele des Präsidiums für 2012:
Einige. Um die detailliert aufzuzählen, verweise ich auf das Protokoll der Klausur; das hoffentlich bald öffentlich ist. Da steht dann auch drin, was SMART ist.
Kein Präsidiums-Klausurpost ohne Essen
Gut, aber nicht die opulenten Luxusschwelgereien wegen der ich mich habe aufstellen lassen. Freitag beim Südtiroler war ich nicht, weil sich die Planungen änderten, und ich schon auf dem unzugänglichen Berg im Funkloch saß.
Sonnabend mittags Kässpätzle in einer Kleinbauern-Selbstverwalteten-Natur-Glückliche-Kühe-Meierei (kulinarischer Höhepunkt), Sa Abend Huhn (okay) mit leckeren karamellisierten Zwiebeln, und einem Dessert, das vermutlich noch von der CSU übrig geblieben war. Das war echt eine andere Liga. Sonntags mittags gab es auch etwas, aber da gleichzeitig die Lizenzdiskussion stattfand, habe ich nicht wirklich mitbekommen, was auf dem Teller lag.
Freitag, 13. Januar 2012
Wikipedia-Leaks: Kragen für 2 Krawatten
Ein Fundstück von der Wikipedia-Löschdiskussion. Leider wird auch dieser Artikel nicht mehr lange bei uns bleiben. Einziger Autor ist Benutzer:Tillmaxx und der Text steht unter den üblichen Lizenzen.
Der Kragen für zwei Krawatten (Binder, Schlipse) und oder auch Fliegen (Schleifen) ist ein neuer Kragentypus, der so konstruiert und ausgelegt ist, dass dieser sich mit zwei sich nebeneinander befindenden Krawatten, Bindern, Schlipsen oder Fliegen tragen lässt und nicht wie herkömmliche Kragen mit nur einer Krawatte. Das Patent wurde 2002 erteilt.[1]
Donnerstag, 12. Januar 2012
Hilfe gebraucht / Die Rubrik "Schon gewusst" sind die neuen exzellenten Artikel
Und um diese These zu untermauern, und an dieser Stelle auszubreiten, bräuchte ich Zugriffsstatistiken auf die SG- und KEA-Artikel von der Hauptseite. Hat zufällig eine Leserin diese Statistiken? Oder weiß zumindest, wie sie sich einfach beschaffen lassen?
Mittwoch, 11. Januar 2012
Hackordnung. Rangordnung und Sprachstil in der Wikipedia.
via Napa: Algorithm Measures Human Pecking Order
Wobei die Forscher anscheinend nur die englische Wikipedia erforscht haben. In der deutschen wird das natürlich komplett anders sein.
Wikipedia editors are divided between those who are administrators, and so have greater access to online articles, and non-administrators who do not have such access. Clearly, the admins have more power than the non-admins.
By looking at the changes in linguistic style that occur when people make the transition from non-admin to admin roles, Kleinberg and co cleverly show that the pattern of linguistic co-ordination changes too. Admins become less likely to co-ordinate with others. At the same time, lower ranking individuals become more likely to co-ordinate with admins.
Wobei die Forscher anscheinend nur die englische Wikipedia erforscht haben. In der deutschen wird das natürlich komplett anders sein.
Montag, 9. Januar 2012
Freitag, 6. Januar 2012
"Grüß Gott"
Ich tuckere gerade friedlich mit dem kleinen roten Auto mit dem großen "B" auf dem Nummerschild durch einen wohlhabenderen Teil des Münchner Umlands. Plötzlich taucht hinter mir ein grün-silberner BMW auf. "Stop! Polizei!"
Ich stoppe, und schau interessiert aus dem Auto.
Drei Polizisten kommen auf mich zu. Zwei ältere Herren, ein Dritter, fast nach Azubi aussehender, einige Schritte hinter ihnen.
Polizist: "Grüss Gott", wie man hier in Bayern sagt.
P: Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte.
Ich: (Krams.)
P: Also ich weiß ja nicht, ob das in Berlin erlaubt ist. Oder ob die Berliner Kollegen da nicht so genau hinschauen. Aber hier geht das nicht was wir gerade bei Ihnen gesehen haben.
Ich: (interessiert) Was haben Sie denn gesehen?
P: Während der Fahrt mit dem Handy telefonieren geht in Bayern aber nicht.
Ich: Das glaube ich gern. Und bekenne mich in vielen Fällen schuldig. Aber telefoniert habe ich tatsächlich nicht.
P: Naja, so genau habe ich das auch nicht gesehen. Vielleicht haben Sie auch nur die Hand zum Kopf geführt. ... Wo wollen Sie denn hin?
Ich: Wildbad Kreuth. [Haus der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung]
P: Also dann gute Fahrt!
Ich stoppe, und schau interessiert aus dem Auto.
Drei Polizisten kommen auf mich zu. Zwei ältere Herren, ein Dritter, fast nach Azubi aussehender, einige Schritte hinter ihnen.
Polizist: "Grüss Gott", wie man hier in Bayern sagt.
P: Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte.
Ich: (Krams.)
P: Also ich weiß ja nicht, ob das in Berlin erlaubt ist. Oder ob die Berliner Kollegen da nicht so genau hinschauen. Aber hier geht das nicht was wir gerade bei Ihnen gesehen haben.
Ich: (interessiert) Was haben Sie denn gesehen?
P: Während der Fahrt mit dem Handy telefonieren geht in Bayern aber nicht.
Ich: Das glaube ich gern. Und bekenne mich in vielen Fällen schuldig. Aber telefoniert habe ich tatsächlich nicht.
P: Naja, so genau habe ich das auch nicht gesehen. Vielleicht haben Sie auch nur die Hand zum Kopf geführt. ... Wo wollen Sie denn hin?
Ich: Wildbad Kreuth. [Haus der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung]
P: Also dann gute Fahrt!
Mittwoch, 4. Januar 2012
"Haben wir Probleme in der Wikipedia-Community?" (2012)
"Haben wir Probleme?" fragte ich am 9. Dezember die Wikipedia-Community. Dabei bezog ich mich insbesondere auf die immer wieder diskutierten Themen des Autorenschwunds und der schiefen Geschlechterverteilung im Projekt, vulgo Gender-Gap. Und die Wikipedianer antworteten. Und wie.
134 Wikipedianer haben auf die Frage zum Autorenschwund geantwortet, 131 auf die Frage zum Gender-Gap, 6 Wikipedianer fanden die Umfrage doof, und 67 haben auch noch andere Probleme aufgeworfen. Bei aller Bescheidenheit: ich finde so eine Beteiligung gigantisch. Und was mich genauso freut: zu persönlichen Anwürfen ist es trotz der emotionalen Themen kaum gekommen. Allerdings war der Tonfall bei der Gender-Diskussion wesentlich aggressiver als in der Autorenschwund-Diskussion.
Die Umfrage ist natürlich keineswegs repräsentativ, sondern beruht nur auf den Antworten derjenigen, die motiviert genug waren, an so einer Umfrage teilzunehmen. Immerhin sind das auch im Zweifel diejenigen, die sich an der Lösung oder Verschärfung eines Problems beteiligen.
Was spannender war: fast alle an-der-Umfrage-Teilnehmenden haben ihr Votum ausführlich begründet. Da kann so ein kleiner Blogpost natürlich nur ganz am Rande wiedergeben, was dort alles steht.
Ich empfehle das Lesen sämtlicher Beiträge.
Insgesamt würde ich bei beiden Themen behaupten, dass etwa die Hälfte der Community Autorenschwund und Gender-Gap als Probleme sieht - aber die Community hält beide Probleme nicht für so dringend, oder behebungsbedürftig wie andere Probleme.
Dabei bestehen Unterschiede zwischen der Einschätzung des Autorenschwunds und des Gender-Gaps. Während beim Autorenschwund durchaus strittig ist, ob er überhaupt existiert, ist das beim Gender-Gap weitgehend unbestritten. Da ist eher unklar, ob das wirklich ein Problem ist. Wobei mein Eindruck ist, dass beim Thema Geschlecht eher Leute emotional involviert sind, und man mit besonders geschicktem oder ungeschicktem Vorgehen, leicht eine Eskalationsspirale in Gang setzen kann.
Autorenschwund
Dienstag, 3. Januar 2012
Was macht ein Wikimedia Fellow?
Die Wikimedia Foundation sucht bis zum 15. Januar Fellows, auch in der deutschen Wikipedia. Diese Nachricht wird bei den meisten Deutschen, und selbst den meisten Wikipedianern, erst einmal für ein ahnungsloses Schulterzucken sorgen.
Deshalb gehe ich mal einen gedanklichen Schritt zurück:
Die Wikimedia Foundation hat Fellows. Die Foundation unterstützt für einen begrenzten Zeitraum ein Person, und deren Plan, zur Verbesserung von *buzzwords denken* der Wikimedia. Da das Fellow-System in Deutschland eher unbekannt ist, und da die jetzt ausgeschriebenen Community-Fellows auch noch anders funktionieren, als Fellowships das für gewöhnlich tun, verfolge ich einen einfachen Plan, das Programm zu verstehen.
Deshalb schauen ich doch einfach mal, was die Fellows so gemacht haben. Die Foundation hat dankenswerterweise eine Übersicht über alle Fellows
Derzeit gibt es noch zwei aktive Community Fellows und drei aktive Research Fellows. Ihre Fellowship beendet haben acht Fellows und acht Teilnehmer des Summer of Research. Die Fellows wiederum haben irgendwas zwischen 8 Wochen und einemal Jahr rumgefellowed. Und weil das aktuelle ein längerfristiges Fellowship ist, schauen wir doch einfach mal die Community Fellows an, die mindestens 6 Monate aktiv waren:
James Alexander: Die Businessanalyse für den 2011er-Fundraiser habe ich nicht gefunden. Die Reader-relations finde ich auch nicht, aber immerhin die Wikipedia:Wiki Guides. Die sind allerdings in der Categories:Inactive project pages. Am erfolgreichsten scheint mir der Fundraiser-bezogene Teil des Projektes gewesen zu sein, arbeitet er doch mittlerweile als Community Officer am Fundraiser.
Jon Harald Søby hat Übersetzer rekrutiert, die den Fundraiser übersetzen. 1400 aktive Übersetzer haben 500 Übersetzungen in 112 Sprachen geliefert. Und ja, ich hätte spontan gedacht, dass die Zahl der Übersetzungen die der Übersetzer übersteigen sollte.
Steven Walling: The Contribution Taxonomy Project will develop a taxonomy of the contributions made by Wikimedia communities, measure the contributions in that taxonomy, and elicit trends in volunteer contributions to the projects. By creating a comprehensive classification of the different types of roles volunteers may take, and by using our data to find active contributors that fill these roles, the project is intended to bring to light the historical and continuing development of Wikimedia wikis. Klingt halbwegs spannend, habe ich aber seit 2010 auch nichts mehr von gehört. Da würde ich aber nicht ausschließen, dass das noch wo lebt.
Lennart Guldbrandsson Da könnte Gastblogger Frank vermutlich mehr erzählen. Sowohl das Bookshelf-Project als auch das Account Creation Improvement Project haben es immerhin schon mal in mein Blickfeld geschafft, und klingen mir so spontan sinnvoll.-
Maryana Pinchuk:Maryana ist total super. Aber von Research:Virtual Community Histories summer fellowship hörte ich auch nie wieder etwas.
Liam Wyatt: Okay, über Wittylama und GLAM haben wir alle soviel geredet; das setze ich jetzt mal arrogantermaßen als bekannt voraus.
Sarah Stierchs "initial project will be a new-editor support pilot where she’ll build a team of volunteers to actively reach out to promising new editors (particularly women) to offer help, mentorship and peer support, encouraging them to continue editing and become more integrated into the Wikipedia community."
Ich will ja nicht dissen. Aber so spontan sieht das alles nach Projekten aus, die auch eine Menge deutscher Wikipedianer sinnvoll durchführen könnten. Noch sind es 12 Tage bis Bewerbungsende.
Deshalb gehe ich mal einen gedanklichen Schritt zurück:
Die Wikimedia Foundation hat Fellows. Die Foundation unterstützt für einen begrenzten Zeitraum ein Person, und deren Plan, zur Verbesserung von *buzzwords denken* der Wikimedia. Da das Fellow-System in Deutschland eher unbekannt ist, und da die jetzt ausgeschriebenen Community-Fellows auch noch anders funktionieren, als Fellowships das für gewöhnlich tun, verfolge ich einen einfachen Plan, das Programm zu verstehen.
Deshalb schauen ich doch einfach mal, was die Fellows so gemacht haben. Die Foundation hat dankenswerterweise eine Übersicht über alle Fellows
Derzeit gibt es noch zwei aktive Community Fellows und drei aktive Research Fellows. Ihre Fellowship beendet haben acht Fellows und acht Teilnehmer des Summer of Research. Die Fellows wiederum haben irgendwas zwischen 8 Wochen und einemal Jahr rumgefellowed. Und weil das aktuelle ein längerfristiges Fellowship ist, schauen wir doch einfach mal die Community Fellows an, die mindestens 6 Monate aktiv waren:
James Alexander: Die Businessanalyse für den 2011er-Fundraiser habe ich nicht gefunden. Die Reader-relations finde ich auch nicht, aber immerhin die Wikipedia:Wiki Guides. Die sind allerdings in der Categories:Inactive project pages. Am erfolgreichsten scheint mir der Fundraiser-bezogene Teil des Projektes gewesen zu sein, arbeitet er doch mittlerweile als Community Officer am Fundraiser.
Jon Harald Søby hat Übersetzer rekrutiert, die den Fundraiser übersetzen. 1400 aktive Übersetzer haben 500 Übersetzungen in 112 Sprachen geliefert. Und ja, ich hätte spontan gedacht, dass die Zahl der Übersetzungen die der Übersetzer übersteigen sollte.
Steven Walling: The Contribution Taxonomy Project will develop a taxonomy of the contributions made by Wikimedia communities, measure the contributions in that taxonomy, and elicit trends in volunteer contributions to the projects. By creating a comprehensive classification of the different types of roles volunteers may take, and by using our data to find active contributors that fill these roles, the project is intended to bring to light the historical and continuing development of Wikimedia wikis. Klingt halbwegs spannend, habe ich aber seit 2010 auch nichts mehr von gehört. Da würde ich aber nicht ausschließen, dass das noch wo lebt.
Lennart Guldbrandsson Da könnte Gastblogger Frank vermutlich mehr erzählen. Sowohl das Bookshelf-Project als auch das Account Creation Improvement Project haben es immerhin schon mal in mein Blickfeld geschafft, und klingen mir so spontan sinnvoll.-
Maryana Pinchuk:Maryana ist total super. Aber von Research:Virtual Community Histories summer fellowship hörte ich auch nie wieder etwas.
Liam Wyatt: Okay, über Wittylama und GLAM haben wir alle soviel geredet; das setze ich jetzt mal arrogantermaßen als bekannt voraus.
Sarah Stierchs "initial project will be a new-editor support pilot where she’ll build a team of volunteers to actively reach out to promising new editors (particularly women) to offer help, mentorship and peer support, encouraging them to continue editing and become more integrated into the Wikipedia community."
Ich will ja nicht dissen. Aber so spontan sieht das alles nach Projekten aus, die auch eine Menge deutscher Wikipedianer sinnvoll durchführen könnten. Noch sind es 12 Tage bis Bewerbungsende.
Meine erste Präsidiumsklausur...
Montag, 2. Januar 2012
6033/2
So, nach dem schnellem Jahresüberblick, der quasi zwischen fahrendem Auto, Hotel. und Fondue entstanden ist, sitze ich mittlerweile bei einer schönen Tasse Kaffee, höre gute Musik, und ein befreundetes Baby glucksen, schaue auf ein von Vögeln verschmähtes Vogelhaus, und bin auch ansonsten ganz gut eingerichtet.
Nachdem Lyzzy nun auch den zweiten Teil schrieb, von mir der gemeinsame Jahresrückblick in der Langversion:
Das wichtigste und schönste zuerst: Artikel. Ich glaube selten waren es so wenige Artikel, und selten dachte ich auch in der Rückschau: wau, was für ein spannendes Thema. Das gehört zu den Folgen des Wikipedia-Wachstums. Es gibt wenige Artikel, bei denen man denkt, dass sie geschrieben werden müssen, aber noch jede Menge, die geschrieben werden dürfen. Cherry picking ist gewissermaßen sinnvoll, und auf jeden Artikel bin ich auch mit einem Jahr Abstand noch stolz.
Zwei Themenkomplexe begleiteten mich längere Zeit, und zogen den Ausbau benachbarter Artikel nach sich. Was ist ein Autor? im ersten Halbjahr, und das Theremin im zweiten.
In deren Umfeld habe ich dann eine ganze Menge Artikel etwas aufgemöbelt oder neu anlegt, wie etwa Konstantin Kowalski, die First Airphonic Suite, das Tannerin, der Themenkomplex Foucault und Recht oder Macht/Wissen, oder die neu gestellte Frage Was ist Aufklärung?.
Dann gab es noch diverses Kleinzeug, über das man im Leben stolpert, und die Recherche mit einem Wikipedia-Eintrag verbindet. Da tauchte zum Beispiel die Frage auf, was einen WC-Reiniger eigentlich zum WC-Reiniger macht, und wieso man einen Exra-Badreiniger hat? Oder: wieso stand in der Nachbarschaft mal die Schöneberger Müllverbrennungsanlage? Die WIPO-Development Agenda kam irgendwo im Internet dran, ebenso wie Digital Opportunity. Wo man Squirrel Fishing und die JenniCam findet ist ja eh klar.
Der Pizzakarton hat vielleicht auch mit meinem Bestreben zu tun, ungesundes Essen von den Löschkandidaten zu retten. Sowohl die Chicago-style Pizza als auch Deep Fried Butter las ich dort auf, und verhalf ihnen zu einem dauerhaften Platz in der Wikipedia.
Und überhaupt Löschkandidaten: mein erster Artikel, auf den jemals ein Löschantrag gestellt wurde: Medical Justice. Da wo ich den LA erwartet hätte, bei K/S - Fiktion über Fiktion, und das auch noch mit Sex, blieb er überraschenderweise aus. Vielleicht ja, weil das Lemma einfach wie eine Eisenbahnbaureihe klingt.
Rein gute Nachrichten gibt es von der Bildsammelstelle Commons. Da hat sich der Hochladeprozess mittlerweile wieder so verunkompliziert, dass ich freiwillig Bilder hochlade. Nicht so viel, wie ich gerne würde, aber doch mehr als die letzten Jahre, und insgesamt wohl eine locker dreistellige Zahl:
Mit zum Hochladen der Fotos hat sicher auch der Wettbewerb Wiki Loves Monuments beigetragen. Dem verdanke ich immerhin die Kenntnis zahlreicher denkmalgeschützter Wohnhäuser aus dem späten 19./frühen 20. Jahrhundert hier in Schöneberg. Und ein nettes Jurytreffen, sowie ein nettes Jury-Vor-Kochtreffen im heimischen Haushalt.
Schöne Treffen gab es auch so einige: die ganzen Berliner Stammtische. Der Hamburger Stammtisch, der quasi schon fast über der Elbe saß, die diversen schmackhaften Vortreffen zum Treffen der Redaktion Essen und Trinken; unbedingt die Wikicon in Nürnberg, und natürlich Wikimania bei 33 Grad mit 60% Luftfeuchtigkeit, mit den perfekt organisierenden Israelis. Bei all den Treffen verweise ich jetzt einfach mal auf die Blogposts hier, und kann freudig erzählen, dass ich nicht eines von ihnen bereut habe. Doch: Re:publica hatte echt ziemlich viel Schrott im Programm, aber das fällt ja nicht in das Wikimedia-Universum.
In das Wiimedia-Universum hingegen fällt der Verein. Sollte ich darüber wirklich schreiben? Ist das hier nicht ausführlich gewürdigt? Viel Meta, viel Eitelkeit, viel Selbstherrlichkeit, viel Geld, viel um-sich-selbst-Kreisen, viel gestörte Kommunikation, und seit November bin ich im Zentrum des Geschehens. Positiv in Erinnerung blieb mir ausgrechnet die ziemlich sach- und themenbezogene Ausserordentliche MV Anfang des Jahres, und die überraschend konstruktive MV am Ende. Und, juche, mittlerweile habe ich auch ziemlich einen Überblick darüber, wer die Geschäftsstelle eigentlich ist.
Immerhin haben Wikimania und die elendige Bildfilterdebatte meinen internationalen Bekanntheitsgrad deutlich gesteigert. Der Sue-Gardner-Bildfilter-Blogposts war der meistgelesene aller Zeiten, und auch ansonsten gehen die Leserzahlen steil nach oben; insbesondere übrigens die Leserzahlen, wenn im Blog gar nichts neues erscheint, und trotzdem Leute kommen. Andere Blogerfahrung: manchmal ist es ein Konversationskiller. Ich will etwas Spannendes erzählen, und alle winken gelangweilt ab, weil sie das ja vor zwei Wochen schon gelesen haben.
Was gab es noch im Universum WM/P? 10 Jahre Wikipedia, ich kurz auf der Chapters Conference (ohne Vulkanausbruch), die Terms of Use kommen, Autorenschwinden wird Thema, die untergründig geführte Auseinandersetzung, ob WP/M mehr Frauen braucht oder als überwiegender Männerhaufen nicht viel glücklicher ist, diverse Presse - mal schlecht, meist gut, Lobbying wird immer mehr Thema. Die Frage wird drängender, wie ein Projekt es aushält, wenn Leute Belohnungen kriegen, und andere nicht.
Wikipedia selbst ruhiger und enger. Es gibt Autorenschwund, Editschwund, Kreativitätsschwund, und Streitschwund. Insgesamt eine höchst zwiespältige Entwicklung. Inhaltlich sicher eine schlechte: der Blick auf die Welt, den Wikipedia vermittelt, wird immer enger, immer homogener, immer einseitiger, und das bei einer Website, die Nachschlagen erfolgreich monopolisiert. Andererseits: der totale Unsinn, der drinsteht, wird weniger. Und im Alltag ist es weniger anstrengend, wenn alle Anwesenden denselben grundsätzlichen Ausblick auf das Leben teilen. Wikipedia und die geeigneten Personen finden sich langsam.
Doch, so insgesamt, aus persönlicher Sicht: 2011 war ein gutes Wikip/media-Jahr!
Und zum Abschluss noch ein Song, der mich dank Theremin und Tannerin doch oft durch das Jahr begleitet hat:
Nachdem Lyzzy nun auch den zweiten Teil schrieb, von mir der gemeinsame Jahresrückblick in der Langversion:
Das wichtigste und schönste zuerst: Artikel. Ich glaube selten waren es so wenige Artikel, und selten dachte ich auch in der Rückschau: wau, was für ein spannendes Thema. Das gehört zu den Folgen des Wikipedia-Wachstums. Es gibt wenige Artikel, bei denen man denkt, dass sie geschrieben werden müssen, aber noch jede Menge, die geschrieben werden dürfen. Cherry picking ist gewissermaßen sinnvoll, und auf jeden Artikel bin ich auch mit einem Jahr Abstand noch stolz.
Zwei Themenkomplexe begleiteten mich längere Zeit, und zogen den Ausbau benachbarter Artikel nach sich. Was ist ein Autor? im ersten Halbjahr, und das Theremin im zweiten.
In deren Umfeld habe ich dann eine ganze Menge Artikel etwas aufgemöbelt oder neu anlegt, wie etwa Konstantin Kowalski, die First Airphonic Suite, das Tannerin, der Themenkomplex Foucault und Recht oder Macht/Wissen, oder die neu gestellte Frage Was ist Aufklärung?.
Dann gab es noch diverses Kleinzeug, über das man im Leben stolpert, und die Recherche mit einem Wikipedia-Eintrag verbindet. Da tauchte zum Beispiel die Frage auf, was einen WC-Reiniger eigentlich zum WC-Reiniger macht, und wieso man einen Exra-Badreiniger hat? Oder: wieso stand in der Nachbarschaft mal die Schöneberger Müllverbrennungsanlage? Die WIPO-Development Agenda kam irgendwo im Internet dran, ebenso wie Digital Opportunity. Wo man Squirrel Fishing und die JenniCam findet ist ja eh klar.
Der Pizzakarton hat vielleicht auch mit meinem Bestreben zu tun, ungesundes Essen von den Löschkandidaten zu retten. Sowohl die Chicago-style Pizza als auch Deep Fried Butter las ich dort auf, und verhalf ihnen zu einem dauerhaften Platz in der Wikipedia.
Und überhaupt Löschkandidaten: mein erster Artikel, auf den jemals ein Löschantrag gestellt wurde: Medical Justice. Da wo ich den LA erwartet hätte, bei K/S - Fiktion über Fiktion, und das auch noch mit Sex, blieb er überraschenderweise aus. Vielleicht ja, weil das Lemma einfach wie eine Eisenbahnbaureihe klingt.
Rein gute Nachrichten gibt es von der Bildsammelstelle Commons. Da hat sich der Hochladeprozess mittlerweile wieder so verunkompliziert, dass ich freiwillig Bilder hochlade. Nicht so viel, wie ich gerne würde, aber doch mehr als die letzten Jahre, und insgesamt wohl eine locker dreistellige Zahl:
Mit zum Hochladen der Fotos hat sicher auch der Wettbewerb Wiki Loves Monuments beigetragen. Dem verdanke ich immerhin die Kenntnis zahlreicher denkmalgeschützter Wohnhäuser aus dem späten 19./frühen 20. Jahrhundert hier in Schöneberg. Und ein nettes Jurytreffen, sowie ein nettes Jury-Vor-Kochtreffen im heimischen Haushalt.
Schöne Treffen gab es auch so einige: die ganzen Berliner Stammtische. Der Hamburger Stammtisch, der quasi schon fast über der Elbe saß, die diversen schmackhaften Vortreffen zum Treffen der Redaktion Essen und Trinken; unbedingt die Wikicon in Nürnberg, und natürlich Wikimania bei 33 Grad mit 60% Luftfeuchtigkeit, mit den perfekt organisierenden Israelis. Bei all den Treffen verweise ich jetzt einfach mal auf die Blogposts hier, und kann freudig erzählen, dass ich nicht eines von ihnen bereut habe. Doch: Re:publica hatte echt ziemlich viel Schrott im Programm, aber das fällt ja nicht in das Wikimedia-Universum.
In das Wiimedia-Universum hingegen fällt der Verein. Sollte ich darüber wirklich schreiben? Ist das hier nicht ausführlich gewürdigt? Viel Meta, viel Eitelkeit, viel Selbstherrlichkeit, viel Geld, viel um-sich-selbst-Kreisen, viel gestörte Kommunikation, und seit November bin ich im Zentrum des Geschehens. Positiv in Erinnerung blieb mir ausgrechnet die ziemlich sach- und themenbezogene Ausserordentliche MV Anfang des Jahres, und die überraschend konstruktive MV am Ende. Und, juche, mittlerweile habe ich auch ziemlich einen Überblick darüber, wer die Geschäftsstelle eigentlich ist.
Immerhin haben Wikimania und die elendige Bildfilterdebatte meinen internationalen Bekanntheitsgrad deutlich gesteigert. Der Sue-Gardner-Bildfilter-Blogposts war der meistgelesene aller Zeiten, und auch ansonsten gehen die Leserzahlen steil nach oben; insbesondere übrigens die Leserzahlen, wenn im Blog gar nichts neues erscheint, und trotzdem Leute kommen. Andere Blogerfahrung: manchmal ist es ein Konversationskiller. Ich will etwas Spannendes erzählen, und alle winken gelangweilt ab, weil sie das ja vor zwei Wochen schon gelesen haben.
Was gab es noch im Universum WM/P? 10 Jahre Wikipedia, ich kurz auf der Chapters Conference (ohne Vulkanausbruch), die Terms of Use kommen, Autorenschwinden wird Thema, die untergründig geführte Auseinandersetzung, ob WP/M mehr Frauen braucht oder als überwiegender Männerhaufen nicht viel glücklicher ist, diverse Presse - mal schlecht, meist gut, Lobbying wird immer mehr Thema. Die Frage wird drängender, wie ein Projekt es aushält, wenn Leute Belohnungen kriegen, und andere nicht.
Wikipedia selbst ruhiger und enger. Es gibt Autorenschwund, Editschwund, Kreativitätsschwund, und Streitschwund. Insgesamt eine höchst zwiespältige Entwicklung. Inhaltlich sicher eine schlechte: der Blick auf die Welt, den Wikipedia vermittelt, wird immer enger, immer homogener, immer einseitiger, und das bei einer Website, die Nachschlagen erfolgreich monopolisiert. Andererseits: der totale Unsinn, der drinsteht, wird weniger. Und im Alltag ist es weniger anstrengend, wenn alle Anwesenden denselben grundsätzlichen Ausblick auf das Leben teilen. Wikipedia und die geeigneten Personen finden sich langsam.
Doch, so insgesamt, aus persönlicher Sicht: 2011 war ein gutes Wikip/media-Jahr!
Und zum Abschluss noch ein Song, der mich dank Theremin und Tannerin doch oft durch das Jahr begleitet hat: