Welch netter Nachmittag, welch instruktive Runde. Da ist es mir doch glatt gelungen, in die Sitzung der Wiki loves Monuments Jury hineinzuschlüpfen, und ein bißchen Mäuschen zu spielen. Wiki loves Monuments selbst lief im September und gefühlt 10.000 Menschen luden 60.000 Fotos hoch, aus denen jetzt eine Jury die 100 besten auswählen musste.
Getroffen hat sich die Jury jetzt am Wochenende in einer der spannenderen Ecken Berlins; in einem Haus, das sogar schon literarisch verewigt ist. Das Juryzimmer selbst hatte noch eine schöne Dachterrasse mit Blick auf das Fernmeldeamt am Winterfeldtplatz und das Europa-Center, und noch so diverses zwischendrin. Im Eingangsbereich des Hauses gab es zwar schon so ein bißchen skeptische Gesichtskontrolle durch andere Mitbewohner, auch an denen kam ich zum Glück vorbei.
Und dann der Saal: Konzentriert war es. Ruhig. Könnte man sagen angespannt? Über den Dächern Berlins war ich bei der Platzierungsrunde der letzten 100 Bilder dabei. Punktzahlen flogen durch die Luft, mal waren sich Fotografen und Denkmalleute uneins, manchmal auch alle untereinander. Ein Jurymitglied hielt sich erfolgreich bedeckt gehalten, indem es immer wieder so tat, als wäre es kurz vorm eindösen.
Die Jury kämpfte um die Zimmerabdunklung.
Alle schwärmten mir vor, wie diskursiv und spannend es doch gestern war. Heute liefen die Gespäche eher "17 - 3 - 0 - 2 - 2 - 3 - nochmal 17? Acht, drei, Null. Ist das aus Rheinland-Pfalz?" ab. 7 Jurymitglieder! Zwei Exceltabellen! 110 Fotos! 16 Bundesländer! Ein doppeltes Stimmgewicht! Kämpfe der Punktetitanen wurden dort in unscheinbarem 0 - 2 - 2 -1 ausgefochten. Totgesagt Bilder kamen wieder, dafür wurden andere plötzlich ganz schnell und überraschend aus der Runde gekegelt.
Und natürlich weiß ich auch wer gewonnen hat. Aber ich darf ich es noch nicht sagen. Deshalb kommt jetzt auch noch kein inhaltlicher Kommentar dazu. Außer, dass die Jury mehr hätte auf die Schwäbin hören sollen.
Dieses Bild einer Mauer hat weder teilgenommen noch gewonnen.
2 Kommentare:
Die Ergebnisse sind soeben in die Wikipedia eingestellt worden.
Besagtes Jury-Mitglied, dass zuverlässigen Informationen nach Winterstürme schlafenderweise überhört, war allerdings in der Tat "etwas" unausgeruht, was u. a. durch die prägnante Geräuschkulisse der Unterkunft bedingt war. Es soll aber ruhig offen gelassen werden, ob es tatsächlich in minutenlange Sekundenschlafe gefallen ist :). Es war eine anstrengende Veranstaltung, aber schön war es dennoch. Auch hier nochmal Danke für die Gastfreundschaft, sowohl an die Hausgemeinschaft in der Potse als auch an unsere Gastgeber am Freitag.
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