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Samstag, 11. Juni 2011

Versuchswikipedianerkaninchen. Zwei Studien über die Community.

Für den Anfang was kleines kurzes:

Die Wikimedia-Foundation hat erste Resultate aus der Editor Trends Study 2011 veröffentlicht, den 5000 Wikipedianer in 22 Sprachen ausgefüllt haben.

Die Veröffentlichung ist in ihrer Ausführlichkeit eher übersichtlicht. Die Resultate bestätigen erstmal die Vorurteile: Wikipedianer haben zu >50% eine Uni-Ausbildung sind etwa hälftig über 30 und unter 30 und etwa 99,999% sind Männer. Letzter just kidding. 98% Männer. Stärkste Antriebskräfte sind ehrenamtliches weitergeben und Spaß.

Ed survey june 2011 demographic graph

Deutlich länger und ausführlicher ist die Darstellung der zweiten Studie - einer statistischen Analyse von Edits der englischen Wikipedia: Who writes Wikipedia? An information-theoretic analysis of anonymity and vandalism in user-generated content

Besonderes Augenmerk hat Lee- weißjemandwerdasist? - darauf gelegt, echte Edits von Vandalismus zu trennen.

Und siehe da, in en. wird fast genausoviel Vandalismus beigetragen wie echter Inhalt. Problematisch finde ich ja, dass Vandalismus anscheinend alles ist, was rückgängig gemacht wurde, und somit Edit-Wars mit unter Vandalismus fallen. Aber ignorieren wir das Problem mal als quantitativ nicht wichtig.

Angemeldete Nutzer tragen mehr Inhalt (und mehr Vandalismus) als Nicht-Angemeldete bei, wobei bei Angemeldeten auch der Anteil gut/schlecht besser ist. Leute, die viele Edits haben, tragen eher Content bei, der stehenbleibt, denn Leute mit wenigen Edits. Soweit nicht total überraschend.

Als wirklich überraschend fand ich den 2007er-Berg. Sowohl bei Angemeldeten wie bei IPs hat die Menge der Vandalismus-Edits nach 2007 stark nachgelassen. Die Menge der konstruktiven Edits auch, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß. Während der Anteil von echten zu schlechten Edits noch nicht wieder auf dem guten Niveau wie 2004 war, so entwickelt er sich doch stark in die Richtung.

Würde man übrigens Editrechte auf diejenigen beschränken, bei denen nie eine Bearbeitung rückgängig gemacht wurde, dann hätte sie nur ein Viertel des Inhalts.

Und zum Abschluß dann noch ein Direktzitate mit der Warnung vor zu einfachen mathematischen Modellen;

The top registered editors give much more good content than the top anonymous editors. Who are these fantastically productive registered users? Those people have contributed enormous amounts, they must work like machines!

Sie sind:

SmackBot, 9227561 *
RjwilmsiBot, 6828002 *
Dr. Blofeld, 3936971
Ram-Man, 3050752
Kotbot, 2885893 *


Was also haben wir: die Bestätigung vieler intuitiver Gefühle, die nicht wirklich überraschend sind. Wer so editiert, dass die Edits stehen bleiben, wird sich eher anmelden, wer es schafft die Akzeptanz der Community zu treffen, wird eher viele Bearbeitungen machen.

Spannend finde ich aber den 2007er-Berg, den Lee auch gar nicht versucht zu erklären. Auch der trifft ja meine Intuition: 2007 war der Höhepunkt des Hypes, und die meisten Passanten kamen einfach mal vorbei, und probierten sich aus. Mittlerweile sind wir wieder näher an 2004, wo es einen bestimmten Menschenschlag gibt, der editiert. Homogenere Gruppe, mit vielen Nachteilen, aber auch konflikt- und problemärmer als 2007-

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