Wikimedia Deutschland lud gestern zur Podiumsdiskussion im Deutschen Technikmuseum zu Berlin. Veranstaltungen in der Umgebung sind wirklich dringend weiterzuempfehlen. Ein labyrinthiger, atmosphärischer Gang durchs leere Museum, um im dritten Stock anzukommen. Dort ein wirklich schöner, schlichter, stylisher Raum und ein grandioser Ausblick von der Terrasse auf das Gleisdreick und das Gelände vom Technikmuseum. Große Schau.
Anwesende habe ich nicht gezählt, vermute im Nachhinein so um die 40-50 Leute, davon etwa die Hälfte "übliche Verdächtige". Wikipedianer, die weder Vereinsvorstand noch Geschäftstsellenmitarbeiter sind, zählte ich (inklusive meinerselbst)
Ein Podium, dass sich überraschend einig war, und die Welterbigkeit von Wikipedia so vage eine gute Idee fand. Ungewohnt informativ aber schon so ein bißchen dröge. Selbst der größte Skeptiker, Ralf Müller-Schmid von DRadio Wissen, fand Wikipedia an sich total toll, und die ganze Idee nur 100 Jahre zu früh. So museal ist Wikipedia, doch gar nicht, und Selbstaufsockelung ist ihm sowieso suspekt. Immerhin ließ er sich im Laufe der Diskussion herunterhandeln: am Anfang war es noch 100 Jahre zu früh für sowas, am Ende nur noch 90.
Dazu saß auf dem Podium noch ein Geschäftsführer Pavel Richter, der überzeugend das Leuchten in den Augen hatte, und seine Gurkenidee wirklich gut verkauft hat. Denn, bei aller Bescheidenheit, ich würde ja auch schon behaupten, dass Wikipedia weltweit der Menschheit kulturell mehr gebracht als der Bremer Roland beispielsweise.
Die Leute, die tatsächlich Welterbeahnung haben (Britta Rudolff die Heritage Studies lehrt und Till Kreutzer von der UNESCO-Kommission), meinten, dass es zwar neu und ungewohnt wäre, und die UNESCO-Kriterien sicher eine ungewohnte und dehnbare Interpretation brauchen; komplett und definitiv stehen sie dem Welterbeplan nicht entgegen. "Sehr schwierig und mutig aber theoretisch schon irgendwie möglich" würde ich mal deren Fazit zusammenfassen.
Schließlich saß da noch Linus Neumann, als "Sprecher des Internets" oder so, oder weil man mit seiner Einladung fünf Ankündigungen auf Netzpolitik.org bekam oder warum auch immer: der hat wirklich spannende Sachen gesagt, die aber immer so leicht offtopic waren.
Insgesamt jedoch hatte ich den Eindruck, dass die Veranstaltung am Ende ein ähnliches Fazit hatte, wie der Anfang auch: so ganz abstrakt und zur Aussage "das ist ein tolles Werk" ist die Idee gut. Aber kann man das nicht auch mit weniger bürokratischem Anhang sagen? Und bedeutet Welterbe nur "Wikipedia ist total seriös und super" oder halt auch noch jede Menge Kleingedrucktes, das niemand wirklich will.
(Und ja, ich muss es sagen, hätte man mit den Ressourcen nicht auch einfach eine "Hilfsstelle zum professionellen Schreiben von Anträgen für Communitymitglieder für das Community-Projekt-Budget" aufbauen können?)
Update: Zahl der "freien Wikipedianer" auf fünf erhöht. Danke, Marcus!
5 Kommentare:
(Und ja, ich muss es sagen, hätte man mit den Ressourcen nicht auch einfach eine "Hilfsstelle zum professionellen Schreiben von Anträgen für Communitymitglieder für das Community-Projekt-Budget" aufbauen können?
Mh, in etwa so eine Stelle ?
Also ich habe ja mindestens fünf Personen aus dem WP-Umfeld gezählt, die nicht der Geschäftsstelle oder dem Vorstand angehören. Inklusive mir.
Marcus,
ich muss zugeben, ich ging davon aus, dass das Buchprojekt noch insoweit läuft, dass ich Dich unter Geschäftsstelle zählen kann. Aber wer war der fünfte? Poux, Du, Hex, ich und noch?
Pavel,
ich reformuliere: ".. hätte man mit derselben Verve wie in die Öffentlichkeitsarbeit für Welterbe ging auch in die Community tragen können, dass es Hilfe bei Projektvorschlägen gibt"
Nein, derzeit bin ich völlig "frei", wenn man es so bezeichnen möchte. Das Buch liegt jetzt beim Verlag, da ist für uns nichts mehr zu tun.
Der Fünfte war Lienhard.
Oops, mit Lienhard hast Du natürlich recht.. geändert auf fünf.
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