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Donnerstag, 30. Juni 2011

An der S-Bahn dachte ich ja noch, es kommen nur kleine Mädchen #fußball-wm

Ich bin ja ein eher simples Gemüt, und meine Ansprüche sind simpel. Was Fußball im Stadion angeht, erwarte ich eigentlich nur zwei Sachen: links hinter mir den verkannten Cheftrainer, der sich das Spiel über zwischen "Mann, mann, mann, Abgeben!" und "Lauf doch Du faule Sau" bewegt, und auf dem Spielfeld, das Umtreten fremder Menschen.

So gesehen, war das WM-Auftaktspiel Deutschland-Kanada ein voller Erfolg. Der Hintergrundkommentar setzte schon vor Anpfiff an, das erste grobe umrennen ließ auch keine zwei Minuten auf sich warten. Doch ansonsten war es ein spannender Nachmittag: Lustig, irgendwie so ähnlich wie ein Hertha-Spiel im Oly, aber dann doch ganz anders.

Für den Anfang: der verhinderte Trainer hinter mir war diesmal eine Frau, wie auch sonst viele andere Besucher in meiner Ecke. Viele Pärchen, viele Frauengruppen, fast keine Männergruppen. Das habe ich so bei einem Fußballspiel noch nicht erlebt. Wie ich auch den Eindruck hatte, dass ein größerer Teil der Besucher noch nie ein Fußballspiel erlebt hatte. Studienrätinnen für Deutschland!

Berliner Olympiastadion day

Noch weiter am Anfang: ich bin seit Jahren nicht mehr durch so eine entspannte Sicherheitskontrolle am Stadioneingang gekommen, wie auch die Stimmung sonst deutlich entspannter war als sonst so in den großen Stadien. Die Leute im Stadion freudig erregt, begeistert mitgehend, aber doch auch deutlich weniger geübt was Gesänge oder ähnliches anging. La Ola hat hingegen gut geklappt, und die Ehrentribüne musste sich Pfiffe gefallen lassen beim Sitzenbleiben.

Das Spiel selbst haben genug Andere schon beschrieben: größtenteils unterhaltsam, fast immer gut, und genug Frauen sind gefoult worden. Für meine Anprüche mehr als ausreichend. Das Olympiastadion ist ja meines Erachtens ein schönes Stadion, und gerade in der Abendstimmung auch ganz ohne Fußball einfach ein netter Ort, um sich aufzuhalten.

Und zum Ende: auch Brasilianerinnen haben die Musik nicht unbedingt im Blut. 20 Minuten in der U-Bahn mit der grandios falsch wie laut singenden Gruppe der brasilianischen Fan-Mädchen, war doch auf seine Art ein ganz eigener Abschluss.

Nein, kein verzaubertes Fest, keine grandiose Hochstimmung. Aber doch ein sehr angenehmer Abend, der anscheinend eine ganze Mengen Leuten Fußball allgemein und/oder Frauenfußball vermittelt hat.

Und wer ähnliches nochmal in anderen Worten lesen will, den schicke ich doch mal zu Union Berlin. Textilvergehen, auch mit lesenswerten Kommentaren: Fahrgäste und Fußballfans.

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