So, da der Film Hangover 2 nun auch in Deutschland anläuft, und auch TVTotal berichtet, ein guter Grund nochmal kurz auf das Tyson-Tattoo einzugehen. Als kurze Rekapitulation: Mike Tyson hat ein auffallendes Gesichtstattoo und spielt im Film Hangover 2 mit. Die Hauptrolle im Film trägt ebenfalls diese Tätowierung, und ist auf den Werbeplakaten für den Film zu sehen. Mike Tysons Tätowierer nun wiederum geht dagegen vor Gericht vor, weil er die Rechte an der Tätowierung hat, und die nicht einfach so Werbung mit seinem Kunstwerk.. Schlußendlich wird es auf einen Vergleich hinauslaufen und alle kriegen Geld.
Abgesehen davon, dass jetzt jede Menge Leute Geld verdienen, sehe ich aber gerade zwei Gesichtspunkte, die über den konkreten Fall hinausweisen. Ralf Möbius schrieb kurz, dass Mike Tyson im Gebiet des deutschen Urheberrechts weiter ins Schwimmbad darf. Dem würde ich nicht widersprechen, finde es aber zu fantasielos gedacht.
Zum einen ist Möbius Beispiel des "Logos für seine Security-Firma" sicher nicht die häufigsten kommerzielle Übernahme von Tätowierungen anderer Leute. Die dürfte eher erfolgen, wenn jemand in ein Tattoo-Studie kommt und sagt "Ich hätte auch gern das Tattoo von Mike Tyson/David Beckham/Chiara Ohoven/Kate Middleton/meiner Lehrerin" etc. Oder natürlich, wenn die sowieso alle diesselben fünf Tribals tätowieren. Die Umstellung der ganzen Tätowiererei von einem jeder-darf-alles-Gebrauch auf ein System mit Lizenzen, Verboten, Verwertungsgesellschaften und Leergeräteabgabe auf Tätowiernadeln ist so bedeutungslos nicht.
Zum anderen kamen bisher alle Fälle ja deswegen zum Konflikt, weil es kommerziell Fotos der Tätowierung gab. Sei es das Filmplakat, sei es Werbung mit David Beckham und prominent aufgenommenem Tattoo. Und da scheint mir durchaus noch unsicher, wo die Grenze liegt. Sind keine kommerziell nutzbaren Fotos von Mike Tyson mehr möglich? Müssen die SuicideGirls immer eine Einverständniserklärung des Tätowierers abgeben? Muss bei einer Werbeaufnahme das Tattoo deutlich im Vordergrund stehen oder reicht es, wenn es zu erkennen ist? Mir deucht, die Juristierei hat da noch viel zu entscheiden, wenn es jemand darauf anlegt.
Techdirt hat mich auf einen anderen Gesichtspunkt aufmerksam gemacht: Warner Bros. argumentiert damit, dass das Tattoo in Hangover 2 eine Parodie sei - abgestritten vom Tätowierer, weil die Tätowierung im Film identisch ist. Nun würde ich ja Techdirt folgen, dass diesselbe Tätowierung auf dem Anti-Mike-Tyson-Gesicht von Ed Helms satirisch sein kann. Was nun aber dazu führt, dass das Gesicht Teil des Kunstwerks ist, und dementsprechend der Gestalter/Träger des Gesichts auch Rechte.. ach, es ist ein endloses Feld.
Jetzt bin ich erstmal gespannt, ob andere Tätowierer den Ball aufgreifen, und bewusst wahrnehmen, dass sie Rechte einklagen können, oder lieber alles beim alten bleibt.
Und ganz am Rande: wer umsonst mit Chio Chips nach Thailand fahren will, kann das versuchen.
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