Das stets großartige Webcomic xkcd hatte letztens eine Episode über Marie Curie und weibliche Vorbilder, die in dem Satz gipfelte "Aber eine Person wird nicht bedeutend, indem sie versucht bedeutend zu sein. Sie wird bedeutend in dem sie versucht etwas zu tun, und es dann so sehr versucht, dass sie auf dem Weg dahin bedeutend wird."
Das nun wiederum trifft die Einstellung vieler Wikipedianer sehr gut. Größenwahn und Eitelkeit gern - aber vermittelt durch das Werk. Keine Personen in den Vordergrund, keine Personalisierung, Ruhm ist Talmi; Autorennamen sind nur mit Mühe zu finden und die Suche nach den Personen dahinter endet oft im anonymen Nichts. Auch die Frage, ob Autoren oder Andere finanziell irgendwie entschädigt werden sollte, ist, vorsichtig gesagt, umstritten. Das Werk als Selbstzweck. Seien wir ehrlich, selbst die Leser interessieren keinen echten Wikipedianer auch nur ein kleines bißchen.
Ich gebe zu, desöfteren habe ich wirklich Mitleid mit den Leuten, die für eine so calvinistische Lasst-Uns-in-Ruhe-Gemeinschaft auch noch Öffentlichkeitsarbeit machen müssen, und die jedes mal zu hören kriegen "ihr hättet uns auch einfach in Ruhe lassen können." Ein Weg voller Missverständnisse, Fehlkommunikationen und beidseitigen Überraschungen.
Und jetzt wollen die einen nicht nur einfach nicht in Ruhe lassen, sondern gleich noch Welterbe. Ist das jetzt eigentlich mehr oder weniger als Nobelpreis und was wird dann 2020 die Steigerung? Das ist mutig. Oder wollen sie nicht? Wollen sie diskutieren? Aber warum? Und wer will? Wer will nicht?
Also ich bin persönlich bin ja immer noch verwirrt, wo das ganze nun hinsoll. Wikipedia muss nicht Welterbe werden, so richtig beschlossen scheint das nicht, soweit ich beurteilen kann. Aber so richtig ergebnissoffen kommt mit das auch nicht vor? Und sollte die ergebnissoffene Diskussion nicht beginnen mit: "Ist Wikipedia in Gefahr und muss geschützt werden. Wenn ja, wie?" oder "Wird Wikipedia auch in 200 Jahren noch jemand kennen?" oder "Wie kann Welterbe digital werden?" Für eine echte offene Diskussion ist das Thema Wikipedia muss/soll/darf Welterbe werden doch arg eingerenzt und für eine nicht-offene Diskussion verweise ich auf Stepros Post. Ich bin verwirrt.
Ach ja, und so ganz abstrakt zu der ich: ich glaube ich habe es tatsächlich geschafft, mich bisher auf einen Standpunkt festnageln zu lassen: Ganz abstrakt: Komplett bescheuerte Idee. Das finde ich super. In Angesicht der Tatsache, dass dafür andernweitig nutzbare Ressourcen aufgewendet werden: zuviel "versuchen bedeutend zu sein", zu wenig "ganz doll etwas ändern."
2 Kommentare:
Ich überlege ja immer noch, wann "komplett ebscheuert sein" und "Sei mutig" (was ja dasselbe ist) in der Entwicklung der Wikipedia als tot erklärt und mit Acht und Bann belegt wurden ...
Mein Verdacht ist: seitdem nicht nur komische Weltverbesserungsfreaks bei Wikipedia herumlaufen, sondern Menschen aus vielen Bereichen mit verschiedenen Hintergründen und recht klaren Vorstellungen was darf und was nicht. Mit denen ist die locker-flockig-ach-komm-Verständigung nicht mehr möglich, und andere kann Wikipedia nicht wirklich. Und wenn jede Änderung Konflikt bedeutet, lässt man es lieber ganz.
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