Die ganze Urheberrechtsdebatte ist von Missverständnissen und romantischen Vorstellungen durchsetzt. Wolfgang Michal fügt dem jetzt auf Carta ein weiteres hinzu. Um Michals Argumentation kurz zusammzufassen: die Inhaltsindustrie nutzt Urheber, um sich Rechte zu erstreiten, die den Urhebern nichts mehr nutzen. Im Kampf zwischen Medienriesen und Verbraucherorganisationen drohen die Urheber zerrieben zu werden, und brauchen ein stärkeres Urhebervertragsrecht. Wobei insbesondere der Glaube trügt, ein stärkeres Urhebervertragsrecht würde vieles ändern.
Ganz falsch liegt er damit natürlich nicht. Die Urheber sind in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition, und die Aktivitäten der Urheberinteressenvertretungen wie Ver.di sind eine Schande. Die Fälle in denen Industriegewinne wirklich zu den Urhebern weitergereicht wird, sind so häufig nicht, und im Zweifel trifft es die, die sowieso schon nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld.
Das allerdings liegt nur bedingt am Urheberrecht. Beziehungsweise das Urheberrecht verstärkt da für viele Beteiligte noch die unglücklichen Effekte des Marktes. Der ganze Kreativmarkt ist ein für Urheber stehts ungünstiger Winner-Takes-it-All-Markt. So lange es möglich ist, überall die beste(*) Musik zu bekommen, wird der Produzent der besten Musik alles bekommen, der fast ebenso gute Produzent der zweitbesten Musik nichts.
Solange also primär für etwas bezahlt wird, was sich kostenlos reproduzieren lässt, werden immer einige Leute sehr viel Geld verdienen, und sehr viele Leute gar nichts. Je besser dieser eine und sein Werk geschützt ist, desto ungleichmäßiger wird die Verteilung. Kommt dazu noch ein Produkt, bei dem das Angebot deutlich größer ist als die Nachfrage, (weil: Schreiben macht ja Spaß), geht das Einkommen in den Randbereichen gegen Null.
Wird ein besseres Urhebervertragsrecht da was ändern? Nicht viel. Eigentlich nur, wenn es die großen Player (Contentindustrie, Verwertungsgesellschaften) zur Quersubvention zwingt. Geht es Leuten in anderen kreativen aber von Urheberrechten freien Bereichen besser? Wenn es irgendwo schlechte Arbeitsbedingungen gibt, dann bei Friseuren und Schneidern.
Müssen sich Autoren vielleicht einfach damit abfinden, die Friseure der Wissensgesellschaft zu sein?
(*) Und jetzt keine Grundsatzdiskussionen, dass doch die wahre, gute und schöne Musik.. "beste" in diesem Post hier, bedeutet, "am besten auf die Bedürfnisse des Publikums abgestimmt."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen