Dienstag, 31. Mai 2011
Investigativer Enzyklopädismus II: Doktorarbeitsplagiat
Wer es nicht glauben: Wikipedia-Artikel schreiben ist Recherche. Nachdem vor gerade mal zwei Wochen ein Wikipedianer einen Gestapo-Dezernatsleiter aufspürte, ist es diesmal ein falscher Doktor. Ich crossposte einfach mal aus dem Wikipedia-Kurier. Text stammt von anonym bleiben wollender IP-Adresse und steht unter CC-BY-SA 3.0.
Die Westfälischen Nachrichten berichteten am 28. Mai 2011 von einem möglichen Plagiatsfall an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. „Dabei geht es um zwei Dissertationen, die angeblich große Übereinstimmung aufweisen. Dies hatten Autoren des Internet-Lexikons Wikipedia bemerkt, als sie einen Artikel überarbeiteten. Wikipedia informierte die Universität, nun wird der Fall geprüft.“ (K. Völker: ''Verdacht auf gefälschte Doktorarbeiten an Uni Münster.'' In: ''Westfälische Nachrichten'' vom 28. Mai 2011)
Nein, keine Plagiatsjäger war hier am Werk. Ein Zufallsfund im Rahmen der Literaturrecherche für einen Artikel des letzten Schreibwettbewerbs. Und ebenfalls ein Zufall, dass zehn Tage vor diesem Zufallsfund ein deutscher Minister wegen einer plagiierten Dissertation zurücktrat.
Als Autor nutze ich gerne den allgemeinen Teil von Dissertationen: komprimiertes Wissen, das den Stand der Wissenschaft darstellt und – so sollte es jedenfalls sein – mit der entsprechenden Referenzierung der Originalliteratur versehen ist. In einer Dissertation aus dem Jahr 2006 fand ich am Abend des 10. März dieses Jahres den Begriff ''Xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxx'' (aus datenschutzrechtlichen Gründen unkenntlich). Ein Wachstumsfaktor aus der Prostata, der Osteoblasten zur Proliferation anregen soll. Trotz all der Journals und Büchern, die ich zur Erstellung des Artikel gelesen hatte: dem Begriff war ich bisher noch nie begegnet.
Die angegebene Quelle war ein Buch von 1996. Das war nicht zur Hand, also wurde die „Allwissende Müllhalde“ bemüht. Bei den spärlichen Suchergebnissen war unter anderem eine Dissertation von 2009 – gleiche Uni, sehr ähnliches Thema. Ein Klick auf die PDF-Datei und diese Geschichte nahm ihren Lauf. Beim Überfliegen des Textes der Einleitung dachte ich schon an ein Déjà-vu-Erlebnis. Der Text kam mir sehr bekannt vor. War da versehentlich die zuvor gelesene Datei von 2006 falsch verlinkt? Nein, ein anderer Autor, wirklich das Jahr 2009, gleicher Doktorvater, gleiche Fakultät und ja, im allgemeinen Teil genau der gleiche Text, mit minimalen (geradezu grotesken) Abweichungen.
Grotesk beispielsweise, wenn ein Diagramm kopiert wird, in dem sich plötzlich eine Diagonale befindet, die mit „Diagonal [sic] (keine Aussagekraft)“ gekennzeichnet ist. Selbst Zeilen- und Seitenumbruch gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Sehr vorteilhaft, wenn man einen großen Bildschirm hat, an dem man zwei PDF-Dateien nebeneinander lesen kann. Nun gut, im allgemeinen Teil volles Copy&Paste-Programm, da könnte man ja noch drüber wegsehen. Aber 1. wird der Autor der 2006er-Dissertation überhaupt nicht erwähnt, d.h. er taucht nirgends als Quelle auf und 2. der sehr hohe Grad an Übereinstimmungen findet sich auch im Ergebnis- und Diskussionsteil(!).
Mehrere Stunden dauert der Abgleich; bis tief in die Nacht. Der Übereinstimmungsgrad ist so hoch, dass es leichter ist die Unterschiede zwischen den beiden Dissertationen zu suchen. Und die sind klein und – wie schon erwähnt – teilweise grotesk. So ist beispielsweise das Literaturverzeichnis inhaltlich völlig identisch. Unterschiede gibt es lediglich in der Formatierung, da ein Punkt nach den Initialen, dort ohne, und die eine Dissertation hat eine Quelle weniger. Das verschiebt dann ab Nummer 10 sämtliche Quellen um eine Position nach vorne. Die Ursache: in der Dissertation von 2006 ist eine Quelle doppelt aufgeführt, an Position 9 und 10. Bei dem Werk von 2009 findet sich diese Quelle nur einmal, an Position 9. Die Doublette wurde also bemerkt und entfernt.
Selbst in der Danksagung gibt es völlig identische Absätze. Bei den Lebensläufen – übrigens der Hauptgrund dafür, dass die beiden Dissertationen hier (leider) nicht verlinkt sein können – gibt es dagegen keine inhaltlichen Übereinstimmungen. ''Magna cum laude'' (‚eine besonders anzuerkennende Leistung‘) gab es für die Arbeit von 2009.
Wirklich schockiert und entsetzt von dem Gesehenen, das mein Vorstellungsmögen weit übertraf, ging es ins Bett. Es wurde eine sehr unruhige aufgewühlte Nacht. Um es offen zu sagen, es ist kein angenehmes Gefühl etwas entdeckt zu haben, das für den/die Betroffenen möglicherweise sehr weitreichende Folgen haben kann – wenn man es publik macht. Ich kenne keinen der Beteiligten. Keiner hat mir irgendwas getan. Aber deshalb Nichtstun und so etwas (ohne Wertung des Sachverhalts, da ein laufendes Verfahren) durchgehen lassen? Auch kein besseres Gefühl.
Ich habe Rat gesucht bei Kollegen und guten Bekannten. Vier Habilitierten, von drei verschiedenen Universitäten, wurden die beiden Dissertationen vertraulich gezeigt. Einhellige Meinung: unvorstellbar und auf jeden Fall melden. Also eine E-Mail an die Medizinische Fakultät der Uni geschrieben, man möge doch bitte die beiden Dissertation eingehend prüfen, da der erhebliche Grad an Übereinstimmungen den Verdacht eines Plagiates nahe legt. Die Antwort des Dekans kam drei Stunden später: „vielen Dank für den Hinweis. [..] in dem zuständigen Gremium der Fakultät und Universität überprüfen und, falls erforderlich, die notwendigen Schritte unternehmen.“ Ende März ein Zwischenbescheid aus Münster mit Dank und dem Hinweis auf eingeleitete und noch laufende Ermittlungen. Am 20. Mai ein weiterer Zwischenbescheid, der den jetzt in den Westfälischen Nachrichten veröffentlichten Sachverhalt wiedergibt. Soweit der aktuelle Stand der Dinge. [[IP-Adresse|IP]] 28.5.
Die Westfälischen Nachrichten berichteten am 28. Mai 2011 von einem möglichen Plagiatsfall an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. „Dabei geht es um zwei Dissertationen, die angeblich große Übereinstimmung aufweisen. Dies hatten Autoren des Internet-Lexikons Wikipedia bemerkt, als sie einen Artikel überarbeiteten. Wikipedia informierte die Universität, nun wird der Fall geprüft.“ (K. Völker: ''Verdacht auf gefälschte Doktorarbeiten an Uni Münster.'' In: ''Westfälische Nachrichten'' vom 28. Mai 2011)
Nein, keine Plagiatsjäger war hier am Werk. Ein Zufallsfund im Rahmen der Literaturrecherche für einen Artikel des letzten Schreibwettbewerbs. Und ebenfalls ein Zufall, dass zehn Tage vor diesem Zufallsfund ein deutscher Minister wegen einer plagiierten Dissertation zurücktrat.
Als Autor nutze ich gerne den allgemeinen Teil von Dissertationen: komprimiertes Wissen, das den Stand der Wissenschaft darstellt und – so sollte es jedenfalls sein – mit der entsprechenden Referenzierung der Originalliteratur versehen ist. In einer Dissertation aus dem Jahr 2006 fand ich am Abend des 10. März dieses Jahres den Begriff ''Xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxx'' (aus datenschutzrechtlichen Gründen unkenntlich). Ein Wachstumsfaktor aus der Prostata, der Osteoblasten zur Proliferation anregen soll. Trotz all der Journals und Büchern, die ich zur Erstellung des Artikel gelesen hatte: dem Begriff war ich bisher noch nie begegnet.
Die angegebene Quelle war ein Buch von 1996. Das war nicht zur Hand, also wurde die „Allwissende Müllhalde“ bemüht. Bei den spärlichen Suchergebnissen war unter anderem eine Dissertation von 2009 – gleiche Uni, sehr ähnliches Thema. Ein Klick auf die PDF-Datei und diese Geschichte nahm ihren Lauf. Beim Überfliegen des Textes der Einleitung dachte ich schon an ein Déjà-vu-Erlebnis. Der Text kam mir sehr bekannt vor. War da versehentlich die zuvor gelesene Datei von 2006 falsch verlinkt? Nein, ein anderer Autor, wirklich das Jahr 2009, gleicher Doktorvater, gleiche Fakultät und ja, im allgemeinen Teil genau der gleiche Text, mit minimalen (geradezu grotesken) Abweichungen.
Grotesk beispielsweise, wenn ein Diagramm kopiert wird, in dem sich plötzlich eine Diagonale befindet, die mit „Diagonal [sic] (keine Aussagekraft)“ gekennzeichnet ist. Selbst Zeilen- und Seitenumbruch gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Sehr vorteilhaft, wenn man einen großen Bildschirm hat, an dem man zwei PDF-Dateien nebeneinander lesen kann. Nun gut, im allgemeinen Teil volles Copy&Paste-Programm, da könnte man ja noch drüber wegsehen. Aber 1. wird der Autor der 2006er-Dissertation überhaupt nicht erwähnt, d.h. er taucht nirgends als Quelle auf und 2. der sehr hohe Grad an Übereinstimmungen findet sich auch im Ergebnis- und Diskussionsteil(!).
Mehrere Stunden dauert der Abgleich; bis tief in die Nacht. Der Übereinstimmungsgrad ist so hoch, dass es leichter ist die Unterschiede zwischen den beiden Dissertationen zu suchen. Und die sind klein und – wie schon erwähnt – teilweise grotesk. So ist beispielsweise das Literaturverzeichnis inhaltlich völlig identisch. Unterschiede gibt es lediglich in der Formatierung, da ein Punkt nach den Initialen, dort ohne, und die eine Dissertation hat eine Quelle weniger. Das verschiebt dann ab Nummer 10 sämtliche Quellen um eine Position nach vorne. Die Ursache: in der Dissertation von 2006 ist eine Quelle doppelt aufgeführt, an Position 9 und 10. Bei dem Werk von 2009 findet sich diese Quelle nur einmal, an Position 9. Die Doublette wurde also bemerkt und entfernt.
Selbst in der Danksagung gibt es völlig identische Absätze. Bei den Lebensläufen – übrigens der Hauptgrund dafür, dass die beiden Dissertationen hier (leider) nicht verlinkt sein können – gibt es dagegen keine inhaltlichen Übereinstimmungen. ''Magna cum laude'' (‚eine besonders anzuerkennende Leistung‘) gab es für die Arbeit von 2009.
Wirklich schockiert und entsetzt von dem Gesehenen, das mein Vorstellungsmögen weit übertraf, ging es ins Bett. Es wurde eine sehr unruhige aufgewühlte Nacht. Um es offen zu sagen, es ist kein angenehmes Gefühl etwas entdeckt zu haben, das für den/die Betroffenen möglicherweise sehr weitreichende Folgen haben kann – wenn man es publik macht. Ich kenne keinen der Beteiligten. Keiner hat mir irgendwas getan. Aber deshalb Nichtstun und so etwas (ohne Wertung des Sachverhalts, da ein laufendes Verfahren) durchgehen lassen? Auch kein besseres Gefühl.
Ich habe Rat gesucht bei Kollegen und guten Bekannten. Vier Habilitierten, von drei verschiedenen Universitäten, wurden die beiden Dissertationen vertraulich gezeigt. Einhellige Meinung: unvorstellbar und auf jeden Fall melden. Also eine E-Mail an die Medizinische Fakultät der Uni geschrieben, man möge doch bitte die beiden Dissertation eingehend prüfen, da der erhebliche Grad an Übereinstimmungen den Verdacht eines Plagiates nahe legt. Die Antwort des Dekans kam drei Stunden später: „vielen Dank für den Hinweis. [..] in dem zuständigen Gremium der Fakultät und Universität überprüfen und, falls erforderlich, die notwendigen Schritte unternehmen.“ Ende März ein Zwischenbescheid aus Münster mit Dank und dem Hinweis auf eingeleitete und noch laufende Ermittlungen. Am 20. Mai ein weiterer Zwischenbescheid, der den jetzt in den Westfälischen Nachrichten veröffentlichten Sachverhalt wiedergibt. Soweit der aktuelle Stand der Dinge. [[IP-Adresse|IP]] 28.5.
Montag, 30. Mai 2011
Oahu, #dänisch
Dänisch, die Sprache der Träume, Hot Dogs, Däninnen und Hans-Christian Andersens. Weg zu Butter, Schinken, Hot Dogs und nach Roskilde. Oh oooo! Vor langer Zeit einmal habe ich versucht, dänisch zu lernen.
Das war ein eher irritierendes Erlebnis. Die Grammatik stellte ausnahmsweise gar kein Problem dar, die ähnelt dem Deutschen tatsächlich sehr. Ortographie und Aussprache jedoch waren so rätselhaft, als man ein Naturvolk entdeckt - das 24 Stunden am Tag Kartoffeln isst.
Dänisch hat 30 Buchstaben, die alle entweder a oder o bedeuten. Beziehungsweise einen von sehr vielen Vokallauten, die so ähnlich klingen wie a oder o. Ob nun zum Beispiel ein d und ein l für a oder für o stehen, hängt vom Wort ab. So kann es also passieren, dass das geschriebene Wort cvrts sich ooaao ausspricht, während das gesprochene Wort oooaoo sich knallert schreibt. Wenn ich versuche, dänisch zu reden, hört sich das ungefähr so an wie Otto Mohl fühlt sich wohl am Pol ohne Atom von Loriot.
Wenn Dänen dänisch reden hört sich das immer noch vage so an, die schaffen es aber tatsächlich eine ganze komplexe Sprache in zwei Lauten und ihren Abwandlungen darzustellen. Aber wie frohlockte ich nun: auch sie haben damit Probleme.
Wie die Copenhagen Post berichtet (An overabundance of vowel sounds makes Danish a difficult language to learn – even for Danish children, say linguists) lernen dänische Kinder deutlich später Wörter als ihre Altersgenossen in anderen Sprachräumen. Erst wenn sie 8 bis 9 sind, holen sie den Wortlernvorsprung der europäischen Altersgenossen auf. Und wer ist schuld? Vokale! Geschrieben gibt es neun: a, e, i, o, u, æ, ø, å und y, gesprochen aber 40 verschiedene Vokallaute.
To make matters worse, modern Danes ‘swallow’ lots of the remaining consonants... In Danish, it is how ... a simple, little sentence like 'Det er det' becomes ‘dā-ă-dā’.
Oha.
Update: Danke an @theredbird, Ottos Mops stammt natürlich von Jandl, ersetzt durch Otto Mohl fühlt sich wohl.
Das war ein eher irritierendes Erlebnis. Die Grammatik stellte ausnahmsweise gar kein Problem dar, die ähnelt dem Deutschen tatsächlich sehr. Ortographie und Aussprache jedoch waren so rätselhaft, als man ein Naturvolk entdeckt - das 24 Stunden am Tag Kartoffeln isst.
Dänisch hat 30 Buchstaben, die alle entweder a oder o bedeuten. Beziehungsweise einen von sehr vielen Vokallauten, die so ähnlich klingen wie a oder o. Ob nun zum Beispiel ein d und ein l für a oder für o stehen, hängt vom Wort ab. So kann es also passieren, dass das geschriebene Wort cvrts sich ooaao ausspricht, während das gesprochene Wort oooaoo sich knallert schreibt. Wenn ich versuche, dänisch zu reden, hört sich das ungefähr so an wie Otto Mohl fühlt sich wohl am Pol ohne Atom von Loriot.
Wenn Dänen dänisch reden hört sich das immer noch vage so an, die schaffen es aber tatsächlich eine ganze komplexe Sprache in zwei Lauten und ihren Abwandlungen darzustellen. Aber wie frohlockte ich nun: auch sie haben damit Probleme.
Wie die Copenhagen Post berichtet (An overabundance of vowel sounds makes Danish a difficult language to learn – even for Danish children, say linguists) lernen dänische Kinder deutlich später Wörter als ihre Altersgenossen in anderen Sprachräumen. Erst wenn sie 8 bis 9 sind, holen sie den Wortlernvorsprung der europäischen Altersgenossen auf. Und wer ist schuld? Vokale! Geschrieben gibt es neun: a, e, i, o, u, æ, ø, å und y, gesprochen aber 40 verschiedene Vokallaute.
To make matters worse, modern Danes ‘swallow’ lots of the remaining consonants... In Danish, it is how ... a simple, little sentence like 'Det er det' becomes ‘dā-ă-dā’.
Oha.
Update: Danke an @theredbird, Ottos Mops stammt natürlich von Jandl, ersetzt durch Otto Mohl fühlt sich wohl.
Die tapferen Schneiderlein. #urheberrecht
Die ganze Urheberrechtsdebatte ist von Missverständnissen und romantischen Vorstellungen durchsetzt. Wolfgang Michal fügt dem jetzt auf Carta ein weiteres hinzu. Um Michals Argumentation kurz zusammzufassen: die Inhaltsindustrie nutzt Urheber, um sich Rechte zu erstreiten, die den Urhebern nichts mehr nutzen. Im Kampf zwischen Medienriesen und Verbraucherorganisationen drohen die Urheber zerrieben zu werden, und brauchen ein stärkeres Urhebervertragsrecht. Wobei insbesondere der Glaube trügt, ein stärkeres Urhebervertragsrecht würde vieles ändern.
Ganz falsch liegt er damit natürlich nicht. Die Urheber sind in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition, und die Aktivitäten der Urheberinteressenvertretungen wie Ver.di sind eine Schande. Die Fälle in denen Industriegewinne wirklich zu den Urhebern weitergereicht wird, sind so häufig nicht, und im Zweifel trifft es die, die sowieso schon nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld.
Das allerdings liegt nur bedingt am Urheberrecht. Beziehungsweise das Urheberrecht verstärkt da für viele Beteiligte noch die unglücklichen Effekte des Marktes. Der ganze Kreativmarkt ist ein für Urheber stehts ungünstiger Winner-Takes-it-All-Markt. So lange es möglich ist, überall die beste(*) Musik zu bekommen, wird der Produzent der besten Musik alles bekommen, der fast ebenso gute Produzent der zweitbesten Musik nichts.
Solange also primär für etwas bezahlt wird, was sich kostenlos reproduzieren lässt, werden immer einige Leute sehr viel Geld verdienen, und sehr viele Leute gar nichts. Je besser dieser eine und sein Werk geschützt ist, desto ungleichmäßiger wird die Verteilung. Kommt dazu noch ein Produkt, bei dem das Angebot deutlich größer ist als die Nachfrage, (weil: Schreiben macht ja Spaß), geht das Einkommen in den Randbereichen gegen Null.
Wird ein besseres Urhebervertragsrecht da was ändern? Nicht viel. Eigentlich nur, wenn es die großen Player (Contentindustrie, Verwertungsgesellschaften) zur Quersubvention zwingt. Geht es Leuten in anderen kreativen aber von Urheberrechten freien Bereichen besser? Wenn es irgendwo schlechte Arbeitsbedingungen gibt, dann bei Friseuren und Schneidern.
Müssen sich Autoren vielleicht einfach damit abfinden, die Friseure der Wissensgesellschaft zu sein?
(*) Und jetzt keine Grundsatzdiskussionen, dass doch die wahre, gute und schöne Musik.. "beste" in diesem Post hier, bedeutet, "am besten auf die Bedürfnisse des Publikums abgestimmt."
Ganz falsch liegt er damit natürlich nicht. Die Urheber sind in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition, und die Aktivitäten der Urheberinteressenvertretungen wie Ver.di sind eine Schande. Die Fälle in denen Industriegewinne wirklich zu den Urhebern weitergereicht wird, sind so häufig nicht, und im Zweifel trifft es die, die sowieso schon nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld.
Das allerdings liegt nur bedingt am Urheberrecht. Beziehungsweise das Urheberrecht verstärkt da für viele Beteiligte noch die unglücklichen Effekte des Marktes. Der ganze Kreativmarkt ist ein für Urheber stehts ungünstiger Winner-Takes-it-All-Markt. So lange es möglich ist, überall die beste(*) Musik zu bekommen, wird der Produzent der besten Musik alles bekommen, der fast ebenso gute Produzent der zweitbesten Musik nichts.
Solange also primär für etwas bezahlt wird, was sich kostenlos reproduzieren lässt, werden immer einige Leute sehr viel Geld verdienen, und sehr viele Leute gar nichts. Je besser dieser eine und sein Werk geschützt ist, desto ungleichmäßiger wird die Verteilung. Kommt dazu noch ein Produkt, bei dem das Angebot deutlich größer ist als die Nachfrage, (weil: Schreiben macht ja Spaß), geht das Einkommen in den Randbereichen gegen Null.
Wird ein besseres Urhebervertragsrecht da was ändern? Nicht viel. Eigentlich nur, wenn es die großen Player (Contentindustrie, Verwertungsgesellschaften) zur Quersubvention zwingt. Geht es Leuten in anderen kreativen aber von Urheberrechten freien Bereichen besser? Wenn es irgendwo schlechte Arbeitsbedingungen gibt, dann bei Friseuren und Schneidern.
Müssen sich Autoren vielleicht einfach damit abfinden, die Friseure der Wissensgesellschaft zu sein?
(*) Und jetzt keine Grundsatzdiskussionen, dass doch die wahre, gute und schöne Musik.. "beste" in diesem Post hier, bedeutet, "am besten auf die Bedürfnisse des Publikums abgestimmt."
C F K O UU Y, Berliner Bäderbetriebe
Daran, dass das Schöneberger Bad mal geöffnet war, erinnern sich nur noch die Ältesten der Alten.
Die Freibäder haben noch nicht offen, weil es nicht sommerlich genug ist. Wenn ich draußen am Zaun rüttle, hilft es auch wenig, dass das Sommerbad Wilmersdorf mein liebstes Bad in Deutschland ist.
Wobei diese mangelnde Sommerlichkeit aber nicht davon abhält, die Hallenbäder schon unter dem Sommerfahrplan zu fahren, sprich, sie sind in geraden Wochen Dienstags zwischen 15h und 15.30h offen, wenn in der Woche ein gesetzlicher Feiertag ist. (Es sei denn dieser fällt auf einen Dienstag).
Nein, auch das Bad Mariendorf viele Plusplunkte für eine unglaublich kafkaeske Athmosphäre bekommt, ich habe wenig Lust nach Mariendorf zu radeln, nur um mal eine halbe Stunde ins Wasser zu springen.
Freitag, 27. Mai 2011
daughters of the authors (only if they are not married)
Another national peculiarity can be found in Chile where the term of [copyright] protection can be computed from the date of death of the last surviving person amongst the wife and daughters of the authors (only if they are not married). This strange (and not genderneutral) provision might be soon abrogated by a Bill currently in discussion.Aus: Dusollier, Séverine: WIPO Scoping Study on Copyright and Related Rights and the Public Domain, 2010
Traktorfreitag: Geh-hinterher-Traktor
Traktor bedeutet ja glaube ich auf lateinisch irgendwas, was in meinen vier Jahren Latein nicht vorkam. Trecker hingegen bedeutet auf Plattdeutsch Schlepper, und schleppen ist es ja, was ein Trecker soll: Pflug, Egge, Güllewagen, Abflammmaschinhttp://www.blogger.com/img/blank.gife und was es alles gibt. Nun sind Trecker groß wie Rapsfelder und damit zu groß für kleine Rapsfelder: die Lösung lautet Einachsschlepper.
Einachschlepper bestehen im wesentlichen aus einem Motor auf zwei Reifen, und einer Kupplung, um diverse Geräte anzuschließen: in der Landwirtschaft halt die üblichen Verdächtigen (Fräse, Pflug; Egge etc.), und im Gartenbau ebenso (Rasenmäher, Fräse, Laubsauger etc.) Das sieht ungefähr so aus:
Auch wenn mir das Gerät wirklich neu war, für unsere Großeltern war es noch High-Tech, und in China noch bis vor 10/20 Jahren Stand der Technik, und überall wo es kleine Felder oder wenig Geld gibt, sind sie immer noch weit verbreitet.
Auch wenn generell zum Hinterhergehen gedacht, verfügen die Geräte doch über einen eigenen Antrieb, es ist also einfach möglich, zwei weitere Räder anzumontieren, und sich damit, langsam, durch die Gegend zu bewegen.
Die Vorteile gegenüber einem richtigen Traktor sind ja eher offensichtlich: es ist wendig, leicht, preiswert, und unkommpliziert. Der Nachteil gegenüber einem konventionellen Traktor ist es natürlich auch: POOOOOOOOWER! Nicht ganz so offensichtlich ist das Gerät Nachts, weswegen der Einachser wohl - im öffentlichen Straßenverkehr betrieben - zu den Hauptverursachern schwerer Unfälle in den Ländern seines Hauptverbreitungsgebiets gehört.
Fern aller Notwendigkeit und öffentlichen Straßen gefällt mir das Gerät aber sehr. Es ist versatil, robust, sprotzt und tuckert wie sich das gehört. Auch wenn ich kein Beispiel gefunden habe: man kann sicher auch Steine dranbinden und Tractor-Pulling veranstalten. Das wird dann auch gleich noch echter Kraftsport.
Einachser im Einsatz (leider ohne Explosionen):
So ganz allgemein könnte die Geh-hinter-dem-Traktor-her-Szene etwas Nachhilfe gebrauchen, was packende Videos angeht. Das hier war das Highlight:
Immerhin, Ansätze zum Traktorpulling gibt es:
Einachschlepper bestehen im wesentlichen aus einem Motor auf zwei Reifen, und einer Kupplung, um diverse Geräte anzuschließen: in der Landwirtschaft halt die üblichen Verdächtigen (Fräse, Pflug; Egge etc.), und im Gartenbau ebenso (Rasenmäher, Fräse, Laubsauger etc.) Das sieht ungefähr so aus:
Auch wenn mir das Gerät wirklich neu war, für unsere Großeltern war es noch High-Tech, und in China noch bis vor 10/20 Jahren Stand der Technik, und überall wo es kleine Felder oder wenig Geld gibt, sind sie immer noch weit verbreitet.
Auch wenn generell zum Hinterhergehen gedacht, verfügen die Geräte doch über einen eigenen Antrieb, es ist also einfach möglich, zwei weitere Räder anzumontieren, und sich damit, langsam, durch die Gegend zu bewegen.
Die Vorteile gegenüber einem richtigen Traktor sind ja eher offensichtlich: es ist wendig, leicht, preiswert, und unkommpliziert. Der Nachteil gegenüber einem konventionellen Traktor ist es natürlich auch: POOOOOOOOWER! Nicht ganz so offensichtlich ist das Gerät Nachts, weswegen der Einachser wohl - im öffentlichen Straßenverkehr betrieben - zu den Hauptverursachern schwerer Unfälle in den Ländern seines Hauptverbreitungsgebiets gehört.
Fern aller Notwendigkeit und öffentlichen Straßen gefällt mir das Gerät aber sehr. Es ist versatil, robust, sprotzt und tuckert wie sich das gehört. Auch wenn ich kein Beispiel gefunden habe: man kann sicher auch Steine dranbinden und Tractor-Pulling veranstalten. Das wird dann auch gleich noch echter Kraftsport.
Einachser im Einsatz (leider ohne Explosionen):
So ganz allgemein könnte die Geh-hinter-dem-Traktor-her-Szene etwas Nachhilfe gebrauchen, was packende Videos angeht. Das hier war das Highlight:
Immerhin, Ansätze zum Traktorpulling gibt es:
Labels:
einachsschlepper,
Traktor,
traktorfreitag
Arte und die orange Orange
Gestern Abend sendete Arte den recht bekannten Kubrick-Film Uhrwerk Orange. Vorher war eine 52minütige Doku zur Entstehung des Films unter dem Namen Es war einmal ... angekündigt. Den Film habe ich schon mehrfach gesehen, die Doku hat mich interessiert.
Ausgehalten habe ich sie 7 Minuten, dann hatte ich Angst um meine Zähne und die Tischplatte und habe abgeschaltet.
So ein unterirdisches Niveau hätte ich auf Arte wohl zuletzt vermutet. Offenbar hatten die Autoren sich zwar mit Produzenten, der Witwe Kubricks und wer-weiß-nicht-alles unterhalten, aber den Film nicht gesehen und das Buch nicht gelesen. Zumindest aber haben die Redakteure es wohl nicht verstanden. Schon ein kurzer Blick auf den englischen Originaltitel "A Clockwork Orange" hätten dem Off-Sprecher und dem Synchron-Regisseur nicht nur ein Licht, sondern einen ganzen Kronleuchter aufgehen lassen müssen. Aber nein, man erwähnte im gefühlten 10-Sekunden-Takt den Namen des Films als "Uhrwerk orange", ohne e am Ende ausgesprochen. Dumm nur, dass es eben nicht um ein orangefarbenes Uhrwerk, sondern eigentlich um eine (wie einen Wecker) aufgezogene Orange geht. Darüber, warum im deutschen Titel der Artikel damals weggelassen wurde, kann man nur spekulieren. Nun muss das nicht jeder Zuschauer des Films unbedingt gleich realisieren. Wenn man aber eine fast einstündige Doku zu diesem Film produziert, ist das nicht mehr nur peinlich, sondern völlig daneben.
Schon ein Blick in Wikipedia hätte hier übrigens weitergeholfen, es gibt dort sogar einen Abschnitt über den Titel des Films: »Anthony Burgess selbst erklärte den Titel seines Buches so: „1945, als ich von der Army kam, hörte ich einen achtzigjährigen Cockney in einem Londoner Pub von jemandem sagen, er sei schräg wie eine aufgezogene Orange" (as queer as a clockwork orange).«
Wer sich nicht gruselt und nicht zum Tischkantenbeißen neigt, kann sich diese "Doku" übrigens noch ansehen: Arte wiederholt den Schrecken am 4. Juni.
Mir bleibt nur, die Toten Hosen zu zitieren: "And always remember: The world is an orange!"
Donnerstag, 26. Mai 2011
Mein Gesicht ist satirisch gemeint #tyson #urheberrecht
So, da der Film Hangover 2 nun auch in Deutschland anläuft, und auch TVTotal berichtet, ein guter Grund nochmal kurz auf das Tyson-Tattoo einzugehen. Als kurze Rekapitulation: Mike Tyson hat ein auffallendes Gesichtstattoo und spielt im Film Hangover 2 mit. Die Hauptrolle im Film trägt ebenfalls diese Tätowierung, und ist auf den Werbeplakaten für den Film zu sehen. Mike Tysons Tätowierer nun wiederum geht dagegen vor Gericht vor, weil er die Rechte an der Tätowierung hat, und die nicht einfach so Werbung mit seinem Kunstwerk.. Schlußendlich wird es auf einen Vergleich hinauslaufen und alle kriegen Geld.
Abgesehen davon, dass jetzt jede Menge Leute Geld verdienen, sehe ich aber gerade zwei Gesichtspunkte, die über den konkreten Fall hinausweisen. Ralf Möbius schrieb kurz, dass Mike Tyson im Gebiet des deutschen Urheberrechts weiter ins Schwimmbad darf. Dem würde ich nicht widersprechen, finde es aber zu fantasielos gedacht.
Zum einen ist Möbius Beispiel des "Logos für seine Security-Firma" sicher nicht die häufigsten kommerzielle Übernahme von Tätowierungen anderer Leute. Die dürfte eher erfolgen, wenn jemand in ein Tattoo-Studie kommt und sagt "Ich hätte auch gern das Tattoo von Mike Tyson/David Beckham/Chiara Ohoven/Kate Middleton/meiner Lehrerin" etc. Oder natürlich, wenn die sowieso alle diesselben fünf Tribals tätowieren. Die Umstellung der ganzen Tätowiererei von einem jeder-darf-alles-Gebrauch auf ein System mit Lizenzen, Verboten, Verwertungsgesellschaften und Leergeräteabgabe auf Tätowiernadeln ist so bedeutungslos nicht.
Zum anderen kamen bisher alle Fälle ja deswegen zum Konflikt, weil es kommerziell Fotos der Tätowierung gab. Sei es das Filmplakat, sei es Werbung mit David Beckham und prominent aufgenommenem Tattoo. Und da scheint mir durchaus noch unsicher, wo die Grenze liegt. Sind keine kommerziell nutzbaren Fotos von Mike Tyson mehr möglich? Müssen die SuicideGirls immer eine Einverständniserklärung des Tätowierers abgeben? Muss bei einer Werbeaufnahme das Tattoo deutlich im Vordergrund stehen oder reicht es, wenn es zu erkennen ist? Mir deucht, die Juristierei hat da noch viel zu entscheiden, wenn es jemand darauf anlegt.
Techdirt hat mich auf einen anderen Gesichtspunkt aufmerksam gemacht: Warner Bros. argumentiert damit, dass das Tattoo in Hangover 2 eine Parodie sei - abgestritten vom Tätowierer, weil die Tätowierung im Film identisch ist. Nun würde ich ja Techdirt folgen, dass diesselbe Tätowierung auf dem Anti-Mike-Tyson-Gesicht von Ed Helms satirisch sein kann. Was nun aber dazu führt, dass das Gesicht Teil des Kunstwerks ist, und dementsprechend der Gestalter/Träger des Gesichts auch Rechte.. ach, es ist ein endloses Feld.
Jetzt bin ich erstmal gespannt, ob andere Tätowierer den Ball aufgreifen, und bewusst wahrnehmen, dass sie Rechte einklagen können, oder lieber alles beim alten bleibt.
Und ganz am Rande: wer umsonst mit Chio Chips nach Thailand fahren will, kann das versuchen.
Abgesehen davon, dass jetzt jede Menge Leute Geld verdienen, sehe ich aber gerade zwei Gesichtspunkte, die über den konkreten Fall hinausweisen. Ralf Möbius schrieb kurz, dass Mike Tyson im Gebiet des deutschen Urheberrechts weiter ins Schwimmbad darf. Dem würde ich nicht widersprechen, finde es aber zu fantasielos gedacht.
Zum einen ist Möbius Beispiel des "Logos für seine Security-Firma" sicher nicht die häufigsten kommerzielle Übernahme von Tätowierungen anderer Leute. Die dürfte eher erfolgen, wenn jemand in ein Tattoo-Studie kommt und sagt "Ich hätte auch gern das Tattoo von Mike Tyson/David Beckham/Chiara Ohoven/Kate Middleton/meiner Lehrerin" etc. Oder natürlich, wenn die sowieso alle diesselben fünf Tribals tätowieren. Die Umstellung der ganzen Tätowiererei von einem jeder-darf-alles-Gebrauch auf ein System mit Lizenzen, Verboten, Verwertungsgesellschaften und Leergeräteabgabe auf Tätowiernadeln ist so bedeutungslos nicht.
Zum anderen kamen bisher alle Fälle ja deswegen zum Konflikt, weil es kommerziell Fotos der Tätowierung gab. Sei es das Filmplakat, sei es Werbung mit David Beckham und prominent aufgenommenem Tattoo. Und da scheint mir durchaus noch unsicher, wo die Grenze liegt. Sind keine kommerziell nutzbaren Fotos von Mike Tyson mehr möglich? Müssen die SuicideGirls immer eine Einverständniserklärung des Tätowierers abgeben? Muss bei einer Werbeaufnahme das Tattoo deutlich im Vordergrund stehen oder reicht es, wenn es zu erkennen ist? Mir deucht, die Juristierei hat da noch viel zu entscheiden, wenn es jemand darauf anlegt.
Techdirt hat mich auf einen anderen Gesichtspunkt aufmerksam gemacht: Warner Bros. argumentiert damit, dass das Tattoo in Hangover 2 eine Parodie sei - abgestritten vom Tätowierer, weil die Tätowierung im Film identisch ist. Nun würde ich ja Techdirt folgen, dass diesselbe Tätowierung auf dem Anti-Mike-Tyson-Gesicht von Ed Helms satirisch sein kann. Was nun aber dazu führt, dass das Gesicht Teil des Kunstwerks ist, und dementsprechend der Gestalter/Träger des Gesichts auch Rechte.. ach, es ist ein endloses Feld.
Jetzt bin ich erstmal gespannt, ob andere Tätowierer den Ball aufgreifen, und bewusst wahrnehmen, dass sie Rechte einklagen können, oder lieber alles beim alten bleibt.
Und ganz am Rande: wer umsonst mit Chio Chips nach Thailand fahren will, kann das versuchen.
Labels:
Geistiges Eigentum,
mike tyson,
tätowierung,
Urheberrecht
Mittwoch, 25. Mai 2011
Behördenwahnsinn und moderne Technologie
Seit November gibt es den neuen Personalausweis, nun habe auch ich zwangsläufigerweise so ein Teil. Da mein "alter" am ablaufen war und ich einen Reisepass brauche, dachte ich mir es wäre sinnvoll gleich mit zwei Klappen auf eine Fliege zu schlagen. Also beides zusammen beantragt.
Keine Überraschung: Natürlich kann man sein Passbild nicht digital abgeben, weder per Mail noch per Stick oder sonst irgendwie. Also ausdrucken...
Erste Überraschung: Um ein Passbild von den Mitarbeitern des Bürgerzentrums akzeptiert zu bekommen, braucht man sehr gute Nerven. Bei meinen Besuchen hatte ich den Eindruck, etwa die Hälfte aller
Zweite Überraschung: Die (man erinnere sich: nur analog akzeptierten) Fotos werden gleich vor Ort einscannt. Mit einem Standard-Billig-Kombi-Gerät aus dem Ichbindochnichtblöd-Markt. Bei jedem Sachbearbeiter schien eine andere Marke zu stehen. Also Passbild auf den Scanner gelegt, in der Software geklickt. Helligkeitskorrektur oder so ein Schnickschnack angeblich nicht möglich.
Dritte Überraschung: Der Wahnsinn hat Methode. Für Perso und für Pass werden die Bilder jeweils neu eingescannt. Eine Datenübernahme von einem zum anderen Antrag ist nicht möglich. Die beiden Fotos werden auf die Formulare geklebt, die vor Ort bleiben. Grotesk: Bei der Abholung bekommt man beide Fotos zurück. Wozu für die Zeit zwischen Beantragung und Aushändigung zwei Fotos dort physisch herumliegen müssen, konnte man mir nicht beantworten. Prinzipiell hätte eines ja zumindest gereicht.
Vierte Überraschung: Na gut, überrascht war ich dann nicht mehr wirklich. Meine Fingerabdrücke wurden auch zweimal eingescannt. Keine Datenübernahme zwischen den beiden Anträgen, man erinnert sich.
Kostenpunkt: 87,80 € für beides. Teure neue Welt.
Was kann ich nun mit meinem Wunderwerk der Innovation und Datensammlung anstellen? Meine größte Überraschung: Fast nichts. Selbst über ein halbes Jahr nach dessen lang zelebrierter Einführung kann man noch keine elektronische Signatur auf den Ausweis laden. Alles noch in der Entwicklung. Um dies irgendwann - sofern es jemals fertig sein wird - auch nutzen zu können, braucht man ein Komfort-Lesegerät der Klasse 3. Aus Sicherheitsgründen sowieso zu empfehlen. Zertifiziert ist bisher ein einziges, ein Reiner SCT. Seit 2 Monaten warte ich nun darauf, dass dieses einzig mögliche Gerät lieferbar ist. Bisher ist es noch nicht erhältlich. Heute bekam ich als voraussichtlichen Liefertermin Mitte Juli genannt.
Während man woanders über die digitale Zukunft diskutiert, überlegt der Amtsschimmel noch, ob er an der Zukunft überhaupt teilnimmt. Jahrelange Planung für den sogenannten nPA, tolle Marketing-Aktionen und dann: Nichts funktioniert. Bizarre neue Welt.
Dienstag, 24. Mai 2011
Pro & Contra Welterbe
Pro:
- Die Idee ist bescheuert.
- Die Idee ist so geschickt bescheuert, dass man ausgiebig darüber parlieren kann.
- Okay, grundsätzlich nette Presseberichte in New York Times oder The Atlantic sind jetzt nicht das schlimmste was passieren kann.
- So gut parlieren kann man, dass das jetzt der ungefähr drölfzigste Blogpost zum Thema ist. Allein dafür: danke.
- Die Gefahr, dass der Plan wirklich erfolgreich ist, sind gering.
Contra:
- Baal, Bakunin und Gott mögen verhüten, dass die UNESCO doch noch eine Goldene Gurke findet, die sie überreichen kann.
- Verein, Communiy, Fragen und so.. Siehe Stepros Post.
- Die grundsätzlich strukturkonservative hammwanochniewollenwirnicht deutsche Community ist ein denkbar schlechter Startpunkt für sowas.
- Schon wieder Videos mit Jimmy; als ob wir nicht alle noch fundraisingtraumatisiert wären.
- Sollte die UNESCO sich nicht lieber um kulturelle Schätzen kümmern, die tatsächlich bedroht sind?
- Schon jetzt sind Leute in der Wikipedia, die vor lauter gefühlter Wichtigkeit kaum mehr gehen können, arg unerträglich.
- Wehe dem Moment, in dem eine Behörde anfängt, bei Wikipedia-Interna mitzureden.
- Ins Museum kommt man erst, wenn man mausetot ist.
- Die Idee ist bescheuert.
- Die Idee ist so geschickt bescheuert, dass man ausgiebig darüber parlieren kann.
- Okay, grundsätzlich nette Presseberichte in New York Times oder The Atlantic sind jetzt nicht das schlimmste was passieren kann.
- So gut parlieren kann man, dass das jetzt der ungefähr drölfzigste Blogpost zum Thema ist. Allein dafür: danke.
- Die Gefahr, dass der Plan wirklich erfolgreich ist, sind gering.
Contra:
- Baal, Bakunin und Gott mögen verhüten, dass die UNESCO doch noch eine Goldene Gurke findet, die sie überreichen kann.
- Verein, Communiy, Fragen und so.. Siehe Stepros Post.
- Die grundsätzlich strukturkonservative hammwanochniewollenwirnicht deutsche Community ist ein denkbar schlechter Startpunkt für sowas.
- Schon wieder Videos mit Jimmy; als ob wir nicht alle noch fundraisingtraumatisiert wären.
- Sollte die UNESCO sich nicht lieber um kulturelle Schätzen kümmern, die tatsächlich bedroht sind?
- Schon jetzt sind Leute in der Wikipedia, die vor lauter gefühlter Wichtigkeit kaum mehr gehen können, arg unerträglich.
- Wehe dem Moment, in dem eine Behörde anfängt, bei Wikipedia-Interna mitzureden.
- Ins Museum kommt man erst, wenn man mausetot ist.
Sonntag, 22. Mai 2011
Stell Dir vor, jemand verklagt Deinen Steiß. Mike Tyson, Tätowierung und #Urheberrecht
Die Randbereiche des geistigen Eigentums sind ja die spannendsten. Dort, wo das System bricht, Inkonsistenzen auftreten, wo zum Beispiel die Frage verhandelt wird, was überhaupt ein Werk ist, und was nicht. Mit besonderem Interesse habe ich deshalb ja vor drei Wochen schon mal auf den Streit um Mike Tysons Tätowierung hingewiesen.
In Kürze: Mike Tyson hat im Gesicht ein auffallendes Tattoo, die Macher des Films The Hangover Part II bewiesen nicht nur bei der Filmtitelwahl wenig Originalität verpassten ihrer Hauptrolle in klarer Anspielung auf Tyson (der auch mitspielt) eine sehr ähnliche Tätowierung. Die wiederum ist auf den Plakaten zum Film zu sehen. Mike Tysons Tätowierer nun wiederum besteht darauf, dass seine Tätowierung Kunst ist, dementsprechend per Copyright geschützt, dementsprechend die Imitation und Fotos davon nicht ohne seine Nachahmung möglich.
Die Tyson-Tattoo-Debatte ist heute in der New York Times angekommen, was heißt, dass sie mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch in ein paar Tagen bis Wochen bei den einschlägigen deutschen Medien auftaucht. Die NYT hat dabei gleich noch ein paar spannende andere Fälle gefunden: David Beckhams Tattoo-Artist gegen David Beckham oder der Tätowierer Matthew Reed gegen Nike, beide außerhalb der Gerichte geklärt. Da da eine Entscheidung aber weitreichende Konsequenzen haben dürfte, noch mal kurz eine kurze vorhergehende Erklärung:
Bisher war der Stand: es gibt kein Copyright auf Tätowierungen, weil noch niemand versucht hat, es durchzusetzen. Rechtlich ist das durchaus nicht sicher, ob es so bleibt. Ist ein künstlerisches Werk weniger Wert wenn es auf Haut statt Papier angebracht wird? Das klingt an sich wenig überzeugend, und das amerikansiche Copyright ist in der Integration neuer Entwicklungen deutlich flexibler als das europäische.
Gemalte Tätowierung - eindeutig Kunst. Tätowierte Tätowierung?
Andererseits könnten die Auswirkungen weitreichend sein: im Gegenzug hieße das natürlich, dass auch die Tätowierungen selber sich an's Copyright halten müssten: Symbole, die andere erfunden haben, bekannte Bilder, verbreitete Tribals, unbekannte neue Bilder, das Foto der Mutter, dass ein dritter gemacht hat - hallo Anwälte.
Andererseits sind die möglichen Auswirkungen in Bezug auf den Tätowierten noch monströser: wenn es schon verwirrend genug ist, dass einem das Bild, dass man gekauft hat, gar nicht wirklich gehört, wie ist das, wenn mein Arm oder Rücken mir noch nur in Teilen gehört? Der Schwimmbadbesuch dürfte wohl auf jeden Fall weiterhin möglich sein, aber das Foto davon? Das kommerzielle Foto? Der Auftritt im Laientheater mit Eintritt? Die Karriere als Model? Hat mein Tätowierer dann des Rest des Lebens Einfluss darauf, was ich mit meinem linken Arm mache?
In Kürze: Mike Tyson hat im Gesicht ein auffallendes Tattoo, die Macher des Films The Hangover Part II bewiesen nicht nur bei der Filmtitelwahl wenig Originalität verpassten ihrer Hauptrolle in klarer Anspielung auf Tyson (der auch mitspielt) eine sehr ähnliche Tätowierung. Die wiederum ist auf den Plakaten zum Film zu sehen. Mike Tysons Tätowierer nun wiederum besteht darauf, dass seine Tätowierung Kunst ist, dementsprechend per Copyright geschützt, dementsprechend die Imitation und Fotos davon nicht ohne seine Nachahmung möglich.
Die Tyson-Tattoo-Debatte ist heute in der New York Times angekommen, was heißt, dass sie mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch in ein paar Tagen bis Wochen bei den einschlägigen deutschen Medien auftaucht. Die NYT hat dabei gleich noch ein paar spannende andere Fälle gefunden: David Beckhams Tattoo-Artist gegen David Beckham oder der Tätowierer Matthew Reed gegen Nike, beide außerhalb der Gerichte geklärt. Da da eine Entscheidung aber weitreichende Konsequenzen haben dürfte, noch mal kurz eine kurze vorhergehende Erklärung:
Bisher war der Stand: es gibt kein Copyright auf Tätowierungen, weil noch niemand versucht hat, es durchzusetzen. Rechtlich ist das durchaus nicht sicher, ob es so bleibt. Ist ein künstlerisches Werk weniger Wert wenn es auf Haut statt Papier angebracht wird? Das klingt an sich wenig überzeugend, und das amerikansiche Copyright ist in der Integration neuer Entwicklungen deutlich flexibler als das europäische.
Gemalte Tätowierung - eindeutig Kunst. Tätowierte Tätowierung?
Andererseits könnten die Auswirkungen weitreichend sein: im Gegenzug hieße das natürlich, dass auch die Tätowierungen selber sich an's Copyright halten müssten: Symbole, die andere erfunden haben, bekannte Bilder, verbreitete Tribals, unbekannte neue Bilder, das Foto der Mutter, dass ein dritter gemacht hat - hallo Anwälte.
Andererseits sind die möglichen Auswirkungen in Bezug auf den Tätowierten noch monströser: wenn es schon verwirrend genug ist, dass einem das Bild, dass man gekauft hat, gar nicht wirklich gehört, wie ist das, wenn mein Arm oder Rücken mir noch nur in Teilen gehört? Der Schwimmbadbesuch dürfte wohl auf jeden Fall weiterhin möglich sein, aber das Foto davon? Das kommerzielle Foto? Der Auftritt im Laientheater mit Eintritt? Die Karriere als Model? Hat mein Tätowierer dann des Rest des Lebens Einfluss darauf, was ich mit meinem linken Arm mache?
Labels:
Geistiges Eigentum,
mike tyson,
tätowierung,
Urheberrecht
Samstag, 21. Mai 2011
Wenn ich meinen Wunsch-Wikipedia-Pressebericht schreiben könnte..
..sähe der vermutlich gar nicht so anders aus als The Awls Wikipedia And The Death Of The Expert. Informiert, optimistisch, kritisch, mit einem guten Auge für Stärken und Schwächen. Bin positiv überrascht, werde sich noch mehr dazu schreiben, wollte aber schon mal die allgemeine Leseempfehlung vergeben.
Hin! Hin!
Hin! Hin!
Donnerstag, 19. Mai 2011
Dienstag, 17. Mai 2011
Wikipedia at its best: Investigativer Enzyklopädismus
Investigativer Enzyklopädismus. Süddeutsche Zeitung:
''Im April 2011 aber begann der Wikipedia-Autor Zsasz mit einem Artikel für die Internet-Enzyklopädie über einen Gestapo-Dezernatsleiter mit dem Namen Dr. Richter-Brohm...'' (Der BMW-Chef, der bei der Gestapo war)
''Im April 2011 aber begann der Wikipedia-Autor Zsasz mit einem Artikel für die Internet-Enzyklopädie über einen Gestapo-Dezernatsleiter mit dem Namen Dr. Richter-Brohm...'' (Der BMW-Chef, der bei der Gestapo war)
Sonntag, 15. Mai 2011
Der Skandal um den Kinderkanal
Seit Dezember verfolge ich sehr interessiert die Ereignisse um den Millionenbetrug beim öffentlich-rechtlichen Kinderkanal. Es geht um mehr als 8 Mio. Euro. Nun wurde also Anklage gegen den ehemaligen Produktionsleiter erhoben, der Prozess soll im Juni beginnen.
Obwohl ich aus den Pressemeldungen schon einiges über den Umfang des Betruges wusste, hat mich das erste Überfliegen des Revisonsberichts (pdf) mit offenen Mund zurückgelassen. Spannend wie ein Krimi titelte auch entsprechend die taz. Obwohl ich die betreffenden Personen und die Abläufe größtenteils kenne, hat mich die Art und Weise doch heftig überrascht. Zusammengefasst kann man sagen: Über Jahre hinweg wurden von verschiedenen Unternehmen Rechnungen gestellt, die keinerlei Grundlage hatten. Zum Teil wurden reine Phantasieleistungen abgerechnet, teilweise Leistungen, die andere Unternehmen erbracht hatten, und teilweise Leistungen von Mitarbeitern aus dem eigenen Haus.
Nach einem aufmerksameren Lesen des Berichts bin ich mir sicher, dass der Betrug auch zumindest noch zwei anderen Mitarbeitern bekannt gewesen sein muss. Bekannt geworden sind bisher Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen fünf Ki.Ka-Mitarbeiter sowie gegen den Geschäftsführer eines Unternehmens, der mit seiner Selbstanzeige die ganze Geschichte erst ins Rollen brachte. Doch das kann nur die Spitze des Eisberges sein: Zwangsläufigerweise müssen auch bei den anderen beteiligten Unternehmen Personen strafbar gehandelt haben, schließlich schreiben sich die Scheinrechnungen nicht von selbst und die Geldeingänge müssen auch irgendwo verbucht werden. Die jeweiligen Finanzämter dürften sich sicher auch noch dafür interessieren. Vier weitere Unternehmen werden im Prüfbericht bisher erwähnt, ohne ihre Namen zu nennen. Spätestens zur Verhandlung dürften auch diese ans Tageslicht kommen.
Besonders bemerkenswert finde ich die Höhe der Unterschlagungen im Verhältnis zum Gesamtbudget. Bei einem Jahresetat für den ganzen Ki.Ka insgesamt in Höhe von etwa 35 Mio. € etwa eine Million jährlich abzuzweigen ist schon ein beachtlicher Anteil.
Interessant ist auch das mich stark an zu Guttenberg erinnernde Verhalten der Intendanten: MDR-Intendant Reiter feuert erst einmal um sich und verteilt Entlassungen und Abmahnungen an die nächste Leitungsebene, sieht für sein eigenes Verhalten aber offenbar keine Beanstandung. Noch besser steht ZDF-Intendant Schächter da: Obwohl für den Kinderkanal von ARD und ZDF eigentlich zur Hälfte mitverantwortlich, teilt er fleißig gegen den federführenden MDR und den früheren Ki.Ka-Programmgeschäftsführer Beckmann aus. Selbstreflexion gleich Null.
Äußerst ärgerlich ist zum einen nun natürlich der Imageschaden für den Ki.Ka. Hier bin ich aber zuversichtlich, dass sich das nicht weiter auf die Akzeptanz des Senders auswirken wird. Die Leidtragenden sind meiner Ansicht nach die vielen Redakteure und anderen Mitarbeiter des Senders, die von den ganzen Betrügereien nichts wussten und mit noch weniger Geld als sowieso schon budgetiert auskommen mussten.
Das andere große Ärgernis ist für mich die Scheinheiligkeit von Reiter: Seinen mehrfach geäußerten Kommentar, der Ki.Ka sei offenbar bisher mit weniger Geld ausgekommen, also kann man den Etat ja ruhig etwas kürzen, finde ich unter aller Sau. Außerdem ist es ein Affront gegen die Mitarbeiter, die mit vergleichsweise (vor allem im Gegensatz z. B. zum ZDF) lächerlichen finanziellen Mitteln ein derart hochwertiges Programm auf die Beine stellen.
Eigentlich sollte man doch denken, dass nun nach Abdichten des Finanzlecks wieder mehr Geld zur Verfügung steht. Im Gegenteil hat man aber offenbar dem Ki.Ka in diesem Jahr seine sehr beliebte und erfolgreiche Sommertour gestrichen. Komische Welt.
Samstag, 14. Mai 2011
Marie Curie und das Welterbe
Das stets großartige Webcomic xkcd hatte letztens eine Episode über Marie Curie und weibliche Vorbilder, die in dem Satz gipfelte "Aber eine Person wird nicht bedeutend, indem sie versucht bedeutend zu sein. Sie wird bedeutend in dem sie versucht etwas zu tun, und es dann so sehr versucht, dass sie auf dem Weg dahin bedeutend wird."
Das nun wiederum trifft die Einstellung vieler Wikipedianer sehr gut. Größenwahn und Eitelkeit gern - aber vermittelt durch das Werk. Keine Personen in den Vordergrund, keine Personalisierung, Ruhm ist Talmi; Autorennamen sind nur mit Mühe zu finden und die Suche nach den Personen dahinter endet oft im anonymen Nichts. Auch die Frage, ob Autoren oder Andere finanziell irgendwie entschädigt werden sollte, ist, vorsichtig gesagt, umstritten. Das Werk als Selbstzweck. Seien wir ehrlich, selbst die Leser interessieren keinen echten Wikipedianer auch nur ein kleines bißchen.
Ich gebe zu, desöfteren habe ich wirklich Mitleid mit den Leuten, die für eine so calvinistische Lasst-Uns-in-Ruhe-Gemeinschaft auch noch Öffentlichkeitsarbeit machen müssen, und die jedes mal zu hören kriegen "ihr hättet uns auch einfach in Ruhe lassen können." Ein Weg voller Missverständnisse, Fehlkommunikationen und beidseitigen Überraschungen.
Und jetzt wollen die einen nicht nur einfach nicht in Ruhe lassen, sondern gleich noch Welterbe. Ist das jetzt eigentlich mehr oder weniger als Nobelpreis und was wird dann 2020 die Steigerung? Das ist mutig. Oder wollen sie nicht? Wollen sie diskutieren? Aber warum? Und wer will? Wer will nicht?
Also ich bin persönlich bin ja immer noch verwirrt, wo das ganze nun hinsoll. Wikipedia muss nicht Welterbe werden, so richtig beschlossen scheint das nicht, soweit ich beurteilen kann. Aber so richtig ergebnissoffen kommt mit das auch nicht vor? Und sollte die ergebnissoffene Diskussion nicht beginnen mit: "Ist Wikipedia in Gefahr und muss geschützt werden. Wenn ja, wie?" oder "Wird Wikipedia auch in 200 Jahren noch jemand kennen?" oder "Wie kann Welterbe digital werden?" Für eine echte offene Diskussion ist das Thema Wikipedia muss/soll/darf Welterbe werden doch arg eingerenzt und für eine nicht-offene Diskussion verweise ich auf Stepros Post. Ich bin verwirrt.
Ach ja, und so ganz abstrakt zu der ich: ich glaube ich habe es tatsächlich geschafft, mich bisher auf einen Standpunkt festnageln zu lassen: Ganz abstrakt: Komplett bescheuerte Idee. Das finde ich super. In Angesicht der Tatsache, dass dafür andernweitig nutzbare Ressourcen aufgewendet werden: zuviel "versuchen bedeutend zu sein", zu wenig "ganz doll etwas ändern."
Das nun wiederum trifft die Einstellung vieler Wikipedianer sehr gut. Größenwahn und Eitelkeit gern - aber vermittelt durch das Werk. Keine Personen in den Vordergrund, keine Personalisierung, Ruhm ist Talmi; Autorennamen sind nur mit Mühe zu finden und die Suche nach den Personen dahinter endet oft im anonymen Nichts. Auch die Frage, ob Autoren oder Andere finanziell irgendwie entschädigt werden sollte, ist, vorsichtig gesagt, umstritten. Das Werk als Selbstzweck. Seien wir ehrlich, selbst die Leser interessieren keinen echten Wikipedianer auch nur ein kleines bißchen.
Ich gebe zu, desöfteren habe ich wirklich Mitleid mit den Leuten, die für eine so calvinistische Lasst-Uns-in-Ruhe-Gemeinschaft auch noch Öffentlichkeitsarbeit machen müssen, und die jedes mal zu hören kriegen "ihr hättet uns auch einfach in Ruhe lassen können." Ein Weg voller Missverständnisse, Fehlkommunikationen und beidseitigen Überraschungen.
Und jetzt wollen die einen nicht nur einfach nicht in Ruhe lassen, sondern gleich noch Welterbe. Ist das jetzt eigentlich mehr oder weniger als Nobelpreis und was wird dann 2020 die Steigerung? Das ist mutig. Oder wollen sie nicht? Wollen sie diskutieren? Aber warum? Und wer will? Wer will nicht?
Also ich bin persönlich bin ja immer noch verwirrt, wo das ganze nun hinsoll. Wikipedia muss nicht Welterbe werden, so richtig beschlossen scheint das nicht, soweit ich beurteilen kann. Aber so richtig ergebnissoffen kommt mit das auch nicht vor? Und sollte die ergebnissoffene Diskussion nicht beginnen mit: "Ist Wikipedia in Gefahr und muss geschützt werden. Wenn ja, wie?" oder "Wird Wikipedia auch in 200 Jahren noch jemand kennen?" oder "Wie kann Welterbe digital werden?" Für eine echte offene Diskussion ist das Thema Wikipedia muss/soll/darf Welterbe werden doch arg eingerenzt und für eine nicht-offene Diskussion verweise ich auf Stepros Post. Ich bin verwirrt.
Ach ja, und so ganz abstrakt zu der ich: ich glaube ich habe es tatsächlich geschafft, mich bisher auf einen Standpunkt festnageln zu lassen: Ganz abstrakt: Komplett bescheuerte Idee. Das finde ich super. In Angesicht der Tatsache, dass dafür andernweitig nutzbare Ressourcen aufgewendet werden: zuviel "versuchen bedeutend zu sein", zu wenig "ganz doll etwas ändern."
Freitag, 13. Mai 2011
Wikipedia und das Welterbe
Das deutsche Wikimedia-Chapter ist nicht nur das älteste und eines der aktivsten, sondern auf jeden Fall auch eines der kreativsten. In vielerlei Hinsicht kann man Wikimedia Deutschland als innovativen Vorreiter betrachten: Sei es die Herausgabe einer Wikipedia-CD/DVD, die Ausrichtung der ersten Wikimania, die Etablierung anderer internationaler Wiki-Konferenzen oder die Entwicklung der gesichteten und geprüften Versionen.
Einem sicher ganz besonderen Krea-Tief entsprang der dringende Wunsch, Wikipedia müsste UNESCO-Welterbe werden. Für einige offenbar völlig unverständlicherweise traf diese Idee nicht überall nur auf ungeteilte Zustimmung. Natürlich - der Gedanke klingt verlockend, der ohnehin schon wertvolle Markenname würde noch einmal geadelt. So zeigten sich bei einer Konferenz in Berlin auch die Vertreter anderer Länder wohl recht angetan von dieser Idee.
In der deutschen Wikipedia-Community dagegen wollen sich jedoch nicht nur viele Fürsprecher einfinden, sondern in einer Art kleinem "Meinungsbild" überwiegen zur Zeit gar die Gegner des Vorhabens.
Nun kann man darüber streiten, ob Wikipedia tatsächlich als Immaterielles Kulturerbe geeignet ist. Auch kann man verschiedener Ansicht sein, ob so ein Titel nun eher hilfreich oder eher hinderlich für die Fortentwicklung unserer Enzyklopädie sein könnte. Wirklich wissen kann es niemand, eine Untersuchung in der Art einer Technikfolgeabschätzung oder so etwas ähnlichem hat sicher noch niemand ins Auge gefasst.
Was mich persönlich aber an dieser ganzen Geschichte immens stört, ist der Umgang der Geschäftsstelle (und auch des Vorstands?) mit den Mitgliedern. Durch die Darstellung in der Öffentlichkeit muss man zwangsläufig zu der Ansicht kommen, dieses Projekt wurde "vom Verein" (das wären ja eigentlich die Vereinsmitglieder) beschlossen und unterstützt. Leider kann davon nicht die Rede sein. Während auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende letzten Jahres fast nur die verstärkte Einbindung der Mitglieder in die Vereinsprojekte Thema war, und auch auf der regulären MV im Januar dies wieder beschworen wurde, sieht die Realität für mich anders aus.
Auf der Mitgliederversammlung war vom Welterbe-Projekt keine Rede. Nicht im Ausblick auf das kommende Jahr, nicht in den Berichten der Vorstände, nicht im Bericht aus der Geschäftsstelle. Tags darauf fand ein "open space" statt, an dem ich ebenfalls teilnahm. Meine Verwunderung war enorm, als ich dort zufällig (es gab verschiedene Themengruppen) von dem Vorhaben erfuhr. "Getarnt" war diese Idee unter dem Namen "10 Jahre Wikipedia".
Nun hielt ich das für eine erste Idee, über die man mal so eben rumspinnt. Umso verblüffter war ich dann, als kurz danach dieses Thema der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und sich als ein großes Hauptprojekt des Vereins für dieses Jahr herausstellte. Pressemitteilungen, Titelthema der Vereinszeitung, in den Blogbeiträgen angepriesen.
Im Wikimedia-Blog erwähnt Sebastian Sooth heute die Frage "Und warum wir die Community nicht von Anfang an viel stärker einbezogen haben." Eine Antwort darauf gibt es leider auch dort nicht.
Vielleicht verstehen ja einige, dass ich mich als Mitglied bei so einem Vorgehen nicht wirklich sonderlich ernst genommen fühle. Mein Schweigen zu dem Thema in letzter Zeit war mehr oder weniger größere Frustvermeidung. Offenbar wurde aus den Diskussionen der außerordentlichen MV doch nicht so viel gelernt, wie ich erhofft hatte. Schade!
Donnerstag, 12. Mai 2011
Haftung für Fotos in eingebundenen RSS-Feeds
Im März hat das Landgericht Berlin eine wie ich finde bemerkenswerte Entscheidung zur Haftung bei per RSS-Feeds eingebundenen Fotos getroffen.
Die Quintessenz des Ganzen dürfte sein: Im Gegensatz zu Links macht sich der Seitenbetreiber die per RSS-Feed eingebetteten Inhalte zu eigen und sie nach § 19a UrhG öffentlich zugänglich. Das gilt auch dann, wenn klar erkennbar ist, von welchem Anbieter die Inhalte übernommen wurden. Ein Haftungsausschluss im Impressum ist diesbezüglich wirkungslos.
Im verhandelten Fall ging es um Urheber- bzw. Nutzungsrechte an einem Foto. Besagtes Foto wurde samt Text 1:1 per vom Anbieter zur Verfügung gestellten RSS-News-Feed automatisch mit in die Webseite des Nutzers eingebunden. Die Quelle des Feeds wurde als Hinweis angegeben.
Mein hoffentlich gesunder Menschenverstand, auf den es bei Gericht ja bekanntlich meist nicht ankommt, sträubt sich energisch gegen diese Entscheidung. Warum in aller Welt stellt jemand einen RSS-Feed zur Verfügung, wenn er bei dessen Einbindung dann wegen Urheberrechtsverletzung dagegen vorgeht?
Für die Praxis dürfte das bedeuten: Entweder man findet eine technische Möglichkeit, Fotos von der Einbindung eines News-Feeds auszunehmen, oder man lässt es besser gleich ganz bleiben. Denn: Auch wenn es in dieser Entscheidung um ein Foto geht, ist ein ähnliches Vorgehen wegen textlichen Urheberrechtsverletzungen ja nicht ausgeschlossen. Schöpfungshöhe dürfte auch bei Nachrichtenmeldungen recht schnell erreicht sein.
Da man keinen Einfluss auf die Inhalte des Feeds hat, bleibt jegliche Einbindung ein unkalkulierbares Risiko.
Also Lesen des Feeds per Offline-Reader auf dem eigenen PC ja, Einbindung in eine eigene (auch rein private) Webseite vorerst nein. Bleibt zu hoffen, dass diese merkwürdige - erstmal vorläufige im einstweiligen Verfügungsverfahren - Entscheidung des Gerichts demnächst im Hauptsacheverfahren oder noch besser höchstrichterlich gekippt wird. Dass diese Ansicht kein Einzelfall ist, zeigt eine fast identische Entscheidung des AG Hamburg vom September 2010 (Az. 36A C 375/09).
Das Risiko beschränkt sich im Übrigen nicht nur auf eigene Websites: Das allseits beliebte "Teilen/Sharen" von Webseiten auf der Facebook-Pinnwand ist eigentlich kaum anders zu beurteilen. Dazu machte Rechtsanwalt Ferner sich so seine Gedanken.
Samstag, 7. Mai 2011
Sehr wohl war früher alles besser
Lyzzy hat vor nicht allzulanger Zeit hier einen Artikel geschrieben Früher war auch nichts wirklich besser, denn Es hätte einfach sein können, stattdessen habe ich mich zunächst durch Regeln, Anleitungen und Grundsätze gelesen; nein, eher gefressen. Schon 2004 war das eine Herausforderung.
Nun, da muss ich widersprechen. Einmal aus Prinzip, zum anderen, weil Lyzzy natürlich vom falschen früher spricht. Denn das andere früher liegt nach dem 1. März 2004 als der Spiegel mit einem harmlosen kleinen Artikelchen alles änderte. Und das nette, überschaubare Kuschelprojekt verwandelte sich in Stunden in eine Massenveranstaltung. (Übrigens einer der Gründe, warum ich bei Pressearbeit immer recht grundskeptisch bin..)
Wikipedia am 1.1.2004 (metaphorisch)
Wikipedia am 1.1.2005 (metaphorisch)
Nun waren die Kuschelstrukturen nur bedingt tauglich, um einem Massenansturm wirklich gerecht zu werden. Die Massenstrukturen waren dann eher hemdsärmlig und improvisiert und wucherten wild vor sich hin. Aber das werde ich dann ein anderes mal erzählen. Vorerst will ich ja auf das "früher" kommen. Meine eigene Ankunft war ja früh genug, dass ich noch ein letztes bisschen Kuschelatmosphäre mitbekam, und kurz genug vor dem Datum, um alle Probleme und Nachteile, die die Prä-Wikipedia hatte, nicht mehr mitzubekommen.
Also, irgendwann 2002/2003 hatte ich WP schon mal kurz entdeckt, für mich beschlossen, dass sie vor allem aus eigentümlichen Artikeln zur Systemtheorie besteht, eventuell ein paar Kleinedits gemacht, und war wieder gegangen. Das liegt alles im Nebel der Geschichte.
Auf meinen ersten "echten" Edit bin ich immr noch relativ stolz, ebenso wie auf meinen ersten Artikel. Die haben mir auch prompt eine Begrüßung durch Benutzer:Odin eingebracht (sehr prä-bausteinmäßig, einfach weil es noch keine Bausteine gab), was aber viel wichtiger war, er hat nur einen Tag später den Artikel ergänzt! Die Zusammenarbeit funktionierte. Und ich glaube da hatte es mich.
Wobei man schon ein paar Unterschiede zu Lyzzy sieht, die, obwohl nur wenige Monate auseinander, doch entscheidend sind. Sie hat sich durch Massen von Regeln gefressen, ich glaube, ich kannte ungefähr fünf Regeln als ich Admin wurde. Bei mir hat Zusammenarbeit gleich funktioniert. Was aber auch daran lag, dass es im Januar 2004 noch zentrale Themen gab, die wahllos auf der Straße lagen.
Und für den subjektiven Ausblick: ich habe Hoffnung, habe die letzten Monate den Eindruck, dass einiges deutlich entspannter läuft, und es wieder eher möglich ist, entspannter zu arbeiten. Kein Wunder, dass ich nach sieben Jahren auch prompt mal wieder Philosophie mit Foucault-Bezug schreibe. Ich fürchte aber auch es liegt daran, dass die Community eben wieder geschrumpft ist. Und ich weiss nicht, was ich auf die Dauer will: ein Großprojekt mit deutlich anderen Gesichtszügen als Wikipedia sie bisher hinbekommen hat, oder eine Kuschelgruppe, die halt nur mühselig all das aktuell halten kann, was an Artikeln da ist.
Mein erstes Schaf.
Mein zweites bis zweiunddreißigstes Schaf.
Nun, da muss ich widersprechen. Einmal aus Prinzip, zum anderen, weil Lyzzy natürlich vom falschen früher spricht. Denn das andere früher liegt nach dem 1. März 2004 als der Spiegel mit einem harmlosen kleinen Artikelchen alles änderte. Und das nette, überschaubare Kuschelprojekt verwandelte sich in Stunden in eine Massenveranstaltung. (Übrigens einer der Gründe, warum ich bei Pressearbeit immer recht grundskeptisch bin..)
Wikipedia am 1.1.2004 (metaphorisch)
Wikipedia am 1.1.2005 (metaphorisch)
Nun waren die Kuschelstrukturen nur bedingt tauglich, um einem Massenansturm wirklich gerecht zu werden. Die Massenstrukturen waren dann eher hemdsärmlig und improvisiert und wucherten wild vor sich hin. Aber das werde ich dann ein anderes mal erzählen. Vorerst will ich ja auf das "früher" kommen. Meine eigene Ankunft war ja früh genug, dass ich noch ein letztes bisschen Kuschelatmosphäre mitbekam, und kurz genug vor dem Datum, um alle Probleme und Nachteile, die die Prä-Wikipedia hatte, nicht mehr mitzubekommen.
Also, irgendwann 2002/2003 hatte ich WP schon mal kurz entdeckt, für mich beschlossen, dass sie vor allem aus eigentümlichen Artikeln zur Systemtheorie besteht, eventuell ein paar Kleinedits gemacht, und war wieder gegangen. Das liegt alles im Nebel der Geschichte.
Auf meinen ersten "echten" Edit bin ich immr noch relativ stolz, ebenso wie auf meinen ersten Artikel. Die haben mir auch prompt eine Begrüßung durch Benutzer:Odin eingebracht (sehr prä-bausteinmäßig, einfach weil es noch keine Bausteine gab), was aber viel wichtiger war, er hat nur einen Tag später den Artikel ergänzt! Die Zusammenarbeit funktionierte. Und ich glaube da hatte es mich.
Wobei man schon ein paar Unterschiede zu Lyzzy sieht, die, obwohl nur wenige Monate auseinander, doch entscheidend sind. Sie hat sich durch Massen von Regeln gefressen, ich glaube, ich kannte ungefähr fünf Regeln als ich Admin wurde. Bei mir hat Zusammenarbeit gleich funktioniert. Was aber auch daran lag, dass es im Januar 2004 noch zentrale Themen gab, die wahllos auf der Straße lagen.
Und für den subjektiven Ausblick: ich habe Hoffnung, habe die letzten Monate den Eindruck, dass einiges deutlich entspannter läuft, und es wieder eher möglich ist, entspannter zu arbeiten. Kein Wunder, dass ich nach sieben Jahren auch prompt mal wieder Philosophie mit Foucault-Bezug schreibe. Ich fürchte aber auch es liegt daran, dass die Community eben wieder geschrumpft ist. Und ich weiss nicht, was ich auf die Dauer will: ein Großprojekt mit deutlich anderen Gesichtszügen als Wikipedia sie bisher hinbekommen hat, oder eine Kuschelgruppe, die halt nur mühselig all das aktuell halten kann, was an Artikeln da ist.
Mein erstes Schaf.
Mein zweites bis zweiunddreißigstes Schaf.
Freitag, 6. Mai 2011
*sigh*, schnellgelöscht wegen "kein Artikel"
In den vier Jahren seitdem wäre das sicher ein brauchbarer Artikelanfang geworden, und ich bräuchte da jetzt nicht dem Urschleim hinterherrecherchieren.
Das "Gentleman's Magazine" wurde im Jahr 1731 von Edward Cave gegründet. Man vermutet, dass Cave der erste Brite war, der den Begriff Magazin für eine Publikation verwendet hat. Cave's eigentlicher Plan war ander Journale und Informationsblätter zu sammeln und herauszugeben. JEdoch dann begann man in das Gentleman's Magazine eigene Artikel miteinzubringen. Ständiger Wegbegleter Cave's war Dr. Samuel Johnson. Im Jahr 1914 hatte das Gentleman's Magazine seine letzte Auflage.
Schon vermisst: Wikipedia-Löschkandidaten in der Zeitung
Tagesanzeiger 5.5.2011: Carl Hirschmann, der Wohltäter
Tagesanzeiger 6.5.2011: Muss Wikipedia Hirschmann kennen und wenn ja, warum?
Tagesanzeiger 6.5.2011: Muss Wikipedia Hirschmann kennen und wenn ja, warum?
Mittlerweile ist die 41. Version aufgeschaltet. Einzelne Informationen wurden mehrere Male rausgelöscht und von anderen wiederhergestellt. Ein Edit War ist ausgebrochen. Der Frontverlauf in diesem Krieg um die Deutungshoheit ist jedoch nicht immer klar.
Labels:
Carl Hirschmann,
Löschkandidaten,
Wikipedia
Donnerstag, 5. Mai 2011
Worüber man alles beim Thema OBL diskutieren könnte:
* Ist Pakistan ein gescheiterter Staat, und was bedeutet das?
* In wieviele Fraktionen zerfällt der Geheimdienst ISI?
* Was ist mit den anderen Toten?
* Hat Waterboarding eine Rolle bei der Beweisaufnahme gespielt? (siehe zum Beispiel)
* Sieht das Völkerrecht Notwehr vor? Sollte es?
* Und das war jetzt mehrere tausend Tote und Fantastilliarden Dollar wert für dn Afghanisteneinsatz?
Aber was red' ich. Deutsche Politik ist halt ausschließlich für die 1,5 km2 in Berlin-Mitte zuständig, und auf das Gebiet erstreckt sich auch die Kompetenz der gesamten Kommentatoren. Besser immerhin als an der deutschen Debattenlage lässt sich die echte Bedeutung Deutschlands für die Welt nicht erkennen.
* In wieviele Fraktionen zerfällt der Geheimdienst ISI?
* Was ist mit den anderen Toten?
* Hat Waterboarding eine Rolle bei der Beweisaufnahme gespielt? (siehe zum Beispiel)
* Sieht das Völkerrecht Notwehr vor? Sollte es?
* Und das war jetzt mehrere tausend Tote und Fantastilliarden Dollar wert für dn Afghanisteneinsatz?
Aber was red' ich. Deutsche Politik ist halt ausschließlich für die 1,5 km2 in Berlin-Mitte zuständig, und auf das Gebiet erstreckt sich auch die Kompetenz der gesamten Kommentatoren. Besser immerhin als an der deutschen Debattenlage lässt sich die echte Bedeutung Deutschlands für die Welt nicht erkennen.
Dienstag, 3. Mai 2011
Hurra. Neuer Gastblogger! Willkommen Stepro!
So, fast pünktlich zum Monatsende ist es mir in einer umfangreichen Rekrutierungskampagne gelungen, einen zweiten Gastblogger anzuwerben. Stepro ist tatsächlich kein Wikipedianer. Zumindest nicht im engeren Sinne, sondern vor allem bei einem komischen Schwesterprojekt aktiv, das niemand kennt. Was sich gut damit ergänzt, dass er in einer komischen Gegend lebt, die niemand betritt. Dafür allerdings ist er ungewöhnlich nett und hat sicher viel zu erzählen.
Außerdem erzählte er in den umfangreichen Vorbesprechungen, dass er quasi schon gerade dabei ist, sein eigenes Blog zu gestalten. Ich bin also noch gespannter als sowieso schon, wie das mit dem Bloggen wohl aussehen wird.
Außerdem erzählte er in den umfangreichen Vorbesprechungen, dass er quasi schon gerade dabei ist, sein eigenes Blog zu gestalten. Ich bin also noch gespannter als sowieso schon, wie das mit dem Bloggen wohl aussehen wird.
Kurz gestubbt. Foucault-Habermas-Debatte
Wobei: je mehr ich da lese, desto unübersichtlicher wird es.
Die Foucault-Habermas-Debatte fand zwischen den Philosophen Michel Foucault und Jürgen Habermas statt. Inhaltlich drehte sie sich im Wesentlichen um die Frage, ob Habermas' Konzepte der kommunikativen Rationalität und Diskursethik oder Foucaults Ansätze von Genealogie und Machtanalyse besser die politischen Verhältnisse in der Gesellschaft darstellten. Im weiteren Sinne, auch durch die Diskussionsteilnahme anderer Teilnehmer, entwickelte sie sich zu einer Diskussion um Stellung und Rolle von Humanismus, Aufklärung und Moderne in der Welt. (mehr)
Die Foucault-Habermas-Debatte fand zwischen den Philosophen Michel Foucault und Jürgen Habermas statt. Inhaltlich drehte sie sich im Wesentlichen um die Frage, ob Habermas' Konzepte der kommunikativen Rationalität und Diskursethik oder Foucaults Ansätze von Genealogie und Machtanalyse besser die politischen Verhältnisse in der Gesellschaft darstellten. Im weiteren Sinne, auch durch die Diskussionsteilnahme anderer Teilnehmer, entwickelte sie sich zu einer Diskussion um Stellung und Rolle von Humanismus, Aufklärung und Moderne in der Welt. (mehr)
Montag, 2. Mai 2011
Kurz gestubbt: Intellectual Property and the Construction of Authorship
Intellectual Property and the Construction of Authorship ist der Titel einer Tagung der Society for Critical Exchange an der Case Western University, und ebenso Titel des darauf von Martha Woodmansee und Peter Jaszi herausgegebenen folgenden Tagungsbandes. [mehr]
Sonntag, 1. Mai 2011
Schnipsel vom JMStVCamp
Gestern fand im Unperfekthaus in Essen das JMStVCamp mit mehr als 120 Teilnehmern statt. Hier ein paar Gedankenschnipsel:
- "etwas" piratenlastig (gefühlte 50% der Teilnehmer, vielleicht aber auch deutlich weniger)
- Grüne und SPD etwa gleichstark vertreten, Linke nicht wahrgenommen, obwohl Sponsor
- super Location (einzige Nörgelei: Den Raum in der 4. Etage fand ich zu weit weg)
- super Orga
- gute Darstellungen des status quo
- selten aber doch Diskussionen über die Standpunkte von Menschen, die gerade in einer anderen Session sind
- noch wenig Ansätze, was eine nächste Novellierung besser machen könnte
- dafür ein deutlicher Ruf nach frühzeitiger Beteiligung
- und noch eine Mailingliste
- eins der meist verwendeten Worte: Medienkompetenz
Das Thema hat offensichtlich noch viel Raum für Austausch und Diskussion, gerade in den Randbereichen gesellschaftlicher Konsequenzen. Der Ansatz, das unter Einbeziehung möglichst vieler Menschen und Parteien auch unterschiedlicher Interessenlage zu tun, scheint grundsätzlich (und wenig überraschend) gut zu sein. Die Mischung könnte noch verbessert werden. Vielleicht gelingt das beim nächsten Mal, der Wunsch nach einer Folgeveranstaltung wurde bereits geäußert.
Abonnieren
Posts (Atom)