Soweit ich sehe, gibt es derzeit zwei Problemfelder an denen verschiedene Leute etwas ändern wollen: (1) mehr Newbies anlocken, (2) mehr Oldbies behalten. Wobei (2) vermutlich wichtiger aber auch ungleich schwieriger ist. Für die Newbies gibt es schon eine ganze Menge Programme und Ansätze und so wie ich die Foundation verstande habe, steht auch ein WYSIWYG-Editor sehr weit oben auf der Prioritätenliste. Das gefällt.
Beim zweiten Teil allerdings kann man wohl nur Änderungen herbeiführen, wenn man tief in die Communitystruktur eingreift. Davor schrecken Foundation und WMDE (zurecht) zurück, schafft das doch leicht mehr böses Blut als es hilft. Andererseits scheint die Community da angelangt zu sein, wo auch das deutsche Universitätswesen steht: des Problems bewusst, aber so tief in diversesten Schützengräben verbarrikadiert, dass es komplett unmöglich ist, etwas zu ändern.
Ein paar Grundideen was zu ändern wäre, gibt es seit 2005 mindestens: wir müssen freundlicher sein, geduldiger, der bürokratische Wahnsinn muss abgebaut werden etc. Klappt seit 2005 leider nicht. Immerhin: je weniger Leute da sind, desto weniger Stress und Überforderung, desto mehr Chancen mal mit etwas mehr Geduld auf andere zuzugehen.
Aber ein Artikel von Bastian Greshake (Professoren in sozialen Netzwerken), brachte mich auf eine ganz andere Idee. Der berichtet über eine Studie zu facebook (ich habe die methodisch nicht angekuckt und halte sie mal naiv für valide) und die Profile von Professoren auf facebook. Fazit:
Die Versuchspersonen, die das persönliche Profil zu sehen bekamen, bewerteten die Glaubwürdigkeit der Professorin höher, als jene Personen, die eines der beiden anderen Profile zu Gesicht bekamen. Erstaunlicherweise gab es keinen signifikanten Unterschied für das Profil, welches sowohl mit wissenschaftlichen als auch persönlichen Informationen gefüllt war.
Kompetenz durch Einkaufszettel? Geht mir zwar persönlich gegen den Strich, scheint aber in der Welt so zu funktionieren. Womit wir dann wieder beim Wikipedia/Welt-Konflikt sind. Wenn Wikipedia irgendetwas nicht möchte, dann "persönliche Profile". Für "persönliche Infos" gibt es keinerlei Hilfestellungen. In den Artikel wird militant darauf geachtet, keine Persönlichkeit einzubringen, auf Profilseiten wird schnell der Vorwurf der Selbstdarstellung laut, wenn man zuviel persönliches macht und wer gar einen größeren Anteil seiner Edits dem Persönlichen widmet wird mehr oder weniger freiwillig vor die Tür befördert werden. Alles mit der Begründung der Enzyklopädität.
Nun aber frage ich mich: ist das vielleicht tatsächlich nicht nur sozial schädlich, sondern auch der Enzyklopädität? Mindert es die Glaubwürdigkeit "da draußen", wodurch Leute wegbleiben, die wichtiges beitragen könnten? Würde es die Glaubwürdigkeit erhöhen, auf den Profilseiten keine Artikellisten zu pflegen sondern "Ich beim Baden", "Ich beim Einkaufen", "Ich in meinem Keller beim Schokoladeessen?
Ich beim Pfostenschubbern.
Und da ist der Kulturschock: ey, ich bin Nerd, ich will auf meiner Nutzerseite nur komische kryptische Angaben, die nur eingeweihten verständlich sind. Ich hasse es, mich irgendwó mit Passfoto, Lebenslauf und "ich bin der Dirk" vorzustellen. Goodbye Nerdistan?
* Frage an die Runde: gibt es eine Technik einzelne Artikel aus dem Wikipedia-Kurier sinnvoll zu verlinken?
Ich sollte Tabs nicht nur öffnen, sondern sie auch ab und zu ansehen. Passend zum Thema, hier eine Tabzeile weiter unten: GerardM On #Wikipedia we have no friends
AntwortenLöschenZur Frage bzgl. des Kuriers. Ich kenne da nur die Methode über Wikipedia:Kurier/Edit (über Link "Kurier bearbeiten rechts oben kommt man da hin". Dann den Kurier-Artikel über das Inhaltsverzeichnis verlinken. Bei Archiv-Artikeln des Kurier kann man ähnlich vorgehen. Man bastelt per Hand an die www-Adresse die Kapitelüberschrift passend dran. Also mit Raute (#) und Unterstriche statt Leerzeichen.
AntwortenLöschenGruß, Robert
Wenn die Leute in einem Haus so laut streiten, dass jeder, der in die Nähe kommt, es sofort hört und die Leute schon tuscheln und Angst bekommen - dann hilft eine neue hübsche Fassade auch nichts mehr.
AntwortenLöschenSprich: WYSIWYG wird langfristig niemanden motivieren, bei WP mitzumachen. Was sich ändern muss, auch um der Neulinge willen, ist, wie du sagst, die innere Struktur.
Mich persönlich frustriert vor allem der unglaubliche Wust an Regelwerk mit all seinen Querverweisen und Abkürzungen. Schlimm auch der Ablauf der verschiedenen Verfahren. Besonders, dass diese vollmanuell und schriftlich ablaufen - mich wundert, dass sich das überhaupt jemand antut.
Will Wikipedia eine Community aus Juristen und Beamten oder aus Autoren?
Vielleicht muss man auch einfach mal das ganze Projekt neu booten. Tabula rasa.
Danke Robert! Muss ich testen.
AntwortenLöschenNK,
ich denke bei Wikipedia ja tatsächlich an ein Wohnheim lediger Männer, dass ein bißchen verlottert ist, ein bißchen streng riecht und wo man echt Ärger kriegt, wenn man an der Ecke stehenbleibt an der Karl-Erwin schon seit 4 Jahren jeden Donnerstag steht..
Natürlich ist da eigentlich eher Karl-Erwin das Problem. Andererseits hilft neu streichen und Fenster putzen (WYSIWIG) auch schon ein Stück, bzw. ist dringend notwendig damit es überhaupt Hoffnung gibt.