Drei Neuigkeiten zu den Wikimedia-Bildern. Penisse, Rechthilfe und Livestream.
1. Penisse
Vorerst gibt es keine Relevanzlöschungen auf Wikimedia Commons, auch nicht bei Sex. Auf einer Diskussionsseite einer Metaseite (Wikipedia halt..) hat sich eine mehr oder weniger improvisierte Abstimmung mit 239:230 Stimmen entschieden, die vorgeschlagene Richtlinie "Sexual content" nicht anzunehmen. Nicht mal vorläufig.
Die Richtlinie hätte neben Offensichtlichem (wie dem Verbot der Kinderpronographie und dem Einholen von Persönlichkeitsrechten, beides Punkte, die schon anderswo geregelt sind) auch solch illustren Punkte wie "nur enzyklopädische Dateinamen" und sonstige Absonderlichkeiten gehabt, um nur ja niemand zu irritieren. Ich zitiere mal: For example, File:Félicien Rops - Sainte-Thérèse.png, an anti-Catholic erotic artwork of Saint Teresa of Ávila, is in Category:Caricatures of Saint Teresa of Ávila instead of the main category Category:Saint Teresa of Ávila. Einer der Hauptkritikpunkte an der Richtlinie war, dass es durch sie möglich wäre, Bilder ohne Gegenkontrolle zu löschen, "weil sie nicht dem Commons-Ziel entsprechen". Das wäre der Gummiparagraph par excellence.
Könnte Wollfetischisten erotisieren.
Natürlich hätte sich Commons mit der Richtlinie sofort alle Probleme eingefangen, die auch die Wikipedia-Löschdiskussionen schon überschatten: im Zweifel gewinnt derjenige, der am schnellsten auf dem Löschknopf ist, und nicht derjenige, der nachdenkt. Wenn die Diskussion schon Standpunkte bringt, dass Tiere beim Sex überhaupt nicht lehrreich sein können, schwamt mir Übles. (Wer will und es braucht darf an dieser Stelle einen antiamerikanischen Rant, Schwerpunkt Prüderie, einsetzen) Und selbst wenn alle Löschungen übergerechtfertigt sind, erfordert das allgemeine Mysterium des Unbekannten und Verschwiegene schon übermenschliches Vertrauen herauf, das auch blind und ohne Kontrollmöglichkeit zu glauben.
Andererseits haben die Contra-Stimmer die Abstimmung nur knapp gewonnen. Die Gegner selbst sind ein arg lockerer Verbund aus Leuten denen der Vorschlag zu restriktiv, Leuten, denen er zu liberal ist, und Leuten, denen er zu schlecht formuliert ist. Da die Foundation wohl auch an sich auf eine restriktivere Auslegung drängt, war das noch nicht das letzte Wort. Noch immerhin können wir andächtig staunen, wieviel Männer auf dieser Welt ihren Penis mit Handykameras fotografiert haben.
2. Rechtshilfe
Der deutsche Verein hat sich in der Zwischenzeit entschieden, in bestimmten Fällen Fotografen (und Autoren) finanzielle Unterstützung zu gewähren, wenn diese gegen unrechtmäßige Nachnutzung vorgehen. Aus zuverlässiger Quelle wurde mir versichert, dass damit keine der Speziallizenzbastler gemeint sind, die jetzt schon gerne mal abmahnen, sondern eher Fälle, die tatsächlich prinzipiell für alle Wikipedianer gelten. Das ist super und doch genau das was ein Förderverein machen soll: Initiativen, die schon da sind, fördern.
Als Beispiel fielen mir da die seltsamen Raubdrucke auf Amazon ein, oder natürlich die Bild, die letztens einen autoren- und fotografenfreien Wikipedia-Beileger hatte. Jetzt braucht der Verein nur jemand, der wirklich klagen will. Ich hoffe ja, es sind nicht nur Fotografen dabei, sondern auch Autoren - allein um zu wissen, was ein deutsches Gericht zur komplett unauffindbaren Methode zu sagen hat, mit der Wikipedia selbst Autoren kennzeichnet,
3. Neue-Bilder-Stream
Dank Olaf Simons habe ich übrigens den (mehr oder weniger) Real-Life-Stream neuer Commons-Dateien entdeckt. Damit kann man sicher auch gut arbeiten, und beispielsweise Urheberrechtsverletzungen entdecken. Ich allerdings freue mich mehr am netten Hintergrund und dem schönen Tab, den ich dann ab und an anclicken kann. Weiß zufällig jemand, ob man den in eine Website einbinden oder als Bildschirmschoner nutzbar machen kann? Und nun zum Abschluß noch ein paar Fundstücke aus dem Stream:
7 Kommentare:
Naja, das Problem Autorenauffindbarkeit ließe sich mit einem Edit lösen.
"Versionsgeschichte" einfach in "Autoren" umändern.
Wer macht's?
Aber das klappt doch auch eher theoretisch als praktisch. Finde mal in einem etwas älteren Artikel die eine Person, die wirklich Inhalt beigetragen hat, Wie Wikimedia grad nebenan schreibt:
Zunächst die Nennung der Lizenz – kein Problem, sie wurde am Ende eines jeden Artikels vorgelesen. Die Nennung der Autoren – kleines Problem, gelöst durch den Hinweis auf die Versionsgeschichte.
Das hilft dem Autor nicht und offensichtlich kann man eben nicht trennen, wer dreimal ein Komma geändert hat und wer einmal die ganze Substanz beigetragen hat.
Für einen Gerichtsfall sollte sich da Appers WikiHistory prima eigenen - taucht halt nur im Alltagsbetrieb nicht. Eine der Baustellen, die angegangen werden müssen (und auch auf meinem 10-Jahresplan stehen) - nur rumranten an der Baustelle bringt das Thema aber auch nicht weiter.
Btw: Darf ich davon ausgehen, dass du Lizenzen und Urheber der eingebundenen Bilder noch nennst - macht dich in dieser Form etwas unglaubwürdig ...
Wie ich grad schon auf Twitter schrieb, die sind mit dem vorgegebenen Commons-Tool (use on web) eingebunden. Per Mouseover gibt es da wunderbare Beschreibungen, Lizenezn und Fotografennennungen.
Bin auch der Meinung, dass die absolut unleserlichen Quellenangaben von CC-lizensierten Fotos in das Mouseover gehören. Gute Lösung
Wobei ich tatsächlich erst jetzt festgestellt habe, dass ein Click auf das Foto mich direkt zur Bildbeschreibungsseite auf Commons führt. Das finde ich tatsächlich sehr schick.
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