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Dienstag, 23. November 2010

Wissenswert-Projekte (IV): Twick.it

Zur Einführung: Wikimedia Deutschland verteilt Geld. Im Rahmen des Wissenswert-Initiative können Projekte zwischen 500 und 5000 Euro Förderung gewinnen, die mit den Zielen von Wikimedia Deutschland übereinstimmen. Nach dem allgemeinen und formalen Aussieben durch Wikimedia sind nun 40 Projekte übrig. Die laufen bis Ende November schau, danach entscheidet dann eine Jury und als Zusatzstimme das Publikum über die Preisvergabe. Nach dem Rundumschlag letzte Woche, kommen hier jetzt ein paar mehr Worte zu einer handvoll einzelner Projekte:

Die Twick.its haben gleich drei Vorschläge in der Endauswahl. Die Website an sich, ein Portal um Leser und Autoren und deren Wünsche aneinanderzubringen, sowie Plug-ins, um sich Twick.it-Erklärungen automatisch in Texten anzeigen zu lassen.

Das Projekt an sich ist ja eine der Ideen, die komplett offensichtlich erscheint, sobald sie mal jemand anderes hatte. Klar, bei vielem was ich nachschlage will ichnicht mehr als eine erweiterte Definition. Genau diese kriege ich in die 140 Zeichen im Notfall noch rein. Ein Wunder eigentlich, dass es das Projekt nicht schon seit 2005 gibt. Auch wenn ich glaube die Umsetzung könnte besser sein - ohne echte Diskussionsmöglichkeit werdet ihr keine habituelle Community aufbauen können, macht Twick.it schon mal einen guten Ansatz.

Bei der Autoren-Leser-Artikelvermittlung ähnlich skeptisch bin, wie vorhin bei Intopedia. Das Plug-in ist auch so offensichtlich etwas worauf ich schon immer wartete, da kann ich gar nicht anders als gutfinden. Aber um sie mal in ihren eigenen Worten zu bringen.

Twick.it wurde im März 2010 offiziell vorgestellt und hat seitdem knapp 12.000 Erklärungen sammeln können. Das Projekt wird in unserer Freizeit und komplett aus eigener Tasche finanziert. Um weiteres Wachstum sicherzustellen, sind weitere Investitionen in die Server-Infrastruktur nötig.

Zum Plug-in:

Die Kurzerklärungen von Twick.it, die unter CC-Lizenz stehen, werden genau dorthin gebracht, wo sie benötigt werden: Überall hin. Es ist nicht mehr nötig, eine Webseite oder ein Office-Dokument zu verlassen, um Begriffserklärungen nachzuschlagen. Das freie Wissen der Vielen, das bei Twick.it gesammelt wird, wird über die Grenzen der Webseite hinaus verbreitet.


Zum Portal:

Wir denken, es wird einige Leute geben, die nicht wissen, zu welchem Thema sie bei Twick.it Erklärungen schreiben sollen. Auf der anderen Seite gibt es viele Leute, die erfolglos bei Twick.it suchen. Beide Gruppen sollte man zusammenbringen. Auf einem externen Portal kann man ein Thema hinterlegen, zu dem man etwas erfahren möchte. Andere Leute sehen den Vorschlag und können auf den Zug aufspringen. Ganz nach dem Motto "Oh ja, das würde mich auch interessieren". So sieht man, welches Thema am meisten nachgefragt wird. Nun schlägt die Stunde der Spezialisten. Sie können sich genau auf die Themen stürzen, wo am meisten Nachfrage herrscht.

(1) Warum gleich drei Projektvorschläge? Würde nicht Einer für das Projekt allgemein reichen? Ließe sich zum Beispiel das angesprochene Portal nicht einfach intern machen, und fiele damit unter den allgemeinen Twick.it-Antrag? Oder hofft Ihr darauf, dass schon irgendwas durchkommen wird?



Tatsächlich haben wir noch einige andere Idee. Die drei angesprochenen sind ja nur die Projekte, die a) von uns als erfolgversprechend eingestuft wurden und b) den ersten Wikimedia-Filter überstanden haben. Da es sich bei den Ideen doch um unterschiedliche Projekte handelt, haben wir sie auch getrennt eingereicht. Der Vorteil ist, dass nun getrennt über deren Nutzen diskutiert und abgestimmt werden kann. Vielleicht findet ja jemand nur eine Idee gut und hält die beiden anderen für totalen Humbug. Jetzt kann die Jury und die Community jede Idee getrennt beurteilen und muss kein Twick.it-Pauschal-Urteil fällen. Vielleicht wird eine der Ideen ja gefördert. Wenn es alle drei werden, haben wir natürlich auch nichts dagegen.

(2) Zum Portal-Vorschlag: Böte sich nicht zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit den Leuten von Intopedia an? Auch um das ganze auf eine breitere Basis zu stellen? Eine möglichst effiziente Vermittlung von Autoren und Lesern wünschen sich doch diverse freiwillige Projekte?

Um ehrlich zu sein, kannten wir Intopedia noch gar nicht. Vielmehr stehen wir vor der Situation, dass es viele potentielle Twick.it-Erklärer gibt, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. So hört man oftmals ein "ach, was soll ich denn schon erklären". Manchmal sogar ein "ich hab doch schon alles erklärt". Wiederum andere wollen nicht irgendeinen Twick schreiben, der hinterher von keinem gelesen wird. Dieser Gruppe stehen all diejenigen gegenüber, die vergeblich nach einem Thema suchen. Da war es nur konsequent, eine Idee zu entwickeln, die beide Seiten zusammenbringt. Durch diese Verbindung kann großes entstehen.

Sollte sich darüber hianus zwischen Twick.it und Intopedia Schnittstellen ergeben, von denen beide Projekte profitieren können, sind wir die letzten, die da nicht an einem Strang ziehen würden.

(3) Zum Twick-it-Plug-in-Vorschlag. Sind 5000 Euro an Kosten nicht leicht überdimensioniert?

Ja. Nicht jeder eingereichte Vorschlag benötigt ein Budget von 5000 Euro. So ist der Tool-Tipp (bestehend übrigens aus zwei Plugins: Eins für Firefox und eins für Office-Dokumente) niedriger angesetzt. Auch wenn es sich letztlich um geschenktes Geld handeln würde, haben wir im Vorfeld schon mit spitzen Bleistift kalkuliert. Nach unserem Verständnis stellt diese Summe die Höchstgrenze der Förderung dar. Oder haben wir da was falsch verstanden? In diesem Fall würde ich hiermit gerne rückwirkend die volle Summe beantragen ;-)

(4) Als ich den Antrag gelesen habe: Ihr macht Twick.it echt ohne Programmierer an Bord? Und das klappt?

Das ist ein Missverständnis. Bei Twick.it schlagen sich seit mehreren Monaten zwei Leute ihre Nächte um die Ohren: Sean kümmert sich um den Bereich PR, schreibt fleißig Blog-Artikel und rührt die Werbetrommel für die Erklärmaschine. Ich bin Programmierer und zuständig für die Technik. Wir decken also schon ein breites Spektrum ab. Etwas schwach sind wir im Bereich Design aufgestellt. Hier sind wir immer wieder auf freiwillige (und unentgeltliche) Hilfestellungen angewiesen.

Verständlicherweise ist nicht jeder bereit, uns seine Arbeitsleistung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das bremst die Weiterentwicklung leider manchmal aus. Durch eine Förderung wären wir in der Lage, einige unsere Ideen umzusetzen. Kohle benötigen wir zum einen für die technische Infrastruktur (z.B. Webhosting), aber auch zum Füllen der angesprochene Webdesigner-Lücke.


Wie du richtig gemerkt hast, wurde auch ein Budget für Programmierung beantragt. Diesen Geld wandert aber nicht in meine Tasche. Stattdessen benötige ich Hilfe von Fachleuten. Selbst wenn ich mich in jedes Gebiet einarbeiten könnte, wäre das mitunter viel zu aufwendig und nicht immer wirtschaftlich. Wenn wir schon etwas umsetzen, dann haben wir auch einen professionellen Anspruch. Aus diesem Grund müssen wir gerade für das Plugin, mit dem Erklärungen aus Office-Dokumenten heraus gesucht werden sollen, einen Fachmann ins Boot holen. Und eben der arbeitet nicht kostenlos.


(5) Und zum Antrag selbst: braucht ihr das Geld unbedingt, oder wäre es nur eine Hilfe bei einem ansonsten auch laufenden Projekt?

Was für eine Steilvorlage, um in der Vorweihnachtszeit noch mal so richtig auf die Tränendrüse zu drücken. Twick.it finanzieren Sean und ich aus eigener Tasche und zahlen seit Beginn ordentlich drauf. Auch nach mehreren Monaten (im November 2009 startetet die Beta-Phase; offizieller Startschuss war die CeBIT 2010) halten wir die Erklärmaschine nämlich noch immer für eine tolle Idee. Auch ohne Förderung würde Twick.it noch ein wenig weiterlaufen können. Noch sieht es nicht danach aus, dass uns unsere Frauen den Geldhahn zudrehen ;-)

Nichtsdestotrotz müssen wir uns Monat für Monat erneut fragen, ob die Arbeit und auch das Geld, das wir in unsere Vision einer freien Erklärmaschine stecken, den Nutzen noch rechtfertigen. Eine Finanzspritze würde diese Entscheidung bestimmt positiv beeinflussen.

Was ohne Förderung sicherlich auf der Strecke bleiben würde, sind die Weiterentwicklungen, die wir im Rahmen des Wettbewerbs eingereicht haben. Wie gesagt, benötigen wir dort die Hilfe von Fachkräften, die wir nicht für lau bekommen.

Zum guten Schluss möchte ich noch mal betonen, dass wir uns mit dem Geld nicht bereichern. Das zeigt auch ein Blick zurück. Im August wurde die Augmented Reality Anwendung von Twick.it beim Wikitude World Cup als beste Anwendung im Bereich "Social" ausgezeichnet (http://twickit.de/blog/de/twickit-gewinnt-wikitude-wordcup-2010/). Da die Plattform von der Community lebt, haben wir den gewonnen Preis unter den Twick.it-Usern verlost. Nach unserem Verständnis haben die Nutzer einen großen Anteil an dem Erfolg des Projekts. Auch das Preisgeld von 500 Euro, das wir erst kürzlich beim deutschen Social Media Award des Twittwoch e.V. abgeräumt haben (http://twickit.de/blog/de/zweiter-platz-beim-social-media-preis-2010/), stellen wir den Nutzern zur Verfügung. Eine Förderung durch Wikimedia wäre dann die erste Einnahme, die auch mal in die Entwicklung der Plattform fließen würde. Seans und meine Taschen würden nach wie vor leer bleiben.



Siehe auch: 40 Projekte wollen Geld von Wikimedia: Wissenswert-Rundumschlag

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