Wikimedia Deutschland verteilt Geld. Im Rahmen des Wissenswert-Initiative können Projekte zwischen 500 und 5000 Euro Förderung gewinnen, die mit den Zielen von Wikimedia Deutschland übereinstimmen. Nach dem allgemeinen und formalen Aussieben durch Wikimedia sind nun 40 Projekte übrig. Die laufen bis Ende November schau, danach entscheidet dann eine Jury und als Zusatzstimme das Publikum über die Preisvergabe. Nach dem Rundumschlag letzte Woche, kommen hier jetzt ein paar mehr Worte zu einer handvoll einzelner Projekte:
Das Dritte Projekt - Intopedia - eine Suchmaschine für verbesserungswürdige Artikel in der Wikipedia - ist das einzige Projekt meiner kleinen Auswahl, dass sich direkt auf Wikipedia bezieht. Und ehrlich gesagt dasjenige mit dem ich persönlich am meisten Probleme habe, weil ich nun wiederum gar keine Probleme habe, schlechte Wikipediaartikel in kürzester Zeit zu finden.
Ich hab jetzt auch extra auf Intopedias Anregung hin den Kurzversuch gemacht, mal "Thema Hannover" genommen, und im Hauptartikel einfach die ersten Links angeclickt, bei denen ich mir eine Verbesserung zutrauen. Ergebnis: Hauptartikel Hannover: Einleitung grauenhaft, Teile des Artikels ebenso; Hannover-Messe: eine kleine Katastrophe, Langenhagen: eine einzige Liste, Region Hannover und Hannover Moorgeest: fast komplett belegfrei. Einzig der Fluss Leine und der Mittellandkanal sind noch verbesserungsfähig, haben aber keine direkt ins Auge springende Katastrophe aufzuweisen. Problem schlechte Artikel finden? Wo?
Nun habe ich mich aber überzeugen lassen, dass andere Leute anders arbeiten und die vorhandenen Wartungskategorien durchaus nutzen. Als niederschwelliges Einstiegseditieren haben sie auch ihre gewissen Meriten, und die derzeitige Suche nach solchen Artikeln ist zugegebenermaßen echt verbesserungswürdig. Die Testseite von de.intopedia.org macht einen angenehmen Eindruck und wahrscheinlich hilft sie tatsächlich der Koordination. Nach soviel einleitendem Trara, lasse ich Ben Romberg aber einfach mal selbst zu Wort kommen:
Intopedia führt mehrere Indikatoren für verbesserungswürdige Inhalte - d.h. Artikel die Qualitätsmängel aufweisen oder komplett fehlen - in einer Suchmaschine zusammen. Folglich erlaubt Intopedia die Suche nach Inhalten die fehlen oder unvollständig sind. Wikipedia-Autoren können somit gezielt nach Inhalten suchen, zu denen sie Beiträge leisten können. Im Vergleich mit klassischen Enzyklopädien gewinnt die Wikipedia durch Intopedia außerdem die Facette einer aktuellen und umfangreichen Darstellung ihrer Qualität und Vollständigkeit.
(1) Meinst Du wirklich, dass man schlechte Wikipedia-Artikel suchen muss? Finden die sich nicht einfach von selber, wenn man Wikipedia aufruft? Oder anders gefragt: auch wenn man vielleicht nicht immer merkt, dass ein Artikel Fehler hat - wenn man es nicht mal von alleine bemerkt, sollte man vielleicht auch nicht versuchen, die Sache zu verschlimmbessern?
Wie wir in unserer Umfrage [1, S. 71] herausgefunden haben, verwenden erfahrene Autoren vermehrt Community-Werkzeuge wie CatScan oder die Wartungskategorien, um verbesserungswürdige Artikel zu finden. Ich denke auf jeden Fall, dass Intopedia einen echten Mehrwert bringt, wenn man sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren und sein Wissen gezielt in die Wikipedia einbringen möchte.
Das Ziel ist ja gerade auch, nicht einfach einen beliebigen Artikel zu verbessern, sondern konkret Artikel, bei denen es noch offensichtliche Mängel gibt, da eine immer größer werdende Anzahl der WP-Artikel eine relativ gute Qualität hat.
(2) Da es ja schon eine Testversion gibt, vielleicht kannst Du mich einfach überzeugen, indem Du zwei, drei Sätze von den bisherigen Erfahrungen erzählst.
In der erwähnten Umfrage haben die meisten Nutzer versucht, verbesserungswürdige Artikel über die normale Suchfunktion der Wikipedia zu finden. Dies liefert zwar im Einzelfall brauchbare Ergebnisse, ist aber sehr umständlich und unübersichtlich. Einfach mal den Selbstversuch machen - z.B. herausfinden, welche Wikipedia-Artikel zum Thema "Karlsruhe" verbessert werden könnten.
Zudem haben wir durch die Umfrage mit knapp 200 Teilnehmern viel Feedback erhalten, das wir nun in den weiteren Entwicklungsprozess einfließen lassen. Momentan stehen nur die grundlegendsten Features zur Verfügung, jedoch sollen in Zukunft z.B. fehlende Infobox-Einträge vorgeschlagen werden oder Artikel, die in anderen Sprachen einen wesentlich größeren Umfang haben [1, S. 75]. Mir ist kein anderes Tool bekannt, das die Wikipedia-Artikel derart filtern könnte.
(3) Kannst Du dir vorstellen eine Art Priorisierung wichtiger und unwichtiger/zentraler und weniger zentraler Artikel einzuführen?
Dies wird bereits vorgenommen, z.B. werden die Artikel anhand der Anzahl ihrer Inlinks priorisiert. Diese sind bei fehlenden Artikeln auch bei den Suchergebnissen sichtbar, um es dem Benutzer zu erleichtern, den Artikel richtig einzuordnen, da er ja noch keinen Inhalt besitzt. Zudem wollen wir in Zukunft die konkreten Zugriffszahlen auf die Artikel von [2] mit in die Bewertung einfließen lassen.
(4) Inhaltlich scheint mir Dein Vorschlag relativ große Ähnlichkeit zum anvisierten Twick.it-Portal zu haben. Kannst Du Dir vorstellen mit denen zusammenzuarbeiten, auch vielleicht um Preisgeld zu teilen oder so?
Der Ansatz des "Wissenslücken-Füllers" ist ja ein grundlegend anderer, da dort konkrete Nutzer nach Artikeln "fragen" sollen, die dann von Experten mit neuen Einträgen beantwortet werden. Diesen Ansatz könnte man selbstverständlich auch in Intopedia integrieren, wobei dazu erstmal eine ausreichende Besucherzahl nötig wäre. Die Twick.it-Idee ist ja auch speziell auf Twick.it gemünzt, während wir uns mit unseren Features sehr auf Wikis und deren Eigenschaften (verlinkende, mehrsprachige Artikel, Kategorisierung, etc.) eingeschossen haben. Ich glaube da müsste man komplett neu starten um das irgendwie zu vermischen, was nicht im Sinne des Wettbewerbs ist (jedenfalls werden laut Bedingungen nachträgliche Änderungen an den Ideen nicht akzeptiert).
(5) Und zum Antrag selbst die Abschlussfrage an alle: braucht ihr das Geld unbedingt? Oder wäre es nur eine Hilfe bei einem ansonsten auch laufenden Projekt?
Bisher wurde das Projekt im Rahmen meiner Bachelorarbeit und einer Hiwi-Tätigkeit finanziert, wobei die Bewerbung bei Wissenswert sowieso keinerlei Personalkosten vorsieht, da diese laut Teilnahmebedingungen sowieso nur in geringem Umfang vorgesehen werden sollten. Daher wird das Intopedia Toolkit, auf dem Intopedia aufbaut, auch als Open Source veröffentlicht, um evtl. weitere Entwickler zu motivieren.
Vielmehr erhoffen wir uns von dem Wettbewerb eine langfristige Bereitstellung eines Servers, damit weitere, aufwendigere Features entwickelt werden können und andere Sprachversionen von Intopedia profitieren können. Zudem ist uns die Publicity wichtig, die der Wettbewerb mit sich bringt, um Intopedia innerhalb und außerhalb der
Wikipedia, speziell auch bei unerfahrenen WP-Autoren, bekannt zu machen und dadurch das Projekt am Leben zu erhalten.
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1: http://intopedia.org/ausarbeitung.pdf
2: http://dammit.lt/wikistats/
Siehe auch: 40 Projekte wollen Geld von Wikimedia: Wissenswert-Rundumschlag
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