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Montag, 22. November 2010

Wissenswert-Projekte (II) Internationales Suchportal für Open-Access-Publikationen im Fach Sportwissenschaften

Wikimedia Deutschland verteilt Geld. Im Rahmen des Wissenswert-Initiative können Projekte zwischen 500 und 5000 Euro Förderung gewinnen, die mit den Zielen von Wikimedia Deutschland übereinstimmen. Nach dem allgemeinen und formalen Aussieben durch Wikimedia sind nun 40 Projekte übrig. Die laufen bis Ende November schau, danach entscheidet dann eine Jury und als Zusatzstimme das Publikum über die Preisvergabe. Nach dem Rundumschlag letzte Woche, kommen hier jetzt ein paar mehr Worte zu einer handvoll einzelner Projekte:

Beim zweiten Projekt - Aufbau eines internationalen wissenschaftlichen Suchportals ausschließlich für Open-Access-Publikationen im Fach Sportwissenschaften - fand ich (oder auch Klaus Graf) die Grundidee durchaus spannend. Open Access - Suchen - Datenbank sind Wörter, die ich an sich ja gerne in einem Satz lese. Allerdings war ich mir unsicher, ob das wirklich so umsetzbar ist wie vorgeschlagen, oder nicht einfach eine weitere Doppelstruktur schafft. Ich muss zugeben, nachdem ich den Antrag jetzt noch zweimal gründlicher gelesen habe, und Antragsteller Paul Vierkant meine Fragen beantwortet hat, bin ich wesentlich sicherer, dass das ein lohnenswertes Projekt ist.

Open Access ist vielen Akademikern kein Begriff, obwohl der Mehrwert für sie enorm ist. Das Problem bei Literaturrecherchen ist oft, dass gefundene Dokumente weder online noch frei (z.B. ohne Kosten) verfügbar sind. OA bedeutet freier Zugriff auf wissenschaftliche Information. OA-Volltextdokumente, die weltweit bspw. auf Dokumentenservern bereitgestellt werden, sollen mit einer Open-Source-Software in einem fachlichen Suchportal zentral gesammelt und jedem Interessierten auf der Welt zugänglich gemacht werden. Exemplarisch wird dies im Fach Sportwissenschaften durchgeführt.

(1) Was mich bei dem Antrag ja am meisten wunderte war, dass er mit keinem Wort auf andere Open-Access-Initiativen eingeht.

Dass ich nicht auf andere OA-Initiativen eingegangen bin, ist der Formularvorgabe des Antrags geschuldet in dem nur 600 Wörter angebracht werden durften. In diesen paar Zeilen war es wichtiger das Projekt kohärent und nicht die OA-Bewegung darzustellen. Eine knifflige Aufgabe, ich hoffe aber später nochmal die Chance zu haben mehr auf OA einzugehen.

Soll sich das Projekt mit anderen Datenbanken vernetzen oder zusammenbauen?

Das Portal läuft mit einer Software, die Harvester genannt wird. Dieser Harvester erntet die OA-Inhalte, die auf allen Servern der Welt herumliegen und per OAI-PMH eben zum Ernten angeboten werden. Um genau zu sein werden dann auf unserem Server nicht die Dokumente liegen, sondern nur deren Metadaten, in denen der Link zum Volltext auf den anderen Servern ist. Das thematische Filtern ist hierbei der Fokus, denn es gibt zwar schon OA-Suchmaschinen, die jedoch nicht wirklich thematisch suchen. Der speziell diesen bestehenden Portalen und generell der OA-Community fehlt aus verschiedenen Gründen die Verbindung zur Zielgruppe. Im Gegensatz dazu wollen wir mit unserem sportwissenschaftlichen OA-Portal versuchen OA-Sport-Texte an die Wissenschaftler/innen und Studierenden zu bringen.

(2) Da wundert mich auch die Bescheidenheit Deinerseits. Der Website habe ich entnommen, dass Du bereits diverse Aktivitäten mit Open Access hinter Dir hast. Magst Du eins, zwei Sätze schreiben was genau Du dort unternommen hast?

Ich habe den sozialwissenschaftlichen Dokumentenserver SSOAR (Social Science Open Access Repository) mit aufgebaut und arbeite zur Zeit an der Bibliothek der Uni Konstanz im DFG-Projekt Open Access Fachrepositorien, dass die Inhalte von institutionellen Repositories besser in den fachlichen Repositories sichtbar machen soll. Im Rahmen des Projekts bin ich ebenfalls am "Umbau" des institutionellen Repositoriums der Universität Konstanz, KOPS, beteiligt. Somit habe und sammle ich Erfahrungen im Aufbau disziplinärer und institutioneller Dokumentenserver und wie sie vernetzt sind, was mich auch zu diesem Projekt brachte.

(3) Warum gerade Sportwissenschaften?

Dort mangelt es meinen Recherchen nach an einem Portal, dass sportwissenschaftliche Open Access Dokumente bündelt (Es gibt zwar sportwissenschaftliche Portale, die aber fast ausschließlich bibliographische Daten vorhalten). Für andere Fächer wie Sozialwissenschaften (SSOAR) und Psychologie (PsyDok), etc. gibt es bereits erfolgreiche disziplinäre Dokumentenserver.

(4) Sind wissenschaftlich disziplinär ausgerichtete Portale wirklich der Weg in die Zukunft?

Ich glaube, dass disziplinär ausgerichtete Portale ein Weg sein kann und in der Wissenschaftslandschaft der heutige Weg der Wahl ist, weil Wissenschaftler lieber an einem Punkt im Internet recherchieren, als tausend verschiedene Punkte anzusteuern (und mit diesem Punkt meine ich und die Wissenschaftler/innen nicht Google ;-)) Wie das (wissenschaftliche) Netz in zehn Jahren aussieht, vermag ich dahingehend nicht vorauszusagen.

Böte OA nicht eher das Potenzial Interdisziplinarität auszuleben?


Ja, das tut es, weshalb wir versuchen werden, in unserem Portal alles
was mit Sportwissenschaft und Sport in der Wissenschaft aus jedweden
Disziplinen, von Sportlinguistik über Sportmedizin bis Sportmanagement
etc. zu bündeln. Wir arbeiten daran die Software dahingehend
anzupassen, das Portal inhaltlich aufzubauen und dann in die Welt zu
tragen.


(5) Und Abschlussfrage an alle: Ist der Erhalt bei WissensWert eine notwendige Voraussetzung für das Zustandekommen des Projekts, oder läuft das Projekt auch anders, nur halt schlechter?


Es gibt zur Zeit schon ein inoffizielles Test-System des Portals, das wir weiterentwickeln wollen. Ein Team an begeisterten ehrenamtlichen Open-Access-Untersützern arbeitet in der Freizeit daran. Das Projekt würde deutlich Schwung bekommen, wenn wir Erfolg bei WissensWert hätten. Wenn wir in diesem Wettbewerb leer ausgingen, dann würden wir das Projekt trotzdem vorantreiben, denn wir glauben fest daran, dass Open Access und der Mehrwert, den es mit sich bringt noch viel größer ist, als wir uns alle überhaupt vorstellen können. Bis dahin wird es für unser Projekt, aber auch die gesamte OA-Community kein leichter Weg.

Siehe auch: 40 Projekte wollen Geld von Wikimedia: Wissenswert-Rundumschlag

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