Wikimedia Deutschland verteilt Geld. Im Rahmen des "WissensWert"-Wettbewerb verteilt der Verein fünf mal je 5000 Euro, an Projekte, die freies Wissen fördern. Bedingung ist allerdings, dass diese Projekte nicht nur den Inhalten der Wikipedia oder einem Schwesterprojekt zu Gute kommen.
Insgesamt sind 93 Bewerbungen eingegangen, von denen 40 die formellen Voraussetzungen erfüllten. Bis zum 30. November läuft die Bewerbungsphase. In der bestimmt vor allem bestimmt eine Jury aus zwei Wikipedianern, zwei Aussenstehenden und einem Vereinsvorstand, wer das Geld erhält. Allerdings darf auch die Öffentlichkeit an sich teilhaben und abstimmen.
Das Ergebnis der Abstimmung zählt als Votum des imaginären 6. Jurymitglieds. Wer wirklich effektiv Geld verteilen möchte, ist vermutlich gut beraten, noch einen Plausch mit den anderen fünf zu halten. Andererseits staune ich ja weiterhin über die Transparenzinitiativen und aus Marketingsgesichtspunkten ist es natürlich auch nicht ganz blöd.
Die Projekte selbst sind mal sehr durchgeplant, mal eher vage. Einige sind wahnwitzig wie einst Wikipedia, bei anderen beginne ich mich zu fragen, wofür die nur die 5.000 Euro loswerden wollen. Manche sind eher luftig, andere suchen anscheinend eine Co-Finanzierung einer schon laufenden Aktionen. Insgesamt also tatsächlich eine spannende Aktion.
Zumindest die Interessanteren der Ideen wollte ich mir noch näher ansehen. Aber hier kommt erstmal der Rundumschlag. Statt nun die Projekte nach Kriterien wie wahnwitzig oder durchdacht, innovativ oder langweilig etc. zu beurteilen, eine erste grob inhaltlich sortierte Zusammenstellung:
Projekte, die zu originell sind, um sie direkt einzuordnen.
Wissenschaft als Wiki. Die Aufbereitung bereits unter offener Lizenz erstellter wissenschaftlicher Inhalte als Wiki mit den dementsprechenden Zusatzmöglichkeiten.
Berlin live Wiki. Ein offenes Lokalwiki für News aus Berlin. Erstellt prinzipiell von Allen, aber mit Hilfe von Journalisten, die regelmäßig und zuverlässig in einem offenen Büro anzutreffen sind.
Inhalte:
Den größten Batzen nehmen Projekte zur direkten Inhaltserstellung ein. Mal auf Wiki-Basis, mal mit anderer Software. Sofern man auch Wikis als Datenbank akzeptiert fast alle mehr oder weniger spezielle Datenbanken.
Extrem ambitioniert zum Beispiel eine Zusammenstellung zum Stand der Technik für Patente - daneben dürfte selbst Wikipedia ein nettes Projektchen sein. Ebenfalls ambitioniert, aber dafür voll im OpenGovernment-Trend die weltweite Fahrplandaten. In die ambitionierteren Datenbankprojekte reiht sich auch Archiv für Public-Domain Musik- und Videoaufnahmen, ein. Riesige Datenmengen könnte theoretisch auch das Zeitzeugenwiki produzieren.
Das betahaus Team Hamburg, Lissabon, Zürich und Köln und der Coworking Deutschland Bewegung möchten ein Buch schreiben.
Genau abgegrenzt hingegen ist das Projekt zur Erschließung von Drucken aus dem 16. JahrhundertDen Vorteil der Umsetzbarkeit und des übersichtlichen Maßstabs hat das Projekt dazu 500 Luftbilder für Open Street Map. Karten- und Ortsinformationen soll es auch für Rollstuhlfahrer oder für blinde Fußgänger geben.
Lehrmaterialen wollen auch mehrere Teilnehmer erstellen, mal mit Fallbeispielen für Medizinstudenten oder ganz allgemeine und frei Hochschul-Lehrmaterialien.
Für 5000 Euro kann man jede Menge Kohl essen.
Metainformationen:
Eher abstrakt setzen diejenigen an, die Informationen über freies Wissen sammeln wollen. Das Webverzeichnis freier Projekte, ein Open-Access-Portal für Sportwissenschaften oder die Datenbank für freies Wissen/freie Kultur in Berlin,
Werkzeuge:
Noch abstrakter geht es auch noch, ein paar Anträge gingen ein, um Werkzeuge zu erstellen, mit denen sich dann freies Wissen produzieren lässt.
Am ambitioniertsen ist da die Entwickling einer Open Hardware Lizenz, weit begrenzter die Software für vereinheitlichte Klimadiagramme in Wikipedia. Ein allgemeiner WYSIGWYG-MediaWiki-Editor soll wohl vor allem die Generation 15 Minus und 50 Plus ansprechen.
Eher schräg: Wikipedia goes Second Life, weniger schräg: Wikipedia goes Netzwerkdiagramm. Bei der Suchmaschine für schlechte Wikipedia-Artikel würde ich ja weiterhin vorschlagen, einfach zweimal auf "zufälliger Artikel" zu clicken.
Inhalte aufbereiten:
Eher weniger Abstrakt, wollen andere Projektideen wollen bereits vorhandene Inhalte besser vermitteln:
Freies Wissen als Podcast, oder auch von einer Maschine automatisch gesprochen Wikipedia. Man könnte dazu natürlich auch die Texte in Kwisahili nehmen, die aus dem Englischen übersetzung werden sollen.
Vage in den Bereich Lehrmaterialen greift das Lernquiz mit Wikipedia-Inhalten. Eher wörtlich nimmt das Wissensverteilung das sowie eine , das Buchmobil für freie Bücher in die Hand.
Dann sind da eine Menge Beiträge, die im Prinzip zur Werbung aufrufen:
Ein Motivationsfilm für Creative Commons, und allgemein endlich mal Werbenmaterialien für Creative Commons. Weniger allgemein ist der fremdwortreiche Antrag Werbung für CC bei argentinischer und französischer Regierung. Weniger durchgestylt, aber dafür Gewinner meines persönlichen Nettigkeits-Sympathiepreises ein Kartenspiel, um Freie Inhalte zu vermitteln,
Menschen treffen sich:
Die Vorschläge sind da ebenso für allgemeines Treffen zum Freien Wissen in Berlin, oder eine deutlich spezieller Konferenz von Altertumswissenschaftler treffen sich mit Wikipedianern.
Intellektuell überfordert bin ich damit das Konzept des angedachten Wikichats ganz zu durchsteigen, mir scheint es eine Mischung aus Chat, StudiVZ und freien Inhalten zu sein.
Kurse oder Workshops sollen stattfinden, eine freie Medienschule in München Kursezu freier Software in Österreich, ebenso wie Workshops zu freier Software.
Die Twick.it-Fördermaßnahmen:
Quasi als Querschnittsprojekt gibt es Anträge, die auf der Mini-Enzyklopädie Twick.it aufbaufen. Diese erstellt Lexikoneinträge in 140 Zeichen, und die Macher scheinen durchaus motiviert und enthusiastsich was das Antragsschreiben angeht. Natürlich für Twick.it an sich, ein Portal, um Twick.it-Schreiber und Leser zusammenzubringen, sowie die Idee für ein einTwick.it-Plugin für den Browsser,
Hallo Dirk,
AntwortenLöschendanke für den Beitrag und den guten Überblick!
Du schreibst "Bedingung ist allerdings, dass diese Projekte nicht nur der Wikipedia zu Gute kommen, sondern zum Beispiel nur Wikibooks oder Creative Commons oder halt jemand außer Wikipedia.", was missverständlich ist.
Selbstverständlich kann die Förderung auch an Projekte gegeben werden, die nur der Wikipedia und ihren Schwestern zu Gute kommen. In der Ausschreibung steht, dass "Ideen, die ausschließlich der Generierung von Inhalten in der Wikipedia oder den Schwesterprojekten dienen", nicht gefördert werden. Mit diesem Satz wollen wir deutlich machen, dass wir z.B. niemanden dafür bezahlen, dass er 1000 Wikipedia-Artikel schreibt oder ähnliches.
Schöne Grüße
Nicole
Made my day!
AntwortenLöschenDanke Nicole,
AntwortenLöschenmein Kurzzeitgedächtnis ist ein Sieb, die drei Sekunden von der Wikimedia-Seite zurm Blog waren zuviel. Satz ist geändert.
Danke :)
AntwortenLöschenDie Bedeutung der "Schlechte-Artikel-Suchmaschine" sollte man in meinen Augen nicht unterschätzen. Ich habe mir das Projekt angesehen, als es vor einigen Monaten an den Start ging. Obwohl es im Grunde nur ein einfach(er) zu bedienendes Frontend für CatScan ist, ist es doch sehr vielseitig und könnte bei der Wartung zunehmend eine wichtige Rolle spielen, weil es den unüberschaubaren Berg bebausteinter Artikel in kleinere Happen teilt.
AntwortenLöschenProjektidee: "Edit"-Button für Iberty zur Verringerung der Flüchtigkeitsfehler.
AntwortenLöschenO ja. Den Editbutton würde ich sehr begrüßen. Nicole, wann ist der nächste Wettbewerb?
AntwortenLöschenCirdan,
okay, vielleicht sollte ich näher schauen. So eine Priorisierung nach "Thema ist wichtig" oder "Probleme lassen sich auch beheben, während ich grad gleichzeitig Möhrchen anbrate" wäre nicht schlecht. Muss mal näher kucken was ich kann?
Nicole,
noch mal ernster: sind die 5000 fest? Ein paar Projekte - Commons-Flyer, Kartenspiel z.B. - scheinen mir an sich sinnvoll. Aber vermutlich ließe sich da mit 500 oder 1000 Euro schon einiges erreichen - 5x1000 wäre da möglicherweise mehr als einmal 5000.
Netter Überblick! Unter welcher Lizenz steht der Eintrag?
AntwortenLöschenDanke Daniel. Der Rundumschlags-Text steht unter CC-BY.
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