Die durchaus anstrengende Relevanzdiskussion der Wikipedia hat viele Facetten; Persönlichkeitsrechte nicht-öffentlicher Personen spielen da rein, Schutz vor Schmähkritik, Schutz der Wikipedia vor Werbespam, Informationszuverlässigkeit bei öffentlich nicht behandelten Themen etc.
Ein Argument, dass ich allerdings nie verstanden habe, ist die These, dass ein Thema oder Mensch es "nicht wert" wäre, darüber zu berichten. Und damit stehe ich nicht allein, ähnliches Unverständnis haben Zeitungsredakteure jetzt in der Wikipedia-Urheimat St. Petersburg in Florida gezeigt.
Der 48-jährige Tellerwäscher Neil Alan Smith wurde auf seinem Fahrrad von einem Auto überfahren, die St. Petersburg Times druckte eine kurze Notiz. Wie das nun in unseren Diskussions-2.0-Zeiten ist, sofort tauchten im Internet Schmähkommentare auf, dass ein 48-jähriger Tellerwäscher ja wohl kaum der Erwähnung wert wäre. Woraufhin die St. Petersburg Times einen kompletten ausführlichen Nachruf veröffentlichte:
I just can't get over some of those people reacting the way they did," he said. "This guy was a human being. He might not have meant something to somebody else, but he was like family to us. He meant something to us.
2 Kommentare:
Jeder Mensch ist relevant, aber nicht jeder Mensch ist für eine Enzyklopädie relevant.
Außerdem wird die Pflege solcher Artikel sehr schwer, wenn Personen nur aus einer einzigen Quelle bekannt sind und dann diese auch nur wenige Informationen enthalten.
Dazu kommt, dass, sobald man soetwas erlaubt, jede Menge Leute anfangen, Artikel über sich selbst zu schreiben, die dann wahrscheinlich nicht npov sind und auch leichtes Ziel für Schmähungen ihrer Mitmenschen sind, was den Administrationsaufwand weiter erhöht.
Selbst wenn nur jeder registrierte Wikipedia-User so einen Artikel über sich anlegt, haben wir 1Mio Artikel mehr. Wenn davon nur jeder hundertste von Vandalismus betroffen ist, haben wir gleich 10.000 umstrittene Artikel.
Ich kann schon verstehen, dass die Admins das nicht wollen.
Zuletzt: Ich würde nicht wollen, dass mein WP-Artikel anlässlich meines Todes verfasst wird.
Als Anleitung zur Änderung der WP-Relevanzkriterien verstehe ich das überhaupt nicht. Sicherlich ist irgendeine Form der Auswahl notwendig, um nicht in Beliebigkeit abzugleiten. Aber als harsche Kritik am Umgang mit Menschen in manchen Lösch- und anderen Diskussionen in der WP bzw. ganz allgemein im sog. WEB 2.0 verstehe ich das schon. Es konnte keine angemessenere Reaktion geben als die der St. Petersburg Times.
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