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Freitag, 15. Oktober 2010

Ein nichtkommerzielles Bezahlsystem

Kachingle hat gerade eine große Aktion am laufen: Rettet die New York Times Blogs vor der Paywall. Die Alternative aus Kachingles Sicht ist natürlich auch klar: nutzt Kachingle. Nun bin ich bei solchen Aktionen innerlich immer zwiegespalten: einerseits halte ich Social Payment-Systeme wie Kachingle für eine der besten Ideen, um Inhalte im Internet zu finanzieren, je mehr Teilnehmer sie gewinnen, desto mehr Geld im System, desto besser. Wenn die New York Times hilft, diese zu popularisieren, umso besser.

Andererseits: wenn wirklich ein großer Player wie NYT, Spon etc. an Bord geht, wird das ganze sehr schnell ein Winner-Takes-it-all-Markt werden, und der politisch anstrengende Hinterhofblogger wird nicht der Winner sein.

Da trifft es sich gut, Sean Kollak von Twick.it gerade die Idee zu einem Alternativsystem hat. Er schlägt ein "Soziales Bezahlsystem zur Förderung freien Wissens" vor. Das würde sich an bestehenden Anbietern wie Kachingle orientieren, aber von einer Stiftung etc. verwaltet und nur gute Inhalte fördern:


Weil dahinter kommerzielle Unternehmen stehen, die mit der Förderung freien Wissens nichts am Hut haben, sondern in erster Linie an ihren eigen Profit denken. Sinnvollerweise sollte das neue Bezahlsystem von einem etablierten Anbieter wie Wikimedia gestemmt werden.

Wie schon mehrfach in Iberty angesprochen, kommt es bei einem solchen Bezahlsystem auf Vertrauen in die Macher/Verwalter an. Und gerade was Geld angeht, weiß ich nicht, ob bei der Verwaltung größerer Geldmengen wirklich Non-Profits die Besseren sind. Die Geschichte sozialer/nonkommerzieller/politischer Banken ist ein noch größeres Trauerspiel als die Geschichte kommerzieller Banken. Wenn ich mir aktuell gerade die Geschichte um die Wikimedia gGmbh-Gründung ansehe, ist die auch kein überzeugendes Beispiel dafür, ausgerechnet eine Organistion wie Wikimedia mit Geldverwaltung zu betrauen.

Was allerdings eine gute Forderung an Kachingle, Flattr et al wäre: Open Source zur Vertrauenssicherung des Systems. Vielleicht findet sich eine Stiftung, die das macht, vielleicht kriegen die kommerziellen Anbieter die Kurve.

Kollak schlägt dann noch Kriterien dafür vor, wem ein solches System zur Verfügung stehen sollte:

1. Die Website, auf der die Inhalte veröffentlicht wurden, muss nicht-kommerziell sein und darf keine Werbung enthalten
2. Förderungswürdige Inhalte müssen unter einer CC-Lizenz (oder einer sonstigen freien Lizenz) veröffentlicht werden
3. Geförderte Inhalte dürfen nicht im Nachhinein kommerzialisiert werden
4. Es sollte sich um Wissen handeln und nicht um reine Meinung oder pure Unterhaltung

Ich glaube, mit diesen Anforderungen, würde es schwer, Wikimedia dazu zu bewegen, das Projekt zu stemmen. Wikipedia selbst verfehlt klar Kriterium Nummer 3 und deshalb rückwirkend vermutlich auch Kriterium Nummer 1. Ich sehe es für die Zukunft eines solchen Systems als problematisch an, wenn es eine der Hauptattraktionen direkt ausschließt.

Die Probleme von Kriterium 4 spricht Sean ja gleich selbst an; ich bin mir zum Beispiel nicht sicher, ob sein eigener Post jetzt nicht reine Meinung ist? Und wer soll das entscheiden? Fünf Minuten Arbeitszeit eines Social-Payment-Mitarbeiters für eine Entscheidung, deren Auswirkungen dann bestenfalls im Cent-Bereich liegen? Ich halte das für eine Fehlallokation.

Mein Alternativvorüchlag wäre eine radikale Vereinfachung: förderungswürdig in einer solchen Konstruktion ist, was unter einer freien Lizenz steht. Punkt. Das ist übersichtlich, verständlich, und lässt sich vermutlich auch programmieren.

Für das soziale Bezahlsystem für freie Lizenzen: ich denke das hat tatsächlich große Zukunft. Mit einfachereren Kriterien als vorgeschlagen, gerne Open Source, vielleicht von einer Stiftung, vielleicht aber kriegt ja auch Kachingle oder so den Bogen und programmiert dafür eine Möglichkeit.

2 Kommentare:

  1. Danke für dein Feedback, Frank. Habe bei Carta gerade gelesen, dass es sich bei der Rettungsaktion von Kachingle für die NYTimes-Blogs um einen Marketing-Coup handelt.

    http://carta.info/35205/boese-post-fuer-kachingle-von-der-nytimes/

    Das hinerlässt natürlich einen faden Beigeschmack.

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