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Mittwoch, 27. Oktober 2010

Bauer Beck fährt weg

Nachdem ich seit achtneun Tagen abends nichts anderes mehr vorlesen darf als dieses Buch, ist es, denke ich, Zeit für eine kleine Rezension.

"Bauer Beck fährt weg". Alles fängt damit an, dass die Magd Toni plötzlich Urlaub machen will. "Irgendwer muss die Hühner füttern" meint Bauer Beck. "Irgendwer muss aber auch eine Sandburg bauen" meint die Toni und weg ist sie auf ihrem Motorroller. Fährt Bauer Beck eben auch in Urlaub. Aber das ist gar nicht so einfach, denn da sind noch die ganzen Tiere. Nachdem radikale Lösungen erwogen ("Schlachten, alle schlachten" murmelte Bauer Beck") und verworfen wurden, packt Bauer Beck die ganze Bagage, Hund, Kuh, Kälbchen, Pferd, Ziege, Schaf, Schwein, Hühner und die beiden Streithähne auf seinen Anhänger und tuckert auf seinem hellblauen Traktor gen Meer.

Damit beginnt Bauer Becks Kampf gegen engstirnige Verbote und Bürokratie. Ohne Papiere dürfen die Tiere nicht über die Grenze, am Strand ist das Zelten verboten, auf dem Zeltplatz zwar das Zelten erlaubt, aber Hunde verboten, und auch die Hotelunterkunft gestaltet sich schwierig.

Die Sprache des Buchs nutzt sich mit ihrem Wortwitz und festen Wendungen, die das ganze Buch durchziehen ("Nichts zu machen?" fragte Bauer Beck. "Nichts zu machen."), selbst nach dem x-ten Vorlesen nicht so leicht ab. Die Dialoge kann man auch recht gut zu zweit vorlesen.

Der wirkliche Knüller sind jedoch die Zeichnungen von Daniel Napp (schon bekannt aus Dr. Brumm fährt Zug). Wie er es schafft, Hund, Kuh, Kälbchen, Pferd, Ziege, Schaf und Schwein, die sich über die Theke der Hotelrezeption lehnen, jeweils einen ganz eigenen Gesichtsausdruck zu verpassen, muss man gesehen haben. Die Campingplatzeinfahrt, graue Funktionsarchitektur mit dahinter ein paar Wohnwagen – verloren liegt auf dunkelgraugrünem Rasen ein Ball. "Der Ball ist traurig", meint das Kind beim Vorlesen dazu jedesmal. Bildkomposition und Aufbau sind durchdacht und passen perfekt zum Inhalt.

Technische Daten
Bauer Beck fährt weg von Christian Tielmann (Text) und Daniel Napp (Illustrationen)
Sauerländer, 32 Seiten
Alterempfehlung 5 - 7 Jahre (kann man durchaus runterschrauben)
Elternvotum: Kultbuch
Kindervotum: Kultbuch

So, jetzt bin ich auch nur ein Viertelstündchen zu spät zum Traktormontag, zu dem ich diesmal Bauer Becks schönen Oldtimer (einen Eicher?) einreiche. Und nächstes Mal gibt es wieder einen schönen saftigen Verriss, man kann ja nicht dauernd über den grünen Klee loben... Ich hab da noch ein paar Kandidaten auf Lager.


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