Solange mich die qualitätsjournalistischen deutschen Diskussionspartner also weiterhin hinhalten, lasse ich einfach mal einen amerikanischen Ex-Wikipedia-Autoren zu Worte kommen. Frank McCown hat Newsweek auch gelesen und unter dem Titel "Why I left Wikipedia" darüber gebloggt:
Er outet sich als eher normaler "alter" Wikipedia-Autor:
I have always been a Wikipedia fan. I first started making serious contributions in 2004 when I was beginning my PhD research and discovered that many of the new concepts I was being introduced to simply didn't exist in Wikipedia.
Neben den üblichen Problemen, Zeitaufwand, Nervereien, Mühsal etc. zitiert er auch einen Schlüsselmoment, den viele Autoren auch kennen:
I had an ah-ha moment at a conference a few years ago when someone quoted from Wikipedia's article on digital preservation, and I could have sworn I had been the sole author of the quoted piece. Wikipedia was given credit as the source, not me.
Und kommt heute, 6 Jahre später zu der Erkenntnis:
Over the past year or so, I just have lacked the motivation necessary to put time into an anonymous forum. My time is expensive, and Wikipedia is not paying. It's hard enough just to find time to edit my blog!
McCown geht damit nicht auf den sich selbst verstärkenden Effekt ein, den fliehende Autoren bei anderen Autoren auslösen, und der in einer Abwärtsspirale endet. Aber er beschreibt ganz gut, dass es neben eigener Selbsterfüllung wenig Grund gibt, bei Wikipedia zu schreiben.
Womit sich dann wieder die Frage stellt, welche Methoden gäben es, um Autoren zumindest zu halten. Wahrscheinlich wäre es für Wikipedia preiswerter, Autoren "nur" den Ruhm für ihre Artikel zu geben, als auch noch Geld zu verteilen. Aber dazu müsste es ein System geben, wie man den Beitrag eines einzelnen Wikipedianers halbwegs gerecht bestimmen kann. Vor allem müsste es innerhalb der Wikipedia den Willen geben aus der "Wir sind die Masse! Joho!"-Ideologie auszubrechen.
Noch ein anverwandter Hinweis: Auf der Vereinsmailingliste von WikiMedia Deutschland läuft derzeit auch unter etwas anderen Vorzeichen eine spannende Diskussion dazu, wer sich eigentlich wie ehrenamtlich engagiert, und wie man das öffentlich machen kann. Wobei ich grad nicht auf dem Stand bin: ist die Mailingliste öffentlich? Wäre es nur unhöflich oder ein schwerer Vertrauensbruch wenn ich die jetzt zitiere?
Artikel an Autoren zu binden, hilft zwar alte Autoren zu halten, gewinnt aber nicht unbedingt neue Autoren. Diese stoßen irgendwann an die Schranke: "Dies ist mein Artikel, hier bestimme ich."
AntwortenLöschenhttp://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2010-August/date.html
AntwortenLöschen1. McCown hatte nicht verstanden, was er tat, als er für WP schrieb. In dem Moment ist klar, daß mein Text nicht mehr mit mir persönlich in Verbindung gebracht wird, sondern mit dem Projekt, in das ich ihn zur weiteren Verwendung gebe.
AntwortenLöschen2. Der eigene Artikel als Claim führt mitunter zu merkwürdigen Begründungen für Reverts...
3. Da das Listenarchiv öffentlich zugänglich ist (auch auf Gmane), darf man Postings in die Vereinsliste verlinken.