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Dienstag, 31. August 2010

Kurzrezension. John le Carrè: The Looking Glass War

Zwei meiner Schwächen sind der englische Schriftsteller John le Carré und 0,01-Cent-Bücher bei amazon. Obwohl ich ja rational weiß, dass die mit Versand 3 Euro kosten, überfordert mich das psychologisch total und löst unheimliche Kaufimpulse aus. Wenn dann auch noch beides zusammenkommt, hab ich plötzlich LeCarres The Looking Glass War auf dem Nachttisch.

The Looking Glass War beschreibt den Versuch eines britischen Geheimdienstes, einen Agenten in die DDR einzuschleusen. Der Geheimdienst selbst hat offensichtlich bessere Zeiten im Zweiten Weltkrieg hinter sich. Er versucht mit dieser Aktion an alte Zeiten anzuknüpfen und im Gerangel der verschiedenen Spionageorganisationen im Lande einen Erfolg zu verbuchen.

Die englische Wikipedia beschreibt den Roman als John le Carré has stated that this novel is his most realistic portrayal of the intelligence world as he knew it and that may have been one reason for its relative lack of success , die deutsche in ihrem durchaus netten Artikel (danke 79.192.62.11) als ständig geht es um Arbeitsverträge, Zulagen, um Beamtenstatus und Spesenabrechnungen, um Eifersüchteleien und Kompetenzstreitereien zwischen den verschiedenen Abteilungen der Geheimdienste gepaart mit persönlichen Animositäten und sozialer Hochnäsigkeit.

Bei der Technik, die le Carré schon 1965 als veraltet darstellt, wird es für den heutigen Leser endgültig absurd. Der Roman ist fast schmerzhaft realistisch, das Feindesland unheimlich der Gegner bedrohlich und irgendwie weiß man beim Lesen nie ob man an der Farce verzweifeln soll oder nur noch lachen. Letztlich überwog bei mir aber doch leicht die Verzweiflung, allein schon weil die DDR echt unheimlich ist. Zupackende Entzauberung, ein weise investierter Cent.

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