Die FAZ hat sich in ihrem Wikipedia-Artikel nicht wirklich mit Ruhm beckleckert. Der ist im wesentlichen eine Adaption des hier schon öfters erwähnten Newsweek-Artikels und der ARD/ZDF-Onlinestudio (siehe auch bei der Schneeschmelze von vor einer Woche...). Leider ist bei der Übersetzung was schief gegangen und die FAZ hat der Newsweek Aussagen in die Schuhe geschoben, die diese nie getätigt hat. (Bildblog berichtet)
Quasi als absichtliche eigene Leistung hat sie dann noch Christian Stegbauer zitiert, der halt sagt, was er immer zur Wikipedia sagt. Vielleicht hat die FAZ seine Aussagen auch direkt aus dem Archiv genommen. Das Zitat ist so vage und universell einsetzbar, dass sich das jetzt nicht genau feststellen lässt.
Neben dem Kritiker braucht man im Qualitätsjournalismus natürlich auch noch die Betroffenen. Und die immerhin jetzt gerade aktuell angefragte Wikimedia-Pressestelle sagt natürlich, dass das alles nicht so schlimm sei. Wie sollte sie sich auch sonst dazu verhalten. Damit bleibt neben dem Übersetzungsfehler das große Jimbo-Wales-Foto aus der Druckausgabe der innovativste Beitrag der FAZ zum Thema. Nur hat sie ausgerechnet dieses Foto für die Online-Ausgabe gestrichen.
Soweit so langweilig und wenig nach vorne bringend. Wikimedia hat dann mal einen erfreulich engagierten Blogbeitrag geschrieben. Und für diesen Beitrag noch eine Statistik hervorgeholt, nach der die Zahl der Autoren seit 2008 etwa gleich bleibt. Das sagt zwar noch nichts über die Qualität aus, stimmt aber ungefähr.
Aber wir reden hier ja von langfristigen Trends. Und da sehen die aktuellen Zahlen schon weniger nett aus. Im Vergleich zum Sommer 2007 etwa ist die Zahl der Gelegenheitsautoren von 8.200 auf 6.800 gefallen, die Zahl der Neulinge gar von 1.600 auf 795. Nur die Zahl der ganz Engagierten ist in etwa gleich geblieben. Die Community mauert sich ein.
Schade, es hätte ein netter Diskussionsauftakt werden könnte, jetzt wo die FAZ sich des Themas annimmt. Wer allerdings in zehn Tagen nicht mehr eigene Leistung aufbringt, als die jetzt gerade, der sorgt vermutlich dafür, dass die Diskussion wohl schon wieder tot ist.
Derweil sitzt ein alter Mann im Keller und schimpft.
Update: Zur Frage, ob die FAZ wenigstens aktuell mit den Kritikern gesprochen hat, ein kleines Update. Der Artikel zitiert ja nicht nur Stegbauer mit einem eher generischen Zitat, sondern auch Iberty-Mitschreiberin elian. Die bestätigt, dass ihr "Statement zum Thema" tief aus dem Archiv geholt wurde, und niemand von der FAZ es für nötig befand, ein halbwegs aktuelles Statement einzuholen. I rest my case.
Und leider sagt die Anzahl der Autoren auch nichts über die Qualität derselben aus.
AntwortenLöschenMeine bösartige Privatmeinung ist ja, dass man heute vielzuviel sinnfreien Formalkram erledigen muss. Im Jahr 2010 braucht man über 100 Edits für inhaltliche Ergebnisse, die man 2007 noch mit 6 Edits erledigen konnte. Die Zahl der tatsächlich inhaltlich Beitragenden ist also von über 9000 auf etwa 1000 gesunken.
AntwortenLöschenDanke sehr an den Autor.
AntwortenLöschenGruss Elena