Donnerstag, 17. November 2022

Umzug: Iberty.de

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Mittwoch, 16. November 2022

22-11-16 RWX


Ich lese ja keine B.Z. Aber ich gehe an Menschen vorbei, die einander erzählen "Ich lese keine B.Z. Aber in einer Überschrift stand, dass es Freitag 20 Zentimeter Schnee geben soll!" 

Seltsam: nachdem ich mal einige Monate für die Technik des Axel-Springer-Verlags gearbeitet habe, denke ich beim Öffnen von Bild.de und bz-berlin.de nicht mehr "Wehe der Schundblätter!" sondern eher "Mal schauen was die Kollegen gerade so treiben." Bzw. "Kolleg:innen", denn intern wird bei Axel Springer gegendert. Rein rational bin ich weiterhin der Meinung, dass die Welt ohne diese Blätter eine bessere wäre. Aber das emotionale Feuer in diese Richtung verschwand komplett.

Im Kranbau herrscht Jahresendrallye. Gestern verschwand der gefallene Kran von Südkreuz, bereits heute wurde in Gänze sein Nachfolger aufgebaut. Dabei konnten wir sehen, wie sich der Kranfall wohl ereignet hatte.




Die Situation ähnlich wie auf dem Foto. Der Ausleger hängt nahe der Kranbasis an zwei Seilen. Diese ziehen ihn empor. Die Hebelkräfte müssen gewaltig sein. Und Rumms, da lag er. Der Zeitdruck allerdings muss auch gewaltig sein. Innerhalb einer Woche einen defekten Kran demontieren, einen neuen Kran auftreiben und aufbauen, erscheint mir im Jahre 2022 auf deutschen Baustellen nicht alltäglich.

Frittierte Pute lässt mir keine Ruhe. Ich entdeckte, dass die erste überlieferte Erwähnung der frittierten Pute aus der The Times-Picayune (der Tageszeitung in New Orleans) stammte. Autorin des 1984 erschienenen Artikels war Dale Curry. Ich dachte, den Namen kenne ich, und schaute im Bücherregal. Siehe da:





Heute überlegte ich drei Minuten lang, ob amerikanische Bettwäsche ein Weihnachtsgeschenk wert wäre. Bis ich ernsthafter über amerikanische und deutsche Bettmaße nachdachte. Ich verwarf den Gedanken so gründlich wie er schnell gekommen war. 

Kollateralleiden: seitdem die Heizung wieder funktioniert, wir wieder 18 Grad in der Küche haben, ist mir zu warm für die Zopfmusterstrickjacke. Dabei hatten wir uns so gut angefreundet. Naja, morgen sitze ich alleine im mobilen Arbeiten. Morgen kann ich die Temperatur auf 12 Grad herunterregeln und mich in die Strickjacke kuscheln.

Dienstag, 15. November 2022

22-11-15 Überprüfen Ihres Lobverlaufs

Sport soll Menschen mit Menschen verbinden, verbindet aber auch Menschen mit Geographie. 

Heutiges Mittagessen mit Kollegen: Ich: Ich kenne die meisten Berliner Außenbezirke daher, dass ich dort einmal Schwimmen war. Kollege: Ich kenne die ganzen Außenbezirke nur, weil ich in meiner Jugend Basketball spielte und dort Auswärtsspiele hatte. 

Ich sehe die Abschlussarbeit vor mir "Das Auswärtsspiel als Einflussfaktor der Stadterkundung (+3 bis 5 Adjektive, die gerade aktuelle Forschungsansätze würdigen)". Ich sehe vor mir einen netten Geographen der mit lauter Jugendmannschaften durch verschiedenste Turnhallen pendelt, die Jugendlichen fragt, was sie von der Gegend mitbekommen.

Der Südkreuz-Kran wurde heute in kleinen Teilen abtransportiert. Soweit es sich rekonstruieren ließ, ergab sich der Kranfall beim Aufbau des Krans; vermutlich als der Ausleger nach oben gezogen werden sollte, um am Hauptkran befestigt zu werden. Der Aufbau fand überhastet statt. Der Abbau wird um so sorgfältiger durchgeführt. Es gibt tagelanges Fensterfernsehprogramm. 

Dieses Jahr ist mir nach Thanksgiving. Ich durchforste bereits Rezepte für Cranberry-Jelly, Grits and Gravy und überlege, ob eine komplette Pute wohl auf einen Grill passt.

Zur Inspiration las ich Turkey in a T-Shirt, and Other Thanksgiving Gimmicks We’ve Tried. Es behandelt das Truthahn-T-Shirt (popularisiert durch Martha Stewart, Käsetuch oder weißes T-Shirt in Butter oder Wein einlegen und beim Backen um den Truthahn wickeln), die Turkey-Talk-Line - eine Telefonnummer, die verzweifelten Köchen sofort Rat gibt, einen Social-Media-Trend von 2018 als frisch ausgezogene Erwachsene ihre Eltern fragten wie lange der Truthahn in die Mikrowelle muss. Und so on. 

Erstaunlich, dass die beiden Gimmicks, die mich reizen, für die mir aber seit Jahren die Verwegenheit fehlt, beide aus dem Cajun-Louisiana-Einfluss stammen. Frittierte Pute (also in Gänze in einen ausreichend großen Topf mit siedendem Öl getaucht, feuerfeste Umgebung empfehlenswert) und Turducken, also TURkey-DUCK-chickEN; ein Huhn in einer Ente in einer Pute.

Heute kochte Madame. 

Frittierte Pute. Bild: Thanksgiving Turkey 2017 von: Christina Telep Lizenz:  Creative Commons Attribution 3.0 Unported 

Tröt, also das Netzwerk Mastodon, nennt das veröffentlichen eines Statements nicht mehr "Tröt", sondern "Veröffentlichen." Ich will nicht sagen, dass das nun Mainstream-Langeweile bedeutet, sofort werbende Unternehmen das Netzwerk überfluten werden, werbende Seelenverkäufer nach Anhängern suchen, und ich-Brand-Bildende nach einer Identität suchen werden. Aber es ist ein Schritt dorthin. Und damit ein Schritt von mir zum schon-wieder-Verlassen des Netzwerks.

Microsoft-Prosa ist die schönste Prosa. Im englischen Original heißt der Satz "Review your praise history."

Montag, 14. November 2022

22-11-14 Kran-Kran (und andere Kräne)

Für den gefallenen Kran vom Südkreuz traf Rettung ein. Ein weiterer Kran, der sich heute den Tag über daran machte, den ersten Kran zu retten. Ein Kran-Kran oder vielleicht auch ein Meta-Kran. Aber bisher ohne großen Erfolg. Der niedergefallene Ausleger wurde zersägt und abtransportiert. Trotz vielerlei Kranereien steht der schiefe Restkran noch genauso schief auf der Baustelle wie letzte Woche auch schon. 

Auf unserem Wohnungshinterhof tauchte ein anderer Kran auf und transportierte Dachbalken auf das Dach gegenüber. Sollte die Baustelle dort ihr aktuelles halsbrecherisches Tempo doch noch vor dem Winter fortsetzen?

Überraschend aber nicht unwillkommen standen heute Morgen Heizungsmonteur und Azubi vor unserer Wohnungstür. Sie trennten den maroden Küchenheizkörper vom Netz. Gastherme und Restheizkörper laufen wieder. Ich sitze hier im T-Shirt bei 19 Grad und denke "boah, ist das heiß". Leider haben wir nun einen tonnenschweren funktionslosen Küchenheizkörper. Der Gesichtsausdruck des Monteurs als wir bestätigten "4. Stock. Altbau. Kein Fahrstuhl", sprach ein deutliches "Hat wer einen Kran?"

Nachzutragen vom Wochenende. Kristof Schreuf ist gestorben. 

Als Mensch-der-in-den-Neunziger-über-Indie-Musik-schrieb, hatte ich zahlreiche Berührungspunkte mit der Hamburger Schule. Es war kompliziert. 

"Kolossale Jugend", Schreufs erste Band und quasi die Mutter aller Hamburger-Schule-Band war mir immer zu weit weg: zeitlich, stilistisch, lebensweltlich. Tocotronic, Blumfeld et al fühlten sich an wie David Garrett, Kolossale Jugend wie Mauricio Kagel. Kolossale Jugend: Immer bewundert, selten gehört.

Dann aber veröffentliche Schreuf doch noch einen Einsame-Insel-Song für mich. "Laufe blau" erschien von der Nachfolgeband "Brüllen." Wie Brüllen durch das ganze Geschepper einen wunderbar leichten Popsong webten, ist große Kunst. Der Satz "Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarettenfabrik" habe ich damals gern und oft zitiert.  

Wem Schreuf nichts sagt, dem empfehle ich den taz-Nachruf: Der Text war seine Party.



Sonntag, 13. November 2022

22-11-13 Die Nebelgrillen zirpen nicht

Nachzutragen habe ich, dass Madame gestern bei Edeka Knollenselleriegate provozierte. Es konnte nur mit Hilfe zweier Verkäuferinnen (davon eine in Zivil) sowie der Person mit dem Stornoschlüssel und dem Preisschild geklärt werden. Es ergab einen Sieg für Madame auf ganzer Linie.

Das Nebelgrillen fiel aus. Zwar schob sich der Nebel gestern Abend vor den Sonnenuntergang, hing Nachts zwischen den Bäumen als würde er in einem Edgar-Wallace-Film mitspielen, aber heute Morgen: Nichts. Nebel weg.

Der graue Tag steigerte sich nun strahlenden Sonnenschein, so dass das Gulasch im Rahmen eines Dutch-Oven-Sonnengrillens zubereitet wurde.

Es gibt immerhin Hoffnung für die Wohnungstemperatur, in der die Heizung weiterhin nicht funktioniert. Wir werden heute Abend dementsprechend spät nach Berlin zurückkehren. Denn im Brandenburger Bungalow steht der holzbetriebene Eichhörnchenofen.

Beim Morgenspaziergang liefen wir an einem Feld mit Herbstraps (=Senf) vorbei, ebenso wie an Hochbeinschafen (=Kraniche, die sehen aus der Entfernung im Stand so aus wie hochgelegte Schafe), wie auch an Flachkranichen (=Schafe). 

Ich verfluchte das Autorenkollektiv meines Java-Skriptes das auch nach dreimaligem Kontrolllesen einfach verworren schreibt - was nicht hilft, wenn man gerade dabei ist, abstrakte Begriffe zu erklären. Womit die Wirtschaftswissenschaftler sich im Skript-Schreiben als sehr viel kompetenter denn die Informatiker erweisen.

Im Podcast lief nebenbei (also beim Kochen, Essen und so): „Alles gesagt“ mit Virologin Melanie Brinkmann.

Beim Lesen deja vu: Ich bin bei „Putins People“ an der Stelle an der Putin gerade 1999 Ministrpräsident geworden ist. Das Regime ist korrupt, das Land ging gerade durch mehrere Wirtschaftskrisen, der Tschetschenienkrieg läuft desaströs. Putin hat das Image eines grauen Appoaratschiks mit kaum messbaren Beliebtheitswerten. Die politische Karriere scheint beendet bevor die richtig begann.  Da explodieren einige Wohnhäuser in Moskau, es folgen wochenlange Luftangriffe, die die Großstadt Grosny zerstören. Putin ist ein Held.

Das liest sich so sehr nach genau denselben Drehbuch wie Luft-und Drohnenangriffe auf Kiew vor ein paar Wochen. Es ist unheimlich. Nur dass die Ukraine im Gegensatz zu tschetschenischen Separatisten über eine funktionierende Luftabwehr verfügt.

Und jetzt Google ich nach vernünftigen Erklärungen zu Java-Klassen und deren Deklaration.

Samstag, 12. November 2022

22-11-12 Viva Las Vegas

„Nebelgrillen? Ist das wie mit den Nebelkrähen? Kommen die auch nur östlich der Elbe vor?“ Am Wochenende scherzt Madame. Dabei hatte ich nur vollkommen sachlich erklärt, dass wir nur Sachen für das Grillen im Nebel in den Garten mitgenommen hatten (Gulasch für den Dutch Oven) und ich deshalb jetzt unmöglich in der Sonne grillen könnte.

Nach dem gestrigen Doppelfeature mit Neu-Berliner F und immer-noch-Münchner R aus Trattoria a muntagnole und Brombeerwein im Leydicke ließen wir es ruhig angehen und fuhren in den Garten. Gestriges Trattoria-Highlight war die Caponata. Einen netten Touch Italianità brachte die Organisationsgruppe des italienischen Filmfestivals am Nachbartisch.

Die Kraniche fliegen wieder zu Hunderten über den Bungalow. Die Violina-Rose blüht prächtig und die Mischung aus Sonnenuntergang und aufziehendem Nebel schlug jede Postkarte.

Danach Postkartenidylle mit brennendem Ofen, Sessel,Buch („Putins People“), Zeitung (FAS) und Podcast („Bis alles gesagt ist“ mit Marina Weisband).

Während ich diese Zeilen schreibe wird die US-Wahl durch die Briefwahlstimmen aus Las Vegas entschieden. Das finde ich poetisch schön.


Freitag, 11. November 2022

22-11-11 public static void()

Prinz Elon Musk küsste den verwunschenen blauen Vogel und verwandelte sich in Liz Truss. Die Explosion eines Unternehmens, das vor drei Wochen noch 44 Millarden Dollar wert gewesen sein soll, ist selbst für das Jahr 2022 spektakulär.

Wer Autounfälle faszinierend findet, für den ist hier der nicht-Paywall-Link zum New-York-Times-Artikel Two Weeks of Chaos: Inside Elon Musk’s Takeover of Twitter. Es fehlt allerdings der aktuelle Lieblingssatz der Zeitung: "Twitter, das gerade einen Großteil seiner Unternehmenskommunikation aufgelöst hat, hat auf unsere Anfragen nicht reagiert." Dafür steht die Anekdote im Artikel wie die Buchhaltung überprüfen musste, ob die Angestellten echte Menschen und keine Bots sind. 



Mir gefällt "die Twitter-Alternative", dieses Tröt, zur Zeit sehr gut. Aber ich glaube, die Nicht-Nerds werden kommen und es auf die Dauer nach ihren Vorstellungen umbauen. Es wird nur eine temporäre Bekanntschaft zwischen mir und Tröt werden. 

Finanzimperien fallen links und rechts  wie Kräne am Südkreuz. 

Der Restkran am Südkreuz steht noch. Wir fragen, uns schon, ob die Bauarbeiter noch arbeiten. Schon zwei Tage ohne Erdbeben. 

Hier im Haus arbeiten die Bauarbeiter noch. Im Treppenhaus tauchte eine Schubkarre auf. Das Hinterhaus hat die Zahl der Flutlichter auf dem Dach erhöht.

Weiterhin allerdings kein Heizungsbauer in Sicht. Gut, dass wir warm eingepackt sind. Nach der Strickjacke haben ich und der betriebsärztliche Augenservice im Rahmen der Untersuchung Bildschirmarbeitsplatz beschlossen, mein Accessoire-Game zu uppen - ich bedarf einer Lesebrille; die sich natürlich ungemein gut mit der Zopfmusterstrickjacke ergänzen wird.

Noch unbelesebrillt hangelte ich mich durch die Fernuni-Einsendeaufgaben "Java für Anfänger", die zu Montag abgabepflichtig sind. Ich habe an der Fernuni noch keine Aufgaben mit derart miserable Ausbeute abgegeben. Aber zum Glück reicht hier 1 von 100 Punkten. Das ist mehr eine "denkt noch an den Kurs"-Kontrolle als eine Wissenskontrolle.

Gestern ein ebenso erfreuliches wie überraschendes Telefonat mit der Vergangenheit über Pentabyte. 

Heute wird kommen: Trattoria a muntagnola. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ein Menu Muntagnola bestellt werden.