Dienstag, 20. Juni 2017

Schwimmbad Berlin-Friedrichsfelde. Zu Besuch in der Schwimmhalle Sewanstraße

Ein Lieblingsbadkandidat. Auf jeden Fall über Monate hinweg konsistent das freundlichste Schwimmbad in ganz Berlin.

Nanü. Eine recht neu gebaute Ostberliner Schwimmhalle und der Weg führt gar nicht durch Neubaublöcke und breite Straßen, sondern eher durch alte Alleen, an alten Industriegebäuden, kleinen Mehrfamilienhäusern und größeren Villen vorbei. Nebenan liegt der Tierpark.

Die Schwimmhalle liegt an der Grenze zwischen Friedrichsfelde und Karlshorst, wo sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine Berliner Villengegend befand.



Die Schwimmhalle kriegt gerade noch die Kurve – sie liegt natürlich doch am Rande eines  Neubaugebietes, das sich dann Richtung Tierpark erstreckt. Tatsächlich sind es keine zehn Minuten Fußweg bis zu dem Zoo. Für interessierte gibt es hier noch einen Pfad zu den Plattenbauten mit durchaus informativen Infotafeln zum Ostberliner Neubaugebiet an sich und den einzelnen Plattenbautypen.


Die Halle liegt inmitten einer Art Park, der 2012 neu gestaltet und dabei sehr ansprechend geworden ist; nach allen Seiten hin von Neubaublöcken umschlossen. Die Gegend wirkt wie der Berliner Hinterhof in sehr viel größer und grüner. Schon fast heimelig, wozu auch die überraschend vielen Menschen, die so unterwegs waren, beitrugen. Tatsächlich wirkte die Gegend schon ausgesprochen nett und wohnlich bevor ich auch nur die Halle betrat.

Park drumherum. Mit einem niedlichen kleinen Bildungsweg über Vögel.


Die Schwimmhalle selbst entstand 1979 zusammen mit den Wohnhäusern, stand in den 2000ern kurz vor der Schließung, wurde mehrfach saniert, zuletzt 2011 (Maßnahmen zur Fassadenerneuerung, Erneuerung der keramischen Auskleidung des Beckens, Erneuerung des Beckenumgangs, Erneuerung der Badewasseraufbereitung usw.) und enspricht dem typischen 70er-Jahre-Bau der Volksschwimmhalle C.

Gebäude


Viel Grün und der Tierpark ist nebenan. Grundlage: Open Street Map © OpenStreetMap contributors, made available under the terms of the Open Database License (ODbL).



Volksschwimmhalle Typ C: ein relativ kompakter Bau mit charakteristischem Dach in Wellenform. Die Schwimmhalle hat eine große Fensterfront, daneben die Umkleidekabinen.
Vorne eine recht geräumige Lobby mit zahlreichen Bänken.

Typ C, ganz ohne Frage. Hier allerdings mit Schlauchbootdeko. Grundlage: Open Street Map © OpenStreetMap contributors, made available under the terms of the Open Database License (ODbL).


Der Schuhausziehbereich ist hier vor der Schranke, wovon zahlreiche ausgezogene Paar Schuhe zeugen, die in der Lobby stehen. In der Sewanstraße traut man seinen Nachbarn.

Die Frau an der Kasse war extrem nett, fragte – bei mir als offensichtlich ortsfremden – noch einmal nach, ob ich auch einen Euro für die Kasse habe.  Beim zweiten mal dann trieb sie mich zur Eile an, damit ich noch vor 15.00 Uhr bezahle und damit in den Genuß des billigeren Tarifes komme. Mitarbeiter überall, die mitdenken und ihre Kunden mögen. Ein Traum.


Umkleiden/Duschen


Das Ostberlin-Modell mit Sammelumkleiden für Schulen/Vereine und je zwei großen Sammelumkleiden für Männer und Frauen. Der ganze Trakt ist eher großzügig.  Eher ungewöhnlich ist die ausgiebige Verwendung von Glasbausteinen, die noch zusätzlich für Licht und etwas Weite sorgen.

Rückseite. Links Gang zum Kabinentrakt, hinter den Autos das Nichtschwimmerbecken.


Die Schränke sind ausnahmsweise mal nicht dunkelblau, sondern eher in einem hellen beige gehalten. Es gibt eine Einzelkabine  - in diversen bauähnlichen Schwimmbädern ist die als Behindertenkabine gekennzeichnet – hier nicht.

Ungewöhnlich: die Wand zum Gang hin der Einzelkabine ist auch in Glasbausteinen ausgeführt. Normalerweise sollte an der Stelle niemand durch den Gang laufen und die Steine Details auch verschwimmen lassen. Trotzdem eigentümlich.

Die Duschen sind im selben hellbeige wie die Schränke, mit einem hellblauen Streifen (Männer) beziehungsweise einem rosa Streifen (Frauen). Das obligatorische Schild weist nur auf das Duschen hin, ohne weiter in Details zu gehen. Die Duschen selbst sind eher noch ein älteres Modell aus dem angenehmerweise viel heißes Wasser kommt, das unangenehmerweise aber nur einige Sekunden läuft, bis man wieder drücken muss. Beim zweiten Besuch stellte sich dann heraus, dass auch die Wassertemperatur von Dusche zu Dusche stark variiert und ein direkter Zusammenhang mit der Temperatureinstellung per Drehknopf nicht herzustellen ist.

Schwimmhalle


Volksschwimmhalle Typ C. Ein 25 Meter Becken (5 Bahnen, 2,30 Meter tief!), in seiner Verlängerung ein Nichtschwimmerbecken. Die Fensterfront öffnet einen sehr netten Blick in den Park. Ich würde behaupten, der beste Ausblick aus einer Berliner Schwimmhalle überhaupt.

Das Dach ist lateral abgehängt. Wasser weder besonders war noch besonders kalt, ich würde es in der 28/29-Grad-Range vermuten. Zwei Bahnen waren abgetrennt, angesichts der Völle des Beckens war das auch notwendig.


Vorderseite. Blick vom Becken aus in den Park und auf die Leute, die vorbeilaufen.



Auffallend noch die Deko: an beiden Längswänden hängen je ein Schlauchboot, ein Surfbrett und andere Wassersportutensilien. Nicht überladen, aber durchaus Lust auf Strand, Urlaub und Meer machend. Da lieben Menschen ihr Bad und kümmern sich darum. So soll das sein

Publikum


Ein Dienstag in den Weihnachtferien. Das Publikum war bunt gemischt, leichte Überlegenheit der Altersgruppe Ü60, aber auch Familien, Kinder und Mittelalter waren vorhanden. Keine wirklich sportlichen Schwimmer unterwegs, aber es waren schon fast alle zum Schwimmen da.

Insgesamt eine sehr lockere, entspannte und rücksichtsvolle Atmosphäre – da kommt man gerne wieder.

Wochentags tagsüber dann weniger Besuch, überraschend viele ambitionierte Schwimmer. Selbst die typischen alten Damen haben mich in Grund und Boden geschwommen. Auffalend die Fürsorge der Bademeister um einzelne Schwimmer. Ein Plausch hier, eine Nachfrage bei schwierieren Schwimmern ob alles okay ist, dort, eine Erklärung zu den Spielgeräten. Ich war nachhaltig beeindruckt.

Gastronomie


Ein Süßigkeitenautomat (defekt) und ein Kaffeeautomat, der leider keinen Espresso aber dafür jede Menge Kaffeepops (Choco, Chococcina, Latte Macchiate mit Choco, Latte Macchiatto mit Zucker) hatte. Ich habe mir dann einen schwarzen Kaffee geholt, mir am dünnen Kaffeeautomatenplastikbecher fast die Finger verbrannt –dafür hat mir ein älterer Herr gleich die Tür aufgehalten als ich versuchte den Kaffee in den Park zu bugsieren. Spricht weiterhin für die Stimmung dort.

Seltsamerweise habe ich den Kaffeeautomat dann einige Wochen nicht mehr wieder gefunden. Was schade ist. Der Park nebenan bietet sich sehr an, dort noch ein wenig auf der Bank zu sitzen, den Vögeln zuzuhören und Kaffee zu schlürfen.

Der Kaffee selbst war recht ordentlich, hatte aber recht auffallenderweise einen Beigeschmack von Schoko. 

Sonstiges


Schön, wenn sich Eindrücke bestätigen. Das Schwimmblog erwähnte im April 2016 explizit wie supernett alle Mitarbeiter in der Schwimmhalle sind. Meine Notizen aus dem Januar gaben mehrfach wieder, wie nett dort alle sind. Ich war jetzt im März noch einmal da und mir fiel als erstes auf, wie extrem nett dort alle Menschen sind. 



Auch in der Nähe und sehenswert: der Plattenbaurundgang durch Friedrichsfelde.

Fazit


Die Volksschwimmhalle Typ C mag ich eh – das sind fast immer sehr nette Bäder. Ein Traumausblick, ein ausgesprochen sympathisches Publikum, schöne Deko, freundliches Personal. Leider zeigt sich auch hier der teilweise etwas altertümliche Zustand (Duschen!) Wäre Friedrichsfelde nicht so ewig weit weg, würde ich erwägen, dort einzuziehen  Diese Schwimmhalle ist einfach grundauf sympathisch.


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Auch das Schwimmblog war in der Schwimmhalle und schreibt hier: Schwimmhalle Sewanstraße

Alle Iberty-Schwimmbadbeschreibungen sind hier: Schwimmbäder nah und fern: Rückblick und Ausblick 

Noch ein bloggender Besucher: Max Fun war 2010 beim Frühschwimmen und hat ein paar Fotos gemacht.

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